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Mittwoch, 8. Juli 2015

Verabredet mit dem eigenen Kind!

„In Deutschland hat das Leben mit einem Kind als solches keinen Wert. Ich muss dauernd erklären, wie supercool ich das organisiert habe, dass ich quasi gar nicht gestört werde von meinem Kind. - Ich hab ein Kind gekriegt, ich hab zwei Kinder, ich hab drei Kinder, merk ich gar nicht!“

So äußerte sich gestern bei Markus Lanz Cordula Stratmann, urige Ulknudel und bekannt aus der Improshow Schillerstraße auf Sat1, ausgezeichnet mit dem Deutschen Comedypreis und der Goldenen Kamera, Familientherapeutin und ausgebildet in systemischer Familientherapie - vor allen Dingen aber Mutter von Emil.

Was dieser Talk hat so wunderbar klar werden lassen und weshalb sich alle, die sich um die Rolle der Frau zu Recht Gedanken machen, diesen Ausschnitt (Beginn der Sequenz nach 18.40 Minuten) ansehen sollten: 
Es gibt eine Selbstverständlichkeit in Bezug auf ein weibliches Bewusstsein, das tut einfach nur gut - um es mit den Worten von Cordula Stratmann zu formulieren:

Ich hatte mein Kind auf dem Arm und hab dann in dem Moment quasi die Serie abgesagt, die in Planung war . . . ich hatte keine Ahnung, wie ein Kind das Leben verändert . . . für mich war es ein Instinkt der mir eindeutig gesagt hat: Und jetzt bleibst du zu Haus . . . Ich habe mir ja eine Aufgabe gestellt, ich habe ein Kind bekommen und damit habe ich eine Verabredung getroffen mit diesem Kind. Ich bin deine Mama und du hast einen Anspruch darauf, dass ich diese Aufgabe mit Liebe und gerne wahrnehm . . . für mich ist das fraglos. Für meinen Mann ist das übrigens genauso fraglos.

Köstlich, wie sie sich zu dem larmoyanten Gejammere mancher Männer äußert, die sagen:

Ach. ich hab die Kindheit meiner Kinder gar nicht mitgekriegt, das tut mir so weh. - Und dann fangen sie nochmal eine neue Familie an und dann werden sie so tränenreich, diese Männer, und ganz weich und dann kriegen sie ein neues Baby und das ist ganz toll . . . sie könnten eigentlich schon für die ersten Kinder präsenter Vater sein.

Markus Lanz bringt gegen Ende des Gesprächs ins Spiel, dass nicht wenige Frauen ja auch von sich zunehmend sagen müssen: Ich hab mein Kind gar nicht aufwachsen sehen!

Interessant, die Antwort Cordula Stratmanns, die betont, dass sie nicht von Alleinerziehenden rede, nicht von Paaren, wo beide aus finanziellen Gründen arbeiten müssten, sondern von jenen Eltern, die eine höhere berufliche Identität haben als eine elterliche.

Ich finde, diese Formulierung bringt exakt auf den Punkt, um was es geht: um die Priorität der Identität, die wir leben.
Wir machen uns so viele Sorgen um unser Glück. Das aber geht einher damit, ob wir die Identität leben, die das Leben an uns heranträgt.
Stellen Sie sich vor, Tiere, Vögel zum Beispiel, die uns jeden Morgen wecken - jeder erinnert sich, wie es war, als bei der letzten Sonnenfinsternis die Vögel schwiegen und alles so tonlos wurde -, würden so leben wie wir: Es gäbe immer weniger Vögel und Tiere überhaupt.
So ist es nicht.
Gott sei Dank.

Wichtig ist, einfach zu wissen, mit wem wir verabredet sind!

Das kann Geld sein, das kann das Leben sein, unser Partner, ja, es dürfen auch Kinder sein . . .

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