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Montag, 29. Juli 2013

Die höchte Form der schöpferischen Kraft im Menschen ist die Liebe! (Michael Ende)




Die schöpferische Kraft im Menschen vermehrt, stärkt, steigert sein Sein, mit dem sie in Berührung kommt, ganz gleich, in welchem Beruf. Sie ist die Fähigkeit des Menschen, die Wirklichkeit des Seienden vollkommen zu machen. Deshalb ist die schöpferische Kraft die höchste aller menschlichen Kräfte. Sie lässt sich allerdings weder begründen noch erlernen, aber ich bin davon überzeugt, dass sie in jedem Menschen angelegt ist, dass darin seine wahre Gottähnlichkeit besteht - oder auch seine Identität mit Gott. Die höchste Form dieser schöpferischen Kraft ist die Liebe (...) Es gibt keine Kraft, keinen Willen, keinen Zustand, der über ihr ist. Sie ist der Kether, die Krone des kabbalistischen Lebensbaumes.

aus dem Nachlass Michael Endes
zitiert nach R. und P Hocke, Das Phantásien-Lexikon

Sonntag, 28. Juli 2013

Berufen, um Namen zu geben. Was Michael Ende in der "Unendlichen Geschichte" lehrt: Jeder muss selbst seine Kindliche Kaiserin retten!


Die Adamssöhne, so nennt man mit Recht
die Bewohner des irdischen Ortes,
die Evastöchter, das Menschengeschlecht,
Blutsbrüder des Wirklichen Wortes.
Sie alle haben seit Anbeginn
die Gabe Namen zu geben.
Sie brachten der kindlichen Kaiserin
zu allen Zeiten das Leben.
Sie schenkten ihr neue und herrliche Namen,
doch ist es schon lange her,
dass Menschen zu uns nach Phantasien kamen.
Sie wissen den Weg nicht mehr.
Sie haben vergessen, wie wirklich wir sind,
und sie glauben nicht mehr daran.
Ach, käme ein einziges Menschenkind.
dann wäre schon alles getan!
Ach, wäre nur eines zu glauben bereit
und hätte den Ruf nur vernommen!
Für sie ist es nah, doch für uns ist es weit,
zu weit, um zu ihnen zu kommen.
Denn jenseits Phantásiens ist ihre Welt,
und dorthin können wir nicht -
doch wirst du behalten, mein junger Held,
was Uyulala da spricht?«


Jedes Mal, wenn ich "Die Unendliche Geschichte" lese, bin ich tief berührt. Gerade habe ich noch einmal Atréjus Weg durch die drei Tore, das Große Rätsel Tor, das Zauber Spiegel Tor, das Ohne Schlüssel Tor gelesen.
Es sind dem Weg der Großen Arcana des Tarot vergleichbare seelische Entwicklungsstufen des Menschen; zugleich sind es Prüfungen.

Unglaublich, wie wahrhaftig Michael Ende sie gestaltet. Wir wissen ja, dass er selbst diese Stufen ging, dass er selbst mit seinen Helden in ausweglose Situationen geriet, dass er selbst um Lösungen rang ...
Er war, wie Goethe und nicht wenige andere Schriftsteller, ein sicherlich sehr hellfühliger Mensch.

Ich bin auf meinem Methusalem-Blog (> Link) auf die drei Prüfungen eingegangen und auf die Stimme der Stille, die sich Atréju im Anschluss an den Durchgang durch die drei Tore offenbart.
Wohl dem, der die Prüfungen durchlaufen darf, ohne gleich zu Beginn von den Sphinxen zurückgewiesen, ja getötet zu werden.

Jener Text oben stammt von Uyulála, der Stimme der Stille.

Und auch hier wird deutlich, wie viel dem Bewusstsein von Michael Ende offenbar ist.

In der Tat hat in der Schöpfungsgeschichte der Bibel der Mensch den Tieren Namen gegeben; es war ihm vorbehalten, dem Menschen, in der Bibel als Ebenbild Gottes bezeichnet.

Namen geben zu dürfen ist ein heiliger Akt, sicherlich einer der heiligsten, die es gibt.
Er wiederholt sich in der Namensgebung der Eltern für ihre Kinder; auch das ist eine heilige Aufgabe, wie sehr, ist vielen nicht bewusst.
Und wie wichtig ist es, Namen nicht abzukürzen, enthalten sie doch die Lebensenergie eines Menschen.

Uyulála klagt, und ihre Klage ist herzzereißend, denn es droht das Ende, das große NICHTS. Sie weiß, wie es um die Menschen bestellt ist, die den Weg nach Phantásien nicht mehr wissen.

Es ist der Weg zum Herzen, zum eigenen, denn die Kindliche Kaiserin ist niemand anderes als das göttliche Kind unseres Herzens.

Mein Wunsch in diesen Tagen: Mögen viele von uns wieder nach Phantásien gelangen.

Eine Voraussetzung nennen Michael Ende und Uyulála ganz deutlich:
Der Mensch, der dies erreichen will, muss glauben können:

Ach, wäre nur eines zu glauben bereit ...

Glauben-Können ist die Voraussetzung, um den Ruf vernehmen zu können, den Ruf des Herzens ...

Glauben ist kein Relikt nostalgischer Zeiten und reduzierter Bewusstseinsstufen. Glauben geht dem Wissen voraus: Wenn wir auf Schildern den Weg sehen, den wir gehen wollen, glauben wir, dass wir den Schildern vertrauen können. Ob unser Vertrauen berechtig ist, wissen wir oft erst sehr spät. So lange glauben wir.

Mancher glaubt, dass mit dem Tod alles vorbei ist.
Mancher glaubt, dass es ein Leben nach dem Leben gibt.
Wissen tun wir das relativ spät.
Doch unser Glaube bestimmt, auf welchen Bewusstseinsebenen wir suchend unterwegs sind.

Deshalb ist Glaube nicht ganz so unwichtig, wie viele glauben machen wollen, solange den meisten menschlichen Seelen durch Jahrhunderte materiell-orientierten Denkens die Sicht auf Wahrheiten, wie sie Menschen früherer Zeiten noch zugänglich waren, verstellt ist - eine Blendung, die, wie mir scheint, sich langsam aufzulösen beginnt. Dann kann Glaube wieder in inneres Wissen übergehen.

PS Nachtrag am 30.12. 2015

Was ich in diesem Post nicht erwähnt habe, was aber wichtig ist:

Natürlich muss Bastian, müssen wir alle wieder zurück in unsere Realität, um Phantásien mit ihr zu verbinden.
Bastian will ja - es gibt auch ein phantásisches Ego - nicht mehr zurück, macht sich zum Kaiser von Phantásien und überwirft sich mit Atréju und Fuchur. Das ist eine große Gefahr, in der Menschen durchaus steckenbleiben können. Es sind unter anderem die, die alles nur in Licht und Liebe sehen wollen. Doch gilt es zu erkennen, dass es auch in uns Licht und Finsternis gibt - und letztere nicht zu knapp.

Wenn man diese Tatsache nicht nur mit dem Verstand, sondern mit ganzer Seele begreift, dann kann man auch die Worte Davids in Psalm 139 wirklich verstehen:
Denn auch Finsternis ist nicht finster bei dir und die Nacht leuchtet wir der Tag.

Samstag, 27. Juli 2013

"Der Herr der Ringe": Ende einer Zeit, Ende eines Buches, Wehmut, Lehren und Blick nach vorn.

Selten ist mir ein Buch so schwer zu lesen gefallen.
Woran das lag, ist mir klar: Vergangenheit kann belasten, und diese alte Zeit von Mittelerde enthält viel Grauenvolles, zugleich enthält sie ein wunderbares Licht in der Gestalt Galadriels und viel Lehrreiches.

Ja, der Hass, den es unter lebenden Wesen gibt, ist unendlich groß und er wird auch da sein im neuen Abschnitt der Maya-Zeitrechnung, den wir nun leben. 

Im Roman Tolkiens manifestiert er sich an vielen Stellen, an denen beim Lesen die Luft so dünn wie im Buch wird und die Buchstaben wie klebende dunkle Substanzen sind und man kaum glaubt vorwärtszukommen. An vielen Stellen war das Lesen für mich Kampf.

Unglaublich faszinierend dennoch, wie Tolkien der Bedeutung von Licht und Dunkel gerecht wird, wie sehr deutlich wird, wie schwer Leben ohne Licht ist, wie schwer die Schritte werden, wie niederdrückend Leben ohne die Bewegung der Luft sein kann.

Wie habe ich die Stellen geliebt, wenn die Seele entspannen konnte, weil die Ringträger bei den Elben zu Gast waren oder diese in der Nähe oder Gandalf auftauchte und Rat wusste ...

Kafka hat das in seinem Werk vergleichbar Dunkles abgebildet, aber ohne jede Hoffnung.

In Tolkiens Werk erlischt das glimmende Licht der Hoffnung nie. Immer hofft man darauf, dass Gandalf noch kommt, dass sich noch eine Tür auftut ... und dann kommen sie wirklich, die Adler, und wenden buchstäblich in letzter Sekunde das Blatt, die Schlacht ...

Kafkas Trostlosigkeit ist in dieser Dimension fast einmalig und sein Freund Brod hätte seinen Wunsch respektieren sollen, seine Werke nicht zu veröffentlichen.

Kafka wusste zu gut um die Macht des Dunkels, er wusste jedoch auch um die Macht des Lichts, wie sie in der Türhüterlegende zum Ausdruck kommt.

Frodo, der Ringträger, dem viel zu wenig Ehre nach seiner Heimkehr ins Auenland zuteil wird, zieht am Schluss mit den Elben aufs Meer hinaus. Er und die Elben verlassen ihr Land Lórien und Mittelerde.

Für eine bessere Zeit.

Die nun beginnt. 

Ein Frodo muss heute an seiner Wunde nicht mehr sterben, der neue Held heißt Parzival, vor 800 Jahren angekündigt in Wolfram von Eschenbachs Werk und zwei französischen.
Möge das Bewusstsein für ihn wirklich wach werden. Möge Anfortas überwunden werden.
Beide sind Bewusstseinszustände. Sie leben in unserem Inneren.

Auch die Elben werden wiederkommen und die Naturgeister werden im Bewusstsein der Menschen auferstehen.

Es beginnt eine Zeit, in der die Menschen sich wieder mit Respekt begegnen werden, eine Zeit, in dem man im Anderen das Besondere suchen und finden wird.

Unglaublich, die Leistung des Ringträgers Frodo durchzuhalten, den Ring zu vernichten und dennoch dem diabolischen Saruman Gnade zu erweisen.

Schrecklich dennoch dessen Ende, das der Ringträger nicht verhindern kann, als das Böse in Gestalt Schlangenzunges das Böse in Gestalt Sarumans umbringt und dennoch weiß Frodo und sagt das auch noch vor dessen Tod, den er dann nicht verhindern kann:
Er war einmal ein Großer und von so edler Art, dass wir nicht wagen sollten, die Hand gegen ihn zu erheben.

Bei Tolkien gibt es viele Anklänge an die Bibel, hier genauso, denn wir wissen, bevor Satan zu dem wurde, als  den wir ihn kennen, war er Satanael, ein großer Engel in der Gegenwart Gottes.

Die Silbe El bedeutet vorzugsweise Gott und sie zeichnet Erzengel wie Gabriel und Michael aus. Auch Satanael gehörte zu ihnen.
Vielleicht ist er zurückgekehrt. Auf ewig bleibt er nicht Satan.
Leider findet er einen Nachfolger. Ich fürchte, das wird immer so sein.
Für alle, die in der Zeit leben und über die Erde gehen bzw. das, was ihr folgt ...

Welch eine biblische Größe zeigt jedenfalls Frodo, wie ist der durch all die Kämpfe hindurch gewachsen, immer begleitet von Gandalf, dem weißen weisen Zauberer.


Ja, Kämpfe lassen Wesen und Menschen stark werden. 

Leben ist nicht als Kampf gedacht, schreibt Stuart Wilde, doch wissen wir: In Wahrheit ist es Kampf, den wir nicht vermeiden können, denn es gibt allenthalben Saruman und seine Gehilfen.
Wunderbar aber, wie im Roman, als die Schlacht verloren scheint, die Adler auftauchen, gerufen und mit großer Macht ausgestattet, zu helfen, das Blatt zu wenden.
Ich weiß noch, wie beim Lesen ich nicht fassen konnte, dass doch noch Hilfe auftaucht ...

Das Böse ist immer zum Untergang verurteilt.


Das ist die Botschaft der Märchen und solcher Romane wie dem Herrn der Ringe.


Auch wenn es manchmal so dunkel um uns wie eben auch im Buch ist.


Ich lasse das Buch mit seinen drei Bänden gern zurück, ich werde es gewiss nicht nochmal lesen. (Jedenfalls denke ich das im Moment :-)

Vielleicht aber müssen Menschen wie ich durch diese alte Zeit hindurch, um zu wissen, was alle Vorkämpfer der Geschichte geleistet haben, was wir ihnen danken und wie dankbar wir sein können für jeden elbenhaften, sonnigen Tag.

Mein Eindruck ist, dass die Kinder der neuen Zeit, die ich auch schon unterrichte, das nicht mehr müssen.

Manche jedenfalls nicht.
Noch werden viele von ihren Eltern und Lehrern in die alte Zeit gezogen. In Kämpfe alter Art verwickelt.
Das ist nicht böse, nicht absichtlich böse. 
Solange wir der Vergangenheit Macht geben, wird das geschehen.
Aber das kann sich ändern.

Freitag, 26. Juli 2013

"Nicht nachmachen"– Eine ZDF-Sendung im Dienste ´männlicher´ Seelenhygiene ...


Vielleicht müssen mittlerweile, um für den Winter oder das Alter vorzusorgen, Comedians, Clamaucians - oder wie sich solche Leute wie Bernhard Hoëcker und Wigald Boning nennen - jedes Angebot, in einer Sendung mitzuwirken, wahrnehmen. 
Vielleicht aber stammt das Sendekonzept sogar von ihnen? 
Wirklich kommt es aus Norwegen, doch vorstellbar wäre es durchaus gewesen; ihr Niveau scheint es zu sein -
so überzeugend kindisch, wie die beiden spielen.
So begeistert, wie sie tun.

Mutwillig zerstören sie, was ihnen in den Sinn kommt, und freuen sich wie kleine Kinder.


Da wird ein Wasserbett im Zimmer zum Bersten gebracht, ein Badezimmer mit Wasser aufgefüllt, bis der Boden durchknallt; da wird ausprobiert, wieviel Bar ein Traktorreifen aushält – natürlich in einer Holzhütte, damit ordentlich was kaputt geht – oder was geschieht, wenn man einen Kamin mit Benzin reinigt bzw. einer Waschmaschinenfüllung ordentlich Reinigungsbenzin zugibt..

Knallen, rumsen, scheppern muss es eh möglichst laut und lichterloh lodern.
Das Ergebnis der letzten Sendung heute Freitagabend, 22.30 Uhr, u.a.: ein zerborstener Traktorreifen samt Holzschuppen, ein explodierender, hell lodernder Wohnwagen, eine explodierende und lichterloh brennende Waschmaschine.

Nicht nachmachen: pädagogisch wertvoll 


Ich habe letztes Jahr schon einmal in diese Sendung reingeguckt und dachte:

Das kann nicht sein. Irgendwann taucht  Guido Cantz auf, der Moderator von Verstehen Sie Spaß - mittlerweile hat man sich auch an ihn gewöhnt - und alles macht hahaha ...

Aber nein, so war es nicht.

Die Sendung will als Destruktions-Orgie ernst genommen sein.
Als neues Sendekonzept ist sie sicherlich echoverdächtig in der Kategorie "Mediale Destruktion ohne Sinn".

Wo die Chancen auf einen Weltkrieg oder überhaupt einen Krieg in Europa so schlecht stehen, muss man die innere Destruktivität einfach anderweitig ausleben.


Die Sendung dient der deutschen Seelenhygiene, hört man aus ZDF-Kreisen hinter vorgehaltener Hand.

Bevor nämlich Männer wieder ihre Frauen schlagen oder Midlife-Crisisler sich heimlich zu illegalen Autorennen rund ums Viertel treffen: lieber Aggressions- und Destruktionsabbau im Fernsehen!

Zudem sind die Staffeln ohnehin an pädagogischem Wert unüberbietbar, weil im Physik- oder Werk-Unterricht ideal einsetzbar als Anschauungsmaterial, wie man es nicht machen soll, und heimlicher Ideengeber zugleich; das ZDF verhandelt, wie man hört, mit den Landesmedienstellen ...


Klar soll zudem auch werden: Ihr, liebe Kinder und Jugendliche, müsst schon warten, bis ihr erwachsen seid, um solche Kindereien machen zu dürfen.

Wehe, ihr geht heim, und reißt der Puppe der kleinen Schwester die Arme und Beine aus, übergießt sie dann mit Benzin und zündet sie an.
Dann seid ihr gestört.
Wenn ihr mal Männer seid, könnt ihr das machen ... und noch ganz andere Sachen ... guckt ZDF !!

Größe durch Bums


Richtig, richtig tolle Sachen, findet Andrea Kiewel, die unvergleichliche Gärtnerin der ZDF-Sonntagmorgen-Unterhaltung das, was die beiden machen (immerhin ist Nicht nachmachen, wie sie selbst erklärt, ihre Lieblingssendung) und freut sich wie Bolle, wie sie selbst in ihrem Garten vom Blatt abliest, dass Bernhard Hoëcker und Wigald Boning auf einem Traktor in ihre Sendung einfahren (weil doch dann der Exklusiv-Versuch mit dem Traktorreifen sich zwingend anschließt ...).
Die beiden gehen der immer gut gelaunten Moderatorin bis an die Schultern.

Ob das erklären könnte, warum sie sich für ihren 30-minütigen Schwachsinn zur Verfügung stellen?

Oder es ist ganz einfach so: 
Bekanntlich fehlt den männlichen Jugendlichen von heute das, was man Initiation nennt, das rituelle Aufgenommenwerden in den Status eines Mannes.
Die Alternative ist Komasaufen oder Nicht nachmachen nachmachen.
Nicht nachmachen also als Therapie für initiationsdemente Männer?
So viel Bewusstsein darf man den beiden großen Buben Hoëcker und Boning schon zutrauen.

Wollte der ZDF-Intendant ursprünglich mitmoderieren?

In der nächsten Staffel wollen sie vermutlich probieren, was passiert, wenn man in einem AKW das Kühlsystem ausschaltet ...

Gerade will ich in der Mediathek in den Live-Stream einer Sendung hineinschauen, da lese ich:


Diese Sendung ist für Zuschauer unter 12 Jahren nicht geeignet und nur in der Zeit von 20 Uhr bis 6 Uhr innerhalb Europas abrufbar. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Meine Güte, was für ein Gag ...

Womöglich ist der dem Intendanten selbst eingefallen.

Armes ZDF.


Die nächste Staffel soll womöglich zur Top-Prime-Time gesendet werden.


Es sei denn, unser zeitgenössischer Max-und-Moritz-Verschnitt hat seinen AKW-Versuch schon mal vorgezogen.

