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Sonntag, 15. März 2009

Mahatma Gandhi:


Lebe, als würdest Du morgen sterben;
lerne, als würdest Du ewig leben.

Lieber Mahatma Gandhi,
gesetzt den Fall, diese Übersetzung Deiner Aussage stimmt und somit auch der Konjunktiv II, den man auch den der Nicht-Wirklichkeit nennt, dann weißt Du spätestens seit Deinem angeblichen Ab-Leben:

Wir leben ewig.

Und angesichts unseres ewigen Lebens und der Tatsache, dass wir im Grunde zeitlose Wesen sind, so wie Gott, ist es unsere Aufgabe, diese Ewigkeit in uns zu entdecken.
Deshalb muss es - für mich jedenfalls - heißen:

Lerne, denn Du lebst ewig.

Unser Problem ist, dass wir für Ewigkeit keinen wirklich wahren Begriff haben, denn immer müssen wir Zeit-Begriffe nehmen.

Wie aber wollen wir Ewigkeit, die doch zeitlos ist, in Begriffen der Zeit ausdrücken?
In Wahrheit können wir es nicht, so wenig wie wir uns einen Begriff von Gott machen können. Mit unseren Begriffen begrenzen wir ihn, der doch grenzenlos ist.
Wir können nur sagen, Gott sei ohne Anfang und ohne Ende. Aber auch dann verwenden wir mit dem Wörtchen "ohne" nur Negationen unserer Endlichkeit, unserer Begrenzungen, die ein Anfang und ein Ende kennen.
Gott aber hat keinen Anfang und kein Ende.

Wir streben danach, Decke um Decke unseres Zeit-Bewusstseins hinwegzunehmen, um die Wahrheit unseres zeitlosen Seins zu ent-decken. Dann gibt es weder ein Jüngstes noch ein Ältestes Gericht, dann gibt es niemand mehr, der uns Angst macht mit der Uhr, die abläuft.
Am wenigsten müssen wir uns dann selbst Angst machen.

Liebe ist jenes Wort und Bewusstsein, das uns dahin trägt und über das Novalis unweit jener Blauen Blume, die ein Symbol der Ewigkeit ist, in seinem Heinrich von Ofterdingen schreibt:


Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.

Ich möchte nicht sagen, unser Wesen sei verkehrt, aber eben endlich;
allerdings nur so lange, bis jenes Wort in unserem Bewusstsein aufstrahlt, das
geheim ist in des Wortes wahrer Bedeutung, denn geheim bedeutet
zum Heim gehörend, zu unserem wahren Wesen also.

In Wahrheit gibt es also kein Geheimnis, denn jedes Ge-Heim-nis gehört zum Heim, zu unserer Heimat, zu uns.
Dieses Wort, von dem Novalis spricht, ist
geheim; es gehört demnach zu uns!
Stellen wir uns also nicht unnötig doof.

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