Seiten

Dienstag, 27. April 2010

Ob so viel Leben in mir ist

wie in diesem Stein?


















Manches Mal dient uns ein Stein als Ruhepunkt und wir entdecken dadurch ein kleines Heiligtum, wie hier im Kapfenhardter Tal in der Nähe von Bad Liebenzell den Gairensee im Aprilgewand.


















Manches Mal wechseln wir die Seiten auf unsicherem Steg.


















Immer aber tragen wir die Ahnung in uns, wie wertvoll es ist, unterwegs zu sein.















Sonntag, 25. April 2010

Dietrich Bonhoeffer: Dankbarkeit macht Vergangenes fruchtbar für die Gegenwart


In der Dankbarkeit
gewinne ich das rechte Verhältnis
zu meiner Vergangenheit.
In ihr
wird das Vergangene
fruchtbar für die Gegenwart.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Symbolfigur des christlichen Widerstandes gegen den Terror des Nationalsozialismus, wurde in der Morgendämmerung des 9. April, nur wenige Tage vor der Kapitulation, im Lager Flossenbürg erhängt.
Wie Jesu Worte, wie auch die von Sokrates und Gandhi, haben auch seine deshalb dieses Gewicht, weil sie mit seinem Blut geschrieben sind:

Die Liebe Gottes
befreit den von der Selbstliebe getrübten und irregeführten
Blick des Menschen
zu der klaren Erkenntnis
der Wirklichkeit des Nächsten und der Welt
und macht ihn so und nur so
bereit zur Wahrnehmung
echter Verantwortung.





















Dankbarkeit ist wie dieser wunderschöne Bach im Schwarzwald;
mit allem was ist, möchten sie und er nur eins:
zum Meer der Liebe.

der Reichenbach in der Nähe Bad Liebenzells

Samstag, 17. April 2010

"Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut" - Endzeitliches von Jakob von Hoddis



Jakob von Hoddis' WELTENDE überschriebenes Gedicht läutet mit seinem Erscheinen 1911 wie ein Fanal die Epoche des Expressionismus ein, die mit unserer Zeit einiges gemeinsam hat.
Es gibt damals unter den Menschen und in der Lyrik - wie heute auch - eine große Zahl kaum unter einen Hut zu bringender Richtungen. Da gibt es Menschen und Gedichte, die werden von einem ungeheuren Menschheitspathos bewegt, viele machen sich auf die Suche nach dem neuen Menschen; manche hingegen haben Angst vor den Auswirkungen der Zivilisation, warnen vor der zunehmenden Beschleunigung; nicht wenige ahnen den Ersten Weltkrieg voraus; ja, es gibt auch unter den Künstlern einige, die sehnen ihn oder etwas Vergleichbares herbei, hoffend, dass sich mit solch einem Schlag mit einem Schlag endlich etwas grundlegend verändere, etwas Neues entstehe, entstehen müsse.
Heute wissen wir, dass es der Erste Weltkrieg war und dass ihm 25 Jahre später noch eine kaum vorstellbare Steigerung folgen sollte.
Verständlich, dass sich aus der Seele eines Menschen genau diese Worte gebären:


Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
und an den Küsten-liest man-steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Heute stehen wir an einem vergleichbaren Punkt.
Doch nur scheinbar.
Zu viel hat sich in dem Bewusstsein der Menschen verändert.
Das Potential der Vernichtung ist größer geworden.
Das Potential des Bewusstseins auch.
Und wir leben in einer Zeit, in der dieses Bewusstsein nach außen drängt, sich manifestieren will.
Es manifestiert sich in seinen dunklen Seiten.
Aber auch in seinen hellen.

Wir können zur Manifestation der hellen beitragen, wenn wir Ja sagen zu den dunklen Seiten in uns.

Mehr zu dieser Thematik hier.

Freitag, 16. April 2010

Symbolik des Geschehens: schwarze Vulkanasche über Europa


Die Symbolik ist nicht zu übersehen:
Die Erde öffnet einen Schlund und speit Vulkanasche.

Das ist, als ob das Unbewusste sich eruptiv meldet und sagt: Sieh, was ich Dir präsentiere.