Samstag, 13. Juli 2013

Lieb Kätchen, du allein / Sollst meine Herzprinzessin sein! – Wilhelm Buschs "Die beiden Schwestern"


Auf Dauer möge Liebe wirklich so belohnt werden :-)

Wilhelm Busch
Die beiden Schwestern

Es waren mal zwei Schwestern,
Ich weiß es noch wie gestern.
Die eine namens Adelheid
War faul und voller Eitelkeit.
Die andre, die hieß Kätchen
Und war ein gutes Mädchen,
Sie quält sich ab von früh bis spät,
Wenn Adelheid spazierengeht.
Die Adelheid trank roten Wein,
Dem Kätchen schenkt sie Wasser ein.

Einst war dem Kätchen anbefohlen,
Im Walde dürres Holz zu holen.

Da saß an einem Wasser
Ein Frosch, ein grüner, nasser;
Der quakte ganz unsäglich
Gottsjämmerlich und kläglich:
»Erbarme dich, erbarme dich,
Ach, küsse und umarme mich!«

Das Kätchen denkt: Ich will's nur tun,
Sonst kann der arme Frosch nicht ruhn!

Der erste Kuß schmeckt recht abscheulich,
Der grasiggrüne Frosch wird bläulich.

Der zweite schmeckt schon etwas besser;
Der Frosch wird bunt und immer größer.

Beim dritten gibt es ein Getöse,
Als ob man die Kanonen löse.

Ein hohes Schloß steigt aus dem Moor,
Ein schöner Prinz steht vor dem Tor.
Er spricht: »Lieb Kätchen, du allein
Sollst meine Herzprinzessin sein!«
Nun ist das Kätchen hochbeglückt,
Kriegt Kleider schön mit Gold gestickt
Und trinkt mit ihrem Prinzgemahl
Aus einem goldenen Pokal.

Indessen ist die Adelheid
In ihrem neusten Sonntagskleid
Herumspaziert an einem Weiher,
Da saß ein Knabe mit der Leier.
Die Leier klang, der Knabe sang:
»Ich liebe dich, bin treu gesinnt,
Komm, küsse mich, du hübsches Kind!«

Kaum küßt sie ihn,
So wird er grün,
So wird er struppig,
Eiskalt und schuppig

Und ist – o Schreck! –
Der alte kalte Wasserneck.

»Ha!« lacht er. »Diese hätten wir!«
Und fährt bis auf den Grund mit ihr.

Da sitzt sie nun bei Wasserratzen,
Muß Wassernickels Glatze kratzen,
Trägt einen Rock von rauhen Binsen,
Kriegt jeden Mittag Wasserlinsen;
Und wenn sie etwa trinken muß,
Ist Wasser da im Überfluß.

Sonntag, 7. Juli 2013

... da strömte sein Fried in mein Herz. – Gut, wenn wir noch - und wieder - lauschen können






Immer wieder mal fallen mir aus meiner Kindheit Lieder ein, die ich in den Gottesdiensten der Kirchengemeinde, in die ich sonntags notgedrungen immer mit meinen Eltern gehen musste, sang.

Lange Jahre allerdings war es in meiner Kindheit kein Zwang. Die Kirche war von außen kaum als solche zu erkennen, der Bau war wohl sehr improvisiert unmittelbar nach dem Krieg errichtet worden. So war auch der Kirchenraum im Inneren sehr schlicht, aber das genau machte sein Flair aus. Stuhlreihen standen sauber hintereinander, in der Mitte und außen konnte man zu seinen Sitzen kommen. Der Altarraum war eine etwas erhöht gebaute Holzbühne aus dunklem Holz. Darauf stand auch ein Harmonium. An der Wand hing, wenn ich mich recht entsinne, ein Tuch mit einem Kreuz, an einen Altar erinnere ich mich gar nicht mehr.

Der Pfarrer, wenn er predigte, stand in der MItte des großen Podestes; immer hielt er einfach die Bibel in der Hand, wenn er predigte.
In meiner Erinnerung war das allerdings, auch wenn ich, je älter ich wurde, desto mehr unter der Religiosität meiner Eltern gelitten habe, eine schöne Zeit. Oft war ich einfach glücklich, wenn ich da so zwischen anderen Kindern im Kindergottesdienst saß und zuhörte oder sang.

