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Samstag, 30. März 2013

"Ich war tot und sieh ich lebe; / leben, leben sollst auch Du" ... – ... noch eine Kindheitserinnerung

Guercino (1591-1666): Der ungläubige Thomas

Im letzten Post bin ich auf das Karfreitagslied von Friedrich von Bodelschwingh eingegangen; inzwischen habe ich es mir sogar bei ITunes herunterladen können :-)

Auch mit dem Osterlied, das ich heute abdrucke, verbindet sich für mich eine Kindheitserinnerung.
Dank meiner Eltern durfte - oder sagen wir: musste - ich jeden Sonntag in die Kirche gehen. Es gab aber einen besonderen Moment im Verlauf des Kirchenjahres, der mir immer einen Schauer über den Rücken hat laufen lassen, und zwar einen gewaltigen, und ich bin sicher, dass ich deshalb extra nochmal nach Frankfurt in die Nord-Ost-Gemeinde fahre, und zwar in den Ostersonntags-Gottesdienst.
An dessen Ende wurde von der Gemeinde nämlich immer ein Lied gesungen, dessen Text in das Gesangbuch eigens für diese Gelegenheit eingeklebt war (hoffentlich heute auch noch) und von einem mittlerweile wenig bekannten Lyriker und evangelischen Prediger stammt, Friedrich Mohn (1762-1830); immerhin ist in Ratingen eine Straße nach ihm benannt, weil er dort zu seiner Zeit tätig war. 
Vertont hat das Lied Karl Gotthelf Gläser (1781-1830); ich fand den Text und die Vertonung unglaublich berührend! – Auch heute geht es mir noch so, wenn Worte und Melodie in mir aufklingen.

Vor allem die letzte Strophe. Und das hat einen ganz simplen und doch wahnsinnig mächtigen Grund:
Die Nord-Ost-Gemeinde hatte sich zu der Zeit, als wir dort in den Gottesdienst gingen, eine neue Orgel zugelegt im Zusammenhang mit dem Neubau der Kirche. Im Nachhinein kommt es mir so vor, als sei diese Orgel für die Kirche sehr großzügig ausgelegt gewesen (ich hoffe, sie gibt es heute noch). Denn wenn der Organist die entsprechenden Register zog, bebten die Kirchenmauern und die Empore schien mir klein und kleiner zu werden und kaum mehr in der Lage, die Orgel tragen zu können.
Jedenfalls: Immer in der letzten Strophe dieses im Folgenden abgedruckten Liedes war das der Fall – ein kurzer geübter Griff des Organisten in die Registratur und die Kirche verwandelte sich in ein gewaltiges Tonmeer. Auf diesen Moment wartete ich das ganze Jahr: Das war so ein gewaltiger Sound, einfach unglaublich; das muss man erlebt haben, wenn eine große Orgel braust und alles gibt. Das ist Gänsehaut-Feeling. Klar, da muss sich jedes Grab öffnen. 
Ich hatte immer den Eindruck: Nun muss wirklich alles auferstehen. Auch ich! 

Es war ein Moment, es waren Minuten, an die werde ich mich noch im nächsten Leben erinnern.
Leider gibt es den Text nicht vertont, nicht bei You Tube, nicht bei ITunes, aber egal ...

Hier nun der Lied-Text:

Auferstanden,
auferstanden ist der Herr
|: und in ewgem Lichtgewande
der Verklärung wandelt er. :|

Keiner bebe!
Der Erhöhte ruft uns zu:
|: Ich war tot und sieh ich lebe;
leben, leben sollst auch du. :|

O ihr Gräber, 
nein vor euch erbeb ich nicht,
|: weil des Höhern Lebens Gabe
euch erhellt mit seinem Licht. :|

Und nun das Brausen wie vom Himmel :-)

Auferstehen, 
auferstehen werd auch ich
|: und den Auferstandnen sehen,
denn er kommt und wecket mich. :|

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