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Donnerstag, 15. Oktober 2015

"Ein Buch wie Feuer!" - Papst Franziskus und die neue Youcat-Bibel!

Ich hoffe, die Youcat Foundation wird mir verzeihen, dass ich das Papst-Vorwort zur neuen Bibel für Jugendliche, der Youcat-Bibel, die am 21. Oktober erscheint und eine Auswahl von Texten, vorgenommen von angesehenen Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit Jugendlichen, enthält, hier abdrucke. 
Vor allem der letzte große Abschnitt: einfach genial und goldig: Ein Papst, der sich erlaubt, beim Beten einzuschlafen :-)

Ich mag diesen Papst! - Sein Vorwort:



Liebe junge Freunde,

wenn Ihr meine Bibel sehen würdet, könnte es sein, dass sie Euch nicht besonders imponiert: Was, – das ist die Bibel des Papstes! So ein altes, abgegriffenes Buch! Ihr könntet mir eine neue schenken, eine für 1000 Dollar, aber ich würde sie nicht wollen. Ich liebe meine alte Bibel, die mich mein halbes Leben lang begleitet hat. Sie hat meinen Jubel gesehen und sie wurde von meinen Tränen benetzt. Sie ist mein kostbarster Schatz. Ich lebe aus ihr. Für nichts in der Welt würde ich sie hergeben.

Die Jugendbibel, die Ihr aufgeschlagen habt, gefällt mir sehr. Sie ist so bunt, so reich an Zeugnissen – Zeugnisse von Heiligen, Zeugnisse von Jugendlichen – und sie verlockt dazu, dass man vorne anfängt zu lesen und erst auf der letzten Seite aufhört. Und dann…? Und dann versteckt ihr sie. Sie verschwindet im Regal, hinten in der dritten Rehe. Sie verstaubt. Eure Kinder verscherbeln sie eines Tages auf dem Flohmarkt. Nein, so darf es nicht kommen.

Ich will Euch etwas sagen: Heute gibt es mehr verfolgte Christen als in den Anfangszeiten der Kirche. Und warum werden sie verfolgt? Sie werden verfolgt, weil sie ein Kreuz tragen und Zeugnis für Jesus ablegen. Sie werden verurteilt, weil sie eine Bibel besitzen. Die Bibel ist also ein äußerst gefährliches Buch. So gefährlich, dass man in manchen Ländern so behandelt wird, als würde man Handgranaten im Kleiderschrank horten. Es war ein Nichtchrist, Mahatma Gandhi, der einmal gesagt hat: „Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen, dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber Ihr geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur ist – sonst weiter nichts.“

Was haltet Ihr also in Händen? Ein Stück Literatur? Ein paar schöne alte Geschichten? Dann müsste man den vielen Christen, die sich für die Bibel einsperren und foltern ließen, sagen: Wie dumm wart Ihr, es ist doch bloß ein Stück Literatur! Nein, durch das Wort Gottes ist das Licht in die Welt gekommen. Und es wird nie wieder verlöschen. In Evangelii Gaudium (175) habe ich gesagt: „Wir tappen nicht in der Finsternis und müssen nicht darauf warten, dass Gott sein Wort an uns richtet, denn „Gott hat gesprochen, er ist nicht mehr der große Unbekannte, sondern er hat sich gezeigt“. Nehmen wir den erhabenen Schatz des geoffenbarten Wortes in uns auf.“

Ihr haltet also etwas Göttliches in Händen: ein Buch wie Feuer! Ein Buch, durch das Gott spricht. Also merkt Euch: Die Bibel ist nicht dazu da, um in ein Regal gestellt zu werden, sondern um sie zur Hand zu haben, um oft in ihr zu lesen, jeden Tag, sowohl allein als auch ge-meinsam. Ihr macht doch auch gemeinsam Sport oder geht gemeinsam shoppen. Warum lest Ihr nicht zu zweit, dritt, zu viert gemeinsam in der Bibel? Draußen in der Natur, im Wald, am Strand, abends, im Schein von ein paar Kerzen … Ihr werdet eine gewaltige Erfahrung machen! Oder habt Ihr etwa Angst, Euch mit einem solchen Vorschlag voreinander zu blamieren?

Lest mit Aufmerksamkeit! Bleibt nicht an der Oberfläche wie bei einem Comic! Das Wort Gottes niemals bloß überfliegen! Fragt Euch:
„Was sagt das meinem Herzen? Spricht Gott durch diese Worte zu mir? Berührt er mich in der Tiefe meiner Sehnsucht? Was muss ich tun?“ Nur auf diese Weise kann das Wort Gottes Kraft entfalten. Nur so kann sich unser Leben ändern, kann groß und schön werden.

Ich will Euch sagen, wie ich in meiner alten Bibel lese! Oft nehme ich sie her, lese ein bisschen darin, dann lege ich sie weg und lasse mich vom Herrn betrachten. Nicht ich betrachte den Herrn, sondern ER betrachtet mich. ER ist ja da. Ich lasse mich von ihm anblicken. Und ich spüre – das ist keine Sentimentalität –, ich spüre zutiefst die Dinge, die der Herr mir sagt. Manchmal spricht er auch nicht. Ich fühle dann nichts, nur Leere, Leere, Leere… Aber ich bleibe geduldig da, und so warte ich. Lese und bete. Bete im Sitzen, denn es tut mir weh niederzuknien. Manchmal schlafe ich beim Gebet sogar ein. Aber das macht nichts. Ich bin wie ein Sohn beim Vater, und das ist wichtig.

Wollt Ihr mir eine Freude machen? Lest die Bibel!

Euer

Papst Franziskus

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