Wobei wir wissen, dass momentan alles noch einen glimpflichen Stempel trägt. Allerdings weisen Wissenschenschaftler vor Ort darauf hin, dass die Asche in ihrer Konsistenz der eines Ausbruchs im Jahre 1822 gleicht, und dieser damalige Ausbruch ging über ein Jahr.
Eines kommt noch hinzu: Der größere Vulkan-Bruder von nebenan, die Katla, bereitet wesentlich mehr Sorgen. In drei von vier Fällen, wenn der Vulkan unter dem Eyjafalla-Gletscher ausbrach, brach auch der weitaus mächtigere Bruder von nebenan aus; und der richtet wesentlich mehr Schaden an.

Viele werden die Sichtweise belächeln, dass das, was hier abläuft, eine symbolische Bedeutung habe. Doch muss man schon Ohren und Augen verschließen, um über die vielen Erdbeben der letzten Jahre hinwegsehen zu wollen. Auch solche starken Erdbeben wie auf Haiti oder nun in China sind mehr als ein Grumeln aus den Tiefen des Unbewussten.
Diese Bewegungen dort sind so stark, dass der Mensch auch nicht die Spur einer Chance hat einzugreifen. Das wäre, wie wenn er seine Hand in die Mühlen eines Heizkraftwerkes, in dem der Müll zusammengepresst und verbrannt wird, hineinsteckt und die Bewegungen anhalten wollte.

Auf einmal beobachtet der Mensch nur, und was er beobachtet, ist das, was ihm das Unbewusste präsentiert. Sonst tut er gerne so, als ob er in der Lage sei, die Dinge zu handeln.
Aber bei diesen Urgewalten - es sind die Urgewalten des kollektiven Unbewussten - reißt der Mensch erst gar nicht mehr seine sonst gern große Klappe auf.

Was uns beispielsweise in Deutschland aus den bisher unbewussten Bereichen in den letzten Monaten präsentiert wird, sind genauso dunkle und verheerende Schwaden: Ich meine die - man kann fast sagen - zahllosen Missbrauchsfälle und Fälle schwarzer Pädagogik, die sich auf einmal nach oben spülen. Und wie Teile des Katholizismus und nicht wenige Menschen damit umgehen, ist vergleichbar dem bischöflichen Verhalten des Menschen Mixa, seines Zeichens geweihter Bischof, der zuerst betont, rein von jeglicher Schuld zu sein. Nun auf einmal will er hie und da doch geschlagen haben.
Welch ein Heuchler.
Und wie viele Postings habe ich in der letzten Zeit gelesen, die die Glaubwürdigkeit der Opfer in Frage stellten und noch einmal in den Schmutz zogen - um diese Scheinheiligkeiten abzuschirmen.
Es ist die Angst vor den eigenen dunklen Schwaden, die sich hier outet.
In Wahrheit sind des Kaisers neue Kleider nicht zu übersehen.

Was kommt noch?
Welche Dimensionen hat der Missbrauch deutschlandweit, europaweit, weltweit?
Was präsentiert uns die menschliche Seele für dunkle Seiten?
Sie sind noch viel schlimmer, als wir ahnen. Friedrich Schiller hat in seiner Ballade Der Taucher, wohl ohne es zu wollen, darüber geschrieben, Hieronymus Bosch darüber gemalt.
Sehen wir hin und akzeptieren wir endlich, dass es sie gibt.
Es geht nicht darum, mit dem Zeigefinger auf andere zu zeigen; es geht um die Wahrheit, um die Realität der menschlichen Seele.

Sie präsentiert sich genauso in diesem ruinösen Verhalten verantwortungsloser Bankmanager, die viele Menschen finanziell ins Unglück stürzten und um ein Haar die Welt ins Chaos gestürzt hätten. Nur wenige Monate danach tun so viele bereits wieder so, als ob nichts passiert sei. Aber wir standen in Wirklichkeit am Abgrund. Es hätte auch ganz anders laufen können!

Der Ausbruch des Eyjafjalla-Gletschervulkans zeigt uns, welche Kräfte in Wahrheit zugange sind. Noch verteilen sie sich über uns in die Lüfte; es könnte auch anders sein.

Gewiss ist es nicht sinnvoll, Dinge überinterpretieren zu wollen, gewiss aber ist auch sinnvoll, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Nehmen wir zur Kenntnis, dass das Unbewusste zu uns spricht!
Es ist in jedem von uns.
Jeder spuckt diese Lavaschwaden.
Noch sind sie bei vielen gut getarnt. Gerade auch bei denen, die die moralischen Apostel tarnen wollen - und damit sich selbst -, bei denen, die sagen, sie hätten es schon immer gewusst und bei denen, die die Welt in Gut und Böse unterteilen wollen - sogar Psychologen tun das -, damit sie die Plattform schaffen, auf der ihre Seite existiert: Es ist natürlich die der Guten.
Die Bibel spricht hier von Heuchlern und Otterngezücht.

Doch leben wir in einer Zeit, in der die Deos zu versagen beginnen, die Tarnungen zusammenbrechen, die Kosmetik ihren Geist aufgibt.
Es sind nicht nur die Schweizer Bankkonten, die auffliegen.
Es fliegt viel mehr durch die Luft!

Sonntag, 11. April 2010

ARD und Guido Cantz: mehr als nur geschmacklos


Der Gag des Verstehen-Sie-Spaß-Nachfolgers von Frank Elstner, Guido Cantz - auf Focus.online als Meister der verbalen Blutgrätsche bezeichnet -, war mir einen Post auf FreieWelt.net wert; er verwies darauf, dass es nun auch schon 5 Jahre her sei, dass Prinz Charles seiner Camilla den Ring über den Huf gesteckt habe ... um kurz darauf noch darauf hinzuweisen, dass sie ja noch 3 weitere Hufe habe.
Mir geht es weniger darum, dass eine öffentliche Person Großbritanniens, immerhin die Frau des Thronfolgers, in den Schmutz gezogen wird, was verständlicherweise auch einige Briten verletzen könnte.
Mir geht es schlicht und einfach um den Menschen Camilla Parker Bowles und wie also eine erwachsene Frau - vom Boulevard früher bereits als Pferdegesicht und Schlachtross diffamiert - einfach herhalten muss, damit ein 38-Jähriger eine Pointe platzieren kann. Vor einem Millionenpublikum. - Eine Breitseite Kloake in die Seele eines Menschen.
Mehr dazu hier.

Sonntag, 4. April 2010

Osterlachen, ein leider verpönter Brauch, den auch Benedikt XVI. schön fand

Vor allem das Kartenspielen waren eines Dorfpfarrers große Leidenschaften. Wieder einmal – bei seinen Fähigkeiten sicher äußerst unglücklich und unverdient – hatte er im Kartenspiel verloren. Die Getränkekosten seiner Mitspieler weigerte er sich zu übernehmen. Also schlossen diese mit ihm eine Wette ab.

Wenn er bei der Osterpredigt nächste Woche dreimal das Wort „Trumpf“ ausspräche, sei die Schuld beglichen.
Die Woche verstreicht, die im Geheimen abgesprochene Wette spricht sich herum, die Kirche am Ostersonntag ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
Gebannte Erwartung.
Mit dreifachem Paukenschlag beginnt die Predigt mit den ersten Worten des Pfarrers:
„’Trumpf – Trumpf – Trumpf!’ schallt es nachts dumpf aus Wirtshaushöhlen. Doch an Ostern heißt es nicht Trumpf. Hell ertönt die Stimme des Auferstanden: ‚Triumph!’

Wenn Sie über diese Geschichte eines Pfarrers, erzählt von einem Pfarrer in seiner Osterpredigt, lachen müssten, dann wäre auch der Brauch des Osterlachens wieder auferstanden.
Über ihn lesen wir in Wikipedia, dass er noch vom 14. bis zum 19. Jahrhundert in Bayern fester Bestandteil des christlichen Brauchtums war.

Zu diesem Brauch gehörte es (insbesondere im Spätmittelalter), in der Osterpredigt eine Geschichte zu erzählen, die die Gemeinde zum Lachen brachte. Diese Geschichten wurden als Ostermärchen oder Ostermärlein bezeichnet.
Der Grundgedanke des Osterlachens war, die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig symbolisiert das Osterlachen die Überlegenheit und den Sieg über den Tod, der sich an Christus "verschluckt" hat und der Lächerlichkeit preisgegeben ist.
In einem Beitrag von Karl Veitschegger für kirche:konkret heißt es allerdings:
Noch 1906 soll in Reischach, Landkreis Altötting, ein Pfarrer mit Witzen und Anekdoten bei der Osterpredigt das ganze Kirchenschiff zum Lachen gebracht haben. Er war mutmaßlich der letzte, der die mittelalterliche Tradition des „risus paschalis“, des „Osterlachens“ praktizierte. Unter seinem Nachfolger siegte auch in dieser Gemeinde der liturgische Ernst. Freilich trieben es die Prediger im Mittelalter beim Ostergottesdienst manchmal recht bunt. Sie erzählten nicht nur harmlose Scherze und Schmunzelgeschichten, sondern machten die Kanzel häufig zur Bühne, wo sie ihr komödiantisches Talent voll auslebten. Grimassen schneidend, Haare raufend, Zunge zeigend, mit Händen und Füßen gestikulierend gaben sie den Sieg Christi über Hölle, Tod und Teufel wie einen Bauernschwank zum Besten. Das Kirchenvolk brüllte auf, klopfte sich auf die Schenkel und rief nach Zugabe. Da ließ sich der eine oder andere Prediger dazu hinreißen, plötzlich wie eine Henne zu gackern, um dann aus der Kutte ein angeblich von ihm gelegtes Ei hervorzuzaubern. Welch Gegröle und Gekreische im weihrauchschwangeren Gotteshaus! Christus ist auferstanden, der Teufel hat nichts mehr zu lachen und die Erlösten können sich vor Lachen kaum mehr halten!“

Martin Luther (1483–1546) lehnte diesen Brauch dann als „närrisch lächerliches Geschwätz“ ab; offensichtlich war es gar zu Obszönitäten gekommen.

„Im 18. und 19. Jahrhundert konnte sich Lustiges nur noch sehr entschärft in der Liturgie halten: das „Ostermärlein“. Harmlose Geschichtchen. Artiges Schmunzeln statt herzhaftem Lachen. Im 20. Jahrhundert wurde den Gottesdienstteilnehmern schließlich das (absichtliche) Lachen ganz abgewöhnt. Manche Seelsorger bedauern das. Sie wissen zwar um die destruktive und asoziale Seite des Lachens (z. B. wenn ein Schwächerer ausgelacht oder Heiliges entehrt wird), sie wissen aber auch, dass das laute Lachen etwas Befreiendes an sich hat, ja Ausdruck positiver Aggression sein kann, die vielem, was nur vordergründig groß und wichtig erscheint, die Maske herunterreißt. Ein solches Lachen erhöht die Niedrigen und wirft die Mächtigen vom Thron - wie das Jauchzen der jungen Maria (Lk 1,46-55). Der Brauch des „risus paschalis“ lässt sich kaum wiederbeleben. Aber, so fragen sich viele in der Kirche, ist deshalb den Christen das Lachen für immer vergangen? – Zumindest für den Himmel verspricht Jesus: „Ihr werdet lachen!“ (Lk 6,21)

Übrigens schrieb Papst Benedikt XVI, weiland noch als Joseph Ratzinger in "Schauen auf den Durchbohrten. Versuche zu einer spirituellen Christologie":

Zur barocken Liturgie gehörte einst der risus paschalis, das österliche Lachen. Die Osterpredigt musste eine Geschichte enthalten, die zum Lachen reizte, so dass die Kirche von fröhlichem Gelächter widerhallte. Das mag eine etwas oberflächliche und vordergründige Form christlicher Freude sein. Aber ist es nicht eigentlich doch etwas Schönes und Angemessenes, dass Lachen zum liturgischen Symbol geworden war?“

Wollen wir wünschen, dass erneut Zeiten kommen mögen, wo der Kirche wieder zum Lachen ist. Von Herzen.

Freitag, 2. April 2010

Rainer Maria Rilke: Gralsritter


Reitet der Ritter in schwarzem Stahl
hinaus in die rauschende Welt.

Und draußen ist Alles: der Tag und das Tal
und der Freund und der Feind und das Mahl im Saal
und der Mai und die Maid und der Wald und der
Gral,
und Gott ist selber vieltausendmal
an alle Straßen gestellt.

Doch in dem Panzer des Ritters drinnen,
hinter den finstersten Ringen,
hockt der Tod und muss sinnen und sinnen:
Wann wird die Klinge springen
über die Eisenhecke,
die fremde befreiende Klinge,
die mich aus meinem Verstecke
holt, drin ich so viele
gebückte Tage verbringe, -
dass ich mich endlich strecke
und spiele
und singe.


Das vorliegende Gedicht, verfasst im Juli 1899 in Berlin, 
ist im Original "Ritter" überschrieben.
Mehr zu Karfreitag und dem Gral: hier