Seiten

Freitag, 29. März 2013

Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha.

Wegkreuz bei Merklingen am Rande des Schwarzwaldes
Für den Karfreitagsgottesdienst des Jahres 1927 schrieb ein Mann, den ich seit Kindestagen verehre, das folgende Lied, zweifellos einer der mutigsten Deutschen, die je gelebt haben. Ich glaube, es war mein erster Religionslehrer auf dem Gymnasium, der damalige Pfarrer der Heilandsgemeinde im Frankfurter Ortsteil Bornheim, Ernst Klöß, der uns dieses Lied auswendig lernen ließ und mir diesen Mann nahebrachte.
Warum das so intensiv geschehen konnte, lag, so denke ich heute, auch an dessen Namen, der - genauso wie seine Arbeitsstätte, die den wunderschönen Namen Bethel, Haus Gottes, trägt - für mich einfach klingt und schwingt:

Friedrich von Bodelschwingh.
Ein Mann, den man nicht vergisst!

Voller Hochachtung verbinde ich mit seinem Namen, dass er sich so mannhaft bewährte in der Zeit seines persönlichen Golgatha, als er den Schergen des Nationalsozialismus den Mut seines Glaubens entgegensetzte, ja, sich in einer persönlichen Begegnung mit Hitler für die ihm anvertrauten Kranken und Behinderten und Juden einsetzte. 
Immer wieder mag ihm das Psalmwort, das im Chorbogen der Zionskirche von Bethel zu lesen ist, ein Rückhalt gewesen sein:
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, 
werden wir sein wie die Träumenden.

Mutig trat er öffentlich der Euthanasie entgegen, gab nicht die Behinderten und Kranken Bethels heraus und rettete so vielen Hunderten - manche sprechen von Tausenden - Menschen das Leben.

Warum er das konnte und durchhielt, vermittelt sein Lied; ich glaube sogar, es ist das einzige, das Pastor Fritz - wie Bodelschwingh liebevoll genannt wurde - geschrieben hat. 

Heute verfasste Kirchenlieder verwenden ein anderes Vokabular. In die damalige Zeit haben Bodelschwinghs Worte gepasst. 
Sie lassen uns gewahr werden, wo - vielleicht nicht nur an Karfreitag - unser Standort zu sein hat: auf Golgatha.

Bodelschwinghs Worte haben nicht nur in seine Zeit gepasst; sie sollten sich als prophetisch erweisen:


Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha, 
der in bittern Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah,
das Geheimnis des Gerichtes über aller Menschen Schuld, 
das Geheimnis neuen Lichtes aus des Vaters ewger Huld.

Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha. 
Tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah,
als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering,  
als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.

Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha, 

ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah, 
dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor; 
und die sonst des Todes Kinder, führt zum Leben er empor.

Schweigen müssen nun die Feinde vor dem Sieg von Golgatha.

Die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi Wegen: Ja!
Ja, wir danken deinen Schmerzen; ja, wir preisen deine Treu; 
ja, wir dienen dir von Herzen; ja, du machst einst alles neu.

Keine Kommentare: