Seiten

Dienstag, 23. Februar 2016

♡ Willst du dein Herz mir schenken, / So fang es heimlich an!

Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an,
Dass unser beider Denken
Niemand erraten kann.
Die Liebe muss bei beiden
Allzeit verschwiegen sein,
Drum schließ die größten Freuden
In deinem Herzen ein.
 
Behutsam sei und schweige
Und traue keiner Wand,
Lieb' innerlich und zeige
Dich außen unbekannt.
Kein' Argwohn musst du geben,
Verstellung nötig ist.
Genug, dass du, mein Leben,
Der Treu' versichert bist.

Begehre keine Blicke
Von meiner Liebe nicht,
Der Neid hat viele Stricke
Auf unser Tun gericht.
Du musst die Brust verschließen,
Halt deine Neigung ein.
Die Lust, die wir genießen,
Muss ein Geheimnis sein. 
Zu frei sein, sich ergehen,
Hat oft Gefahr gebracht.
Man muss sich wohl verstehen,
Weil ein falsch Auge wacht.
Du musst den Spruch bedenken,
Den ich zuvor getan:
Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an.


Seltsam, wie sehr dieses Lied eines unbekannten Verfassers oder einer unbekannten Verfasserin - auch in der Barockzeit gab es einige Frauen, die dichteten, man denke nur an die mit 17 Jahren so früh verstorbene Sibylla Schwarz - wie selbstverständlich sich in unserem Herzen niederlässt.

Dabei könnte es Dokument einer gerissen besitzergreifenden männlichen Strategie sein.

Und fällt nicht auch das sechsmalig verwendete müssen auf, das ja immer unsere Alarmanlage in Gang setzen sollte, geht doch zu oft mit seiner Verwendung eine elterliche Energie einher, die meist auch niemandem wirklich gut getan hat.

Gerissene Strategie also oder Ausdruck einer Liebe, die eines im Sinn hat: diese Kostbarkeit zu schützen?

Bevor ich meine Gedanken zu Papier bringe, möge, wer mag, sich selbst so seine Gedanken machen ...


Keine Kommentare: