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Samstag, 28. Oktober 2017

Reformationsgeschichte als Heimatkunde. Von Ohrfeigen auf der Kanzel und einem Einschussloch im Messgewand . . .

Von einem Raubritter, der Monstranzen zu Geld machte, von Kollekten, die während der Predigt gesammelt und gleich an Arme und Bedürftige verteilt wurden und warum die Frau eines Lutheraners zur Strafe des öffentlichen Steintragens verurteilt wurde, von dem Vorwurf, Kinder in deutscher Sprache zu taufen, sowie einem Heiligenholz, das zum Mittelpunkt einer Auseinandersetzung wurde:
Die Jahrzehnte, die auf Luthers 95 Thesen folgten, ließen an Turbulenzen nichts zu wünschen übrig, Handgreiflichkeiten, Gefängnisstrafen, Vertreibungen inclusive – darüber berichtet ein liebevoll gestaltetes Buch.
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Freitag, 27. Oktober 2017

Was Christian Lindner und Helene Fischer gemeinsam haben!

Authentisch wie eine Litfaß-Säule, frei wie eine Marionette ihres medialen Egos, gestylt bis zum Anschlag, makellos, perfekt vermarktet.

In der gestrigen Lanz-Sendung ging Christian Lindner ausnahmsweise seiner eigenen Perfektion auf den Leim, indem er sich, mit dem Rücken zum Publikum im Kreis der anderen Gesprächsteilnehmer sitzend, mehrfach bewusst umdrehte und das Publikum in seiner unnachahmlich gekonnten Weise mit einbezog, bewusst zu ihm sprechend, so dass Markus Lanz sich irgendwann einen leisen Seitenhieb nicht verkneifen konnte, indem er zu erkennen gab, dass das professionelle Styling doch vielleicht übertrieben sei. Danach unterließ die personifzierte FDP diese lächerliche Attitüde.

Eigentlich schien mir die Zeit langsam zu Ende zu gehen, da Politiker suggerieren wollten, sie seien perfekt und hätten auf alles eine Antwort, aber die neuen zahmen Wilden à la Macron und Lindner setzen wieder auf Hochglanz-Politur und darauf, auf alles eine Antwort zu haben, wobei man sich nicht täuschen lassen sollte: 


Helene Fischer spricht ihr zigtausendfaches Publikum ganz vertraut mit Ihr Lieben an, erzählt Persönliches und spielt gekonnt auf der Klaviatur des Ach, wie lieb wir uns doch alle sind
Hochglanz und diese Art warmer Herzlichkeit scheinen sich offensichtlich nicht ausschließen. - So jedenfalls tickt unsere Zeit. - Mit wie vielen ihrer Fans sie allerdings tatsächlich in Liebe zu tun haben wollte, lassen wir mal dahingestellt.

Klar ist Deutschlands Helene eine sympathische Erscheinung, wenn auch ihre Stimme immer irgendwie gleich klingt, ob sie das Ave Maria singt oder atemlos durch die Nacht rauscht. Ihr Markenzeichen, das Ton-Absackenlassen, dieses Abkrächzen am Ende einer Liedzeile oder wo es sich eben ergibt, ist in wirklich fast jedem Lied vielfach zu hören ist. 

Man kann sich auch nur schwer darüber hinwegtäuschen, dass ihre Lieder duchgängig die gängigen sprachlichen Hülsen, Klischees und Versatzstücke verwenden, wenn auch im topaktuellsten musikalischen Gewand, und gerät die Musik wie in den letzten so erfolgreichen Produktionen wie z.B. Herzbeben bewusst aus dem Takt, so ist das Absicht  und sie wird umso effektiver wieder eingefangen.
 

Klar kann man durch die Halle schweben und Pirouetten drehen, warum nicht, wo es der Körper doch hergibt. Der gibt auch her, sich fast nackt zu zeigen wie in ihrem letzten vehement promoteten Video. Noch ist ein gewisses Steigerungspotential da. Nackt geht auch.
Nur: 


Mitmachen muss sie das nicht, immer mehr ein Abziehbild ihrer selbst und damit dieser Gesellschaft zu werden, jedermanns Helene. Es gibt Beispiele großer Künstler, die sich nicht so maßlos vermarktet und selbst aufgegeben haben. Gleiches gilt auch für große Politiker.

