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Mittwoch, 31. Dezember 2008

Zum Neuen Jahr: Glück ist die Erkenntnis, dass Gott im Herzen wohnt ...

Nach altem Brauch wünscht man sich zum neuen Jahr viel Glück, obwohl wir wissen, dass es im Grunde genommen weder Glück noch Unglück gibt. Was also verstehen wir unter Glück? Macht uns die Befriedi­gung unserer materiellen Wünsche und Sehnsüchte glücklich? Wenn uns jeder materielle Wunsch, ja auch jeder Wunsch nach geistigen Dingen erfüllt würde, brächte uns das ein glückliches Jahr? Wir glauben es nicht, und ihr glaubt es wahrschein­lich auch nicht. Glück ist nicht einfach Vergnügen, denn das Glück kommt manchmal auch inmitten gro­ßen Leides. Glück, meine Freunde, ist die Erkenntnis, dass Gott im Herzen wohnt. Glück ist das Resultat von Lobpreisung, von Danksagung, von Glauben und An­nehmenkönnen, von tief innerem Bewusstsein göttli­cher Liebe. Das alles bringt der Seele vollkommenes und unbeschreibliches Glück. Gott ist Glück! Und so, meine Freunde, kommt es, dass wir euch we­der viel Glück noch Reichtum noch gute Gesundheit wünschen. Dafür wünschen wir euch allergrößtes Glücksempfinden in der Einheit eures Geistes mit dem Großen Weißen Licht, mit Christus und allen seinen Engeln. Wir wünschen euch „himmlisches Glücksemp­finden", denn kein irdisches Geschick kann euch die­ses wegnehmen. Weder Geburt noch Tod noch Sorgen irgendwelcher Art können euch das Glück des EINS­WERDENS mit VATER-GOTT rauben. So möget ihr denn im neuen Jahr dieses Glück fin­den und ein kleines Samenkorn säen oder auch ein klei­nes Licht leuchten lassen auf dem Lebensweg eines an­deren und so das Glück mit einem Bruder, einer Schwester teilen.
aus White Eagle, Geistige Jahreszeiten, Aquamarin-Verlag, Grafing 1997

Sonntag, 28. Dezember 2008

Wer bin ich? Wen sehen die Anderen in mich hinein? Wie lebe ich? - Die Antwort Albert Schweitzers.


In der Zeit zwischen den Jahren macht es besonderen Sinn zurückzuschauen und zu fragen, ob die Vergangenheit einen Rat für die Zukunft enthält, ob wir uns selbst in den vergangenen Monaten näher gekommen sind und inwiefern uns unsere Umgebung und die Menschen um uns eine Antwort geben auf die Fragen:
Wer bin ich?
Was spiegeln mir andere über mich?
Inwieweit finde ich zu meinem unverwechselbaren und wertvollen Selbst?


In einem Post kann man nicht annähernd eine Person umreißen, aber kleine Vermächtnisse weitergeben.

Eine der großen Jahrtausendgestalten des vergangenen zweiten nachchristlichen ist Albert Schweitzer, der als einer der führenden Bachorganisten seiner Zeit, Doktor der Philosophie, bekannter Theologe, Buchautor sowie Leben-Jesu-Forscher und ausgebildeter Arzt sich nicht zu schade war, in einen unbekannten Ort Afrikas, nach Lambarene zu gehen und dort Tieren und Menschen gleichermaßen das Leben zu retten.

Manchen Schüler mag trösten, was er selbst über sich schrieb:

"Mein Vater wurde zum Direktor geladen, der ihm sogar andeutete,
dass es viel­leicht am besten wäre,
wenn er mich vom Gymnasium nähme."


Und er erinnert sich noch über den Kommentar des Direktors unter seinen Abituraufsatz:
„Ich habe mehr von Ihnen erwartet.“

Doch ist sein Rat für Menschen, gerade auch für Jugendliche, in unserer Zeit, in der die Gefahr der Ablenkung so riesengroß ist, so wichtig:

Suche, ob sich nicht eine Anlage für dein Menschentum findet.
Lass dich nicht abschrecken, wenn du warten oder experimentieren musst.
Auch auf Enttäuschungen sei gefasst.
Aber lass dir ein Nebenamt, in dem du dich als Mensch an Menschen ausgibst, nicht entgehen.
Es ist dir eines bestimmt, wenn du es nur willst
.

Dabei kommt es Albert Schweitzer nicht darauf an, was andere von der Qualität der Arbeit halten, sondern für ihn gilt:

Sein Menschenleben neben dem Berufsleben rettet sich,
wer auf die Gelegenheit aus ist, in persönlichem Tun,
so unscheinbar es sei,
für Menschen, die eines Menschen bedürfen, Mensch zu sein [...]
Dass jeder in der Lage, in der er sich befindet,
darum ringt, wahres Menschentum am Menschen zu betätigen:
davon hängt die Zukunft der Menschheit ab.


Dabei glaubt er, dass jedem Menschen eine Kraft innewohnt, die ihn befähigt, ein großer Strom auf der Landkarte des Lebens zu sein.


Der Mensch als freier Geist ist nicht dazu bestimmt,
bloß Nebenfluss zu sein.
Jeder sollte seine eigene Bahn zum Ozean verfolgen,
mancher breiter und tiefer,
mancher vielleicht kürzer und flacher,
aber jeder frei und sich selbst treu.


Und dabei ist es nicht notwendig, dass ein Strom den anderen hindere. Der Globus des Lebens hat Raum für alle Ströme. Wir verwirklichen das, indem wir Ehrfurcht auch vor dem Leben des Anderen, des Nächsten haben:


Sich kennen will nicht heißen, alles voneinander wissen,
sondern Liebe und Vertrauen zueinander haben
und einer an den anderen glauben {...}
Es gibt nicht nur eine leibliche, sondern auch eine geistige Schamhaftigkeit,
die wir zu achten haben.


Uns gelingt es, wenn wir beherzigen, dass


"Die Reife, zu der wir uns zu entwickeln haben, (..)
die (ist), dass wir an uns arbei­ten müssen,
immer schlichter,
immer wahrhaftiger,
immer lauterer,
immer fried­fertiger,
immer sanftmütiger,
immer gütiger,
immer mitleidiger
zu werden.
"

Wenn wir das berücksichtigen, ja beherzigen, dann geschieht etwas, was Albert Schweitzer mit einem großen Wort so ausdrückt und was mich jedes Mal, wenn ich es lese, zutiefst berührt und auch mit großer Hoffnung füllt:

Finden sich Menschen,
die sich gegen den Geist der Gedankenlosigkeit auflehnen
und als Persönlichkeit lauter und tief genug sind,
dass die Ideale ethischen Fortschritts als Kraft von ihnen ausgehen können,
so hebt ein Wirken des Geistes an,
das vermögend ist,
eine neue Gesinnung in der Menschheit hervorzubringen.

* Das Bild ist entnommen dem Cover des leider nur noch antiquarisch erhältlichen, ehemals im Arena-Verlag erschienenen Buches von K.R. Seufert: "Das Zeichen von Lambarene. Albert Schweitzer gründet das Urwaldhospital." Würzburg 1992.
Umschlagillustration: Marlis Scharff-Kniemeyer
** Die Zitate sind weitgehend entnommen den Büchern von Albert Schweitzer "Aus meiner Kindheit und Jugendzeit" sowie "Aus meinem Leben und Denken".

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Gloria in excelsis deo ... Ehre sei Gott in der Höhe - wofür eigentlich?

Wenn der Pfarrer wieder so schön gepredigt, der Kirchenchor so schön gesungen, der Posaunenchor so kraftvoll geblasen, die Orgel so zart prä- und postludiert hat und die Kinder wieder so rührend das Krippenspiel vorgeführt haben, ist er ganz beiseite gerückt, dessentwegen all das geschehen sollte: der gute Gott ... mit seinem Kind.
Eigentlich geschieht alles doch ihm zu Ehren, alles geschieht, um ehrerbietend an ihn weitergereicht zu werden, mehr noch: An Weihnachten liegt in seiner Krippe inmitten der Kirche das Kind und alles Geschehen weist auf seinen Geburtstag - in dieser Heiligen Nacht.
Menschen neigen dazu, dem Papst, dem Pfarrer, dem Kirchen- oder Posaunenchor oder den Kindern die Ehre zu geben, Beifall zu spenden ... wer hat denn schließlich so schön gesprochen, so schön gespielt?

Hat man den Kindern ihr inneres Wissen gelassen, dass sie Geburtstag feiern mit dem Kind in der Krippe?
Oder ist dieses innere Wissen mit allen möglichen Geschenken zugedeckt?
Spricht der Pfarrer ganz im Bewusstsein dieses Kindes?
Hören die Kirchenbesucher mit kindlichen Ohren?
Oder bleiben die Augen stumpf ...

Den Hirten war die Bedeutung von Weihnachten bewusst: Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Keine Frage: eine Heilige Nacht.
Sie inszenierten sich nicht selbst.
Ihnen war das Vermächtnis des Augenblicks gewärtig: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein gutes Urteilsvermögen.

Ja, Luther übersetzte Wohlgefallen, aber Eudokia im Griechischen heißt auch gutes Urteilsvermögen ... und das fehlt leider den Menschen in der Folge.
Denn vor lauter Wohlgefallen vergessen sie in den folgenden Jahrtausenden die Wahrheit um Weihnachten:
Die Liebe kommt auf die Erde in Gestalt dieses Kindes und das, obwohl Gott weiß, dass das Neugeborene gleich den Herodeskräften ausgesetzt sein wird und auf die Flucht gehen muss, dass sein Sohn, die Liebe, ständigen Angriffen begegnet, die Menschen sie mehrheitlich töten wollen und werden und sich auf Golgatha dem irren Vergnügen hingeben, dies erfolgreich getan zu haben.
Gut, dass die Liebe sich nicht an die Spielregeln der Lieblosen hält und nicht wirklich stirbt.
Immer aber wieder wird die Liebe gekreuzigt, auch und gerade an Weihnachten, immer dann, wenn in Kirchen sich Menschen selbst inszenieren, wenn sie dem goldenen Kalb des Konsums die Ehre geben und der Weihnachtsbraten wichtiger ist als die Nahrung für die Seele.

WEIHNACHTEN ist die Geburt eines Bewusstseinszustandes, der Wirklichkeit eines ganz neuen Bewusstseins, das in den Menschen möglich, aber nicht von selbst wirklich ist. Für seine Wirkung muss Raum im Inneren sein. Es muss ein Stall dasein.
Unser Wort Stall kommt von germanisch stal und bedeutet Standort, Stelle.
Hat dieses wertvollste Bewusstsein der Menschheit in all den weihnachtlichen Inszenierungen den Stellen-Wert, der ihm gebührt?

Um das Jahr 1520 hat ein Mann namens Nikolaus Decius seinem Bedürfnis stattgegeben, dem ehrlichen Gloria Ausdruck zu verleihen: Aleyne God yn der Höge sy eere - so hat er damals geschrieben, und heraus kam ein Lied, das man selten als Weihnachtslied singt, das aber wirklich eines ist:

Allein Gott in der Höh' sei Ehr'
Und Dank für seine Gnade,
Darum daß nun und nimmermehr
Uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefall'n Gott an uns hat,
Nun ist groß' Fried' ohn' Unterlaß,
All' Fehd' hat nun ein Ende.

Warum also dieses Allein Gott in der Höh sein Éhr,
dieses Gloria in excelsis deo?

Wir werden es nur erfahren,
wenn wir in unsere eigene
innere Kapelle gehen und dort 
die Wirklichkeit des Kindes finden.

* Obiges Bild von Stanislaw Kmiecik ist erschienen im Mund- und Fußmalende Künstler Verlag, Stuttgart, unter BD 419. In diesem Verlag veröffentlichen Mund- und Fußmalende Künstler wunderschöne Werke, u.a. als Weihnachtspostkarten.

Freitag, 19. Dezember 2008

Kämpfer für Gerechtigkeit und Liebe: Friedrich von Spee und sein "O Heiland, reiß die Himmel auf"

In einer Zeit, in der die Welt recht tatenlos Folterlagern wie Guantánamo zusieht, in der Länder, in denen noch gefoltert wird, von Staatspräsidenten hofiert werden und die Weltengemeinschaft immer noch ewig braucht, bis sie in afrikanischen Ländern blutrünstigen Diktatoren und dem dortigen Genozid Einhalt gebietet, gilt meine Bewunderung einem Mann der Kirche, der zu seiner Zeit - er lebte von 1591 bis 1635 - mutig besonders auch für Frauen in die Bresche sprang, die damals leider nur zu oft als Hexen gefoltert und verbrannt wurden. "Gegenüber Landesherren, Richtern, Anwälten, Zeugen, Schöffen und sonstigen Personen forderte er ein klares ‚rechtsstaatliches' Verfahren. Er verteidigte die Rechte der als Hexen angeklagten Frauen, bekämpfte die Folter und wandte sich gegen die Verurteilung auf der Basis nicht verifizierbarer Zeugenaussagen." ( *) Nicht belegt, aber überliefert ist, dass er auch diese Frauen auf ihrem letzten Weg begleitet haben soll.
Die Rede ist von dem Jesuitenpater Friedrich von Spee, dem wir Weihnachtslieder wie Zu Bethlehem geboren oder O Jesulein zart verdanken.
Er selbst wurde bei einem Attentat schwer verletzt und litt unter den Verfolgungen einer dogmatischen Kirche, die - wie in Gestalt des Trierer Weihbischofs Peter Binsfeld - gnadenlos Folter und Verbrennungen von sogenannnten Hexen befürwortete und durchführte.
Damals zogen - 1618 begann der 30-jährige Krieg - abwechselnd protestantische Soldatenhorden oder vagabundierende katholische Heerscharen durch Deutschland. Und glaubte die Bevölkerung einmal aufatmen zu können, so zog die Pest über Land und raffte Leben hinweg.
Kein Wunder, dass das Leben als Jammertal angesehen wurde und die Menschen nur glaubten überleben zu können, indem sie all ihr Hoffen in eine himmlische Zukunft projizierten.
Uns fällt es vergleichsweise leicht, im Jetzt, in der Gegenwart zu leben. Aber manches Kirchenlied, das Christen singen, ist aus tiefer Not geboren. Wir können, wenn wir ein entsprechendes singen, der Menschen von damals gedenken und dankbar sein, wie gut es uns trotz aller persönlichen Nöte geht.
Eines dieser Kirchenlieder ist das Weihnachtslied O Heiland, reiß die Himmel auf, aus dem ich vier Strophen zitieren möchte, verbunden mit dem Respekt vor jenem wahrhaft christlichen Ritter, Friedrich von Spee:

* zitiert nach der Home-Page der Friedrich von Spee-Gesellschaft
** Die kleine Karte am Schluss kommt aus dem Mund- und Fußmalende Künstler Verlag, Stuttgart)

Montag, 8. Dezember 2008

Welche Bedeutung hat Weihnachten für mich?

Weihnachten ist für mich fast wie ein lebendiges Wesen. Immer mehr hat es sich von außen nach Innen verlagert und immer größer ist das Bedürfnis geworden, es mit ins ganze Jahr zu nehmen.
Weihnachten ist für mich ein Fest der Gemeinschaft.
Selbst wer allein ist, feiert es im Kreise der Hirten, der Könige, Marias und Josefs, der Tiere und mit dem Kind.
In jedes Menschen Brust ist dieses Krippenspiel existent, will wahrgenommen sein.
Und jedem bringen seine inneren Könige zu Weihnachten Geschenke.
Auch mir haben sie welche gebracht, Wesentlichkeiten, die mir mit der Zeit bewusst und im Lauf der letzten Jahre immer wichtiger geworden sind; so habe ich sie, weil sie für mich zu Geschenken geworden sind, genannt:

Myrrhe
Wenn ich am Weihnachtsabend ins Freie trete, fällt mir immer wieder aufs Neue auf, welch tiefer Frieden in der Luft zu spüren ist. Was sich auch an einem Sonntagmorgen feststellen lässt, am Weihnachtsabend ist es ganz besonders mit Händen zu greifen: Der Frieden ist da.

Frieden, das sind für mich die Strahlen der Liebe in die Herzen der Menschen, die sich dafür öffnen. Traurig ist, dass viele, die dieser Strahlen ganz besonders bedürften, sich nicht öffnen können. Doch ich glaube, in diesen Stunden rieselt wie in "Leise rieselt der Schnee" der Frieden in jedes Herz, ein wenig wenigstens, bei manchen auch ganz viel ...

Weihrauch
Weih-Nacht: Dieses Fest ist ein Fest der Nacht und Nacht steht für das Unbewusste in uns. Das bedeutet, dass in dieser ganz besonderen Nacht, in dieser geweihten, in besonderem Maße ganz besondere Ebenen angesprochen werden; deshalb können sich auch nur wenige diesem Fest wirklich entziehen. Der Verstand gibt sein Regiment ab, etwas in uns kommt zur Ruhe; eine Engelsruhe zieht in das menschliche Haus, in die Herzen der Menschen ein. Zu keinem Zeitpunkt sonst lassen Erwachsene so vorbehaltlos das Strahlen der Kinder zu. Es ist auch ein Strahlen in ihnen. Wie gerne würden viele dieses Strahlen öfters erleben ... Dabei könnte Weihnachten an manchem Tag, besser: in mancher Nacht sein.

Sie können sich auch deshalb kaum entziehen, weil ein Kind hineinwirkt, dass in der Seele jedes Menschen ist.
Jeder Mensch war Kind und weiß noch, wie es ist, Kind zu sein. In seinen inneren Kindern ist dieses Kindsein lebendig.
Das Urbild dieses Kindes ist das göttliche Kind in jedem Menschen.
In jedem Menschen.
Zu ihm zu finden bedeutet, an der eigenen Quelle zu sein. Deshalb die Aussage in der Bibel: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...

Gold
Weil dieses Urbild in allen Menschen ist, ist Weihnachten für mich in Wahrheit ein überkonfessionelles Fest.
Dieses göttliche Kind ist in jedem Menschen auf allen Kontinenten.

Und wenn wir lernen, es so ernst zu nehmen und zu verehren wie die Heiligen Drei Könige es tun;
wenn wir bereit sind, eine weite Reise zu unternehmen und dem Stern in uns zu folgen;
wenn wir bereit sind, es zu finden und da suchen, wo kein Glamour ist, kein Tand, kein Marketing und Weihnachtsgedudel, sondern wenn wir es finden in der Schlichtheit des Stalles, da also, wo nur es, sonst nichts, nur das Kind im Mittelpunkt steht;

wenn wir staunen wie die Hirten - Staunenkönnen ist Voraussetzung, die Wirklichkeit dieses Kindes wahrzunehmen -, wenn wir also staunen wie die Hirten, die einfach dastanden und sahen, was es wirklich zu sehen gab;
wenn wir so natürlich und vorurteilslos das Kind wahrnehmen wie die Tiere im Stall es tun,
dann kann Weihnachten auch in uns sein.

So ist mir dieses innere Kind immer wichtiger geworden, natürlich auch, weil ich mich so intensiv mit meinen eigenen inneren Kindern, auch den vielen verletzten, beschäftigt habe und erkannt habe, dass es für sie eines gibt, dessen Licht alle heilt: eben dieses göttliche Kind in der Krippe.

Jede Religion, die es auf der Erde gibt, hat eine bestimmte seelische Aufgabe übernommen. Mit dem Buddhismus beispielsweise erhielten die Menschen die Möglichkeit, den Sinn des Leidens zu verstehen und das Leid zu überwinden; das ist die innere Botschaft Buddhas.
Mit dem göttlich-christlichen Kind kam die Botschaft der Liebe auf die Erde; ohne sie wäre die Erde verwahrlost.

