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Donnerstag, 31. Juli 2008

Von der bösen Königin in uns und ihrem verkehrten Herz: Lebensgefahr für Schneewittchen.


Wer ist die böse Königin, die Stiefmutter?
Das sind wir, das ist ein Teil von uns, von Dir, von mir.

Und der Spiegel: das ist die Möglichkeit zur Wahrheit, wie auch immer der Weg dorthin aussieht.

Wer den Spiegel verhängt, gar zertrümmert oder wer seine Wahrheit manipulieren will, hat kein Interesse mehr an der Wahrheit, er ist im Grunde tot im Leben; er hat einer Weiterentwicklung eine klare Absage erteilt: Still-Stand bedeutet in Wahrheit Rück-Schritt.

Was wir dann gar nicht mehr hören bzw. sehen wollen: Es gibt jenseits einer Gebirgskette, bestehend aus sieben Bergen, etwas, was schöner ist als Du. Dort, im Reich der sieben Zwerge, lebt Dein wahres Selbst, dahin hat es sich vor Dir retten müssen.

Anstatt sich mit ihm wieder zu vereinen, nimmt die böse Königin dreimal Anlauf, es endgültig zu vernichten. So will die böse Königin, also unser Ego, das Ewig-Weibliche in uns, unser Schneewittchen zur Strecke bringen.

Das Wappen der Stief-Mutter ist das verkehrte Herz, denn "von Stund an, wenn sie Schneewittchen sah, kehrte sich ihr Herz im Leibe herum", so heißt es zu Beginn des Märchens.




Natürlich wusste auch Goethe davon:

In unsers Busens Reine wogt ein Streben,
Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten
Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,
Enträtselnd sich den ewig Ungenannten;
Wir heißen's: fromm sein! - Solcher seligen Höhe
Fühl ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.

Doch der Schluss seiner Marienbader Elegie,in der sich diese Zeilen finden, zeigt, dass er dieses Bewusstseins verlustig ist und doch weiß, dass die Sehnsucht danach immer bleibt. Es ist die Sehnsucht Tannhäusers nach der Heiligen Elisabeth, die Sehnsucht Fausts nach seinem Gretchen, die Sehnsucht des Heinrich von Ofterdingen nach der Blauen Blume. Vielleicht ein andermal mehr davon, von jener Suche nach der Blauen Blume, dem Goldenen Vlies, dem Heiligen Gral, dem Ewig-Weiblichen, dem Schneewittchen in uns ...