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Sonntag, 25. November 2012

Ein Fruchtwasser-Gespräch zweier Zwillinge ... Übrigens: Auch unser Tod ist eine Geburt ... ! – Homer, Hesse und Momo wussten darum!

Beim Frühstück habe ich eine klasse Geschichte im Radio gehört und ich denke, der SWR und Pfarrer Thomas Drumm aus Herschweiler-Pettersheim, der im Rahmen der Sonntagsgedanken diese Geschichte erzählte, werden nichts dagegen haben, dass ich sie veröffentliche, wie ich das bisweilen tue, wenn ich etwas höre, was mich berührt.

Dieses Gespräch finde ich deshalb genial, denn es könnten genauso zwei Menschen führen und sich dabei über das Leben nach unserem so genannten Tod unterhalten.

Nun aber erst einmal die Geschichte der beiden Zwillinge vor der Geburt, ein Fruchtwasser-Gespräch sozusagen:


„Ist es nicht schön, dass wir leben?", fragte eines Tages das Mädchen. „Wunderschön", meinte der Junge und plantschte mit seinen Händchen durch das Fruchtwasser, so dass es kleine Wellen schlug. „Ist dir schon aufgefallen, dass wir uns verändern und immer größer werden?", fragte der Junge . „Ich glaube, das bedeutet, dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald zu Ende sein wird", meinte das Mädchen . „Wie meinst du das?", fragte der Junge, „du glaubst doch nicht etwa an ein Leben nach der Geburt?" „Doch, ich glaube daran", antwortete das Mädchen. „Ich meine: Unser Leben hier ist dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir stark genug sind für das, was uns dort erwartet." „Blödsinn", erwiderte der Junge, „warum machst du dir darüber Gedanken? Hier ist es doch schön. Es ist warm. Und wir haben alles, was wir brauchen. Und außerdem haben schon viele diesen Mutterschoß verlassen. Keiner von ihnen ist zurückgekommen. Nein, ein Leben nach der Geburt gibt es nicht." Das Mädchen gab nicht nach: „Ich meine, es muss mehr geben als diesen dunklen Ort. Es muss doch anderswo etwas geben, wo Licht ist und man sich frei bewegen kann. Vielleicht werden wir ja herumlaufen und mit dem Mund essen?" „Herumlaufen. So ein Unsinn!", lachte der Junge, „das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen. So ein Quatsch! Es gibt doch die Nabelschnur. Die ernährt uns. Wie willst du mit der herumlaufen? Die ist doch viel zu kurz. Ich sage dir: Wenn wir hier aus dieser schönen Welt im Bauch heraus müssen, dann ist alles aus. Wenn uns jemand die Nabelschnur durchschneidet, werden wir tot sein." „Ich weiß ja auch nicht genau, wie das Leben nach der Geburt aussieht", sagte das Mädchen, „aber spürst du nicht auch ab und zu diesen Druck? Manchmal tut es richtig weh. Ich glaube, dieses Wehtun bereitet uns auf einen anderen Ort vor, wo es viel schöner ist als hier und wo wir unsere Mutter sehen werden von Angesicht zu Angesicht. Das wird bestimmt ganz aufregend sein." „Mutter?", fragte der Junge spöttisch, „du glaubst doch nicht etwa an die Mutter! Ich habe noch nie eine Mutter gesehen. Wo soll die denn sein?" „Na hier, überall um uns herum. Wir sind in ihr und wir leben durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein. Manchmal, wenn du ganz still bist, kannst du sie singen hören, oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt." „Ich glaub nur das, was ich seh", meinte der Junge trotzig.Aber dann kam der Moment der Geburt. Die Zwillinge haben ihre Welt verlassen und die Augen geöffnet. Was sie da gesehen haben, hat ihre kühnsten Träume übertroffen.

Solch ein Gespräch über das Leben nach unserem Leben könnten auch hier und jetzt zwei Menschen führen.
Und es könnte ganz ähnlich verlaufen.

Für manche ist auch der Tod und was danach kommt ein dunkler Ort.
Und manche sagen: Ein Leben nach dem Tod gibt es nicht ... Eine Mutter, die uns da empfängt, die gibt es nicht.
Doch auch nach unserem Tod wird uns eine Mutter empfangen, die es schon jetzt gibt. – Homer wusste vor Jahrtausenden davon, weil es diese Mutter schon immer gab und gibt.

Und man kann sie auch hier, in unserem Leben hören und die, die mit ihr zusammen leben, wie wir im Steppenwolf lesen können.

In einer wunderbaren Geschichte, die ich kürzlich las, über eine Bachstelze, die Rotkehlchen füttert, spielte die Stille eine bedeutsame Rolle, denn sie führte zu allem wundersamen Geschehen.

Und auch Momo weiß darum. Wenn wir still sind und in die Stille zu hören vermögen, hören wir die Unsterblichen, unsere Mutter, eine gewaltige Musik und vielleicht noch viel mehr, von dem wir nichts ahnen:




Ohr-Skulptur im Schlosspark zu Aschach


Momo hörte allen zu, den Hunden, Katzen, den Grillen und Kröten, ja sogar dem Regen und dem Wind in den Bäumen. Und alles sprach zu ihr auf seine Weise. An manchen Abenden, wenn alle ihre Freunde nach Hause gegangen waren, saß sie noch lange allein in dem großen steinernen Rund des alten Theaters, über dem sich der sternenfunkelnde Himmel wölbte, und lauschte einfach auf die große Stille. Dann kam es ihr vor, als säße sie mitten in einer großen Ohrmuschel, die in die Sternenwelt hinaushorchte. Und es war ihr, als höre sie eine leise und doch gewaltige Musik, die ihr ganz seltsam zu Herzen ging.


Wenn wir nur nicht den Geburtskanal hin zu diesem Leben nach dem Leben so eng sehen ... Dann kann auch jetzt schon unser Leben viel weiter sein. Denn was dort in diesem Land und Leben sein wird, ist auch schon hier zugegen.

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