Wie sehr hat alle Welt betont, dass sich die Pfiffe der Fußballfans im letztjährigen Pokalfinale im Rahmen ihres Halbzeitauftritts nicht gegen unser aller Helene gerichtet haben. Doch sie haben sich sehr wohl auch gegen sie gerichtet, denn nicht wenige haben ihr auch sagen wollen: Hier hast Du nichts verloren. Dräng dich nicht überall rein. Dieses Stadion will dich nicht!

Nicht, dass Leute wie Christan Lindner und Helene Fischer mediale Clowns sind, aber sie sind Klone, medial zurechtgestutzte Klone. Und es ist eben ein Kennzeichen dieses Klon-Daseins, dass diese Menschen das Gefühl haben, sie verwirklichten sich selbst und seien frei. Weder ein so intelligenter Mensch wie die personifzierte FDP kann dieser Narzissmus-Falle widerstehen noch ein sich so herzlich-warm gebendes Pin-up-Angebot wie Helene Fischer. 

Zu jeder Phase seines Sprechens - und er spricht gekonnt, frei, gern - supervisiert sich Christian Lindner selbst, nimmt jede Nuance wahr, auch wo eine Aussage die gekonnte Spur verlässt - gleich nimmt er mögliche Einwände vorweg -, hat den Interviewer im Blick, das Publikum, ganz Deutschland. Da müssen sich die Steinmeiers, Özdemirs, Dobrindts, Klöckners und von der Leyens, die auch auf diesem Zug mitfahren, ziemlich weit hinter ihm anstellen, obwohl sie sich doch auch so sehr bemühen, so bemüht unauffällig bemühen.

Allerdings: Christian Lindner bemüht sich gar nicht um Unauffälligkeit, im Gegenteil, wie zigtausende Wahlkampfplakate zeigten, und hat alles im Griff, und wenn es nicht so wäre, würde er auch das Gegenteil gekonnt vermarkten. Immer smart. Gern leicht, aber dennoch erkennbar gekünstelt lächelnd. 

Irgendwie sehen seine Gesichtszüge für mich dann ziemlich eingefroren aus.

Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der annimmt, dass diese Seifenblasen irgendwann platzen.
 

In Wahrheit suchen Menschen nicht solche Menschen.
 

Aber auf der Suche nach sich selbst ist die Gefahr groß, dass man solch illuminierte Seifenblasen toll oder zumindest gut findet. Man kann in solchen Zeitgenossen endlich ausleben, was einem selbst verwehrt ist. Das garantiert, dass man sich selbst nie findet.

Ich hatte in der letzten Zeit die leise Hoffnung, unsere Gesellschaft würde und wollte solche Politikertypen - in der Musikszene ist es sicherlich anders - und Menschenmasken nicht mehr produzieren.

Vielleicht aber fallen doch weniger auf die Lindners und Fischers unserer Zeit herein, als man momentan anzunehmen geneigt ist. 

Dass sie auch andere Seiten haben, steht außer Frage und dass sie ihre mondäne Hochglanzseite leben, berechtigt im Übrigen nicht dazu, sie in irgendeiner Weise zu verachten. Ich möchte nur sagen: Ich lege keinen Wert auf solche Zeitprodukte. 

Wobei ich gern darauf verzichte, deren dunkle Seiten, wie wir sie alle haben, sehen zu müssen; eins ist gewiss: Je hochgeglänzter sie sich geben, desto dunkler sind diese Seiten (je höher die Berge um einen See, desto tiefer und dunkler ist er, auch wenn man es nicht sieht). Das gilt auch für die tolle Helene und den tollen Christian, selbst wenn sie alles tun, davon abzulenken. Im Endeffekt nützt das niemandem, im Gegenteil.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Hallo Euro-Parlamentarier: Wo ist unser Geld geblieben? - Bitte Aufforderung unterzeichnen!

Ich kenne einige Leute, bei denen das Geld Richtung Monatssende knapp wird und das, obwohl sie eh nur das Notwendigste kaufen. Und in den letzten Wochen hab ich zweimal erlebt, dass Leuten an der Kasse des Supermarkts ein paar Cent gefehlt haben. - Von wegen reiches Deutschland. Für immer mehr gilt das nicht!

Bitte unterschreiben!



Wir wollen wissen, wofür unser Geld ausgegeben wird. Unterschreibt den Appell für Transparenz über alle Ausgaben der Europaabgeordneten.

Sonntag, 15. Oktober 2017

Angela Merkel: Warum eine so defizitäre Mutti solch ein „Erfolgsmodell” sein kann!

Selten habe ich eine zutreffendere Analyse in Bezug auf das Merkel-Syndrom gehört, wie sie im teilweise hier aufgezeichneten You-Tube-Beitrag vorliegt. Hans-Joachim Maaz zeigt auf, worin die Tragik der Merkel-Wiederwahl besteht, wobei er auch auf den frühkindlichen Bildungswahn eingeht, dem in unserer Gesellschaft die Bedeutung zukommt, die notwendige frühkindliche Bindung, vor allem zu den Eltern, zu ersetzen. Diese Erziehung aber sichert Schein-Muttis, wie Merkel eine ist, die Macht.

Zwei Punkte vorweg: Die folgenden Ausführungen von Hans-Joachim Maaz habe ich einem Gespräch entnommen, das Eva Hermann im Rahmen der Wissensmanufaktur mit ihm und Andreas Popp führte.

Ich habe bewusst Ausführungen zur frühkindlichen Erziehung mit hineingenommen, weil sie deren Auswirkungen in gebotener Kürze klar benennen. Darauf basieren im Anschluss weitere Analysen im Hinblick auf Angela Merkel.

Zu der Tatsache, dass sie wiedergewählt worden ist, äußert sich Maaz zunächst wie folgt, und auch wenn er zu Beginn einen psychoanalytischen Begriff einführt, um seine Sicht deutlich zu machen, lohnt es sich auch für den, der allem Theoretisieren abhold ist, genau hinzuhören, denn seine Analyse ist bemerkenswert {anmerken möchte ich noch, dass ich Ergänzungen meinerseits in geschweifte Klammern gesetzt habe}:


Man muss den Begriff der Übertragung verstehen: 

Wir übertragen alle, ohne das wir das merken, frühe Erfahrungen, so wie wir geprägt wurden, auf andere Personen und natürlich sind prominente Personen, Politiker, also alles, was irgendwie oben ist, geeignet, sowohl Hoffnungen, Erwartungen, aber auch Enttäuschungen zu übertragen.
Das hat einen wichtigen Sinn: Wenn man Hoffnungen und Erwartungen überträgt, dann muss man das eigene Defizit nicht erleiden {sich also der Erfahrungen, die man in der frühen Kindheit gemacht hat, bewusst zu werden}. Und wenn man Hass oder Enttäuschungen überträgt, dann muss man nicht die eigene Problematik, wie man voller Hass ist, also die Kränkungen, nicht erleben, weil man die jetzt projizieren kann auf einen anderen.


Frau Merkel, ich würde sie heute bezeichnen als eine Politikerin, die im Grunde Opium für das Volk bedeutet. Und zwar in dem Sinne, dass sie den Anschein erweckt, mit solchen Phrasen wie alternativlos oder wir schaffen das, dass wir nicht in einer schwerwiegenden gesellschaftlichen Krise sind.


Merkel als personifizierte Illusion: Es geht so weiter!

 
Im Grunde brauchten wir Politiker, die uns helfen, darüber nachzudenken und Entscheidungen zu treffen, wie wir denn weiterleben können. Denn so wie jetzt können wir nicht weiterleben. Und Frau Merkel verkörpert aber diese Illusion, wir könnten so weiterleben, es geht so weiter. Und ich glaube, das ist für viele Menschen im Übertragungssinne eine falsche Hoffnung, eine Illusion, es könnte alles so bleiben.
Und deshalb wird sie wiedergewählt, und das halte ich für eine große Tragik, weil damit im Grunde genommen für die nächste Zeit das verpasst wird, was wir begreifen müssten, die Veränderungen, wir müssten nach neuen Lebensformen suchen, nach neuen sozialen Projekten suchen. Und das wird {durch die Wiederwahl Merkels} erstmal wieder zunichte gemacht (. . .)


Es gilt, zwischen Erziehung und Beziehung zu unterscheiden


{4.25´} Wir wissen, und das ist überhaupt kein Thema mehr, das ist wissenschaftlich so ausreichend gesichert, dass es schon erschreckend ist, wie wenig das in der Öffentlichkeit und vor allen Dingen in der Politik zur Kenntnis genommen wird, dass die ersten Lebensjahre des Kindes darüber entscheiden, wie er später als Mensch, als erwachsener Mensch, als Persönlichkeit aufgestellt ist.
 

Also es geht um die Qualität der ersten Beziehungserfahrungen.
 

Wir unterscheiden ganz deutlich mittlerweile zwischen Erziehung und Beziehung. 
Erziehung ist immer negativ behaftet, weil autoritär das Kind zum Objekt gemacht wird und Beziehung wäre von vorneherein eine Subjekt-Subjekt-Beziehung zwischen Erwachsenem und Kind. Und die Qualität der Beziehungen, die dem Kind angeboten wird - und das differenzieren wir nach mütterlichen und väterlichen Beziehungsqualitäten -, entscheiden darüber, wie dieser Mensch sich entwickeln kann, und das Häufigste, was heute der Fall ist, ist ein narzisstisches Defizit, und das heißt, das Kind wird nicht mehr bestätigt als das, was es ist, sondern, was es werden soll.
 

Es wird nicht um seiner selbst willen geliebt und das hinterlässt eine schwere psychische Last, die man dann später versucht zu kompensieren durch besondere Anstrengungen, durch Leistungen.

Die Tragik ist: Man kann sich Liebe nicht verdienen. Wenn sie nicht gegeben ist, ist sie eben für alle Zeit verloren, aber die Anstrengung, die Menschen dann unternehmen {um diese nicht erhaltene Liebe nach- und einzuholen} bleiben hoffnungslos, {sie} werden eigentlich süchtig, weil es nie mehr die Befriedigung geben kann, die verloren gegangen ist.


{6.15´} Deshalb ist die Frage der Frühbetreuung der Kinder die entscheidende Frage für die Gesellschaftsentwicklung und für die Zukunft. Wenn wir die Kinder schlecht behandeln, sie narzisstisch nicht ausreichend bestätigen {gemeint ist hier: die Liebe zu sich selbst zu fördern und ihre ureigene Individualität wahrzunehmen}, haben wir später Süchtige in jeder Form, Leistungssüchtige, aber auch, wer gekränkt wird als Kind, wer nicht so geliebt wird, hat eine berechtigte Empörung, einen Hass. 


Hass, den man nicht losgeworden ist!


Das ist ja die Quelle, weshalb dann Menschen krank werden! Sie belasten sich mit ihrem Hass, den sie gegen die Eltern oder gegen die verantwortlichen Beziehungspersonen nicht losgeworden sind und später ist das die Quelle dann auch für allen möglichen Fremdenhass; Andersdenkende werden gehasst oder Politiker, der Nachbar oder der Partner selbst wird gehasst, projektiv, um die Spannung loszuwerden.


Die Tragik ist: Es ist eine berechtigte Empörung da {eben weil dem Kind Liebe fehlte, weil es werden musste, wie andere es haben wollten}, die aber leider unberechtigt am falschen Objekt später abreagiert wird. Und das ist, sozial gesehen, eine Tragik (. . .)


DDR-Verhältnisse in ganz Deutschland

 
{7.45´} Ich bin entsetzt darüber, dass im Grunde genommen DDR-Verhältnisse in ganz Deutschland, was die Frühbetreuung anbetrifft, {anzutreffen sind} und dass ökonomische Zwänge, kann man fast sagen, dahin führen, dass Kinder nicht mehr gut frühbetreut werden.
 

Ich habe ja den Begriff der Normopathie gefunden, wenn wir von flächendeckenden Problemen ausgehen.
Also ist das, dass die Fehlentwicklung, das Kranke, das Gestörte nicht mehr als solches wahrgenommen wird, sondern für normal gehalten wird, normo-pathisch, nur weil dann die Mehrheit betroffen {ist}. Wenn ich so bin wie die anderen und es da keinen Unterschied gibt, dann glaubt man, das ist alles in Ordnung, das ist richtig, und merkt nicht, wie im Grunde genommen die Mehrheit dazu beiträgt, dass die Gesellschaft sich fehlentwickelt.
 

Das haben wir: Wir haben eine süchtige, narzisstische Gesellschaft, eine grenzenlose, die im Grunde genommen die Natur zerstört, die sozialen Verhältnisse kaputt macht, ganz abgesehen von den persönlichen Schicksalen, die also mit Krankheit und Beschwerden {verbunden} sind.

Der üble Trick bezüglich Bildung und Bindung

 
{9.00´} Die Qualität der Frühbetreung - und das ist ein übler Trick, wenn wir von früher Bildung sprechen -. also Kleinstkinder brauchen keine Bildung, sie brauchen Bindung.  

Bindung heißt, eine gesicherte Beziehung, natürlich in erster Linie zur Mutter, weil die Mutter hat einen Bindungsvorlauf durch Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit, was schon ungefähr 50 Prozent ausmacht von dem, was das Kind an positiver Bindung braucht. Also diese Bindung, dass eine Mutter in der Lage ist zu vermitteln Du bist mein Kind, ich liebe dich, so wie du bist, ich werde mich um dich kümmern, ich nehme dich an, ich verstehe dich, ich will auch herausfinden, wer du bist und nicht dir sagen, wie du sein sollst, und wir wissen, früh gut gebundene, das heißt bestätigte, narzisstisch im besten Sinne gesättigte Menschen, die bilden sich von selbst, das Bildungsbedürfnis ist ein Naturbedürfnis. 

Also ein gut gebundenes Kind wird die Welt neugierig erobern wollen; es braucht keine Nötigung zur Bildung und dieser üble Trick, dass man glaubt, man kann Bindung durch Bildung ersetzen, ist im Moment der i-Punkt einer tragischen Entwicklung (. . .)
 

Frau Merkel eignet sich hervorragend als defizitäre Mutter
 

{14.00´} Wenn die frühe Bindung nicht stabil ist, dann heißt das, der Mensch weiß nicht, wer er ist, was er will, was er kann, er weiß nur, was er soll. 
Deshalb ist die Gefahr, sich in Gruppen zusammenzufinden, die dann vorgeben, das und das zu machen ist jetzt richtig, weil ich selber nicht mehr weiß. Und dasselbe betrifft die Frage der Ethik (. . .)
 

(Eva Hermann: Deutschland hat gewählt, Frau Merkel bleibt Kanzlerin, die Ausnahmeerscheinung. Man nennt sie ja auch Mutti Merkel - warum eigentlich Mutti, passt das? - Maaz:)
 

{15.42´} Weil sie nicht wirklich Mutter ist. Weder als Frau noch in ihrer Politik.
 

Die zentrale Qualität der Mütterlichkeit ist ja Empathie, zu verstehen, verstehen zu wollen, wie es dem anderen geht. Ich erinnere, ich glaube es war eine Sylvester-Ansprache, 2014 vielleicht, wo sie gewarnt hat vor Pegida: Geht da nicht hin, das sind Menschen, die haben Kälte und Hass im Herzen! Geht da nicht hin!
Also, das ist eine gewisse Form von Hetze. Man hetzt gegen Menschen auf.
 

Als Regierungschefin - und als mütterliche - wäre sie meiner Einschätzung nach verpflichtet zu sagen und zu tun: 
Ich muss zur Kenntnis nehmen, da gibt es offensichtlich Menschen, die haben Probleme, die haben Kälte und Hass im Herzen, kann man sagen, wenn das so ist, ja. Das macht mir Sorge, das macht mir als Regierungschefin Sorge. Das muss doch etwas mit unserer gesellschaftlichen Situation zu tun haben - und wenn ich mütterlich wäre, erst recht.
 

Da sind „Kinder”, denen geht es schlecht, die sind angstvoll oder hassvoll - wo kommt denn das her, die werden ja nicht so geboren und sie leben in diesem unseren Land. Und es muss etwas mit diesem unserem Leben in diesem Land zu tun haben!
 

Das wäre mütterlich.
 

Jetzt bekommt sie aber fast ironisch abwertend, manchmal auch so verlogen liebevoll den Titel Mutti, als Übertragungstitel, und den verstehe ich so:
 

Viele Menschen haben eben keine wirklich gute Mütterlichkeit erfahren, sie sind defizitär geblieben, und da eignet sich Frau Merkel wieder hervorragend als eigentlich defizitäre Mutter - in der Übertragung.
 

Man muss die Paradoxie verstehen: Wenn sie eine wirklich gute mütterliche Frau wäre, vielleicht sogar noch mit erotischer Ausstrahlung oder sowas {raunendes Lachen im Auditorium}, wäre sie für die meisten Menschen so bedrohlich, weil sie genau das nicht erlebt haben. Sie wären also erinnert an ein Defizit und würden mit der eigenen Problematik zu tun haben. 
Da sie das aber nicht ist, können sie in Ruhe Mutti Mutti sein lassen, in der Illusion, so wie es ja auch die meisten Kinder dann gemacht haben: Wenn die Mütter nicht gut waren, hat das Kind ja nicht verstehen können, das liegt an der Mutter, sondern hat immer gedacht: Es liegt an mir; ich bin nicht gut genug, ich bin nicht liebenswert und haben angefangen zu rödeln, um zu beweisen.
 

Ich glaube, dieses Thema spielt eine Rolle, dass Frau Merkel auf ihre Art und wie sie Politik macht, den Anschein erweckt: Es ist alles gut.
 

Als gute Mutter müsste sie ja auch das Bedrohliche, die Angst aufgreifen, das Hassvolle, das da ist, aufgreifen und verstehen, und da sie das nicht tut, bleiben die Menschen unbelastet davon, oberflächlich, deswegen dieser Begriff Opium für das Volk

Es wird also zugedeckt damit, da sie nicht wirklich regiert, nicht wirklich entscheidet, keine wirkliche visionäre Entwicklung für die Zukunft hat, die ja immer in unserer Situation schmerzlich, bitter, hart sein müssen. Das müsste man uns, den Bürgern zumuten (. . .)

(19.40´) Seehofer hat´s ja versucht, so ein bisschen zu bellen gegen Mutti (. . .)
 

Vielleicht ist ein gutes Beispiel dieses sogenannte Duell, wo ich sage, das ist ja eher ein Duett gewesen, mit Martin Schulz und so:
 

Wie offensichtlich ein Mann, der Erfolge hat, an der EU-Spitze stand, gegenüber Mutti Merkel - Entschuldigung - wie ein Hündchen ist, ganz brav, ganz angepasst. Als ich das sah, war mir klar, die SPD hat überhaupt keine Chance. Er hätte antreten müssen, er hätte wirklich angreifen müssen, er hätte die ganzen Fehler, die Frau Merkel gemacht hat benennen müssen und angreifen müssen. 
Gut, ich weiß, die SPD war mit an der Regierung, aber er hätte zumindestens sagen können: 
Ja, wir waren, die SPD, mit in der Regierung, wir mussten manche Dinge mitmachen, weil es die Koalition verlangt hat, aber jetzt ist zu Ende, jetzt packe ich mal aus: das und das und das. - 
Das wäre eine Chance für die SPD gewesen und das hat er nicht gemacht, nicht nur, weil er, denke ich, ideologisch eingeschränkt ist, sondern weil er auch Angst vor Mutti hat. Er muss, bin ich ziemlich sicher, ein bedeutendes Mutterproblem haben (. . .  Gesamtlänge 52.54´)


https://www.youtube.com/watch?v=P3dCH_tUOD4&feature=em-subs_digest 


Montag, 9. Oktober 2017

Wer kann diese lächerliche Politik noch ernst nehmen?

Es ist schon unglaublich, was der deutschen Bevölkerung zugemutet wird und mit welcher versuchten Ernsthaftigkeit sich Merkel und Seehofer selbst vorführen und so tun, als nähmen sie sich selbst noch ernst. Niemand aber, der in der deutschen Öffentlichkeit Gewicht hat, erlaubt sich endlich einmal für dieses politische Schmierentheater ein klares Wort.

Da inszeniert sich ein bayrischer Papiertiger, der immer Mühe hat, wenigstens auf dem Bettvorleger zu landen, mit seinem Obergrenzen-Gedöns. Die Kanzlerin lehnt das monatelang strikt ab, und dann setzen sich beide Parteien zusammen, wollen mit der größten Selbstverständlichkeit ernst genommen sein und bieten etwas an, was das Wort Obergrenze vermeidet, aber die Zahl 200 000 enthält. – Nun hat Seehofer seine Zahl, aber nicht das Wort.

Geht´s eigentlich noch lächerlicher?

Seehofer wird mittlerweile kaum noch so ernst genommen wie Erdogan - und den nimmt außerhalb der Türkei niemand mehr ernst; und es soll mittlerweile eine ganze Reihe von CDUlern geben, die jeden Tag eine Kerze anzünden, dass Merkel einmal inhaltlich klare Aussagen treffe und Politik gestalte; nicht wenige bezweifeln allerdings, ob sie das innerhalb von vier Jahren lernen könne - oder wolle.

Bevor es das Theater in Gebäuden gab, gab es auf Jahrmärkten den Bänkelsang, oft verbunden mit gespielten Szenen, sogenannten Moritaten und standardisierten Abläufen, in denen ein Hanswurst auftrat, gern auch in einer Haupt- und Staatsaktion; manchmal gab es auch noch eine zweite und dritte Person, was halt dem Besitzer einer Bank, auf der er auftrat, so an Personal zur Verfügung stand.

Tatsächlich konnte der Bänkelsang auch durchaus anspruchsvoll sein, meist aber blieb er auf Seehofer-Niveau: Theaterdonner mit inhaltlichen Versatzstücken.
Seehofer wird nun nach der geschwisterlichen Einigung eine Weile stillhalten, bevor er bei Gelegenheit wieder anfängt, senil zu stänkern (man kann nur hoffen, dass es der bayrischen Bevölkerung endgültig reicht). Die Kanzlerin wird ihn ignorieren - zwei Jahre oder länger, kein Problem -, bevor man sich dann zusammmensetzt und einen Kompromiss findet, der darüber hinwegtäuschen soll, dass beide Parteien längst kein Gesicht mehr haben, also weder sie noch ihre Spitzenfunktonäre eines verlieren können.

Tatsächlich gab es im Übrigen auch fahrende Komödiantinnnen wie eine Friederike Caroline Neuber, in der Zeit Lessings hochgeschätzt. Sie schrieb selbst Stücke und setzte der theatralischen Jahrmarktsmännerwirklichkeit, die vor allem mit Zoten, Rülpsen, Furzen und ähnlichen Äußerungen Theater machte, etwas durchaus Anspruchsvolles entgegen.
Vielleicht hätte Angela Merkel sich mit dieser Neuberin, wie sie genannt wurde, befassen sollen, denn diese Frau hatte Mut, die Dinge beim Namen zu nennen.

Wenn jemand Jahre seines eigenen Lebens vergurkt, ist das seine Sache. Angela Merkel legt dieses Land seit 12 Jahren zunehmend lahm; längst überfällige Probleme geht sie nicht an, seien es der Pflegenotstand, das zukunftsunfähige Rentensystem, ausstehende Maßnahmen zur zeitgerechten Digitalisierung, die veraltete Infrastruktur Deutschlands, Mietnotstand etc. Ab und an macht jemand darauf aufmerksam. Mittlerweile wollen ein Drittel der Bundesbürger sie nicht mehr als Kanzlerin. - Wie sehr Heine recht hatte, wie tief Deutschland schlafen kann.
Momentan hat man eine leise Hoffnung, es könne aufwachen. Leider aber hat das Schicksal Menschen wie Merkel mit Eigenschaften ausgestattet, die weit raffinierter als die Vorstellungskraft ihrer Mitbürger sind.

Normalerweise wird ein Zug von einer Lokomotive gezogen. Aber Merkel, das ist ein großer motorisierter Schlafwagen.

Wirtschaftlich blüht dieses Land, das verdankt es seinen Bürgern.

Dass dieses Land es aber nur zu solch einer so handlungsunfähigen und konzeptionslosen Bundeskanzlerin gebracht hat . . . wer kann das wirklich erklären?

Samstag, 7. Oktober 2017

Nehmt, dass ichs ertrage, mir das Leben, das Göttliche mir vom Herzen. - Hölderlins ehrliches, ketzerisches Flehen.

Friedrich Hölderlins Spiritualität findet sich in seinem Werk auf Schritt und Tritt. Sie hebt sich wohltuend ab von jener oft so falschen, künstlich getunten des Wassermannzeitalters.

Hölderlin führt uns zu Urworten. Seine Worte, die er verwendet, stellen Beziehungen her zu den Ursprüngen des Seins, zu Griechenland, zum Osten -  und dennoch ist ihm Germanien so wichtig, sein Vaterland, seine Schwäbische Heimat.

Oft lassen seine Strophen, wenn man ein erstes Verständnis hergestellt hat, uns neue Türen wahrnehmen. Man geht wohl in Gedanken durch sie hindurch, aber Hölderlins Verse - wie jene in Der blinde Sänger - haben oft eine neue Qualität zur Folge, eine neue Qualität der Sicht auf das Leben.

Wer Interesse hat: hier.