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Samstag, 6. Oktober 2012

Den letzten Wunsch finden ... den wahren Willen zu lieben


Bisher wollte er zwar immer ein anderer sein, als er war, aber er wollte sich nicht ändern.

Das erfährt der Leser über Bastian zum Ende der Unendlichen Geschichte hin.
Eigentlich kaum glaublich, dass unser Held, fast am Ziel, sich noch nicht wirklich geändert haben soll (als wir diesen Satz lesen, ist Bastian im Änderhaus und damit bei der Dame Aiuóla, der Großen Mutter, wie wir sie auch nennen können). 
So weit ist er allerdings in seiner seelischen Entwicklung, dass er Vater und Mutter vergisst, um seine wahren Eltern, die Große Mutter und den Großen Vater zu finden, eine Voraussetzung, um zu seinen wahren geistigen Wurzeln zu gelangen.

Und dennoch hat er sich in Wirklichkeit bisher gar nicht geändert?

Kann das sein?

Ja, ich glaube, es ist so. 

Was wir für Änderung halten, ist, wie es z.B. Odysseus auf seiner Reise in die Heimat erlebt, anlanden und wieder ablegen an verschiedenen Gestaden, wo wir - Odysseus steht stellvertretend für diese Etappen auf dem Weg in die Heimat - verschiedenste Erfahrungen machen, indem wir z.B. (als Mann) Circe kennenlernen und durchschauen lernen sollen, was diese Art von Frau - immer auch Teil unseres Inneren - mit uns anrichten kann. Schließlich bleiben nicht wenige Männer gern bei Circe hängen, die bekanntlich Männer zu Schweinen macht - die Becircten selbst allerdings erkennen ihr Grunzen nicht. 
Gerade in unserer heutigen Zeit werden durch die Medien die verschiedensten Circe-Typen in den Mittelpunkt gerückt; wahre Weiblichkeit, so ist zu befürchten, geht zunehmend verloren. Und, was für mich das Schlimmste ist, Heranwachsende halten diese Circen für weiblich, für Weiblichkeit.

Woran erkennen wir, dass alles bisher Erlebte Erfahrung war, nicht wirklich Änderung?

Indem wir den letzten Wunsch finden.


Bastian Balthasar Bux findet ihn bei seiner wahren Mutter, der Großen Mutter, Gaia, Mutter Natur,
 im Buch Aiuóla genannt, aus der nicht zufällig die köstlichsten Früchte wachsen.

Sie sagt zu ihm:
Jetzt hast Du Deinen letzten Wunsch gefunden, dein wahrer Wille ist zu lieben.

Lieben, das tue ich schon lange, höre ich die Scheinheiligen, wie wir sie in den letzten Posts angetroffen haben, posaunen.

Aber es könnte sein, dass sie - und damit wir - einem großen Irrtum aufgesessen sind, dass wir nämlich noch gar nicht geliebt haben.

Dass wir wirklich erst zu wahrer Liebe gelangen, wenn wir unseren letzten Wunsch wünschen ...

Wir müssten dazu in unmittelbarer Nähe der Quelle des Wassers des Lebens sein und das Wasser des Lebens in die reale Welt bringen wollen.

Schon merkwürdig - das heißt: des Merkens würdig -, dass Michael Ende dieses Märchenmotiv gegen Ende seiner Unendlichen Geschichte einbringt - und gewiss kein Zufall.
In ihr aber finden sich ja ohnehin viele Märchenmotive.
Für mich ein Beweis, dass wir in ihnen, den Märchen, die wahre Weltgeschichte finden.
So wie in der Unendlichen Geschichte die Wahrheit des letzten Wunsches:
wirklich zu lieben.

Erst danach ist wunschloses Glück möglich.

Also Liebe.

PS  Was ich allerdings auch glaube: Dass Menschen immer wieder zu Gedanken und Taten der Liebe fähig sind. Das ist nicht das überdauernde Glück der Liebe, dass die Unendliche Geschichte zum Abschluss der Reise Bastians meint und die Märchen mit ihrer Ewigkeitsformel Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute; aber diese Flicken der Liebe sind wie Seiten eines Buches, das in seiner Gesamtheit eine unendliche Geschichte der Liebe sein will.

Zu dieser Geschichte gehört auch unser Weg zur Liebe.

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