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Montag, 12. Mai 2008

Ich liebe dich, weil ich dich brauche ...



... so heißt ein Buchtitel von Hans Jellouschek zum Thema der Froschkönig-Prinzessinnen-Beziehungen (e.e. = echt empfehlenswert).

Da verspricht der Froschkönig – immerhin ist es auch ein König, hat er doch eine Krone auf – der Prinzessin die goldene Kugel unter gewissen Bedingungen aus dem Brunnen zu holen, aber als dann der Alltag kommt und der Froschkönig sein Recht verlangt, nämlich u.a. ins Bett mitgenommen zu werden, da fallen der Prinzessin die Tomaten von den Augen und sie merkt, wie wenig sie da einen Mann geangelt hat, wie sehr einen Frosch.
- Also scheiden?

Wer jetzt denkt: "Das ist doch ein Märchen" - klar, was denn sonst ...
Wo waren wir ... ja, beim Scheiden ... Nein, das geht auch nicht, denn die Prinzessin weiß genau, dass sie immer nur einen Frosch oder einen Froschkönig kriegt. Immer war und ist es dasselbe: Kugel in den Brunnen, Froschkönig als Retter – und dann die Enttäuschung. Immer ein glibberiger Frosch. Das kratzt auch am Selbstwertgefühl; irgendwie weiß sie: das mit dem Prinzen wird nichts, irgendwas fehlt … also doch nur ein Leben als Froschfrau?

– Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Aus Bedürftigkeit heiraten beide. In der Zeit der wilden Leidenschaft – was sie so Leidenschaft nannten, ohne zu wissen, was für ein emotionales Budget ihnen wirklich zur Verfügung stand – also in der Zeit der ach so wilden Leidenschaft nannten sie Liebe, was in Wirklichkeit nichts als eine Bananenschale war, in der allerdings noch nie eine Banane gewesen war – die kannten beide nur vom Hörensagen. Aber von Liebe sprachen sie trotzdem. Und wenn im Fernsehen ein Liebesfilm zu sehen war oder sowas mit Leidenschaft (es war ja auch nur gespielt) schwiegen beide in sich hinein.

Dann kam doch das Kind. Endlich hatte die Mutter ein Opfer für Liebe und Leidenschaft. Sie nannte ihre kinderfreundlichen Gefühlsaufwallungen Liebe. Und auch ihr Kind nannte Liebe, was es so von seiner Mutter gelernt hatte Liebe zu nennen (der Vater sprach von sowas nicht, der hielt sich raus). Und das Kind lehrte auch seine Kinder die Liebe … was man halt so Liebe nennt … und diese Kinder lehrten dann ihre Kinder auch später die Liebe …
Wie in einem anderen Post schon bemerkt: Liebe ist eines der meist benutzten Wörter, aber eines der unbekanntesten Gefühle.
Dabei ist Liebe eigentlich mehr als ein Gefühl … Das aber könnte die Prinzessin wirklich nur lernen, wenn sie den Froschkönig ganz wirklich gewaltig gegen die Wand klatscht … so, dass sie selbst davon aufwacht … (und der Herr König auch) ... das wäre dann wenigstens mal leidenschaftlich gewesen … bis zur Liebe wäre es dann immer noch ein weiter Weg … aber ein Anfang wäre gemacht …

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr schöne, etwas hintergründige Geschichte, leider im täglichen Leben, zu oft war.Was wir Liebe nennen, ist die Liebe zu unserem Ego. Reiner Narzissmus. Nur wer fähig wird, sich selber so anzunehmen, wie er/sie ist. Mit allen Fehlern und auch den negativen Eigenschaften und auch mit allem Positivem, kann wirklich Lieben.
Liebe Grüsse zentao