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Montag, 1. September 2014

Über verkommene Ehefrauen und destruktive Schwestern!

Zufälle gibt´s! - Kürzlich wollte ich in meinem Traumtagebuch nachlesen, wie das genau ablief, als mir der Tiger begegnete, da stieß ich auf einen Traum, den ich komplett vergessen hatte: 

Ich bin in meiner Wohnung, aber sie liegt im Traum in einem Hochhaus. Meine Schwester ist da. Mit einem fiesen, fast diabolischen Grinsen bringt sie meine Wohnung durcheinander. Zuerst bekomme ich nichts mit, dann merke ich, dass die Tür meines Eisschranks sich oben und unten nach außen wellt. Ich versuche, sie zurechtzubiegen. 

Sie schließt nicht richtig. Ich stelle was dagegen. 
Dann fällt ein Teil der Tür wie eine Leiste zur Seite. 
Im Hintergrund agiert meine Schwester. 
Auf einmal ist das Herd-Innere freistehend und herausgezogen. Die Platten sind an ...

Vielleicht war es mir damals nicht so bewusst, heute jedenfalls ist mir klar, dass meine ältere Schwester im Traum nichts mit meiner realen Schwester zu tun hat. Die Schwester im Traum ist ein Teil meiner anima, meines weiblichen Teils, der natürlich viele Facetten aufweist; eine zeigt mir der Traum: 
Im Grunde komme ich kaum mehr nach, in Ordnung zu bringen, was da diese innere Frau in mir und mit mir anstellt. Dabei werden Dinge wie das Herdinnere freigesetzt, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Und das bei Herdplatten, die an sind. Das ist schon heiß - auch im übertragenen Sinn.
Keine Frage, dass dieser Teil meiner Beziehung zu Frauen nicht gut tat; die anima steht aber auch für die Beziehung zur Natur, für die Liebesfähigkeit, vor allem aber auch die eigene Beziehung zum Unbewussten.
Nicht gut, wenn da alles so chaotisch ist! Zumal auch der Ort, die Küche, für einen Traumtherapeuten aufschlussreich ist. 

Mich erinnert das an einen Traum, den C.G. Jung in seinem hervorragenden Buch, das er mit seinen Mitstreitern gemeinsam gestaltet hat - "Der Mensch und seine Symbole" - beschreibt:

Einer meiner Patienten träumte einmal von einer betrunkenen, vulgären Frau mit aufgelösten Haaren. Im Traum schien es seine eigene Frau zu sein, obgleich seine wirkliche Frau völlig an­ders war. Oberflächlich betrachtet war der Traum daher schockierend unwahr, und der Patient wies ihn sofort als unsinnig zurück. Wenn ich ihn hätte assoziieren lassen, so hätte er bestimmt ver­sucht, sich so weit wie möglich von der unangenehmen Aussage seines Traumes zu entfernen [. . .]

Jung schreibt dann weiter:

Was aber wollte sein Unbewusstes mit einer so offensichtlich unwahren Feststellung sagen? Es handelte sich ja augenscheinlich um die Idee eines degenerierten Weiblichen, das mit dem Leben des Träumers eng verbunden war; aber da die Projektion dieses Bildes auf seine Ehefrau ungerechtfertigt und faktisch unrichtig war, musste ich anderswo suchen, bis ich herausfand, was dieses abstoßende Bild darstellte.
Im Mittelalter, lange bevor die Physiologen bewiesen, dass sich auf Grund unserer Drüsenstruktur in jedem von uns männliche und weibliche Elemente befinden, sagte man:„Jeder Mann hat eine Frau in sich.“ Dieses weibliche Element in jedem Mann habe ich als die Anima bezeichnet. Dieser „feminine“ Aspekt besteht im Wesentlichen in einer etwas minderwertigen Beziehung zur Umgebung, insbesondere zu Frauen, was man aber sorgfältig vor sich selbst und vor anderen verheimlicht. Mit anderen Worten: Wenn auch die sichtbare Persönlichkeit eines Menschen vielleicht ganz normal erscheint, so kann die­ser doch sehr wohl vor anderen - und sogar vor sich selber - den bekla­genswerten Zustand der „inneren Frau“ verbergen.
Das war bei diesem Patienten der Fall: Seine weibliche Seite war durchaus nicht schön. Der Traum sagte ihm:„In gewisser Weise benimmst du dich wie eine verkommene Frau“, und gab ihm dadurch einen ordentlichen Schock.


Ich mag die Ansicht Jungs, dass die Anima im Wesentlichen in dieser minderwertigen Existenz besteht, nicht ganz teilen. Es kann so negativ sein, muss es vielleicht aber nicht sein. Ich würde das nicht so generalisieren wollen, wobei Jung natürlich unvergleichbar kompetenter ist als ich. 

Dass es schon eine Weile her, ist, als er seinen Artikel schrieb, merkt man daran, dass er von Drüsen spricht; heute würde er sich auf auf das X- und Y-Chromosom beziehen. Aber seine Aussagen finde ich nach wie vor ganz ganz hilf- und aufschlussreich.
Was nun meinen Traum betrifft, so war und ist seine Deutung natürlich eindeutig. Im Traum habe ich übrigens meine Schwester versucht aus der Wohnung zu bugsieren, ohne dass sie weiter Unheil anrichtet. Das war echt schwer, zumal man auch mit seiner Schwester nicht so komisch rumrangelt . . .

Ich kann nur hoffen, dass 27 Jahre später dieser weibliche Teil nicht mehr in diesem Ausmaß sein Unwesen in mir treibt.

Ob mir mein Traumbewusstsein darüber Aufschluss geben mag? Vielleicht sollte ich meine Träume mal wieder eine Weile aufschreiben.
Warum das alles ein seltsamer Zufall ist, hängt mit meinem nächsten Webinar  zusammen. Da sind solche Anima-Gestalten auch ein Thema. - Im nächsten Post mehr.

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