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Freitag, 8. März 2013

Der Mann muss hinaus / Ins feindliche Leben, / Muss wirken und streben / Und pflanzen und schaffen ...


Das waren noch Zeiten, wo alles so in Ordnung war. Der Mann war der Jäger, die Frau war die Bewahrerin des Feuers. Sie bewunderte ihn, wie er auszog, um mit Bären und Feinden zu kämpfen; und wenn er nach Hause kam, durfte sie ihm die Pantoffeln bringen.

Sie war fürs Emotionale zuständig, er für den Rest.

Natürlich war der Rest wichtiger als die Emotionen.

Die waren allerdings bei dem Mann Schiller in seinem Lied von der Glocke (siehe Posttitel) durchaus da, auch, wenn man liest, wie liebevoll Wilhelm Tell im gleichnamigen Schauspiel mit seinem Kind Walther umgeht und mit seiner Frau Hedwig. 

Und schließlich ist einer der schönsten Sätze in puncto Emotionen und Liebe jener, als sich die Königstochter in Der Taucher über den Abgrund beugt, den Edelknappen wieder aus den Tiefen hochersehnt und es heißt:

Da bückt sich’s hinunter mit liebendem Blick

Leider vergeblich, aber in jenem eben zitierten Satz, in einem einzigen Satz also, kommt so viel Liebe zum Ausdruck, finde ich.
Leider schließt die Ballade:


Es kommen, es kommen die Wasser all,
Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder,
Den Jüngling bringt keines wieder.

Jedenfalls spricht Schiller in Der Gocke sogar von einer heiligen Ordnung:


Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!



Damals gab es eben auch noch die heilige Ordnung der Familie, wie es sie heute selten noch gibt.
Manche sehen das als Verlust an, nicht bedenkend, dass sie auf ganz alten Rollenbildern basiert, wie sie in Schillers Gedicht Würde der Frau in Bezug auf den Mann zum Ausdruck kommt


  Ewig aus der Wahrheit Schranken
  Schweift des Mannes wilde Kraft;
  Unstät treiben die Gedanken
  Auf dem Meer der Leidenschaft;
  Gierig greift er in die Ferne,
  Nimmer wird sein Herz gestillt;
  Rastlos durch entlegne Sterne
  Jagt er seines Traumes Bild.

 ( . . . )  
Feindlich ist des Mannes Streben,
Mit zermalmender Gewalt
Geht der wilde durch das Leben,
Ohne Rast und Aufenthalt.
Was er schuf, zerstört er wieder,
Nimmer ruht der Wünsche Streit,
Nimmer, wie das Haupt der Hyder
Ewig fällt und sich erneut.

Die Zeiten haben sich geändert, 200 Jahre, nachdem Schiller seine Gedichte verfasste, stehen wir mitten im Umbruch, einem Umbruch, der zwingend notwendig ist, unter anderem auch für unsere Kinder (dazu hier mehr).
Oder hat nicht der Mann, die männliche Seite des Lebens, in der Tat oft zerstört, was er bzw. sie geschaffen haben?

Eine Gesellschaft wird dem Mann nicht Pfeil und Bogen aus der Hand nehmen können. Das ist genetisch implimentiert. Wie sagte im Fernsehen ein Wissenschaftler sinngemäß, indem er auf entsprechende Untersuchungen verwies: Geben Sie einem kleinen Jungen Puppen, und er macht daraus Wurfgeschosse. Geben Sie einem kleinen Mädchen Bagger und es badet sie, wickelt sie.

Es gilt, kurz gefasst, Wege zu finden, wie in unserer Gesellschaft beide Geschlechter ihre genetischen Muster leben können, aber nicht auf Kosten des anderen Geschlechts, wie das in der Vergangenheit oft auf Kosten der Frauen geschehen ist.

Wenn man weder Mann noch Frau in Zwangsjacken steckt, gar aus dem Mann einen Softie und aus der Frau eine Hembrista machen will, können beide Muster, beide Geschlechter sich aufeinander zubewegen – mit und in vollem Bewusstsein, weil sie sich die Freiheit zugestehen, sein zu dürfen, wie sie sind, und wie sie gegebenenfalls sein wollen, um auch in einer Beziehung glücklich zu sein, in Respekt vor dem Anderen. Auf diesem Weg befindet sich unsere Gesellschaft. 

Betrachten wir die genetischen Muster nicht als Bürde. Sie entsprechen unterschiedlichen Seinsweisen, die es Gott sei Dank gibt, wäre es doch schrecklich, wenn es nur Männer oder nur Frauen gäbe. 

Beide Seinsweisen waren die Grundlage für unser heutiges Sein. Durch Sie sind wir dahin gekommen, wo wir heute sind. Und unser Sein heute ist Voraussetzung für weitere Entwicklungsschritte.
Immerhin machen wir uns über die Rollenmuster und unterschiedliche Seinsweisen intensiv Gedanken, und nicht nur Gedanken: Wir probieren aus, gehen  weiter alte Trampelpfade, doch vielfach auch neue Wege. Wie wir wollen.

Nun gilt es, weitere wichtige Entwicklungsschritte zu machen, gerade auch deshalb, damit Kinder nicht mehr zu einem Verhalten, wie ich es in obigem Link mit Hilfe von Hans Jellouschek angesprpochen habe, zwangsverpflichtet werden.

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