Seiten

Samstag, 13. März 2010

"... Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret ..." - Den Raum der Liebe schaffen!


Es gibt Aussagen, die treten auf einmal wie ein Bild vor uns hin.
Wie wir in einer Pinakothek einem Gemälde gegenüberstehen, das seine ganze Eindrucksmächtigkeit auf uns entlädt, so können es Worte sein, die uns beeindrucken und das Empfinden für ein Gefühl freisetzen.
So ist es mir ergangen mit Else Lasker Schülers Wenn Du da bist, bin ich immer reich. So geht es mir mit Goethes Worten aus der Marienbader Elegie

Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret ...

Es ist von dem Herzen die Rede, von dem eigenen, das sich in der Liebe zu einem anderen Menschen wirklich seiner selbst bewusst wird.
Ja, es ist schön, wenn uns die Selbst-Liebe den Zugang zum eigenen Herzen öffnet, aber es kann eben auch die Liebe zu einem Anderen sein.
Es ist, als ob die Liebe uns an die Hand nimmt und sagt:
Hab Vertrauen, das Du vielleicht Dein Leben lang noch nicht gehabt hast, und lass Dich von mir führen, in Dein Allerheiligstes.

Vielleicht ist es auch so, dass uns die Liebesabenteuer unseres Lebens immer wieder in unser Allerheiligstes führen wollen, damit wir uns an das Licht dort gewöhnen, an die Atmosphäre der Liebe, damit wir irgendwann sagen können: Hier ist es schön, hier bleibe ich.
Mit den Abenteuern der Liebe meine ich nicht nur die, die man üblicherweise darunter versteht, sondern auch Abenteuer in der Art wie jenes, das den Zugang zum Allerheiligsten für die Menschen öffnete, als nämlich am Karfreitag anlässlich des Todes von Jesus der Vorhang im Tempel zerriss und den Zugang zum Allerheiligsten freigab.

Es war teuer erkauft, dieses Abenteuer, aber der Preis für die wahre Liebe ist hoch; es ist nicht der Olivenzweig, es ist nicht der Kranz aus Myrthen, es ist das Kreuz des Egos, der Tod des falschen Selbst, damit das wahre auferstehen kann.
Dann weiß das Herz wirklich von sich ... durch die Liebe:

Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret ...

Vielleicht ist es auch so, dass wir im Rahmen unserer vielen Abenteuer gar nicht in das Allerheiligste kommen; vielleicht enden sie ja oft in Gethsemane, im Alleinsein, im Verlassensein und im Ganz-auf-sich-Verwiesensein.

Ja, ich glaube, so ist es:

Wir brauchen diese Offenbarungen der Liebe, die ja oft im Schmerz enden und an deren Ende sich herausstellt, dass es gar nicht die wirkliche Liebe war, die wir erlebten oder die wir erleben wollten.

Mit dem Wunsch nach Liebe und den Erlebnissen auf dem Weg zu ihr öffnet sich erst der Raum der wahren Liebe in uns, damit wir ihn irgendwann in seiner Reinheit betreten können.

Keine Kommentare: