Seiten

Dienstag, 5. Juli 2016

Die Migräne meiner Mutter. - Und warum manche Männer so gerne auf den Volksfesten an der Schießbude losballern würden!

Meine Mutter war eine unglückliche Frau. Ich glaube, sie musste sich in ihrem Leben ihr Glück mühsam zusammensuchen. 
Bei allem Respekt vor dem Menschen, der mein Vater war: Beide waren wenig glücklich miteinander und legten sich ihre Religiosität wie ein Kettenhemd um, damit die Seele ja keine Ausbrüche in Gefilde nähme, die neue Freiheiten hätten bedeuten können, die so verlockend waren und zugleich so gefährlich. Schließlich glich alles Verlockende der Schlange im Paradies. Und was die angerichtet hatte, das sagte einem ja jeden Sonntag überdeutlich der Pfarrer und die Stundenleute abendlicher Andachtsstunden.

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass - wir lebten noch in Frankfurt - meine Mutter zunehmend Migräne bekam. Ich glaube, sie ging  zu einer naturkundlichen, wenn nicht sogar homöopathischen Schwester in der Berger Straße, die ihr Sahne und allerlei anderes untersagte.

Nichts gegen Homöopathie - ich verdanke ihr viel, wobei es leider unter deren Vertretern nicht wenige gibt, die ziemlich dilettantisch mit Globuli um sich werfen. Homöopathie ist aber im Grunde eine Wissenschaft. Diese homöopathische Schwester (vermutlich arbeitete sie auf heilpraktischer Basis) verhalf jedenfalls wider Willen meiner Mutter zu einem unglaublichen Aha-Erlebnis.

Eines Tages hatte sie nämlich die Nase voll von diesen ganzen Vorschriften und sie schlug sich einen ordentlichen Topf Sahne und aß ihn genüsslich.

Fortan war die Migräne fort!

Und meine Mutter genoss immer mal wieder ihre neue Sahne-Freiheit.

Leider hat sie dieses Erlebnis nicht dazu benutzt, einiges, was ihr Leben so sehr einengte, gleich mit fortzuschicken. - Jedenfalls war diese Erfahrung doch so eindrücklich für sie, dass sie von ihr immer wieder erzählte.

Das erinnert mich daran, dass nicht wenige Menschen, die sich so bewusst ernähren, mir kränker vorkommen, als mancher Normal-Sterbliche, der sich sein Ripple oder Schnitzel gönnt.
Grundsätzlich glaube ich in der Tat auch, dass pflanzliche Ernährung gesünder ist als regelmäßiger Fleischgenuss. Aber mancher mag es von seiner Konstitution, die ja auch immer eine innere ist, brauchen. Wer sich zu etwas zwingt, zwingt sich womöglich in eine Krankheit hinein.
Und Angst vor Krankheit ist ohnehin der gerade Weg in sie hinein.

Das erinnert mich an die Tatsache, dass doch mancher Öko- und Peace-Jünger so gerne mal losballern würde. Zum Beispiel an einer Schießbude auf dem Jahrmarkt. 
Aber das macht man nicht! 
Wo es doch so viel Krieg auf der Erde gibt!
Das gehört sich nicht! 
Man nimmt kein Gewehr in die Hand!
Das wäre gegen alle Grundsätze!
( Zudem könnte einen jemand dabei sehen! Womöglich ein GEW-Kollege!)

Dabei würde seine ganze Person doch mal so gerne peng machen. Und nochmal peng
Ganz phallisch und chauvimäßig.
Klar, mit nachladen.

Aber das gehört sich nicht. 
Und so gehen halt die Schüsse nach innen los.

Da aber richten sie dann wirklich Unheil an!


PS Gerade fällt mir ein, dass ja Hermann Hesse in seinem Steppenwolf über diese Männerlüste unnachahmlich geschrieben hat und dass ich vor Jahren darüber schrieb > Hochjagd auf Automobile

Und dass Max Frischs Graf Öderland ja auch so ein guter Bürger war, der sich allerdings dann seine Freiheiten gönnte! Was sich da Max Frisch wohl von der Seele geschrieben hat . . . > Ich war noch niemals in New York

Keine Kommentare: