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Freitag, 31. August 2012

Schwarzwaldblicke. – Auf dem Enztraufweg unterwegs zwischen Bad Wildbad und Enzklösterle

Der Nordschwarzwald hat ja seine dunkeltannigen Seiten; da läuft man stundenlang zwischen hohen Bäumen; in der Regel begegnet einem kein Mensch; die Tannen kommen bis nah an den Weg und selten weitet sich der Blick mal auf eine Wiese hinaus; eigentlich nie :-) Das sind dann Wanderungen, wo man wirklich für sich allein ist; auch der Wald ist recht schweigsam.
Das ist nicht jedermanns Geschmack. Vielleicht auch nicht für jede seelische Verfassung geeignet. Man muss schon mit sich allein sein wollen.
Doch auch im Nordschwarzwald gibt es Wanderungen, die eine ganz andere Charakteristik haben. Das gilt für den Enztalweg zwischen Bad Wildbad und Enzklösterle.


Das sind tolle Schwarzwaldblicke und man ahnt hier nicht, dass die Enz da unten irgendwo fließt. Im Verlauf des Weges sieht man sie dann zunehmend mehr von oben, vom Trauf:


Auf den alten Schildern steht immer noch Enztraufweg, und das finde ich auch einen klasse Namen. 

Mancher wird den Albtrauf kennen, jenen langezogenen steilen Abhang der Schwäbischen Alb, wie man ihn z.B. um Bad Urach findet. So ähnlich - nur im Miniformat - ist der Enztrauf. Hier läuft man nicht direkt an der Enz entlang, sondern am Berghang, sozusagen in Halbhöhenlage. Doch der Fluss begleitet einen immer. Und so nebenbei kommt man einem Brunnen vorbei, dessen Wasser köstlich schmeckt. Und ganz in der Nähe sieht man einen Baumstamm, der Nachwuchs bekommen hat:
   
Um diese Jahreszeit sind die Weidenröschen verblüht, schon lange auch der Ginster (seufz, den seh ich so gern blühen); doch ab und zu gibt es tatsächlich noch ein blühendes Johanniskraut und zwei Meter hohen Farn; gesehen hab ich auch ein Eichelhäherpärchen, einen Fischreiher mit riesiger Spannweite, ein Eichhörnchen ganz aus der Nähe, und Habichte, die weit oben am Himmel kreisen. Als winzige Punkte sind sie noch zu sehen - aber nur, wenn man großklickt ...

Heute geh ich mal nicht mehr runter ins Dorf, bin das lange Laufen nicht mehr gewohnt; es ist echt heiß und es geht noch 11 Kilometer zurück :-)). 
Stattdessen ein Foto von mir mit langem linkem Arm :-))


Als die wildbadnahen Schilder wieder auftauchen, bin ich echt auch froh :-))
(ich meine, an Wegen mangelt es im Schwarzwald offensichtlich nicht ...)

Am Sportplatz angekommen fliegt der Rucksack ins Auto, Sandalen an und ab durch den Kurpark, nochmal fast zwei Kilometer, aber macht nix, unten gibt´s offenes Eis :-))


Übrigens: der Kurpark von Bad Wildbad der Enz entlang ist ein Traum ... und wie gut das Laufen ohne Rucksack und Wanderstiefel tut :-))

PS Ich meine, Bad Wildbad tut schon was für die Augen seiner Gäste :-))

Sonntag, 26. August 2012

Die enorme Kraft eines kleinen Schrittes


Anlässlich des Todes von Neil Armstrong, der als erster Mensch den Mond betreten haben soll - es gibt bekanntlich einige, die das Ganze für eine gewaltige Studio-Inszenierung halten, sprach Präsident Obama einen Satz aus, der zu den bedeutendsten seiner Amtszeit zählen wird, als er Neil Armstrong einen Mann nannte, "der uns die enorme Kraft eines kleinen Schrittes gezeigt hat."
Natürlich bezog er sich auf eine der berühmtesten Worte der Weltgeschichte, als jener Astronaut beim Betreten des Mondes sagte: "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit."

Unter anderem diese intuitiv gesagten Worte - Armstrong äußerte selbst, er habe sie spontan gesagt, sie seien also nicht vorbereitet gewesen, lassen mich annehmen, dass die Mondlandung Realität war.

Barack Obamas Worte finde ich deshalb so wichtig, weil sie im Grunde den Worten Armstrongs die Grundlage geben, denn er weist uns darauf hin, warum es wichtig ist, auch einen kleinen Schritt zu machen!

Auch und gerade ein kleiner Schritt hat eine enorme Kraft!

Wir sollten das immer im Hinterkopf haben, wenn es gilt, einen Schritt auf neues Terrain zu tun.
Auch der kleinste Schritt in die richtige Richtung ist wertvoll, auch wenn er noch so klein ist.

Immer, und das macht die Aussage von Neil Armstrong deutlich, ist es auch ein Schritt für die Menschheit!

Der Chef der NASA, Charles Bolden, hat anlässlich des Todes seines berühmtesten Astronauten, noch etwas gesagt, was ich unglaublich wichtig finde. Er sprach in Bezug auf Armstrong von dessen Anstand und Demut.

Zwei Worte, die so wertvoll sind.
Ich glaube, vor allem Menschen mit Anstand und Demut können solche Schritte tun.
Schritte, welche die Menschheit in Wahrheit vorwärtsbringen.

Vielleicht sind es sogar nur solche Menschen.

Mittwoch, 15. August 2012

Hundertausende geben dem Leid der Massai eine, ihre Stimme

Safaris und Traumstrände zwischen Serengeti und Sansibar. So lautet ein Angebot eines Reiseveranstalters" oder:
Löwengebrüll statt Feuerwerk. Silvester im Herzen der Serengeti.

Was so harmlos klingt, rückte seit 2009 ins Licht der Öffentlichkeit, als der Observer einen Artikel veröffentlichte, dessen Überschrift die Sicht der Massai artikulierte:
Tourism is a curse to us
Tourismus ist ein Fluch für uns

Und mit welchen Schwierigkeiten die Eingeborenen, nicht nur die Massai, überall in Afrika sich auseinanderzusetzen haben, hat die Nachricht über die gebrochene Hüfte des spanischen Königs, die er sich bei einer extravaganten Elefantenjagd zuzog, deutlich werden lassen; der spanische Monarch aber ist Ehrenpräsident des WWF, des World Wilde Fund for Nature, der auf seiner HomePage einblendet: Mehr als 300 Elefanten regelrecht abgeschlachtet.
Wer solche Freunde und Ehrenpräsidenten hat, braucht keine Feinde.

Zu bedauern sind momentan die Massai. Und nicht nur zu bedauern.

Die haben solche Freunde – und Feinde noch dazu. Sogar in der eigenen Regierung?
Das wird sich in Kürze herausstellen
Was als Problem seit 2009 so dahinzuschlummern schien (siehe auch den Artikel in New Internationalist Magazine) , wird nun plötzlich brandaktuell. Gut, dass sich AVAAZ dieses Skandals angenommen hat und mit unglaublichem Einsatz für die Massai und die Serengeti kämpft:

Jeden Moment könnte ein bedeutender Großwildjagd-Anbieter einen Deal unterschreiben, der bis zu 48.000 Mitglieder von Afrikas bekanntem Massai-Stamm von ihrem Land vertreiben könnte, um für reiche arabische Könige und Prinzen Platz zu schaffen, die Jagd auf Löwen und Leoparden machen wollen. Experten gehen davon aus, dass die Zustimmung des tansanischen Präsidenten kurz bevor steht, doch wenn wir jetzt handeln, können wir diesen Ausverkauf der Serengeti aufhalten. 

Das letzte Mal, als derselbe Großwildjagd-Anbieter die Massai zugunsten reicher Jäger von ihrem Land vertrieb, wurden Mitglieder des Stammes von der Polizei verprügelt, ihre Häuser angezündet, und ihr Vieh verhungerte. Doch die darauf folgende Debatte in den Medien veranlasste Tansanias Präsident Kikwete, das Ruder herumzureißen und die Massai auf ihr Land zurückkehren zu lassen. Diesmal gibt es noch keine kritische Berichterstattung -- aber wir können dies ändern und Kikwete zwingen, den Deal aufzuhalten, wenn wir alle gemeinsam unsere Stimme erheben. 

Im Detail geht es um das, was TourismWatch im September 2010 bereits öffentlich machte (ein Auszug):

Tansania hat über 130 Jagd-Konzessionen für ein Gebiet von mehr als 250.000 Quadratkilometer vergeben. Doch das großzügig verpachtete Land wurde traditionell von Massai-Ureinwohnern und anderen indigenen Völkern genutzt. So wurden zum Beispiel Massai vertrieben, als vor 60 Jahren der Serengeti Nationalpark geschaffen wurde. Seit Jahrhunderten hatten dort die Massai im Einklang mit der Natur gelebt und nur so viele Tiere gejagt, wie sie zum Überleben benötigten. Für die traditionellen Eigentümer des Landes sollte es plötzlich keinen Platz mehr in den Nationalparks geben. Angeblich gefährden sie den Wildbestand.

Doch selbst außerhalb des Parks finden die Massai keine Ruhe. Denn in der Savannenlandschaft wird immer mehr Land von der Regierung an Großwildjäger verpachtet, obwohl es seit vielen Jahren von indigenen Völkern genutzt wird. So wurden im Sommer 2009 mehr als 3.000 Massai-Nomaden von Polizisten aus dem Loliondo-Jagdgebiet vertrieben, das an den Serengeti-Nationalpark angrenzt. Mehr als 200 Häuser wurden niedergebrannt, um eine Rückkehr der Massai zu erschweren. Erwirkt wurde die Vertreibung von der Firma Ortello Business Corporation (OBC) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seit 1992 besitzt OBC Jagdrechte in dem 4.000 Quadratkilometer großen Loliondo-Jagdrevier. Doch der Pachtvertrag sieht keinen Rechtsanspruch der OBC auf Landbesitz vor. Trotzdem hat das Unternehmen in Kooperation mit den örtlichen Behörden den Zugang der Massai-Nomaden zu Land und Wasser immer mehr beschränkt. Um ihre 50.000 Ziegen und Rinder zu versorgen, sind die Nomaden jedoch auf das Weideland angewiesen. Als "rücksichtslos und unmenschlich" kritisierte Edward Porokwa, Geschäftsführer des Verbands der Indigenen Nichtregierungsorganisationen der Nomaden (PINGOs Forum) in Tansania die Vertreibung der Massai.
Es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen.

Gut, dass AVAAZ mittels der machtvollen Überzeugung vieler Menschen, die sich für die Rechte anderer Menschen rechtschaffen einsetzen, den Firmen Paroli bietet, die glauben, für Geld alles tun zu können.

Helfen wir mit, dass das nicht geschieht.

Ob des geplanten Wahnsinns ist vielleicht auch das ein oder andere nicht gerade zimperliche Wort von AVAAZ verständlich, wenn ich auch auf Worte wie überfluten und Druck verzichten würde. 
Denn Tausende von Stimmen aus aller Welt brauchen KEINEN DRUCK erzeugen, weil sie von sich aus überzeugend genug sind. Und sie müssen nicht überfluten, weil sie stattdessen das Herzens-Anliegen so vieler Menschen wie in einer riesigen Arche auf den Ozeanen menschlichen Mitgefühls zum Präsidenten von Tansania TRAGEN.

Reiche Früchte trägt die Arbeit von AVAAZ schon; in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, haben unglaubliche 735 107 Menschen aus aller Welt - aus Spanien, Kolumbien, Polen, Schweden, Deutschland, Frankreich ... so lese ich eben - sich für die Massai und die Serengeti eingesetzt.

Und denken wir immer daran:

Auch wir werden froh sein, wenn Menschen für unser Anliegen mutig ihre Stimme abgeben.  Tun wir es für unsere afrikanischen Schwestern und Brüder. Bitte schützen auch Sie mit Ihrer Stimme das Volk der Massai und unterstützen Sie bitte dieses Engagement von AVAAZ für dieses Land, gemeinsam mit mehr als 700 000 Menschen aus aller Welt.


Samstag, 11. August 2012

Am 21.12. 2012 beginnt ein neuer Zyklus in der 5126 Jahre alten Maya- Zeitrechnung – von Weltuntergang war bei ihnen nie die Rede

Einer lieben Freundin verdanke ich den Hinweis auf eine Sendung von Bayern 1, mit Hilfe deren Informationen und einer weiteren Sendung vom 21.12. 2011 auf Bayern 2 den Weltuntergangs-Gerüchteküchen-Köchen ihr Handwerk endgültig gelegt wird.
Denn am 21. Dezember diesen Jahres endet zwar ein Zyklus im Rahmen der sogenannten langen Zählung des Maya-Kalenders, allerdings springt diese lediglich auf null und ein neuer Zyklus beginnt; in Wirklichkeit zählt der Maya-Kalender viele tausend Jahre weiter in die Zukunft.

Glaubt man den mythologischen Überlieferungen und den Erkenntnissen der Wissenschaftler, so erhob sich vor 5126 Jahre, also im Jahre 3114 v. Christus, und zwar am 11. August (!), der Maisgott aus dem Wasser, legte mit 3 Steinen eine Feuerstelle an und ließ 5 Weltenbäume wachsen; aus Mais wächst der Mensch. 
Zu diesem Zeitpunkt beginnt der Maya-Kalender, im Rahmen dessen jeder Zyklus 400 Jahre dauert; der 13. Zyklus geht nun zu Ende, der 14. beginnt; nirgendwo ist auf den Maya-Dokumenten, von denen es tausende, bevorzugt in den Urwäldern von Yucatán gibt, von dem Ende der Welt oder Ähnlichem die Rede.

3114 v. Chr. - dieses Datum verbanden die Mayas mit dem Beginn der Menschheit und es entstand jene sagenhafte Hochkultur, von der wir mehr wüssten, wenn nicht übereifrige spanische Missionare in fundamentalistischem Übereifer ausgangs des Mittelalters zahlreiche wertvolle Dokumente vernichtet hätten. So bleibt uns nur die Erkenntnis, dass die Mayas gewaltige Bauten im heutigen Mexiko und Guatemala errichteten, eine hieroglyphenartige Schrift entwickelten und einen Kalender ihr eigen nannten, der vielleicht nur deshalb eine solche Berühmtheit erlangte, weil Menschen, die ihren persönlichen Weltuntergang brauchen, mit seiner Hilfe diesen Untergang der ganzen Welt aufs Auge drücken wollten.
Es gibt im Übrigen tausende von Steindokumenten mit dem Maya-Kalender, die unter anderem von dem Wirken und Leben von Königen berichten; eines der berühmtesten Dokumente ist der Codex Dresdensis im Buchmuseum der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek; dieser ist allerdings eher eine religiöse Schrift. Wie gesagt: Von Weltuntergang war und ist nie die Rede.

Dass womöglich die Zeitspanne vom 11. August bis 21. Dezember diesen Jahres hochinteressant sein könnte und am 21. 12. 2012 etwas Neues beginnt, ein neuer Zyklus, der für die seelische Wirklichkeit der Menschen eine tiefere Bedeutung hat, dem ist sicherlich so, denn offensichtlich ist ja, dass wir in einer Zeit leben, die für unser subjektives Empfinden ungeheuer schnell dahinfliegt, die mittels des Internets auf so niemals vorhersehbare Weise die Erde weltweit vernetzte. und ebenfalls nicht zu übersehen ist, dass totalitäre Regime zerbröseln, ohne Blut und leider auch mit viel Blut wie in Syrien (ein Hohn, dass jetzt über eine Flugverbotszone nachgedacht wird, nachdem Tausende von Menschen starben und sogar syrische Flüchtlinge außerhalb der Grenzen Syriens von der Armee Assads beschossen werden). Dass durch die weltweite Vernetzung Lügen immer kürzere Beine haben und dass allem Fundamentalistischen und Totalitären schwerste Zeiten bevorstehen, dem, glaube ich, werden die meisten gern zustimmen.

Fehlt nur noch, dass nicht die Börsen und die sogenannten Bösen siegen, sondern die Menschlichkeit.

Sicher ist jedenfalls: Wir leben in einer unglaublich interessanten Zeit! 
Wahrscheinlich grämt sich der Maisgott, dass manche Leute glauben machen wollen, ausgerechnet jetzt könne die Welt untergehen ...


weitere gute und  kenntnisreiche Informationen
hier bei Sein-TV
und unter Gute Frage von Canon

Sonntag, 5. August 2012

Es ist was es ist / sagt die Liebe ... Was genau sagt da die Liebe?


Es ist Unsinn sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht

Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe


Liebe wertet nicht, das hat Erich Fried mit seinem Gedicht Was es ist, wie ich finde, wunderbar gestaltet.

Aber:
Schafft denn werten nicht erst Werte?
Gibt es Werte ohne werten?

Ich glaube, das ist in der Tat so, dass zu werten erst Werte schafft, das Gute, das Böse ...
Zu werten schafft die Orientierung, die wir brauchen.
Bis die Liebe kommt.
Dann wird alles Werten überflüssig.
Wer versteht, muss nicht mehr werten.
Wer versteht, sieht den wahren Menschen hinter dem, der - wie auch immer - gehandelt hat.
Verständnis setzt Liebe voraus.
Wer versteht, liebt.
Wer liebt, versteht.

Verstehen ist mehr, als etwas hinzunehmen, wie es in der Formulierung von Erich Fried - Es ist was es ist - zum Ausdruck kommt.
Bei Erich Fried nimmt die Liebe hin.
Dieses Hinnehmen, dieses Akzeptieren, dieses Tolerieren schließt für mich, wenn die Liebe spricht, Verstehen ein.
Doch bin ich mir nicht so sicher, ob Fried, der doch ein Meister des bewussten Wortes ist, das meint, was ich meine.
Wie er seine Worte - Es ist was es ist - versteht ... das ist mir - nach einigem Nachdenken - zunehmend weniger klar.
Es ist was es ist, so spricht die Gelassenheit.
Ihre Aussage beeindruckt, formal gestaltet durch die dreimalige magische Wiederholung dieser Art von Refrain. 

Für mich ist Liebe jedoch mehr als Hinnehmen, als Gelassenheit, als Toleranz. 
Liebe öffnet die Türen zum eigenen Inneren.
Wenn man es zulassen kann: sperrangelweit :-))

Und Liebe löst alle Gegensätze auf, nicht in einem formlosen Brei.
Sondern in einer wunderbaren Form:

dem Herzen



PS  Nur eines möchte ich noch sagen: Erich Frieds Gedicht ist SEIN Gedicht. Er entscheidet, was die Liebe sagt. Und seine Worte sind wertvoll. 
Es ist leicht zu schreiben "Für mich ist Liebe mehr ..." 
Ich habe kein Gedicht geschrieben; Erich Fried hat eines geschrieben!
Ein beeindruckendes.

Mittwoch, 1. August 2012

Erschreckend, wie substanzlos und unwissend die zeitgenössische Ethik ist, z.B. Peter Singers "Praktische Ethik"

Kennen Sie Prokrustes? Es ist jener Unhold aus Griechenland - Theseus bereitete ihm Gott sei Dank den Garaus -, der einkehrende Wanderer durch Verstümmelung oder Streckung mit dem Hammer in eine Bettstelle einpasste.
Was Prokrustes mit Peter Singer zu tun hat?
Lesen Sie Peter Singers "Praktische Ethik" - ein Paradebeispiel dafür, wie der Verstand des Menschen zum Prokrustes-Bett wird. Alles wird passend gemacht, das Bettgestell heißt ratio, die Matratze heißt intellektuelles Ego.
Besser noch: Lesen Sie dieses Buch nicht, ernsthaft empfehlen kann man es jedenfalls niemandem. So viele Prokrustes-Grausamkeiten habe ich selten erlebt. Dass sich dabei gedankliche Geschmacklosigkeiten einschleichen, ist eine andere Sache. Oder wie finden Sie die Aussage:
Tötet man eine Schnecke oder einen 24 Stunden alten Säugling, so vereitelt man keine Wünsche dieser Art, weil Schnecken und Neugeborene unfähig sind, solche Wünsche zu haben. (S. 123)
Mit Wünschen dieser Art meint Singer Wünsche für die Zukunft, die rationale und selbstbewusste Wesen zu haben in der Lage sind; diese nennt er Personen. Wer mehr darüber lesen will, findet die entsprechenden Aussagen in Singers Kapitel "Warum ist töten unrecht?"
Den Ausführungen mag man, wie auch immer, folgen, aber was mich allein an diesem Satz schockiert, ist die Tatsache, wie hier auf gleicher Höhe von einer toten Schnecke und einem toten Säugling gesprochen wird. Noch immer würde es mir leichter fallen, eine tote Schnecke läge neben mir als ein toter Säugling. Im Denken Singers ist das nur konsequent gleich. Ich wünsche einer Schnecke auch nicht den Tod. Dennoch gibt es für mich Unterschiede. Dass es sie nicht gibt in Bezug auf die beiden, diesem Tatbestand widmet Singer viele Seiten seines Buches. Konsequent streitet er die Heiligkeit des Lebens, des menschlichen Lebens ab.

Nichts gegen seinen Einsatz für den Wert tierischen Lebens, auch für die zwanghaften Beweise, dass Primaten ein so wertvolles Leben wie Säuglinge und geistig Behinderte haben, weil sie in die Zukunft denken können und bewusst leben; das belegt Singer mit Untersuchungen und Beispielen, um dann zu dem Ergebnis zu kommen:
So scheint es, daß etwa die Tötung eines Schimpansen schlimmer ist als die Tötung eines menschlichen Wesens, welches aufgrund einer angeborenen geistigen Behinderung keine Person ist und nie sein kann. (S. 156)
Welchen Stellenwert er einem zeitgenössischen amerikanischen Philosophen namens Michael Tooley einräumt, der sich damit auseinandersetzt, dass ein Baby nicht ein Recht auf Fortsetzung seiner Existenz haben könne, weil es noch kein Interesse am Leben gehabt habe, das ist schon bemerkenswert und für mich erschütternd; erschütternd sind solche Sätze, die Singer in der Nachfolge Tooleys in diesem Zusammenhang ablässt:
Hätte der Zug das Baby auf der Stelle getötet, so hätte der Tod nicht im Gegensatz zu den Interessen des Babys gestanden, weil es eben nicht eine Vorstellung von der Existenz in der Zeit gehabt hätte. (S, 132)
Solche Sätze finden sich immer wieder, wobei immer wieder auf verdruckste Weise unklar bleibt, inwieweit sich Singer mit ihnen identifiziert, und man mag verstehen, warum es mir zum Teil schlecht wurde.
Klar kann man solche Sätze denken, klar kann man sie einfach einen amerikanischen Philosophen denken lassen und sich hinter dessen Denken verstecken, aber das soll die Praktische Ethik sein, die sich bemüht, eine Richtschnur für ethisch verantwortliches Leben zu geben?

Zwei Punkte sind mir noch viel wichtiger, die Singers Ethik ad absurdum führen:

Gewiss müssen Liebe, Herz und Gefühl in einer Praktischen Ethik nicht im Vordergrund stehen, aber so ausgespart, wie sie in diesem Werk sind, das ist schon unglaublich. Ich zähle nicht nach, mir ist die Zeit zu schade, aber das Wort Liebe kommt vielleicht fünf- oder sechsmal vor (Herz, glaube ich, einmal), allerdings nicht in argumentativem Zusammenhang, sondern z.B. als Zitat ("Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst").

Wie sehr eine moderne Ethik ohne Liebe auskommt, das war mir nicht bewusst. Dass sie allerdings auch auf die Gefühle der Menschen verzichtet und deren Bedeutung, das ist schon fahrlässig.
Spätestens seit D. Golemans Buch über "Emotionale Intelligenz" ahnt doch auch der Gefühlslaie, dass Gedanken über Leben, die den Gefühlsbereich aussparen, am Leben vorbeigehen. Man muss nicht im Extrem A. Webers Gedanken in "Alles fühlt" teilen, aber dass alles, was wir tun, an Gefühle gekoppelt ist - auch unser Denken (!!!) - das hätte sich bis Australien und zu Peter Singer durchsprechen können.
Für ihn spielen Gefühle im Leben der Menschen, in einem ethischen Leben - er spricht von einem Leben, das den ethischen Standpunkt einnimmt - keine Rolle.
Dass er manches, was er geschrieben hat, so gefühllos schreiben kann, das hat mich stellenweise fassungslos gemacht, fassungslos, dass sich Intellekt so verselbständigen kann, dass der Gott Onan über so viel intellektuelle Selbstbefriedigung seine helle Freude gehabt hätte.
Das ist das eine. Peter Singer schreibt wie zu Zeiten Kants, völlig ohne Gefühl. Ohne Gefühle mit einzubeziehen. Das geht nicht, ihr Aussparen kostet Energie, die auf Kosten der Wahrheit geht. Immer. Schon immer.
Übrigens: Intuition bezieht Singer, indem er sich auf einen Kollegen bezieht, durchaus ein. Immerhin.

Zumindest in der Neufassung seiner Praktischen Ethik hätte Singer berücksichtigen können, dass - und das ist ein weiterer wichtiger Punkt - die moderne Hirnforschung uns die Ratio, den ach so heiß geliebten Verstand, mehr als relativ sehen lässt, gibt es mittlerweile doch genug Belege, die aufzeigen, dass dem, was wir als bewussten Akt ausgeben, in aller Regel bereits in unserem Gehirn Prozesse vorausgehen, die aus den Bereichen des Unbewussten kommen. Ein Polizist, der sich also für Folter entscheidet, um ein Menschenleben zu retten und ein Geständnis zu erpressen, wird zwar im Nachhinein rationale Gründe anführen und anführen müssen; allerdings: seine Entscheidung fiel intuitiv, unbewusst; das wissen wir schon einige Zeit, Herr Singer. So geht es auch Ihnen, wenn Sie ein Buch schreiben, auch wenn alles superrational klingt.

Indem also Singer auch den Bereich des Unbewussten und die moderne Gehirnforschung ausspart, schiebt er uns auf eine Zeitstufe, auf der wir z.B. wiederum dem guten Kant die Hand schütteln können, uns weismachend, alles sei per Verstand erkenn- und erklärbar; immer mehr weist uns die moderne Forschung darauf hin: genau das ist es nicht. 
Dem guten Kant kann man keinen Vorwurf machen. Freud, Jung und unser ganzes Bewusstsein über die Bedeutung des Unbewussten waren noch nicht erforscht, es hatte noch keine moderne Hirnforschung gegeben, keinen Spitzer und sein Selbstbestimmen, keinen Benjamin Libet und sein Mind Time, keine Roth/Grün und ihr Das Gehirn und seine Freiheit. Beiträge zur neurowissenschaftlichen Grundlegung der Philosophie. Vergleichbares scheint Singer nicht gelesen zu haben, bei den alten Haudegen seines so geliebten Utiliitarismus dagegen kennt er sich bestens aus, die zitiert er immer wieder.
Mit Singer gibt sich jemand en vogue, für den Gefühle, Herz und Liebe an keiner Stelle seiner Ethik eine Rolle spielen, eine inhaltliche Dimension gewinnen; da kommt einer her, der die ganze moderne Gehirnforschung ausspart und uns weismachen will, dass das, was er schreibt, neuester Stand der Erkenntnis sei ...
Und das Schlimme finde ich: Diese Menschen prägen auch das Bild der zeitgenössischen Ethik in Schulbüchern; dort geht es im Oberstufenbereich genauso abstrakt und substanzlos zu.

Man sollte einfach nur das letzte Kapitel in Peter Singers Buch lesen, wo sich der gute Professor an den Fragen "Warum moralisch handeln?" und "Hat das Leben einen Sinn?" versucht.
Das muss man gelesen haben, um zu wissen, wie tief Ethik gesunken ist, die sich vor allem an den Interessen der Menschen orientiert, an mehr nicht mehr.
Auf den letzten Seiten versucht Singer verzweifelt, Sinn für das menschliche Leben zu finden. Um das zu erreichen, vergleicht er das Leben des Normalbürgers mit dem eines Psychopathen - auf Details verzichte ich.
Er schreibt auf dem Höhepunkt seiner Sinnfindung:

Evolutionär gesprochen, könnten wir sagen, daß das Glück als innere Belohnung für unsere Leistungen fungiert. Subjektiv betrachtet bedeutet für uns das Erreichen des Ziels (oder Fortschritte zu ihm hin) einen Grund, glücklich zu sein. Unser eigenes Glück ist daher ein Nebenprodukt des Strebens nach etwas anderem und nicht dadurch zu erlangen, daß wir unseren Blick allein auf das Glück richten.Das Leben des Psychopathen läßt sich nun - verglichen mit einem normalen Leben - auf eine andere Weise als sinnlos verstehen. Es ist sinnlos, weil sein Blick nach innen auf die Vergnügungen des gegenwärtigen Augenblicks gerichtet ist, und nicht nach außen auf etwas Langfristigeres oder Weiterreichendes. Das Leben normalerer Menschen hat Sinn, weil es auf ein umfassendes Ziel hin gelebt wird. All dies ist spekulativ [...] (S.420ff)

Nach der Lektüre des Buches mag sich niemand verwundern, dass Singer das Entscheidende nicht benennt, nämlich worin der Sinn und die Ziele bestehen, was Langfristigeres und Weitreichenderes sein könnte. Er belässt es bei seinem Hinweis auf den sogenannten ethischen Standpunkt, der darin besteht, über seinen eigenen Standpunkt hinauszugehen, den Standpunkt eines überparteilischen Beobachters einzunehmen, wie er schreibt. Auch hier ist Singer freilich mehr als altbacken, denn seit den Ergebnissen der Quantenphysik und ihrer mit ihr einhergehenden Philosophie wissen wir, dass es den Standpunkt außerhalb, den überparteilischen nicht mehr gibt. Jeder ist Teil des Experimentes Leben, auch wenn er sich den intellektulellen Gestus geben möchte, den Singer sich gibt.
Unverbindlicher als Singer kann man - das ist kein Wunder - ein über 400 Seiten langes Buch über praktische Ethik kaum beenden:
Auf die Frage »Warum moralisch handeln?« läßt sich keine Antwort geben, die jedem überwältigende Gründe für moralisches Handeln liefert. Moralisch nicht vertretbares Verhalten ist nicht immer unvernünftig. Wir werden wahrscheinlich immer die Sanktionen des Gesetzes und des gesellschaftlichen Druckes brauchen, um zusätzliche Gründe gegen ernsthafte Verletzungen ethischer Anforderungen vorzubringen. Diejenigen andererseits, die nachdenklich genug sind, um die in diesem Kapitel erörterte Frage zu stellen, werden am ehesten die Gründe anerkennen, die sich für das Einnehmen des ethischen Standpunkts anführen lassen.

Wir werden immer den Druck des Gesetzes brauchen? 

Was zu solch platter Verallgemeinerung ein Albert Schweitzer, ein Gandhi, ein Martin Luter King und jeder Mensch, der sich von Herzen bemüht, sagt?


Platter geht´s nimmer.

Diese Praktische Ethik ist praktisch wertlos.

Und das Schlimme ist, dass Michael Ende in seiner Unendlichen Geschichte das, was Peter Singer hier treibt, genau erfasst hat, indem er die Kindliche Kaiserin krank werden lässt. Sie symbolisiert die Herzkraft des Menschen. Doch sie siecht dahin, keiner kann ihr helfen, kein Arzt Phantasiens.
Und wie sich die Krankheit äußert: Da, wo einst etwas da war, wo einst Phantàsien war, ist zunehmend Nichts. Und dieses Nichts breitet sich aus. Dieses Nichts ist die intellektuelle Krankheit eines Peter Singer, was er verbreitet, ist das Nichts, Herzlosigkeit, die Sinnlosigkeit des kalten Intellekts.

Mit den Worten aus der Unendlichen Geschichte:
"Es ist", fiel der Winzling ein, "als ob man blind wäre, wenn man auf die Stelle schaut, nicht wahr?""Das ist der richtige Ausdruck", rief (das Irrlicht). "[...] die Stelle wurde nach und nach größer immer größer. Irgendwie fehlte immer mehr von der Gegend. (...) diese Stellen machen sich breit [...] Manche haben sich sogar absichtlich hineinfallen lassen, wenn sie dem Nichts zu nahe gekommen sind. Es übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus, die umso stärker ist, je größer die Stelle ist." (23)
Ja, mir macht das Sorge. Diese Art von Singerscher Sinnlosigkeit breitet sich immer mehr auch in der Schule aus.

Die Zitate sind entnommen aus Peter Singer, Praktische Ethik, Ditzingen 2010