Wenn die Menschen heute Weihnachten ablehnen, dann auch deshalb, weil sie Weihnachten mit Kirche identifizieren, mit Konsum und Geschenkstress ...
Die Kirche, auch wenn man sie ablehnt, hielt die Erinnerung an Weihnachten und das Kind aufrecht; dafür gebührt ihr Dank bei aller berechtigten Kritik an vielen ihrer Praktiken.
Ich meine, wir sollten uns nicht aus irgendwelchen äußerlichen und intellektuellen Gründen des Friedens berauben, der an Weihnachten ganz besonders in uns sein will, in unserer inneren Kathedrale, Kirche, Kapelle.

Und wenn man genau hinschaut, dann genügt ein Stall.
Da lenkt nichts ab. Da gibt es nur einen Mittelpunkt.
In Liebe gebettet, in Frieden mit sich: das göttliche Kind.
Und wenn wir wollen: UNSER göttliches Kind.
Geschenk aller Geschenke.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Mene Mene Tekel U-pharsin - Gewogen und als zu leicht empfunden: Die Angst der Menschen vor dem Tod.

Am vergangenen Freitag hatte ich ein berührendes Erlebnis: Ich war einer Einladung nach Böblingen in das katholische Gemeindehaus St. Maria gefolgt, wo der in Brasilien tätige Priester und Heiler Otto Beckmann über seine Heilungen in Brasilien berichtete. Selten habe ich einen Mann mit einer so schönen männlichen Ausstrahlung erlebt, der gleichzeitig auch Emotionen zeigen und aus einer tiefen Weisheit heraus sprechen konnte. Faszinierend auch waren seine Ausführungen zum Thema Spiritismus und Besetzungen sowie seine exorzistischen Erfahrungen, die man überschreiben könnte: Exorzismus in Liebe, sein Bekenntnis zur Reinkarnation, vor allem aber seine Wärme und Liebe, die spürbar im Raum war.
Als er über den Tod sprach und dass man ihn voller Freude begrüßen möge, schieden sich allerdings doch die Geister im Raum. Manchem oder mancher war das doch zu viel und zu spüren war, welch große Herausforderung nach wie vor der Tod für uns Menschen ist.
Dafür gibt es mehrere Gründe, einen finden wir auf dem Hintergrund des Gleichnisses von den anvertrauten Pfunden, die im Matthäusevangelium als Silber bezeichnet werden:
 


Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.

Je älter Menschen werden, desto mehr wird ihnen bewusst, dass auch ihnen Silber gegeben wurde, Pfunde anvertraut worden sind. Sie haben diese mitgebracht in ihr Leben auf die Erde in Form von Anlagen und Begabungen. Je näher sie aber dem Lebensende kommen, desto bewusster wird dem ein oder anderen, dass er sein Pfund in der Erde vergraben hat und es dämmert ihm, dass die dumme Ausrede, Gott könne ein harter Gott sein, im Licht der Wahrheit sich als staubige Ausrede herausstellen könnte. Denn er hat eben nicht, wie ein anderer, in der Hospiz-Arbeit mitgewirkt, er oder sie hat nicht in der Großküche für Arme mitgekocht oder Zeit gehabt für einen Nächsten, der ein Ohr gebraucht hätte, das mit dem Herzen verbunden ist. 
Stattdessen versitzen eben viele ihre Zeit vor diversen Bildschirmen oder schlagen sie auf andere Weise tot. Manchem dämmert, dass er das ein oder andere getan hat, aber dass er doch eben hätte mehr tun können - und er bedauert das nun. Stirbt sich dann leicht? In der Abrechnung zählt nur lebendige Zeit, Zeit, die mit dem Herzen gelebt wurde. 
Je näher also der Zeitpunkt rückt, den wir "Tod" nennen, desto ungehaltener wird der eine, desto unglücklicher der andere, desto mehr lamentiert der eine oder hofft der andere auf eine Lebensversicherung, die dem Tod Paroli bieten könnte. Vergebens. 
Das Gleichnis von den anvertrauten Punkten macht unmissverständlich klar, was Belsazer so deutlich vor Augen geführt wird, was er an der Wand seines Schlosses lesen muss: Mene, Mene Tekel U-pharsin: Gott hat Dein Königreich gezählt, er hat Dich gewogen, er hat Dich für zu leicht empfunden. Darüber gibt es keine Diskussion mehr. Wie schreibt Heinrich Heine:

Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.


Da kann der Tod wirklich zum Tod werden!

Sonntag, 16. November 2008

Vom Wasser haben wir´s gelernt, vom Wasser ... Die vergessene Weisheit der Volkslieder



Die Bilder sind entnommen dem 1992 im Gondrom-Verlag erschienen Band
Die schönsten Volks- und Kinderlieder.

Im Rahmen der Wirklichkeiten der Wasser, denen wir uns bisher gewidmet haben, dem sinkenden Petrus nämlich und dem Kranken am Teich Bethesda, die Persönlichkeitsanteile von uns spiegeln, mag bewusst geworden sein, dass es ein äußeres Wasser gibt, wie es uns in Wasserfällen, Brunnen, Seen und Flüssen begegnet, in den Zellen unseres Körpers und natürlich auch aus dem Wasserhahn zu Hause; genauso aber auch gibt es ein inneres Wasser, das Wasser der Seele. Goethes Des Menschen Seele gleicht dem Wasser mag immer wieder als Beleg dienen, desgleichen unsere Ausführungen zu der Nachtmeerfahrt der Seele jenes Edelknechtes, den Schiller nahezu unsterblich gemacht hat.
Aber auch Teresa von Avila hat sich dahingehend in Die innere Burg geäußert:

Wie die Bächlein, die einer sehr klaren Quelle entspringen, rein und lauter sind, so ist es auch die Seele, die in der Gnade lebt. Dass ihre Werke den Augen Gottes und der Menschen wohlgefällig sind, hat seine Ursache nur darin, dass sie jener Quelle des Lebens entspringen, in welcher die Seele wurzelt, eingepflanzt wie ein Baum, der nicht die Frische und Fruchtbarkeit besäße, wenn sie ihm nicht von dorther zuflössen. Dies erhält ihn und macht, dass er nicht verdorrt und gute Frucht bringt. Entfernt sich eine Seele aus eigener Schuld von dieser Quelle und senkt sich in eine andere mit schwarzem Wasser von widerlichem Geruche ein, so ist auch alles, was aus ihr hervor­geht, nichts als Schmutz und Unheil.

Auch ein Tsunami ist eine seelische Realität, genauso wie manche Menschen einen Pazifik in ihrem Inneren leben, andere einen Neusiedler See ... Dazu in einem späteren Post.
Heute muss es um etwas eigentlich sehr Trauriges gehen, nämlich um die Tatsache, dass für den überwiegenden Teil unseres Kulturkreises mehr und mehr der Wert und die Bedeutung von Volksliedern aus dem Blickfeld gerät, ja eigentlich schon längst geraten ist.
In diesem Zusammenhang soll hier der Blick einmal weniger auf die Bedeutung des Melodiösen gerichtet werden; zu früheren Zeiten war man sich dessen bewusst, dass unseren Melodien ein kosmischer Sphärengesang korrespondiert und dieses Wissen finden wir u.a. bei Pythagoras, Kepler und Goethe, auch die Kabbala ist davon durchzogen.-

Im Folgenden wollen wir unser Augenmerk auf die Wirklichkeiten des Wassers richten, wie sie in den Volksliedern immer wieder ihren Ausdruck finden und sich prägend auf die Seelen der Menschen ausgewirkt haben.
Kein Computerspiel kann den Verlust von Märchen und Volksliedern ausgleichen. Beide zusammen haben die Seelen der Menschen gestimmt.
So weisen die Volkslieder darauf hin, dass der Mensch ständig sich auf einer inneren Wanderschaft befindet. Gleich die 2. Strophe von Das Wandern ist des Müllers Lust lautet deshalb:

Vom Wasser haben wir´s gelernt,
vom Wasser haben wir´s gelernt, vom Wasser.
Das hat nicht Ruh bei Tag und Nacht,
ist stets auf Wanderschaft bedacht,
ist stets auf Wanderschaft bedacht, das Wasser.

Wie wenig dieses Wissen verankert ist im Bewusstsein der Menschen zeigt sich unter anderem in Aussagen wie:
Du hast dich ja gar nicht verändert.
Wer nur auf das Äußere schaut, kann zu diesem Ergebnis kommen, aber er sagt zugleich damit, dass er kein Bewusstsein von der inneren Realität des Menschen besitzt; diese verändert sich ständig, denn das Bewusstsein des Menschen drängt zur Weiterentwicklung. Geschieht das nicht, dann gilt: Stillstand ist Rückschritt.
Desgleichen ist ein Wunsch wie Bleib, wie Du bist schlicht und ergreifend Unfug.
Freilich gibt es Menschen, die errichten Staustufen, die geraten in ein Kehrwasser, die schwimmen gegen den Strom den Fluss hinauf, die lassen sich in einer Uferböschung nieder; dort gibt es in der Regel einen Fernseher, einen Computer und ein Zauberland der Illusion, des schönen Scheins. Wenn man sich umdreht, sieht man das Wasser fließen und sagt zu sich: Wirklich, alles ist in Bewegung.
Vielleicht erinnert man sich sogar an die Schule, in der man einmal gehört hat von einem griechischen Philosophen, dessen Kernsatz gelautet haben soll: panta rhei - alles fließt. Und weiter soll jener Heraklit gesagt haben: Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.
Niemand kann einem anderen eigentlich also ernsthaft wünschen zu bleiben, wie er ist. Dann wäre seine Seele ein Tümpel, Brackwasser; es gibt ja auch kaum einen See, der nicht ständig von unten und oben gespeist wird durch Quellen und Regen, von Bächen und Flüssen und Strömen ganz zu schweigen. Wenn ich später in einen Fluss steige, ist sein Wasser ein anderes, wenn ich einen Menschen nur Stunden später wieder treffe, ist er ein anderer!
So wird des Menschen Seele ständig gespeist, und wer sich nicht dessen bewusst ist, der lässt sich speisen - fragt sich nur mit was.
Wir sollten ernster nehmen, mit was unsere Seele gespeist wird, darauf weist schon Teresa von Avila hin.
Für die höchste Speisung gilt, was für die Gralsburg und den Gral gilt. Die Gralsburg heißt Wilde Burg; damit ist zum Ausdruck gebracht, dass man nicht so ohne Weiteres hingelangt.
Dasselbe gilt für das Wasser des Lebens; von dem heißt es im Volkslied:

Und in dem Schneegebirge,
da fließt ein Brünnlein kalt;
und wer das Brünnlein trinket,
und wer das Brünnlein trinket,
wird jung und nimmer alt.

Ich hab daraus getrunken,
gar manchen frischen Trunk,
ich bin nicht alt geworden,
ich bin nicht alt geworden,
ich bin noch allzeit jung.

Weitere Strophen haben eine spätere Zeit hinzugedichtet und damit die Botschaft dieser zwei Strophen verwässert; diese wollen uns aufmerksam machen auf ein Wasser, das es nur in dieser reinen Umgebung gibt, in dieser leuchtend weißen des ewigen Schnees, der nun auf unserer Erde nicht von ungefähr mehr und mehr schmilzt bzw. sich zurückzieht.
Frühere Generationen haben mit dem Singen dieser Lieder einen Schatz in die Seelen gerade auch von Kindern gelegt. Nicht, dass hier eine Glorifizierung früherer Zeiten geschehen soll, doch manches hätten wir nicht so ohne Weiteres über Bord gehen lassen sollen - das betrifft zum Beispiel unsere Volkslieder.