Selbst aus der späteren Zeit sind mir trotz aller Schwierigkeiten mit der Bigotterie, der ich begegnete, Lieder in Erinnerung geblieben, die ein Gefühl des Heilseins in mir auslösen. Klar, für mich ist es so, dass die Seele des Menschen von Natur aus religiös ist, ja, ich glaube, dass die Seele intuitiv nach Ganzheit und Heilung strebt, nach dem, was die Bibel formuliert als, wieder zu werden wie ein Kind. Kein Verstand hat damals irgendwelche Viren in mein Glück eingeschleust, einschleusen können. Kindheit, wenn sie nicht zwangsintellektualisiert wird, ist immun gegen Verstandesviren.


Ich saß einfach nur da und habe gehört und mit dem Herzen gesungen. Ich sehe  mich noch sitzen, die Stühle waren hart, aber das war halt so. 


Manches Lied, das mir einfällt, finde ich schrecklich, z.B. jenes, das beginnt: Mein Herz war schwarz von Sünd, / nun bin ich ein Gotteskind ...

Für ein Kind ein aberwitziges Lied.

Eines, was meiner Seele gut tut, ist das Folgende, und wenn ich rational herangehe, weiß ich auch, warum.


Aber das tue ich eigentlich nicht, wenn es in mir erklingt.


Erstmal hier das Lied:


1)

Ich blicke voll Beugung und Staunen hinein in das Meer seiner Gnad
und lausche der Botschaft des Friedens, die Er mir verkündiget hat.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.

Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

2)

Wie lang hab ich mühvoll gerungen, geseufzt unter Sünde und Schmerz!
Doch als ich mich ihm überlassen, da strömte sein Fried in mein Herz.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.

Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

3)

Sanft hat seine Hand mich berühret; er sprach: O mein Kind, du bist heil!"
Ich fasste den Saum seines Kleides: Da ward seine Kraft mir zuteil.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.

Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

4)

Der Fürst meines Friedens ist nahe; sein Antlitz ruht strahlend auf mir.
O horcht seiner Stimme; sie rufet: Den Frieden verleihe Ich dir!"

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.

Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.


Eigentlich mag ich diese Begriffe von Schuld und Sünde nicht, aber hier stören sie mich nicht, vielleicht, weil es ein Lied ist, das für mich unendlich viel Frieden und Sanftmut ausströmt.


Das Lied-Ich tut zu Beginn etwas ganz Wesentliches: Es beugt sich.

Ich glaube, es ist die Voraussetzung dafür, staunen zu können.
Und das Beugen und Staunen ist beides Voraussetzung, dieses Meer der Gnade sehen zu können, hineinsehen zu können in dieses Meer.
Wie schön formuliert.
Wie schön auch dieses Lauschen.

Gut, wenn wir noch lauschen können ...


... wieder lauschen können.


Donnerstag, 4. Juli 2013

Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.


Der Satz von Blaise Pascal steht sicherlich in jedem vierten Poesiealbum, ist aber dennoch gut :-)

Gemeint damit ist, dass das Herz ein viel größeres Vermögen hat zu erfassen, was wir wirklich wollen, tiefgehender als wir ahnen ...

Wer ständig nur mit seinem Kopf agiert, setzt seine Herzkraft außer Kraft, die die eigentliche Qualität unseres Lebens ausmacht.

Mit der Zeit fällt uns gar nicht mehr auf, dass wir nur linkshirnig, das heißt, verstandesorientiert, detailverliebt agieren, ohne das Ganze zu sehen; schließlich hat solchen linkshirnigen Zugriff auf die Wirklichkeit unsere Schulzeit ja lang genug protegiert - wobei sich in den letzten Jahren Gott sei Dank einiges ändert. 


Auf Einseitigkeiten reagiert mit der Zeit auch unser Körper; das Herz oder der Magen oder sonst ein Organ fangen an zu rebellieren, aber da helfen ja schließlich Medikamente ...
Wer daran nicht so recht glauben mag, findet gedankliche Unterstützung in John Diamonds mittlerweile schon sehr betagtem Buch Der Körper lügt nicht oder Deepak Chopras Die heilende Kraft und anderen mehr.
Je mehr Medikamente wir einsetzen, desto mehr entfernen sich die körperlichen Signale von der Ursprungsäußerung, die oft direkten Aufschluss gibt, wo das Problem sitzt; das mag das Pfeifen im Ohr sein oder Gelenkschmerzen, die Auskunft geben mögen über unsere innere Beweglichkeit. Das Buch von Louise L. Hay Heile Deinen Körper gibt über den Zusammenhang von Körpersymptomatik und seelischem Geschehen erste, knappe, aber, wie ich finde, hervorragende Hinweise.

Mittlerweile erkennen manche Leute, dass es ein Lernen ohne Gefühle nicht gibt, dass jeder Lernprozess an ein Gefühl geknüpft ist ... ob das nun Didaktiker und Pädagogen wollen oder nicht. Der Verstand will das nicht recht einsehen, aber so langsam muss er sich damit abfinden, dass mehr und mehr Menschen sich nicht mehr gegen die Erkenntnis sträuben, dass nur, was man fühlt, wirklich einen Stellenwert in unserem Leben hat.
Und Goethe wusste das: Gefühl ist alles, lässt er uns im Faust wissen, ein Gedanke, den Andreas Weber in Alles fühlt als Biologe und Philosoph zur Darstellung bringt.
Kein Wunder, sieht es mit dem Schulwissen so schlecht aus, wenn so lange geglaubt wurde, dass man Wissen einfach so vermitteln kann, steril und vakuumverpackt ...

Es gibt Menschen, die durch tiefe Schicksalsschläge ihr Herz, das sie verloren hatten, gefunden haben; oft haben sie in der Folge diese Schicksalsschläge, denen sie ausgesetzt waren, als ein Segen für ihre persönliche Entwicklung bezeichnet. 
Manche verhärten auch ...

Leider ist es in unserer Gesellschaft so, dass es nicht auffällt, wenn jemand herzlos ist. Kopflos zu sein, das ist schlimm (den kann man bisher auch noch nicht transplantieren - kommt noch, keine Bange ...). 
Herzlosigkeit aber fällt wirklich kaum auf. 
Meistens wird sie zudem damit kaschiert, dass man wirtschaftliche Gründe ins Feld führt, mittels deren sich immer bestens begründen lässt, warum man sich so oder so verhalten muss (herzlos nennt man es bestimmt nicht).

So stand in den EU-Ländern bisher kein Geld für arbeitslose Jugendliche zur Verfügung, weil es den Banken doch so schlecht ging und Banken sind nunmal wichtiger als Jugendliche. 

Immerhin gibt es nun für die nahezu 6 Millionen arbeitslosen Jugendliche Europas 6 Milliarden Euro. Für die Banken gibt es 500 Milliarden, okay, das ist ein kleines bisschen mehr, aber das müssen die Jugendlichen nun wirklich einsehen, dass das seine notwendige Bewandtnis hat, und wenn sie es nicht einsehen, verstehen sie eben die Politik nicht. 

Deshalb werden ja auch die, die ES oder vielleicht ALLES besser wissen, Politiker.

Banken allerdings gehen nicht wählen und unsere Politiker sollten sich auf Dauer schon fragen, von wem sie ihre Stimme bekommen wollen, denn irgendwann werden Jugendliche es reichlich doof finden, dass ihnen Schulden, atomare Zwischen- und Endlager und selbst der Weltraum, immer mehr angefüllt mit Weltraumschrott, hinterlassen werden, ganz zu schweigen von den Weltmeeren, in denen bereits jetzt bekanntlich Unmengen von Plastik schwimmt oder auf den Grund versackt und sich per Amöben, Plankton etc. in die Nahrungskette einbaut ... auch gegenüber der Natur kann man herzlos sein - da fällt es nicht so auf, dass man es im Grunde gegenüber sich selbst ist . . .