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Dienstag, 9. August 2016

Was kommt nach den Tugenden?

Tugenden sind passé, Werte auch; kaum jemand spricht noch von ihnen, weil sie weder im privaten noch im öffentlichen Bereich eine nennenswerte Rolle mehr spielen. Tut es jemand dennoch, dann klingen seine Worte oft merkwürdig leer und hohl.
Vorbei die Zeiten, als eine Hildegard von Bingen, damit Liebe geschehen könne, Demut anmahnte, dass ein Parzival vorbildhaft eine schier unglaubliche Ausdauer in seiner Suche nach dem Gral bewies oder Conrad Ferdinand Meyer in Die Füße im Feuer den Burgherrn ein Sich-selbst-Zurücknehmen zeigen ließ, wie man es sich so sehr bei gewissen Politikern auch einmal wünschte.
Letztere bemühen sich kaum mehr um Tugenden, kein Zufall, wenn man weiß, dass sich Tugend etymologisch von taugen ableitet.

Wer möchte: weiter hier

2 Kommentare:

Kirchfahrter Archangelus hat gesagt…

Unsere Gesellschaft ist auf dem schlechtesten Weg, zu einer Egomanen-Versammlung mit gekünstelter Aufgeregtheit über Nichtigkeiten verbunden mit affektierten Quietsch- Freudenausbrüchen á la USA zu werden. Zwischen diesen Extremen herrschen immer mehr Soziopathen als Vorgesetzte und Kollegen, Nachbarn etc, denen in der Regel jegliche Empathiefähigkeit abgeht. Teilnahme wird nur im Einzelfall interessegeleitet vorgeheuchelt (wenns halt „was bringen“ könnte), ansonsten geht dem heutigen Zeitgenossen alles am A.... vorbei. Was andere Generationen in Harnisch brachte (Glaubensfragen, unterschiedliche Stellungnahmen zum Gemeinwohl) ist heute nicht ein Achselzucken wert. Die Politik lügt und ist erkennbar unfähig, die anstehenden Probleme auch nur zu erkennen – geschweige sie zu lösen. Ist der Masse aber egal, sie interessiert eher , warum „Poldi“ mit zur EM durfte, wer bei „GNTM“ Chancen hat und ob „der Dietä“ bei DSDS wieder schön Menschen runtermacht.

In der heute auf meinem Blog geposteten Predigt von Pfarrer Milch liest man:"Mann und Frau werden unter die Planierraupe gesetzt, gleichgemacht. Das zeigt sich ja schon weithin in der Kleidung. Und wenn diese Gleichmacherei sich völlig durchsetzt, dann ist die Katastrophe vollends da, d.h. es ist dann noch nicht einmal nennenswert, ob ein solches Nicht-Volk überhaupt noch eine Katastrophe erreicht oder nicht. Es ist sowieso nicht mehr nennenswert dieses Volk, in dem es keine polaren Spannungen, kein DU-zu-DU mehr gibt!"

Geschrieben vor über 3 Jahrzehnten. Mittlerweile ist Vollzug zu melden: Wir sind ein Nicht-Volk geworden, eine amorphe, gesichts- und geschichtslose Masse von Konsumidioten mit leider nur sehr wenigen Ausnahmen.

Johannes G. Klinkmüller hat gesagt…

Hallo, ich hab auf Deinem Blog ( https://goo.gl/rbw3Mm ) einen Kommentar verfasst und kopier ihn hier rein:


Freut mich, dass Du meinen Post veröffenticht hast. An manchen Stellen ist er ja mit spitzer Feder geschrieben, aber doch auch immer so gemeint!
Ich finde übrigens, dass man sich selbst nicht von all diesen Entwicklungen in Beschlag nehmen lassen darf. Manche sind unumgänglich, damit sich etwas Neues bilden kann. Vielleicht ist das auch in Bezug auf Werte und Tugenden so; denn innerlich lebendig waren sie schon lange nicht mehr, vielleicht noch nie wirklich genug.
Vielleicht sollen und wollen sie auf neue Weise mit neuem Leben gefüllt sein. Wenn das so ist, ist es gar nicht schlecht, wenn sie erstmal so richtig hohl und leer sind.
Möge das der verborgene Grund sein!

Liebe Grüße,
Johannes