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Sonntag, 29. Juni 2008

Liebe ist das Salz in unseren Tränen


Liebe ist der Himmel auf Erden

Liebe ist die Ordnung in der Brandung der Wellen

Liebe ist ein Papst, der der Kirche und sich die Fülle weiblichen Seins gönnt

Liebe ist jener Harfenton in der Stille der Nacht

Liebe ist das Mutter unser auf der Reise in unser Herz

Liebe ist das perpetuum mobile des Alls

Liebe ist das funkelnde Meer der Sterne

Liebe ist das Wehen des Schmerzes für eine Geburt

Liebe ist das Atmen der Erde

Liebe ist der reinigend heilige Zorn eines Sturms

Liebe ist, dass die Rose für uns ein Dornenkleid trägt

Liebe ist Ebbe und Flut

Liebe ist meine Birke

Liebe ist der Stein der Weisen

Liebe ist das wispernde Zittern in den Wipfeln der Bäume

Liebe ist die Hand, die Dich hält


* Liebe ist *

Samstag, 28. Juni 2008

Krishnamurti: Liebe ist jenseits von Denken und Zeit.


Liebe hat kein Gestern und kein Morgen.
Sie ist jenseits der Unruhe des Den­kens.

Nur der unschuldige Geist weiß, was Liebe ist, und der unschuldige Geist kann in der Welt leben, die nicht unschuldig ist.

Dieses Außerordentliche zu finden, das der Mensch endlos gesucht hat durch Opfer, durch Anbetung, durch Beziehungen, durch Sex, durch jede Form von Lust und Schmerz, ist nur mög­lich, wenn das Denken sich selbst versteht und ganz natürlich zu Ende geht.

Dann hat die Liebe kein Gegenteil,
dann kennt die Liebe keinen Konflikt.

Vielleicht fragen Sie: »Wenn ich eine solche Liebe finde, was geschieht dann mit meiner Frau, meinen Kindern, meiner Familie? Sie brauchen Sicherheit.«

Wenn Sie eine solche Frage stellen, dann haben Sie nie den Bereich des Denkens, den Bereich des Bewusstseins überschritten. Wenn Sie einmal diesen Bereich überschritten haben, dann werden Sie niemals eine solche Frage stellen, denn dann werden Sie wissen, was Liebe ist, in der es kein Denken und deshalb keine Zeit gibt.
Sie können das fasziniert und begeistert lesen, doch tatsächlich über das Denken und die Zeit hinauszugehen - was heißt, über das Leid hinauszugehen -, das bedeutet, gewahr zu werden, dass es eine andere Dimension gibt, die man Liebe nennt.

Aber wenn Sie nicht wissen, wie Sie zu dieser außerordentli­chen Quelle gelangen sollen, was können Sie dann tun?
Wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen, dann tun Sie gar nichts, nicht wahr?

Absolut nichts.

Dann sind Sie innerlich vollkommen still.

Verstehen Sie, was das bedeutet?

Es bedeutet, dass Sie nichts suchen, nichts wünschen, nichts erstreben; es gibt keinerlei Mit­telpunkt.
Dann ist die Liebe da.

Khalil Gibran: Liebe ist, im Herzen Gottes zu sein.


So wie die Liebe euch krönt, wird sie euch kreu­zigen.
So wie sie euer Wachstum befördert, stutzt sie auch euren Wildwuchs.
Ebenso wie sie zu euren Gipfeln emporsteigt
und eure zartesten Zweige liebkost,
die im Sonnenlicht zittern,
wird sie zu euren Wurzeln hinabsteigen
und sie er­schüttern in ihrem Erdverhaftetsein.
Wie Garben sammelt sie euch und drückt sich euch an die Brust.
Sie drischt euch, um euch zu entblößen.
Sie siebt euch, um euch von eurer Spreu zu be­freien.
Sie mahlt euch blütenweiß.
Sie knetet euch, bis ihr geschmeidig seid;
und dann überantwortet sie euch ihrem heiligen Feuer,
damit ihr heiliges Brot für Gottes heiliges Fest­mahl werdet.
All das wird die Liebe euch antun,
damit ihr die Ge­heimnisse eures Herzens erkennt
und in diesem Er­kennen
zu einem Bruchteil vom Herzen des Lebens werdet.
Solltet ihr aber aus Angst
nur den Frieden der Liebe und die Freuden der Liebe erstreben,
dann ist es besser für euch, wenn ihr eure Blöße bedeckt
und die Tenne der Liebe verlasst und hi­naustretet
in die Welt ohne Jahreszeiten,
wo ihr lachen wer­det,
aber nicht all euer Lachen,
und weinen,
aber nicht all eure Tränen.
Die Liebe gibt nichts als sich selbst
und nimmt nichts als von sich selbst.
Die Liebe besitzt nicht, noch will sie Besitz sein.
Denn der Liebe ist die Liebe genug.
Wenn ihr liebt, sollt ihr nicht sagen:
»Gott ist in mei­nem Herzen«, sondern:
»Ich bin im Herzen Gottes.«
Und meint nicht, ihr könntet den Lauf der Liebe be­stimmen,
denn befindet sie euch für würdig,
bestimmt vielmehr sie euren Lauf.

mehr zu Khali Gibran hier und hier.

Spracherwerb und die Füllung von Spiegelneuronen bestimmen, was für uns Liebe ist

Kürzlich habe ich im Sindelfinger Badezentrum ein liebenswertes Bild gesehen: Eine Mutter hielt ihr noch kein Jahr altes Kind in den Händen und zog es durchs Wasser; sie bahnte mit dem Rücken den Wasserweg und zog das Kind rückwärts laufend hinter sich her. Aber das war noch nicht das Besondere. Das Besondere war, dass die Mutter ununterbrochen kommunizierte, und zwar allein mit ihrer Mimik. Das Kind mag wohl das warme Wasser gespürt haben, aber es hing mit übergroßer Hingabe und Aufmerksamkeit an dem Gesicht der Mutter, es war faszinierend. Ich glaube, es entging ihm nichts. Das Gesicht der Mutter war voller Liebe für ihr Kind, sie sandte ihm Küsse zu, sie morste mit den Augen Liebe, alles an ihrem Gesicht waren Funken der Liebe, was sie auch immer tat, welche Miene sie auch zeigte … nicht eine der vielen tausend mimischen Ausdrücke war gleich … ein mimischer Funkenflug der Liebe … für ihr Kind.

Und sie schien keine Konditionsprobleme zu haben. Mir kam es ewig vor, dass die beiden durchs Wasser turtelten. Am liebsten hätte ich der Mutter gesagt, wie wichtig und wunderschön es ist, was sie macht. Aber ich hätte ihr Liebespiel unterbrechen müssen, und das wollte ich natürlich nicht. Und dass es ein Liebesspiel war und wie wichtig es für künftige Liebesspiele des Kindes ist, wird deutlich auf dem Hintergrund des Zitates aus Joachim Bauers wegweisendem Buch über Spiegelneuronen:

Dass wir mit einer angeborenen, genetisch angelegten Grund­ausstattung von Spiegelnervenzellen ins Lebens starten, zeigt sich an einem Phänomen, das ohne sie nicht möglich wäre: Bei richtig gewähltem Abstand beginnen Säuglinge wenige Stunden bis Tage nach der Geburt, bestimmte Gesichtsaus­drücke, die sie sehen, spontan zu imitieren. Öffnet das ihnen entgegenblickende Gesicht den Mund, tun sie dasselbe. Auf ein Gesicht mit gespitztem Mund reagiert das Neugeborene, indem es selbst die Lippen kräuselt, und es streckt seine Zunge heraus, wenn man ihm dies vormacht. Mit seiner erstaun­lichen Fähigkeit zur Imitation hat der Säugling bereits von den ersten Lebenstagen an die Möglichkeit, sich auf ein wech­selseitiges Spiel einzulassen, welches dazu führt, dass sich erste zwischenmenschliche Bindungen entwickeln können. Die neurobiologisch angelegte Bereitschaft zu spontanen Imitationsakten ist das Grundgerüst, um das herum sich die Beziehung zwischen Säugling und Bezugsperson entwickelt. Zwischen dem Neugeborenen und der Hauptbezugsper­son beginnt nun etwas, dessen Zauber nur noch mit der Situation von Frischverliebten zu vergleichen ist. Und tat­sächlich passiert aus neurobiologischer Sicht in beiden Fäl­len etwas sehr Ähnliches: ein wechselseitiges Aufnehmen und spiegelndes Zurückgeben von Signalen, ein Abtasten und Erfühlen dessen, was den anderen gerade, im wahrsten Sinne des Wortes, bewegt, begleitet vom Versuch, selbst Signale auszusenden und zu schauen, inwieweit sie vom Gegenüber zurückgespiegelt, das heißt erwidert werden. Dieses Spiel steht nicht nur am Anfang einer Liebesbezie­hung, es bildet, in weniger intensiver Form, den Startpunkt jeder zwischenmenschlichen Beziehung.


Viele Kinder erleben nie, was dieses Kind erleben durfte, das ich damals beobachten konnte. Viele liegen auf einer kalten Ablage und werden lieblos gewickelt und die Mutter spricht kaum mit ihnen … Doch immer füllen sich Zellen mit einer entsprechenden Füllung, denn von jeder Bewegung werden Kopien angefertigt im Gehirn des Kindes und diese Kopien werden aktiv, wenn sie Entsprechendes selbst tun oder wiedererkennen; deshalb werden manche Kinder später stärker auf Liebe reagieren, manche auf Gleichgültigkeit und Kälte; und Kinder werden immer das als normal empfinden, was sie kennengelernt haben.

Vor allem aber kennen viele gar nicht, was Liebe ist.

Wie aber wollen sie von ganzem Herzen an einen späteren Partner weitergeben, was sie nicht kennen?

Wie viele im Grunde gleichgültigen Liebesspiele werden auf der Erde täglich gespielt?

Viele Liebesspiele sind Bewegungsspiele mit einem bestimmten Grad von seelisch-körperlicher Gefühlsaufwallung …

Alle Menschen nennen love, amore, láska, svegi, Liebe, was bei dem Einzelnen auf der ganzen Welt nicht unterschiedlicher sein kann.

Unsere Eltern geben uns für etwas Bestimmtes den Begriff "Liebe" vor, was ebenfalls unterschiedlicher nicht sein könnte.

Manche Bezeichnung für Liebe ist wie eine Geheimnispizza, in der ein Backstein liegt. So ist Liebe für manche wahrhaft unverdaulich … nur wissen sie es nicht.

Meine Eltern sprachen viel über Liebe, aber sie sprachen immer über die Liebe Gottes.
Sie wussten nicht, was Liebe ist, aber sie haben es bestens getarnt.

Wer so viel über Liebe, über die Liebe Gottes spricht, der muss doch wissen, was Liebe ist.

Pustekuchen!

Ich glaube, dass viele nicht nur ins Kloster, sondern ins Religiöse oder in Esoterik flüchten, um sich nicht mit ihrer eigenen Lieblosigkeit auseinandersetzen zu müssen. Doch sie flüchten vor einer Last, die sie nicht tragen müssen. Wer aber mag sich schon eingestehen: Ich weiß nicht, was Liebe ist.

Wer ohne Liebe aufwächst, trägt eine schwere Hypothek. Aber kaum jemand wird ein höheres Bewusstsein von Liebe haben können als jener, der - den Mangel erkennend - unter der Erkenntnis eigener Lieblosigkeit leidet … wenn er sodann sein Herz der Liebe öffnet.

Mein Credo: Immer können sich Zellen mit Liebe füllen; immer kann sich ein Herz für Liebe öffnen.

Jeder Atemzug kann ein Spiel der Liebe sein.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Adam und Eva: Zwei Herzen ~ eine große Seele


Zunächst gilt es, einen weit verbreiteten Irrtum auszuräumen:
Adam und Eva waren nicht die ersten Menschen. Sonst hätte ihr Sohn Kain im Gespräch mit Gott nicht die Angst bekundet, er würde von Menschen, die ihn finden, auf Grund seiner Tat, eben dass er seinen Bruder Abel erschlug, genauso totgeschlagen.
Im Übrigen nahm Kain sich eine Frau, nachdem er seine Familie verlassen hatte, was kaum hätte möglich sein können, wenn seine Eltern die ersten und einzigen Menschen gewesen wären.
Meines Erachtens zeigt Mose anhand dieses ersten, in der Bibel erwähnten Ur-Paares auf, wie die Entwicklung bei vielen, vielleicht allen Menschen vonstatten ging:
1. Die Menschen wurden als geistiges Wesen geboren entsprechend dem göttlichen Vor-Bild;
damals waren sie männlich-weiblich zugleich (vgl. Post vom 11. Juni)
2. In der göttlichen Liebe entwickelten sie einen physischen, materiellen Körper;
auch hier waren sie zunächst männlich-weiblich als Adam, als Wesen Mensch (vgl. Post vom 14. Juni)
3. Der nun folgende Schritt ist in Wahrheit keine Spaltung, keine Teilung, es ist die Spiegelung des Menschen in sich: Im Weib tritt sich der Mann gegenüber, und im Mann tritt sich das Weib gegenüber.
In 1. Mose 2, 18ff heißt es:

18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei (wörtlich: ich will ihm eine Hilfe schaffen als sein Gegenüber). […]
21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. 22 Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. 23 Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. 24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. 25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

Warum Luther das hebräische Wort tsäla mit Rippe übersetzt hat, wird sein Geheimnis bleiben; jedenfalls heißt es genauso Seite.
Gott nahm eine Seite aus dem menschlichen Wesen Adam und formte daraus das Weib. Den Namen Eva, übersetzt die Belebte, finden wir zum ersten Mal in der Bibel erst, nachdem beide das Paradies verlassen haben. Da nennt Adam sein Weib Eva! Vorher ist von dem Weib die Rede.
Ich spreche bewusst nicht von einer Teilung des Wesens Mensch; kein lebender Mensch ist ein geteiltes Wesen, es sei denn, er reduziert sich selbst, weil er nur einen Teilaspekt seines Selbst lebt. Für mich war die Herausnahme der weiblichen Seite aus dem ursprünglich androgynen Wesen Mensch ein Akt des Bewusstseins, nicht der Teilung.
In diesem göttlichen Vorgang, der oben angesprochen wird – Gott tut dies in der Bibel, damit ist dies ein göttlicher Akt – tritt dem Wesen Mensch eine Seite von ihm selbst gegenüber, die er in der Folge ganz bewusst wahrnimmt; vielleicht ist dies sogar Voraussetzung für unsere Reise über die Erde, zu der wir nicht verdammt wurden, sondern die eine Bewusstseins-Reise ist.
Ich halte die biblische Formulierung, dass Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und dann im Grunde verflucht hat, für eine Fälschung ("ich will Feinschaft setzen zwischen dir und dem Weibe ... unter Mühen sollst du Kinder gebären ... verflucht sei der Acker um deinetwillen!"). Und die Mär von der Erbsünde gibt es in der Bibel ohnehin nicht in der Form, wie sie über Jahrhunderte von der Kirche verkauft wurde. Ein Gott der Liebe verdammt doch nicht seine Kinder, ein Gott der Liebe wertet - für mich ist das so - auch nicht; er lässt seinen Kindern die Freiheit zu tun, was sie wollen.
Der Sündenfall war kein Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies war keine Vertreibung. Wie sonst könnten wir immer einmal wieder den Himmel auf Erden erleben … Wo ist er, wenn er wirklich ist? Doch in uns! Und wenn er in uns ist, ist er auch um uns.
In einem der schönsten Hymnen auf die Liebe, dem Hohelied der Liebe Salomos heißt es:

Nachts auf meinem Lager suchte ich den, den meine Seele liebt
denn
Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Rosen weidet.

Diese Seite, die Gott herausnahm, diese ist es, die wir in Wahrheit ersehnen; in ihr spiegeln wir uns selbst, denn all das, was sie hat, haben auch wir; und all das, was ich bin, ist auch mit ihr.
Dies erkennend, wird uns Ganzheitlichkeit zuteil, eine Ganzheitlichkeit, die wir in Wahrheit nie verloren haben, denn wir waren und sind immer verbunden mit dem Wesen, das zu uns gehört.
Dass uns in der Dualseele ein anderes Geschlecht gegenübertritt, sollte uns nicht irritieren; auf der geistigen Ebene hat es schon immer zu uns gehört und gehört zu uns. Das scheinbar andersgeschlechtliche Wesen ist in Wahrheit Ausdruck tiefster Zusammengehörigkeit.
Sie werden ein Fleisch sein, heißt es in der Bibel.
Immer wieder finden wir auch in der Literatur Hinweise auf jenes Geschehen damals, u.a. in Ödön von Horvaths Schauspiel Der jüngste Tag.
Dort bringt der verheiratete Stationsvorsteher Hudetz Anna, die Tochter des Gastwirts um, derentwegen er vergaß, ein Signal umzustellen, so dass mit schlimmen Folgen ein Personenzug verunglückte. Als eines Abends der Stationsvorstand noch einmal die Unglücksstelle aufsucht, begegnet ihm als Geist nicht nur der tödlich verunglückte Lokomotivführer Pokorny, sondern im Anschluss auch Anna.
In unserem Zusammenhang ist bemerkenswert, was sie sagt:

ANNA lässt Hudetz nicht aus den Augen: Erinnerst du dich, dass ich dich beim Viadukt gefragt hab:"Erkennst Du mich wieder?"
HUDETZ leise: Ja.
ANNA: Du hast mich wiedererkannt.
HUDETZ unsicher: Das weiß ich nicht.
ANNA: Aber ich. Denn Du hast mich genauso umarmt wie damals.
HUDETZ: Wie wann?
ANNA: Wie damals, da wir fortgingen. Der Himmel war wie ein strenger Engel, wir hörten die Worte und hatten Angst, sie zu verstehen – oh, so Angst – es waren schwere Zeiten, erinnerst Du Dich?? Im Schweiße unseres Angesichts ------
HUDETZ unterbricht sie: Du warst schuld! Wer hat denn zu mir gesagt: "Nimm! Nimm!"?
ANNA: Ich.
HUDETZ: Und was hab ich getan?
ANNA lächelt: Oh, wie oft hast Du mich schon erschlagen, und wie oft wirst Du mich noch erschlagen – es tut mir schon gar nicht mehr weh - -
HUDETZ: Tut´s Dir wohl?
ANNA schrickt zusammen und starrt ihn entsetzt an. Jetzt läutet wieder das Signal …

Die getrennte und doch gemeinsame Geschichte zweier Wesen, die zusammengehören, ist oft weit weniger romantisch, als viele denken, und Horváth kommt der Realität sehr sehr nahe. Dieser leider zu früh verstorbene Autor - er wurde in Paris von einem Baum erschlagen als er zu Fuß nach Hause ging, weil ihm ein Unglück vorausgesagt worden war - lässt Anna in ihrer Aussage, wie oft Hudetz sie schon erschlagen habe, Bezug nehmen auf Ereignisse vergangener Leben.
Viele, die denken, sie hätten ihr Dual gefunden, haben das allerdings nicht … sie haben wirklich nur einen Teil von sich gefunden.
Davon ein andermal mehr, auch davon, dass wenn sich zwei in Liebe begegnen, die zusammengehören, etwas geschieht, was der Hochzeit von Himmel und Erde gleicht.

Sonntag, 15. Juni 2008

Der Mensch als Mikrokosmos, als Ordnung der Liebe.

Es gibt wenige Stellen in der Bibel, die für mich eine so hohe symbolische Bedeutung haben wie jene, als Gott der Gestalt, die er aus dem Stoff der Erde formte, seinen Atem einhauchte.
Diese Gestalt, aus Erde geformt, auch wenn sie aussah wie ein Mensch, wie Ganymed persönlich, wäre eine leere, geistlose Stoffansammlung, ein atomares Konglomerat geblieben, wenn nicht Gott seinen Atem eingehaucht
hätte.

"Und Gott, der Herr, machte den Menschen aus einem Erdenkloß und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase.
Und also ward der Mensch eine lebendige Seele."

So heißt es in der Lutherbibel.
Wohin fließt dieser Odem, dieser Atem, dieser Geist?
Er fließt in alle Zellen. Kein Elementarteilchen, kein Molekül, kein Atom, das nicht be-leb-t worden wäre. Belebt in und durch Liebe. Dadurch wird aus der Anhäufung von Zellen eine Ordnung der Liebe.
Nun ist der Erdenstaub, der Lehm, der Kloß ein Mensch.
Ein Mikrokosmos der Liebe.Nun ist er ADAM, das Wesen Mensch.
Der Name Adam leitet sich etymologisch ab von dem hebräischen Wort Adamah: Erde, Ackerboden.

In Adam ist auch die Erde beseelt.
Beseelt in Liebe von Liebe mit Liebe.
Das Sein und Tätigsein Gottes ist reine Liebe.

