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Montag, 31. Dezember 2012

Wenn Sterbende nach oben sehen (I) ... über meinen Freund Thomas und über Stefan v. Jankovichs "Ich war klinisch tot"

Im vorletzten Post habe ich von meinem verstorbenen Freund Thomas erzählt, unseren gemeinsamen Radtouren und unserer gemeinsamen Leidenschaft für Lyrik.

Dabei ist mir eingefallen, was ich als Letztes von ihm gehört habe. Seine Freundin hat es mir erzählt.

Als er im Sterben lag, so berichtete sie mir, habe er auf einmal nach oben zur Decke geschaut und sein Gesicht habe sich verklärt. Sie habe gedacht, so erzählte sie, das ist der alte Thomas. Was sie gemeint hat, war, dass Thomas wie ein Kind lachen konnte, sich freuen konnte und dann richtig strahlte.

Das muss auch in diesem Moment so gewesen sein. Während seines Sterbens.

Ich weiß nicht, ob seine Freundin dasselbe dachte wie ich. Ich jedenfalls habe nicht darüber gesprochen, weil ich ganz einfach nicht auf eine mögliche Ablehnung stoßen wollte. Für mich war klar, was Thomas sah. – Dazu muss ich ein wenig ausholen:

Ich vermute, es ist nun schon bald 25 Jahre her, dass ich eine Fernsehsendung sah, in der ein Mann namens Stefan von Jankovich, in Budapest geboren und vor seinem Unfall als Architekt tätig, von einem Nahtod-Erlebnis erzählte, über das er ein Buch geschrieben hatte mit dem Titel Ich war klinisch tot. Und der Untertitel lautete: Der Tod – mein schönstes Erlebnis.

Was ich gehört hatte, faszinierte mich so sehr, dass ich mir unmittelbar nach der Sendung das Buch kaufte.

Darin schildert Jankovich, dass er mit einem Geschäftspartner - er selbst war Beifahrer - sich auf einer Fahrt nach Lugano befand, als ihnen bei Claro vor Bellinzona ein Lastwagen auf ihrer Spur entgegenkam.

Für Jankovich waren die Folgen des Crashs verheerend. Er flog durch die Windschutzscheibe nach Zeugenaussagen wie ein Gummiball durch die Luft. Nach dem Aufprall lag der Schädelknochen bloß, er hatte Brüche an Armen und Beinen, Becken und Rippen, insgesamt 18 Frakturen. All das hatte einen Herzstillstand zur Folge.

Sein Glück war, dass ein zweiter Arzt, ein deutscher Zahnarzt, auch zum Unfallort kam, und ihm eine Adrenalin-Spritze direkt ins Herz injizierte, ca. 51/2 bis 6 Minuten nach dem Unfall.

Was Jankovich schildert, was er in dieser Zeit wahrnahm, hat mich damals so fasziniert, dass ich mich weiter mit dem Thema beschäftigte und Dr. Raymond A. Moodys Leben nach dem Tod studierte. Dort fand ich dem Bericht Jankovichs sehr ähnliche Schilderungen, auch, dass Menschen bei vergleichbaren Geschehnissen ebenfalls ihren Lebensfilm sahen.

Die Erinnerung an Jankovichs Buch hat es mich hervorkramen und darin wieder lesen lassen und da das, was ich ursprünglich schreiben wollte, nun eh eines neuen Posts bedarf, schließe ich diesen hier mit einer Passage aus Jankovichs Buch ab, in der er schildert, wie er seinen "Tod" erlebte:


(...) Ich befand mich über der Unfallstelle und sah dort meinen schwerverletzten, leblosen Körper liegen, genau in derselben Lage, wie ich das später von den Ärzten und aus den Polizeiberichten erfuhr. Ich sah die ganze Szene gleichzeitig von mehreren Seiten — deutlich, transparent. Ich sah auch unseren Wagen und die Leute, die rings um die Unfallstelle standen, sogar die Kolonne, die sich hinter den herumstehenden Menschen aufgestaut hatte. Die Leute scharten sich um mich herum. Ich beobachtete einen kleinen, festen, ca. 55jährigen Mann, der versuchte, mich wieder ins Leben zurückzurufen. Ich konnte genau hören, was die Leute untereinander sprachen, d. h., eigentlich „hörte" ich es nicht, ich war ja oben, und mein lebloser Körper lag unten auf dem Boden. Doch ich konnte wahrnehmen, was die Menschen sagten und sogar, was sie dachten — wahrscheinlich durch eine Art von Gedankenübertragung, durch Wahrnehmung außerhalb dieses materiellen Welt-Prinzips. Der Mann kniete an meiner rechten Seite und gab mir eine Spritze in den linken Arm. Zwei andere Personen hielten mich auf der anderen Seite und befreiten mich von den Kleidern. Ich sah, wie der Arzt meinen Mund mit einem Holzklotz aufspreizte und Glasscherben daraus entfernte. Unter anderem konnte ich auch erkennen, als der Arzt mich anfaßte, daß meine Glieder gebrochen waren, und daß sich rechts neben mir eine Blutlache ausbreitete. Ferner beobachtete ich, wie der Arzt versuchte, mich auf künstliche Art zu beleben und wie er feststellte, daß auch meine Rippen gebrochen waren. Er bemerkte: „Ich kann keine Herzmassage machen." Nach einigen Minuten stand er auf und sagte: „Es geht nicht, man kann nichts mehr machen, er ist tot." (...)

Sehr merkwürdig war, daß ich nicht nur die laut gesprochenen Worte, sondern auch die Gedanken der an der Unfallstelle anwesenden Menschen wahrnehmen konnte. Eine Tessiner Frau z. B. mit einer ca. 7-jährigen Tochter war sehr erschrocken, als sie plötzlich meine Leiche sah. Die kleine Tochter wollte sofort weglaufen, aber die Frau hielt sie mit der linken Hand einige Minuten fest und betete in Gedanken ein „Vater unser", ein „Heilige Maria . . ." und bat danach noch um Vergebung der Sünden dieses verunglückten Mannes. Ich war vom selbstlosen Gebet dieser Frau tief beeindruckt und freute mich darüber. Auch fühlte ich eine liebevolle Strahlung. Ein älterer Mann mit Schnurrbart dachte dagegen sehr negativ über mich: „Naja, den hat's erwischt. Aber er ist sicher selber schuld. Wahrscheinlich ist er so einer, der mit seinem Sportwagen rücksichtslos durch die Gegend flitzt." Ich wollte ihm von „oben" zurufen: „Hör auf mit diesem Quatsch. Ich bin nicht selber gefahren, ich war nur Mitfahrer." Ich spürte auch die negativen, bösartigen Schwingungen dieses Mannes. (...)

Ich wandte mich von der Unfallstelle ab, da sie mich nicht weiter interessierte. Ich wollte wegfliegen, und . . . schon flog ich. Alles war beruhigend, harmonisch, wunderschön. Die Töne, die Lichtspiele wurden immer stärker, immer voller und überfluteten mich und meine ganze Umgebung. Ich spürte deutlich eine harmonische Schwingung. Dann sah ich die Sonne irgendwo rechts oben. Ich weiß nicht warum, aber ich sah sie rechts oben pulsieren und nicht direkt über mir. Ich flog deshalb in diese Richtung weiter. Die Sonne wurde immer lichter, immer strahlender, immer pulsierender. Ich verstehe heute, warum so viele Menschen und Religionen die Sonne als Gottessymbol auffassen oder sogar einen Sonnengott verehren.

Ich flog allein weiter, hatte jedoch das Gefühl, daß ich nicht allein war, sondern daß mich gute Wesen umgaben. Alles war beruhigend, alles harmonisch und wunderschön. (...)
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3 Kommentare:

Gertrud hat gesagt…

Lieber Johannes,
dieser Beitrag macht mir beim Lesen eine Gänsehaut. Ich glaube fest daran, dass es so ist mit dem Sterben, wie der Mann es beschreibt.
Ich wünsche Dir eine gesundes und zufriedenes Jahr 2013 und mir, dass ich noch viele Beiträge von Dir lesen darf!

Liebe Grüße
Gertrud

Johannes G. Klinkmüller hat gesagt…

Liebe Gertrud,

das ist aber ein lieber Kommentar. Ganz lieben Dank.
Und: Ja, ich glaube auch, dass es so mit dem Sterben ist, wenigstens meistens, wobei Moody 12 Ereignisse festgehalten hat, die den gesammelten Berichten zufolge eintreten können wie Lebensfilm, Gang durch einen Tunnel, ein Engelwesen erscheint, der Sterbende sieht seinen Körper, er wird von Freunden und Oma, Opa ... abgeholt. Manche erleben davon vieles, mancher nur eines dieser Ereignisse, aber immer muss es sehr, sehr eindrücklich sein. Ein bisschen gehe ich darauf noch im nächsten Post ein. Der Himmel weiß sicherlich jetzt schon, wer uns einmal abholt ...

Ich wünsche Dir auch alles Gute für das nächste Jahr. Es gilt, offen zu sein für Neues, denn das Alte löst sich auf, vergeht und - wie es in der Bibel heißt - es wird alles neu!
Liebe Grüße,
Johannes

Joachim Merle hat gesagt…

Es steckt sehr viel Trost, Glaube und Hoffnung in dem Buch "Ich war klinisch tot - Der Tod, mein schönstes Erlebnis", und ich kann es jedem nur empfehlen -