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Montag, 31. Dezember 2018

Trag dein Licht in die Welt!

"Trag dein Licht in die Welt", so hat eine liebe Freundin von mir eines ihrer Bilder genannt, mit dem ich alle Leserinnen und Leser grüßen und ein neues Jahr wünschen möchte, das ereignisreich in einem ganz positiven Sinne ist, in dem sich für uns alle immer wieder ganz freudvolle Augenblicke ereignen und Begegnungen stattfinden, die uns bereichern!

 


Mehr Bilder von Sigrid Jupitz aus dieser Serie und weitere, z.B. aus der Einhorn-Serie, findet ihr hier

Freitag, 28. Dezember 2018

Laß mich für die Erde / Sinnen, daß sie werde / Durch und durch verschönt! - Friedrich Rückerts ganz persönlicher Weltgesang.

Selten habe ich ein Gedicht gelesen, das thematisch so viel anspricht, so vielschichtig ist. Es ist wohl so wie jener Mann, der es geschrieben hat, der 50 Sprachen beherrschte und aus 44 Sprachen Texte übersetzte, der 10 Kinder zeugte, wobei seine auch durch die Vertonung von Gustav Mahler so bekannt gewordenen Kindertotenlieder zeigen, wie sehr er unter dem Tod zweier litt. 
Er hat über 1000 Gedichte geschrieben, was ein Leistungs-, aber noch kein Qualitätsnachweis ist. Als kleiner Anhaltspunkt aber sei gesagt, dass er mit einigen seiner Gedichte eigentlich in jeder Gedichtanthologie zu finden ist.
Das folgende findet sich nicht unter denen, die dort anzutreffen sind; wenn es nach mir ginge, stünde es dort. Es berührt mich schon gleich zu Beginn, wenn es über das eigene Leben und sein Verhältnis zur Welt heißt: Wo du mir geschwunden, / Hab' ich dich gefunden / Inniger in mir. - Worte, die mich berühren, weil sie eine Erfahrung betreffen, die auch ich gemacht habe: Wenn die Welt schwindet, die Vorstellung, die sich die Menschen und man selbst von ihr macht - und das geschieht eben manchmal und vor allem durch leidvolle Erfahrungen -, dann findet man etwas, was wert ist, Welt genannt zu werden und es ist möglich, dem Leben so produktiv-schöpferisch zu begegnen, wie Rückert das in der letzten Strophe tut.

Vorausschicken möchte ich zum besseren Verständnis noch, dass Rüster eine andere Bezeichnung für Ulmen sind, Brodem ausströmender Dunst bzw. Dampf und Unke eine recht flache Kröte, bauchseits mit Warnfarben, an der Oberfläche braun-grau-schwarz.


Friedrich Rückert (1788 - 1866)
 Waldstille.
..Tief im Walde saß ich,
Und die Welt vergaß ich,
Die nie mein gedacht;
Mich in mich versenkt' ich,
Und mein Sinnen lenkt' ich
In des Daseins Schacht.
...Welt, ich dein vergessen?
Erst dich recht besessen
hab' ich fern von dir.
Wo du mir geschwunden,
Hab' ich dich gefunden
Inniger in mir.
..Wie durch Bachkrystallen,
Dir mit Wohlgefallen
Schau' ich auf den Grund.
Du bist nicht so böse,
Wie du mit Getöse
Selbst es thuest kund.
..Draußen im Gewirre
Kann man werden irre,
Welt, an sich und dir;
Fern von deinem Rauschen
Kann ich dich belauschen
In mir selber hier.
..Leise hör' ich flüstern
Jedes Blatt der Rüstern,
Jegliches Gefühl
Sich im Busen regen,
Wie die Winde legen
Sich im Laubgewühl.
..Einen leisen Odem
Hör' ich, der den Brodem
Haucht hinweg vom Tag.
Du bist ohne Schleier,
O Natur, und freier
Geht mein Herzensschlag.
..Durch des Waldes Stille
Tönt die Sommergrille,
Und die Unk im Sumpf;
Lauter oder leiser,
Keine Stimm' ist heiser,
Keine Stimm' ist dumpf.
..Wer den Ton gefunden,
Der im Grund gebunden
Hält den Weltgesang,
Hört im lauten Ganzen
Keine Dissonanzen,
Lauter Uebergang.
..O Natur, du große
Mutter die im Schooße
Viele Kinder hält!
Lächelst recht von Herzen,
Wenn sie fröhlich scherzen,
Wie dir's wohlgefällt.
..Wenn die Kinder streiten,
Schlichtest du beizeiten,
Brauchest deine Macht;
Wenn sie sich verlaufen,
Sammelst du den Haufen
Doch zu dir bei Nacht.
..Deine Sonne wecket
Alles was bedecket
Goldner Schlummerduft.
Wache Lebenstriebe
Wiegst du ein in Liebe:
Wiege, Brautbett, Gruft!
Deine Arbeitsbienen,
..Kunsttrieb gabst du ihnen
Statt der Liebeslust.
Aber beide Flammen
Gossest du zusammen
In des Menschen Brust.
..Wo die beiden ringen
Werden sie bezwingen
Leben und den Tod,
Sich zum Himmel schwingen,
Und zur Erde bringen
Ew'ges Morgenroth.
Geisteswaffenschärfung,
Stoffes Unterwerfung,
Welterobrungskunst;
Hier den Forst zerschmettert,
Was ihn dort beblättert,
Stürmische Liebesbrunst.
..Auch der Haß ist Liebe,
Schöpfend mit dem Siebe
Statt der Schal' im Born.
Als ich hassen wollte,
Fühlt' ich nur, es schmollte
Kind'scher Liebeszorn.
..Du verzeihst den Kindern,
Aber weißt zu hindern
Ihre Unart auch.
Der ist wohlerzogen,
Dessen Hochmuthswogen,
Legt von dir ein Hauch.
..Laß mich auserkornen
Meinen blindgebornen
Bruder nicht verschmähn!
Was der Maulwurf wühlet,
Hat der Mensch gefühlet
Oder eingesehn.
..Was der Vogel singet,
Was die Quelle springet,
Was die Blume blüht,
Was die Schöpfung rauschet,
Mutter, nur belauschet
Hab' ich dein Gemüth.
..Laß mich für die Erde
Sinnen, daß sie werde
Durch und durch verschönt!
Laß mich sie verklären,
Daß im Chor der Sphären
Sie mit Freude tönt!

Dieses Gedicht hat eine unglaubliche Tiefe: hier mehr

Sonntag, 23. Dezember 2018

Stefan Sell: "Gehirnwäsche, die wir seit Anfang der 90er Jahre erleben". Umverteilung ist angesagt - und Sell ist kein Sozialist!

Sell macht darauf aufmerksam, dass Rentenabsicherung von Leuten gemacht wird, die Beamte sind und ihre sichere Rente haben - entsprechend geht es dann selbst Menschen, die 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben und jetzt kaum mehr von ihrer Rente leben können - nachzufragen bei Krenkenschwestern, einfachen Gemeindearbeitern, Kassiererinnen . . .

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Beeindruckend dieser Karl May, er kann nicht nur Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi Effendi, er kann mehr/Meer !

Wie das Meer
Sei still in Gott, still wie das Meer!
Nur seine Fläche streift der Wind,
und tobt als Sturm er noch so sehr,
wiss, dass die Tiefen ruhig sind.
Sei weit in Gott, weit wie das Meer!
Es wogt nicht bloß am heim'schen Strand,
und wird dir's auch zu glauben schwer,
wiss, drüben gibt's doch wieder Land.
Sei tief in Gott, tief wie das Meer!
Nach dort, wo dich die Welt vergisst,
sei dein Verlangen, dein Begehr,
wiss, dass die Tiefe Höhe ist.
Ja, sei, mein Herz, stets wie das Meer
in Gott so still, so tief, so weit!
Dann landest du nicht hoffnungsleer
am Küstensaum der Ewigkeit.
...............
Karl May (1842 - 1912)

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Und lass so lang ein Leben währen kann / Die Liebe währen.

        Marie Luise Kaschnitz (1901-1974)
Die Ewigkeit

Sie sagen, dass wir uns im Tode nicht vermissen
Und nicht begehren. Dass wir hingegeben
Der Ewigkeit, mit anderen Sinnen leben
Und also nicht mehr von einander wissen.

Und Lust und Angst und Sehnsucht nicht verstehen,
Die zwischen uns ein Leben lang gebrannt,
Und so wie Fremde uns vorübergehen,
Gleichgültig Aug dem Auge, Hand der Hand.

Wie rührt mich schon das kleine Licht der Sphären,
Die wir ermessen können, eisig an,
Und treibt mich dir ans Herz in wilder Klage.

O halt uns Welt im süßen Licht der Tage,
Und lass so lang ein Leben währen kann
Die Liebe währen.
.

Dienstag, 11. Dezember 2018

Romantik kann gefährlich sein, wenn sie träge macht, wenn Stille zur Totenstlle wird.

Friedrich Lenaus Gedichte - der österreichische Autor lebte von 1802 bis 1850 - zeigen dieses Dilemma auf. In seinen Sonetten, die vom Wind, vom Regen von den Glocken und vom Kind erzählen, spricht er beispielsweie von einem vor sich hinschlummernden Wald, in dem sogar die Vögel schweigen, er spricht von regungslosen Disteln, von Himmel und Erde, welche diffus ineinander versunken sind. Nichts hat das gemein mit der so erwünschten Hochzeit von Himmel und Erde. Beispiehaft sei hier das Sonett Stimme des Windes zitiert:

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1.  Stimme des Windes

In Schlummer ist der dunkle Wald gesunken,
Zu träge ist die Luft, ein Blatt zu neigen,
Den Blütenduft zu tragen, und es schweigen
Im Laub die Vögel und im Teich die Unken.

Leuchtkäfer nur, wie stille Traumesfunken
Den Schlaf durchgaukelnd, schimmern in den Zweigen,
Und süßer Träume ungestörtem Reigen
Ergibt sich meine Seele, schweigenstrunken.

Horch! überraschend saust es in den Bäumen
Und ruft mich ab von meinen lieben Träumen,
Ich höre plötzlich ernste Stimme sprechen;

Die aufgeschreckte Seele lauscht dem Winde
Wie Worten ihres Vaters, der dem Kinde
Zuruft, vom Spiele heimwärts aufzubrechen.
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Wind ist in den Mythen immer mit Geistigem verbunden, und so darf man, wenn von dem Vater die Rede ist, durchaus an den göttlichen denken, der seinem Menschenkind zuruft: Komm heim!

In seinem 4. Sonett nimmt Lenau Bezug darauf, dass Kinder aus einer geistigen Welt kommen, nicht einfach, wie mancher annehmen mag, ein physisches Produkt sind, in das sich eine Seele verirrt. 
Lenaus Bezugnahmen zum Paradies und zum Himmel sind allerdings nur als Möglichkeit und als Vergleich gestaltet, doch hat man  den Eindruck, dass er im Lauschen des Kindes mehr als nur ein Möglichkeit, die der Konjunktiv II suggeriert, sieht:
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4. Stimme des Kindes

Ein schlafend Kind! o still! in diesen Zügen
Könnt ihr das Paradies zurückbeschwören;
Es lächelt süß, als lauscht es Engelchören,
Den Mund umsäuselt himmlisches Vergnügen.

O schweige, Welt, mit deinen lauten Lügen,
Die Wahrheit dieses Traumes nicht zu stören!
Laß mich das Kind im Traume sprechen hören
Und mich, vergessend, in die Unschuld fügen!

Das Kind, nicht ahnend mein bewegtes Lauschen,
Mit dunklen Lauten hat mein Herz gesegnet,
Mehr als im stillen Wald des Baumes Rauschen;

Ein tiefres Heimweh hat mich überfallen,
Als wenn es auf die stille Heide regnet,
Wenn im Gebirg die fernen Glocken hallen.


Ja, Lenau deutet es an, die Welt muss schweigen, damit dieses Kind zu hören ist. 

Wovon er zu seiner Zeit noch nicht sprechen kann - deshalb der versteckte Konjunktiv II in lauschte, der immer auch Nicht-Wirklichkeit souffliert - ist, dass die Menschheit sich auf eine Stufe hin zu entwickeln beginnt, auf der sie die Stimme des inneren göttlichen Kindes nicht mehr nur im Traume hört. Die Stille der Erde wird transparenter; denn auch wenn genau das Gegenteil der Fall zu sein scheint, wenn Lüge im Weißen Haus hoffähig geworden ist und weltweit immer mehr dominiert: genau dann ist auch die Gegenbewegung da, nämlich, dass in Menschen Stille spricht. 

Lenau weiß darum, weil in der Romantik die Stille auch eine dunkle Seite zeigt – genau deshalb! Das ist ein großes Verdienst der Romantik. Weil die Stille dadurch sich in ihrer wahren ganzheitlichen Gestalt zeigt, kann auch ihre klare Seite deutlicher zutage treten. Noch geschieht es bei Lenau in Form einer Ankündigung, die Wortwahl des zweiten Terzetts macht es deutlich: Das Heimweh hat überfallen – noch ist es ein zu passiver Vorgang, der dem Menschen widerfährt, noch hallen in seinem zweiten Sonett die Glocken, die aus der Stille kommen, in der Ferne, aber sie sind spürbar, fast vor dem Durchbruch, im Menschen klar zu tönen.

Auf diesem Weg zu klarem Bewusstsein, das Romantiker oft so sehr herbeisehnten, aber noch nicht ganz verstanden – mit Ausnahme von einem Novalis, möchte ich sagen – sind die Menschen unserer Tage und sie sollten sich von den Trumps und Putins dieser Erde, die morden und lügen, und denen, die so blitzgescheit daherreden wie ein Harald Lesch oder ein Bestseller-Philosoph wie Richard David Precht, aber nichts von der Kraft des Geistes verstehen, der in den Menschen zur Entfaltung kommen kann – oder keinen Mut haben, sich zu ihm zu bekennen -, nicht irritieren lassen. Es ist ein inneres Vermögen der Menschen, das sich mehr und mehr entwickelt, das im Übrigen die Enge der Konfessionen und die Falschheiten einer dubiosen Esoterik hinwegfegen wird.
mehr zu allen vier Sonetten: hier

Montag, 12. November 2018

Spirituelle Bilder einer neuen Zeit: Seit vielen Jahren malt Sigrid Jupitz ergreifende Bilder!