Im Anfang ist deshalb das Sein des Menschen und auch sein Tätigsein reine Liebe.
Es gehört für mich ganz grundsätzlich zum Wesen Gottes, dass Gott das tut, was die Bibel hier besonders hervorhebt, indem gesondert darauf verwiesen wird, dass Gott seinem Werk seinen Atem einhaucht.
Mit und in allem, was Gott tut, ist das so.
Mit und in allem ist das so, wenn der Mensch in Liebe tätig ist.
Dieses göttliche Wirken wird in der Bibel nachdrücklich erwähnt, damit dem Menschen ein Licht aufgehe – für sein eigenes Sein, für sein Tätigsein.
Sein ursprüngliches Tätigsein ist in Vergessenheit geraten. Ganz besonders schmerzt dies in der Bildung. Ich gehe darauf in einem späteren Post ein.
Womöglich alles, was in der Bibel geschieht, geschieht nicht einmalig, sondern geschieht immer wieder.
Unser Tätigsein in Liebe kann immer wieder ein Einhauchen sein, damit die Dinge, die wir schaffen eine Seele, eine Ordnung der Liebe erhalten.
Es werde Licht kann ein immer wiederkehrender Prozess der Schöpfung sein, damit aus einem Chaos (die Erde war wüst und leer heißt es in der Bibel) eine Ordnung werde (die Symbolik der Zahl 7).
Die Formulierung aus der Schöpfungsgeschichte wüst und leer lautet im Hebräischen: Tohuwabohu.
Und Kosmos bedeutet übersetzt aus dem Griechischen Ordnung, Schmuck.
So führt alles Lichtwerden als Bewusstseinsprozess, als ein bewusster Prozess vom Chaos, von dem Tohuwabohu zum Kosmos:
Zum Makrokosmos, unserem großen Kosmos, wie auch zum Mikrokosmos, dem Menschen (siehe auch Post vom 14. Juni).
Genauso führt jedes Menschen Weg mit seinem Kreuz nach Golgatha. Es ist der Weg des Menschen, sein Ego zu kreuzigen, damit das wahre Selbst auferstehen kann. Unser Kreuz ist unser Ego. In Wahrheit hängen wir an ihm. Wenn Jesus das nicht mit seinem Kreuzesweg und seinem Tod auf Golgatha so deutlich gemacht hätte, wäre uns das wohl kaum bewusst. - Noch immer ist es vielen unbewusst, im Unbewussten.
Der Weg Jesu ist der Weg jedes Menschen, deshalb sagt Jesus: "Ich bin der Weg".
So sind diese Ereignisse einmalig, außerordentlich.
Und ihre Einmaligkeit erweist sich in jedem Menschen, wenn er sie auch tut.
Denn jeder Mensch ist einmalig.
Gott hat keinen Menschen zweimal geschaffen.
Ich, Du, jeder Mensch ist ein einmaliger göttlicher Liebesakt.
Wie sollte Gott ein einziges dieser jeweils einmaligen Geschehnisse in Liebe jemals vergessen?
Allem, was wir in Liebe tun, hauchen wir unseren ursprünglichen göttlichen Atem der Liebe ein.
Deshalb atmen die großen Werke der Kunst einen Geist, der uns beseelt. In den Werken Leonardo da Vincis, in denen Michelangelos, Beethovens, Goethes und vieler anderer spüren wir den Atem der großen Seelen dieser Künstler. Zugleich mit ihrem Schreiben, Malen, Gestalten haben sie ihren Atem mit hineingegeben, das Wesen ihres Selbst. Das ist es, was uns beseelt, wenn wir sie lesen, hören, sehen.
Deshalb auch atmet das Tätigsein einer Mutter, die ihr Kind, so gut sie es vermag, in Liebe erzieht, einen Geist aus, der ihr Kind beseelt.
Deshalb kann alles, was wir in Liebe tun, andere beseelen – und uns selbst, immer wieder.

Werke in Liebe sind Atemzüge der Liebe.

Samstag, 14. Juni 2008

Auch als materielles, physisches Wesen war der Mensch im Ursprung Ganzheit, Einheit, yin und yang

Mir ist völlig bewusst, dass Theologen das Folgende anders sehen als ich, allerdings sind ihre Vermutungen auch nur Hypothesen, mehr nicht; sie werden nur an den Universitäten und in der Schule gelehrt, als wären sie Wirklichkeit. So datieren sie z.B. die zweite Schöpfungsgeschichte, in welcher der Mensch aus Erde vom Acker - als Erdenkloß, so Luther - geschaffen wurde in ihrer Entstehung zeitlich vor die in der Bibel zuerst vorkommende, in der das rein geistige männlich-weibliche Wesen nach dem Bilde Gottes geschaffen wird.
Nach meinem Verständnis ist die Reihenfolge der Bibel genau richtig. Zuerst wird der Mensch als geistig-göttlich-ganzheitliches Wesen geschaffen, nach dem Bilde Gottes, dann erfolgt der nächste Schritt:
Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker …
Der Mensch ist nun in der Materie angekommen. Er ist aus den Stoffen der Erde geschaffen. In der Tat ist ja unser Körper aus den Stoffen der Erde geschaffen.
Auch hier ist der Mensch ein ganzheitliches Wesen, wie übrigens der Name Adam nicht Mann, sondern Mensch heißt. Adam als Wesen aus den Stoffen der Erde ist nach wie vor ganzheitlich, yin und yang, beide Geschlechter sind in ihm vereint. Noch ist eine Eva in der äußeren Realität nicht existent.
Um unser Wesen zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie sehr der Mensch als ganzheitliches Wesen angelegt ist. Noch in seiner ursprünglichen materiellen Existenz ist er nicht Mann und Frau – deshalb ist die im letzten Post angesprochene Übersetzung Luthers so irreführend -, sondern er ist Mann-Frau, männlich-weiblich.
Nach der hebräisch-christlichen Schöpfungsmythologie ist auch hier der physische Mensch von Gott geschaffen, wohl auch nach dem Bilde Gottes, denn Gott hat seinen Körper geformt; deshalb existiert in den allermeisten Schöpfungsmythen der Völker das Urbild des Großen Menschen, des Gottes Anthropos, des Gottes Mensch, wie ihn die Griechen nennen.
Bei den Germanen entsprach das Wesen Mensch der Weltenesche yggdrasil, die in drei Brunnen wurzelt und sich in ihrer Gesamtheit weit über alle Himmel hinaus erstreckt.
Gerade im griechischen Denken, der Wiege unseres abendländischen Denkens, ist verwurzelt, dass der Kosmos ein Mensch ist und der Mensch ein Kosmos. U.a. für Heraklit, den griechischen Philosophen, entsprach der große Mensch Kosmos, genannt Makrokosmos, dem Mikrokosmos Mensch, uns selbst.
So konnte Goethe über sich und über uns formulieren: Im Innern ist ein Universum auch.
Das muss uns bewusst werden und sein: In unserem Inneren ist all das, was wir außen finden!
Immer noch aber ist Eva nicht in die Realität getreten, immer noch ist der Mensch ein ganzheitliches Wesen!
Wenn wir unser wahres Wesen finden wollen, ist es notwendig, dass wir uns er-inn-ern, nach innen wenden, um zu erfahren wer wir sind. Aus diesem Grund lautet der Name eine der 7 griechischen Musen Mnemosyne: Erinnerung.
Ohne Erinnerung, ohne Wendung nach innen finden wir uns nicht.
Wir sind ganzheitlich, unser Wesen ist eine Einheit, ganz, heil. Das ist unsere wahre Existenz.
Deshalb gab es vor 2000 Jahren diesen Heiland, damit den Menschen ihr wahres Wesen wieder bewusst würde. Dieses Bewusstsein ist nur zugänglich über die Liebe.
Allein die Liebe heilt uns bis in die Tiefe unseres Wesens.
Allein die Liebe ist der Schlüssel zu unserem wahren Wesen.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Das männlich-weiblich-göttliche Urwesen des Menschen: Seelenpartnerschaft und erste Ehe

Schade, dass Luther bisweilen die Bibel nicht wörtlicher übersetzt hat, wobei ich seine Übersetzungsleistung insgesamt absolut bewundere.


Aber dass er den Menschen des Öfteren viele Himmel vorenthalten hat, finde ich einfach bedauerlich, denn im Griechischen steht z. B.:


Vater unser, der du bist in den Himmeln …


Luther spricht in seiner Übersetzung leider nur von einem Himmel. Eine Unbedachtsamkeit mit Folgen liegt vor allem in der Übersetzung der ersten Schöpfungsgeschichte. Luther übersetzte:
Gott schuf den Menschen ihn zum Bilde,
zum Bilde Gottes schuf er ihn;
und er schuf sie, einen Mann und ein Weib.

In ihren Auswirkungen ist diese Übersetzung verhängnisvoll. Korrekt übersetzt muss die Stelle lauten:

Gott schuf den Menschen ihn zum Bilde,
zum Bilde Gottes schuf er ihn;
und er schuf sie, Mann-Frau
(männlich-weiblich zu übersetzen ist auch möglich). -

Im Hebräischen steht kein und, das dazu berechtigte, von Mann und Frau zu sprechen. Gott schuf nicht Mann und Frau; Gott schuf ein Wesen! Es war männlich-weiblich zugleich.Gott ist Geist, ein Geistwesen. Und er schafft den Menschen nach seinem Bilde, also schafft er ihn ursprünglich auch als Geistwesen. Dieses Geistwesen ist männlich-weiblich zugleich. Es gibt nur in der Vorstellung der Menschen diese Trennung, nämlich einen Herr Gott und eine Frau Gott (letztere ohnehin kaum … ernsthaft wirklich nur in der Frauenbewegung und in einer weiblichen Theologie).Ich persönlich vermisse ohnehin, dass es kein Mutter unser gibt, wohl aber ein Vater unser. Letztendlich hat das auf ungute Weise das Patriarchat bestätigt und zu der aggressiven Seite des Monotheismus beigetragen, die die Menschheit in viele Religionskriege geführt hat. Priester und Geistliche haben immer wieder Waffen gesegnet; vielleicht wäre ihnen das mit einem Ave Maria auf den Lippen und im Herzen schwerer gefallen, wenn nicht gar unmöglich gewesen.Gott als männlich-weibliches Wesen schafft den Menschen nach seinem Bilde, eben auch Mann-Frau, männlich-weiblich. Luther übersetzt hier m. E. eindeutig falsch. Das ursprüngliche Wesen des Menschen ist eine Einheit, keine Zweiheit.
Dieses männlich-weiblich-göttliche Wesen ist die erste Ehe.
In Bezug auf die oben angesprochene korrekte Übersetzung habe ich mich mehrfach vergewissert, u.a. bei meinem ehemaligen Hebräisch-Lehrer, der zu seiner Zeit damals in unserem Oberschulamtsbezirk das Hebraicum abnahm, also eine anerkannte Fachkraft war.
Im Wesen Gott sind beide Geschlechter angelegt bzw. vereint, sie sind eins, eine Einheit, einfältig, in Eins gefaltet.
Seit Urzeiten gehören zwei Wesensteile, die sich später trennen, zusammen – davon berichtet die zweite Schöpfungsgeschichte der Bibel; ich gehe in einem der nächsten Posts darauf ein. Auf diesem Hintergrund wird verständlich, warum es im Matthäusevangelium (Kap. 19,.6) und im Markusevangelium (Kap. 10,9) gleichermaßen anlässlich des Sakramentes der Ehe heißt:


Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

Gott hat den Menschen als Yin-Yang-Wesen geschaffen, somit zusammengefügt; es gibt also das Wesen, das genau zu mir passt.
Luther, dem dieses Denken zu seiner Zeit durchaus fremd sein konnte (wenn auch nicht musste), verschleiert durch seine Übersetzung den richtigen Zugang zu unserem Wesen.
Intuitiv erfassen Dichter bisweilen den wahren Tatbestand, Schiller ist dafür ein Beispiel.
Seiner großen Liebe Laura schreibt er in einem seiner berühmten Laura-Gedichte:

Innig mir verbunden
Warst du in Äonen, die verschwunden;
Meine Muse sah es auf der trüben
Tafel der Vergangenheit geschrieben:
Eins mit deinem Lieben!

Und in innig festverbundnem Wesen,
Also hab´ ich´s staunend dort gelesen,
Waren wir ein Gott,ein schaffend Leben,
Und uns ward, sie herrschend zu durchweben,
Frei die Welt gegeben.
[Hervorhebungen durch mich]
Schiller weiß, dass er wie alle Menschen nun getrennt von seiner Liebe ist, deshalb klingt die letzte Strophe so schmerzlich:

Weine, Laura! dieser Gott ist nimmer,
Du und ich des Gottes schöne Trümmer,
Und in uns ein unersättlich Dringen
Das verlorne Wesen einzuschlingen,
Gottheit zu erschwingen.

Die Einheit des verlorenen Wesens möchte Schiller wieder erlangen. So, wie es ist, fühlt er sich sozusagen als Trümmerteil.
Auf die Institution Ehe und auf das, was bisweilen Dualseele oder Seelenpartnerschaft genannt wird, wirft dies ein bezeichnendes Licht, davon hier mehr.

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Samstag, 7. Juni 2008

Wo bleibt die Liebe, Martin Luther?

Äsop lebte im 6. Jhdt., also nicht lange vor Sokrates, der einen ähnlichen Tod erleiden sollte wie Ersterer.
Äsop war ein griechischer Sklave und soll mit seinen Fabeln den Zorn der Mitbewohner von Delphi erregt haben. Er wurde zum Tode verurteilt und von einem Felsen gestürzt. Der erste Übersetzer der Äsopschen Fabeln ins Deutsche hat dies vor ca. 500 Jahren illustriert, wie oben zu sehen.
Im Folgenden eine der schönsten und zugleich tragischen Fabeln von jenem faszinierenden Sklaven:

Als die Tiere noch alle die gleiche Sprache rede­ten, gewann eine Maus einen Frosch lieb. Da­her lud sie ihn zum Mahle und führte ihn in die Vorratskammer eines Reichen. Da gab es Brot, Käse, Honig, Feigen und alle ändern Leckerbis­sen. „Nun iss nach Herzenslust, lieber Frosch", sagte die Maus. Der ließ sich das nicht zweimal sagen und alle beide schwelgten in auserlese­nen Genüssen. Dann sagte der Frosch: „Nun komm auch einmal zu mir, liebe Maus, und mäste dich an meinen Schätzen! Damit du aber bei deiner Reise durchs Wasser keine Angst bekommst, will ich deinen Fuß an meinen anbin­den." Das tat er auch und sprang in den Teich, wobei er die Maus gefesselt mit sich zog. Als diese nun merkte, dass sie ertrinken musste, sprach sie: „Ich werde von dir getötet werden, aber von einem Stärkeren werde ich gerächt werden." So starb sie. Aber wie sie noch auf dem Wasser dahintrieb, flog ein Habicht über den Teich. Der sah die Maus, schoss herab und er­griff sie und zugleich mit ihr den Frosch. Und er verschlang sie beide.

Unabhängig von aller Lehre, die in dieser Fabel stecken mag: Was mich beeindruckt, ist die Liebe der Maus; sie gewann den Frosch richtig lieb und öffnet ihm ihre Schatzkammer; das tut man, wenn man wirklich liebt. Für die Maus ist es gleichsam ihr Innerstes.
Und sie wünscht dem Frosch: Iss nach Herzenslust.
Man spürt es auf Schritt und Tritt, in allen Buchstaben: Mit Herzens-Lust liebt die Maus den Frosch.
Bei allem Schrecklichen, was dann geschieht:
Dass eine Maus so lieben kann, das fand und finde ich wunderschön.
Nun kommt Martin Luther und ein weit verbreitetets Schulbuch für Schüler der 6. Klasse schreibt, was man gewöhnlich schreibt, wenn man auf Luther hinweist: Luther (1483-1546), der Begründer der evangelischen Kirche, lebte in Wittenberg. Um seine Vorstellungen von einem neuen Christen­tum im Volk zu verbreiten, schrieb Luther Lieder, die im Gottesdienst oder zu Hause gesungen werden konnten (z.B. „Vom Himmel hoch, da komm ich her"). Er übersetzte die Bibel ins Deutsche und schrieb eini­ge Fabeln Äsops für die Menschen seiner Zeit um. Dazu gehört auch die Fabel „Vom Frosch und der Maus":

Eine Maus wollte über ein Wasser und konnte nicht und bat einen Frosch um Rat und Hilfe. Der Frosch war hinterlistig und sagte zu der Maus: „Binde deinen Fuß an meinen Fuß. Dann will ich schwimmen und dich hinüberziehen." Als sie aber in das Wasser kamen, tauchte der Frosch unter und wollte die Maus ertränken. Während sich die Maus wehrt und abmüht, fliegt ein Weihe vorbei, schnappt die Maus und zieht den Frosch mit und frisst sie beide. Lehre: Überlege dir, mit wem du dich einlässt. Die Welt ist voller Falschheit und Untreue. Denn wenn ein Freund den anderen übervor­teilen kann, tut er es. Aber mit Treulosigkeit schadet man sich selbst, so wie es dem Frosche geschehen ist.

