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Freitag, 21. Dezember 2012

Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen / Das Heil, für das Du uns bereitet hast.


Oft schätzt man ein Lied, ein Gedicht als Ganzes, aber auffallend ist, dass ganz unterschiedliche Worte zu verschiedenen Zeiten besonders in den Vordergrund treten.
Vor wenigen Tagen habe ich mir Bonhoeffers Von guten Mächten auf den Computer geladen, gesungen von Johannes Kalpers; ich finde auch die Version des Laki-Pop Chors sehr schön.
Seitdem höre ich es immer wieder und spüre die Innigkeit dieser Worte, diese Demut von Bonhoeffer, sein unendliches Vertrauen, seine Hingabe.
Besonders empfinde ich in diesem Jahr jene zwei Zeilen, die den Post-Titel bilden und auch jene, in denen er von dem bitteren Kelch spricht, gefüllt bis an den höchsten Rand.
Ich finde, sie übertragen eine unendliche Ruhe und vielleicht sollten wir viel weniger immer nur nach Glück streben, sondern nach jenem Frieden, der sich hier vermittelt. Vielleicht ist es in Wahrheit wichtiger, zu-frieden zu sein, in Frieden.
Bonhoeffers Worte waren prophetische Worte, und man spürt, dass er das auch beim Schreiben schon wusste: Sein Kelch, Bonhoeffers Kelch, sollte bis an den höchsten Rand gefüllt sein.
Aber er war in Gottes Hand.

Bonhoeffer war ja, 1906 geboren, nachdem er Theologie studiert und auch in diesem Fach promoviert und habilitiert hatte, zunächst als Privatdozent an der Universität in Berlin, dann auch als Auslandspfarrer tätig.
1935 übernahm er die Leitung des Predigerseminars der Bekennenden Kirche im pommerschen Finkenwalde.
Ein Jahr später wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen.
1942 bemühte er sich, Verbindung mit der englischen Regierung aufzunehmen, um Hilfe für den deutschen Widerstand zu gewinnen; doch hielt es das Foreign Office damals nicht für angebracht, mit der Widerstandsbewegung Kontakt aufzunehmen.

Am 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer von den Nationalsozialisten verhaftet. Den Bemühungen u.a. von General Canaris ist es zu verdanken, dass der ausstehende Prozess wenigstens bis zum 20. Juli 1944 verzögert werden konnte. Die zweieinhalb Monate im Gefängnis nutzte Bonhoeffer, ungebrochen und ergeben in Gottes Willen, um wissenschaftlich zu arbeiten, Briefe zu schreiben und in Gedichten Worte zu finden, was in seinem Inneren vorging. Widerstand und Ergebung, so lautet der Buchtitel, unter dem sich die Briefe an seine Eltern und den Freund nach dem Krieg veröffentlicht finden.
Die Konzentrationslager Buchenwald und Flossenbürg waren die letzten Lebensstationen Bonhoeffers.
Am 9. April 1945, nur wenige Tage vor der Hinrichtung auch seines Bruders Klaus und nur wenige Tage vor Kriegsende, wurde auf ausdrücklichen Befehl Hitlers durch ein Standgericht das Todesurteil an ihm vollstreckt.

Eines seiner letzten Gedichte ging um die ganze Welt und hat so vieler Menschen Herzen gestärkt, so vielen Mut gegeben, Vertrauen in Gott und in Tod und Leben; auch mir hat es immer wieder geholfen und mein Dank gilt jenem Mann, von dem ich sicher glaube, dass er bis heute allen politisch Verfolgten und auch wegen ihres Glaubens Verfolgten zur Seite steht:

           
Von guten Mächten
Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
Noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
Das Heil, für das Du uns bereitet hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
Dann woll´n wir des Vergangenen gedenken,
Und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Laß warm und still die Kerzen heute flammen,
Die Du in unsre Dunkelheit gebracht.
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
So laß uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
All Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
Erwarten wir getrost, was kommen mag;
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiß an jedem neuen Tag.


Zu Recht sagt man, dass, wenn irgendwo auf der Welt das Hallelujah Händels angestimmt wird, ein Engelchor mitsingt.
Ich glaube, dass, wenn Dietrich Bonhoeffers Gebet gesprochen oder gesungen wird, immer auch Engel mitsprechen und mitsingen und tröstend ihre Hände auf den Betenden und Trost Suchenden legen.

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