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Sonntag, 3. März 2013

(II) Der Himmel hat keine Moral: Erzwingt keine sogenannten guten Taten!

Teil I hier

Die Gedanken Stefan v. Jankovichs finde ich unglaublich aufschlussreich in mehrerer Hinsicht, wobei ich ihn in nur einem Punkt entscheidend korrigieren möchte:
Göttliche Liebe ist nicht selbstlos, ein Begriff, den er im Zusammenhang mit ihr verwendet. Der Mensch verliert nicht sein Selbst, wenn er liebevoll denkt und handelt. Im Gegenteil: Er gewinnt sein Selbst, sein göttliches Selbst. – Nie ist wahre Liebe selbstlos.

Wahre Liebe ist immer ein Selbst–Gewinn!

Was ich im Zusammenhang von Jankovichs Erfahrungen besonders wichtig finde, darüber möchte ich im Anschluss an seine Worte schreiben.
Hier die für mich faszinierende Zeilen aus dem Buch Ich war klinisch tot. Der Tod, mein schönstes Erlebnis:

"Was das Urteil während des Lebensfilmes betrifft, so ist es sehr bezeichnend, daß ich selber dieses Urteil fällte, nicht irgend ein Gott oder astraler Richter. Nicht der allmächtige Gott von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, nicht der im apokalyptischen Feuer erscheinende Richter von Johannes, nein, ich selber, d. h. mein ICH-Bewußtsein, hatte durch mein eigenes Gewissen die Bilanz zu ziehen. Mit meinem plötzlich sehr sensitiv gewordenen Göttlichen Prinzip, das in jedem als Kernstück und Ursprung seines eigenen ICH-Bewußtseins verborgen ist, konnte ich klar erkennen, ob ich in dieser oder jener Situation richtig gehandelt oder mich richtig verhalten, das Problem richtig gelöst, die Probe bestanden hatte oder nicht. 

Im Zusammenhang mit dem Urteil machte ich eine meiner wichtigsten Erfahrungen:

´Ich beurteilte mich nicht nach irdischen Moralgesetzen, sondern nach dem kosmischen Harmoniegesetz der Liebe.´

Lange Zeit habe ich im Spital liegend darüber nachgedacht, wie ich dieses Phänomen entziffern könnte. Warum habe ich eine Handlung als POSITIV beurteilt, obwohl ich gegen die bestehenden moralischen, christlichen Gesetze, den Staat und die Gewohnheiten der Gesellschaft verstoßen hatte? Warum verurteilte ich mich andererseits für sogenannte „gute Taten", bei denen ich sogar gegen mich selbst Zurückhaltung, Enthaltung, eine Art von Askese geübt hatte? Wie war das möglich? Habe ich mich im Leben oft falsch verhalten? War damals meine Beurteilung der Situationen nach den herrschenden moralischen Gesetzen falsch, oder sind die vom Menschen abgefaßten Gesetze falsch?

Ich bin heute überzeugt, daß die Taten und Gedanken positiv und als gut bewertet werden, die selbstloser Liebe entspringen, und in denen die geistige Weiterentwicklung, eine Bereicherung des ICH, als Bestandteil zu erkennen war.

Liebe, Selbstlosigkeit, Freiwilligkeit, allgemeine Gerechtigkeit, gute Gedanken, guter Wille und Harmonie waren die Hauptmerkmale der Entscheidungen und Situationen, die ich als „gut" oder „positiv" bewertet habe.

Der Ursprung dieser Entscheidungen bzw. Lösungen entstammte meinem eigenen ICH. Initiant dafür war der tief in mir verborgene Gottesfunke, d. h. mein Göttliches Überbewußtsein.

Hingegen werden als negative Entscheidungen die Gedanken oder Taten beurteilt, die durch egoistische Hintergedanken entstanden, die nicht ehrlich waren und mit denen ich anderen Nachteile oder Schaden zugefügt habe. Dies gilt auch dann, wenn sie der Welt als „gut" erschienen. Schlecht wurden auch die Entscheidungen beurteilt, bei denen ich jemandem etwas aufzwang, sei es eine Handlung, eine Idee, eine Meinung, oder wenn ich eine Handlung erpreßte. Diese Taten stellten alle einen Eingriff in den Lebensablauf des anderen dar, eine Einschränkung des freien Willens einer Person. Dasselbe galt auch, wenn ich mir selbst — aus irgendeinem Grund — etwas aufzwang, mich quasi selbst vergewaltigte, die Erfüllung meines Schicksals dadurch verhinderte. Negativ waren die Entscheidungen, denen ein böswilliger Ursprung wie Haß, Rache, Neid, Machtgier, Geldgier, Habsucht, Eitelkeit, Eifersucht, Stolz usw. zugrunde lag und durch die ich somit gegen das kosmische Harmonie–Gesetz handelte.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, welche Szenen ich im Tod als nicht gut erlebt habe, erschrecke ich darüber, wie viele sogenannte gute Taten, d. h. diejenigen, die ich mit pflichtbewußtem Willen vollbracht habe, um jemanden glücklich zu machen, die also mit Selbstaufopferung und Rücksicht auf andere verbunden waren, nicht in die positiven harmonischen Szenen eingereiht wurden. Ich habe oft darüber nachgedacht. Aber plötzlich erkannte ich, daß man die göttliche Harmonie stört, wenn man sogenannte „gute Taten" erzwingt, denn das Göttliche ist ohne jeden Zwang.

Ich erkannte auch, daß unsere Moralbegriffe im Jenseits keine Gültigkeit haben. Seit jener Zeit bin ich allen menschlichen Moralbegriffen gegenüber kritisch eingestellt."


Gerade im Hinblick auf die Erziehung unserer Kinder verlangen im Grunde Jankovichs Erfahrungen und seine daraus reslultierende Sicht ein völliges Umdenken.
Wie oft zwingen wir Kindern unsere Sicht der Dinge auf, unsere Moralbegriffe, die Kondensate unserer Erfarungen, die auf den uns anzerzogenen Zwangsvorstellungen von Moral und Leben beruhen.

Wir lassen Kinder zu oft nicht ihre ureigenen Ideen entwickeln und verwirklichen. Wir geben ihnen zu oft vor, was sie zu denken und zu tun haben. Oft geschieht das von Seiten der Erwachsenen unbewusst. Und es kommt hinzu, dass wir der Ansicht sind, dass wir es gut meinen. – In den Auswirkungen ist aber das Gegenteil der Fall.

Gemeint ist nicht und gewiss ist es nicht falsch, klare Anweisungen zu geben im Hinblick auf den Gebrauch des Konjunktiv I in der indirekten Rede, im Hinblich auf eine ordentliche Heftführungen oder den richtigen Tempusgebrauch im Englischen, im Hinblick auf Anstandsregeln, Regeln also, die den angemessenen Umgang mit anderen Lebewesen oder Dingen betreffen.
Das ist nicht gemeint.
Gemeint sind kindliche Sichtweisen, die wir uns nicht wirklich anhören, sondern sofort korrigieren und sich nicht entwickeln lassen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ein Kind etwas nicht einsieht, oft etwas dahintersteckt, was es nicht sagen kann oder sich nicht (mehr) zu sagen erlaubt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich die Geduld besaß zu warten, was ein Kind sagen möchte und es nicht unterbrach, nachdem die ersten Sätze nicht meinen Erwartungen entsprachen, oft Inhalte kamen, die mich verblüfft haben.

Wir sind viel zu sehr noch Sklaven der eigenen Zwänge, die aus unserer Erziehung resultieren, die - gerade in unserer Schulzeit - oft auf Zwang und vorgefertigten Versatzstücken beruhte.

Freiheit des Geistes bedeutet, der Unberührtheit des kindlichen Geistes wieder mehr Respekt zu zollen und warten zu können, ob nicht für uns Erwachsene eine tiefe Wahrheit in ihm verborgen ist, vor der unsere Zwanghaftigkeit in Wahrheit Angst hat.

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