Was macht Luther?
* Für mich lässt er das Schönste der Äsop-Fabel weg: die Liebe der Maus!
Warum?
Ausgerechnet jemand, der "seine Vorstellungen von einem neuen Christentum im Volk" verbreiten möchte, lässt die Liebe weg. –
Ehrlich gesagt: Das hat mich total irritiert.
* Wenn die Welt voller Falschheit und Untreue ist, müsste sich Luther nicht auch selbst dazu rechnen?
* Meine Klasse war irritiert, dass sie voller Falschheit und Untreue sein sollte.
* Und was ist das für ein entsetzlicher Virus, den Luther in die Seelen der Menschen pflanzt:
> Wenn ein Freund den anderen übervor­teilen kann, tut er es. <
* Irritiert hat mich auch, dass zwar ein lustiges Bild in jenem Schulbuch neben der Fabel zu sehen war, aber nichts darauf hinwies, wie fragwürdig Luthers Fabelversion ist. Wie schnell hat sich solch ein Virus für ein Leben lang in einer Kinderseele verhakt!
Wie heißt es in Goethes Faust: Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust …
Jener Mann, der solch ein gewaltiges Lied wie Ein feste Burg ist unser Gott schreiben konnte, konnte auch so schmählich das Wunder der Liebe verleugnen und der Freundschaft …

Donnerstag, 5. Juni 2008

Von Vatertöchtern und Muttersöhnchen


Wer Interesse an dem Thema der Beziehung zwischen einer Mutter zu ihrem Sohn hat - Vergleichbares gilt für die Beziehung einer Tochter zu ihrem Vater :


> Von der Suche und Sucht nach der Mutter

Dienstag, 3. Juni 2008

Symbole mit dem Herzen verstehen - Vermächtnis und Weisheit eines Indianers

Ob wir Holz schleppen, Baumwolle pflücken, das Feld umgraben oder Bäume pflanzen, wie im letzten Post angesprochen:
Wenn es uns gelingt, so schreibt Goethe, durch unser Tun, "Erd und Wasser" im Reinen zu halten, dann halten wir auch uns rein; Goethe spricht dann sogar vom dem Menschen als Priester.
Lame Deer, 1903 auf der Rosebud Reservation in Süddakota geboren, war Medizinmann der Sioux (Dakota) und starb 1974.
Im Grunde ist es dieselbe Botschaft, die er uns vermittelt:

WAS SIEHST DU HIER, MEIN FREUND? Nur einen gewöhnlichen alten Kochtopf, verbeult und schwarz vom Ruß. Er steht auf dem Feuer, auf diesem alten Holzofen da, das Wasser darin brodelt, und der aufstei­gende Dampf bewegt den Deckel. Im Topf ist kochendes Wasser, Fleisch mit Knochen und Fett und eine Menge Kartoffeln.
Es scheint, als hätte er keine Botschaft für uns, dieser alte Topf, und du ver­schwendest bestimmt keinen Gedanken an ihn. Außer, dass die Suppe gut riecht und dir bewusst macht, dass du hungrig bist.
Aber ich bin ein Indianer. Ich denke über einfache, alltägliche Dinge — wie diesen Topf hier — nach. Das brodelnde Wasser kommt aus der Re­genwolke. Es ist ein Sinnbild für den Himmel. Das Feuer kommt von der Sonne, die uns alle wärmt — Menschen, Tiere, Bäume. Das Fleisch erinnert mich an die vierbeinigen Geschöpfe, unsere Brüder, die Tiere, die uns Nah­rung geben, damit wir leben können. Der Dampf ist Sinnbild für den Le­bensatem. Er war Wasser; jetzt steigt er zum Himmel auf, wird wieder zur Wolke. All das ist heilig. Wenn ich diesen Topf voll guter Suppe betrachte, denke ich daran, wie Wakan Tanka, das Große Geheimnis, auf diese ein­fache Art und Weise für mich sorgt.
Wir Sioux denken oft und viel über alltägliche Dinge nach, für uns haben sie eine Seele. Die Welt um uns ist voller Symbole, die uns den Sinn des Lebens lehren. Ihr Weißen, so sagen wir, seid wohl auf einem Auge blind, weil ihr so wenig seht. Wir sehen vieles, das ihr schon lange nicht mehr be­merkt. Ihr könntet es auch sehen, wenn ihr nur wolltet, aber ihr habt keine Zeit mehr dafür — ihr seid zu beschäftigt.
Wir Indianer leben in einer Welt von Symbolen und Bildern, in der das Geistige und das Alltägliche eins sind. Für euch sind Symbole nichts als Worte, gesprochene oder in einem Buch aufgeschriebene Worte. Für uns sind sie Teil der Natur, Teil von uns selber — die Erde, die Sonne, der Wind und der Re­gen, Steine, Bäu­me, Tiere, sogar kleine Insekten wie Ameisen und Grashüpfer. Wir versuchen sie zu verstehen, nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen, und ein winziger Hinweis genügt uns, ihre Botschaft zu erfas­sen.
aus Weißt du, daß die Bäume reden. Weisheit der Indianer. Wien 1985
Ihr, von Müh zu Mühe so gepeinigt,
Seid getrost! nun ist das All gereinigt,
Und nun darf der Mensch als Priester wagen,
Gottes Gleichnis aus dem Stein zu schlagen.
Goethe