Sigrid Jupitz kenne ich noch aus meiner Zeit, als ich an einem Leonberger Gymnasium unterrichtete. Immer wieder sind wir uns seitdem begegnet und auch wenn sie nun in Lindau wohnt und wir uns kaum mehr sehen, haben wir doch immer wieder Kontakt. So nehme ich teil an ihrem künstlerischen Schaffen; sie gestaltet ja nicht nur exzellente Scherenschnitte, sondern malt Bilder, die tief berühren und auf ihrem Blog zu finden sind (Link), in den nächsten Wochen zunehmend mehr; noch befindet er sich im Aufbau, aber mit der Zeit werden dort ihre Einhorn-Serie, ihre Löwenzahnbilder und jene zum Inneren Kind zu finden sein - und andere Bilder mehr.

Hier füge ich zwei ein, die mich besonders ansprechen. Das erste ist


Einhorn, das Christussymbol


© Sigrid Jupitz, Acryl mit Scherenschnitt und Bleistift


Die Überschrift des zweiten lautet

Kraftplatz des Einhorn 
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© Sigrid Jupitz, Acryl mit Scherenschnitt


Zum Blog von Sigrid Jupitz  https://spirituellebilder.blogspot.com/

Donnerstag, 8. November 2018

Du bist mein Land, ich deine Flut ...

Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend mich ummeeret;
du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn Ende wiederkehret.

An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.

                                                                                Christian Morgenstern

Sonntag, 4. November 2018

Literaturkreis Bad Kissingen ✻ Perlen deutscher Kultur ✻

Am kommenden Dienstag um 19.30 Uhr startet > ein neuer Literaturkreis, < den ich unter dem Titel "Perlen deutscher Kultur" in Bad Kissingens Saal Fontane, also im Regentenbau, anbiete.

Ich finde, wir haben so viele wertvolle Schätze in unserer Kultur, dass es einfach schade ist, wenn ihnen nicht wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ein wenig möchte ich dazu beitragen, dass Wertvolles im öffentlichen Bewusstsein bleibt und deutlich wird, warum es sich lohnt, sich mit den angebotenen Themen zu beschäftigen; schließlich geben sie auch wertvolle Hinweise auf Möglichkeiten zu unserer seelischen Entwicklung.

Das erste Thema, dem ich mich widme, sind Volkslieder und der Veranstaltungshinweis lautet:

"Vom Wasser haben wir´s gelernt"
Die verborgene Weisheit der Volkslieder 

Ein wenig wenigstens möchte ich auf die tausendjährige Geschichte unserer Volkslieder eingehen, die mit der Sammlung der Carmina burana (= Beurer Lieder) als erster großer Sammlung begann, über das Lochamer Liederbuch und Des Knaben Wunderhorn weiter zum Liederbuch des Wandervogel, dem Zupfgeigenhansl bis zur Mundorgel geht, die nach dem Zweiten Weltlkrieg immerhin 10 Millionen mal verkauft worden ist. Ich hoffe, es bleibt Zeit zu erläutern, was es mit dieser phänomenalen Bewegung des Wandervogels auf sich hatte, und auch kurz auf die unselige Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten einzugehen.

Im Mittelpunkt aber soll natürlich stehen, was in den Volksliedern so positiv auf unsere Seele wirkt. Es wird um das Wandern in mehrfacher Hinsicht gehen, weshalb auch der Wassersymbolik eine so hohe Bedeutung zukommt, ein seelisches Wandern, das so wichtig ist und heute bei so vielen Menschen stagniert, über die Bedeutung der Heimat und der Arbeit, über die Bedeutung der Stille und eine mögliche Heilung unserers inneren Kindes - oder wer wird nicht fast wie von selbst ruhig, wenn er Nun ruhen alle Wälder und dessen zweite Strophe Breit aus die Flügel beide singt oder innerlich rezitiert. 

Wie weit ich inhaltlich komme, weiß ich nicht - es hängt auch davon ab, wie sehr sich die Anwesenden einbringen; womöglich ist die Zahl sehr überschaubar, denn der Veranstaltungskalender für November hängt einfach sehr kurz bisher nur aus. Mal sehen :-)

Weitere Themen werden die Heiligen Symbole unserer Kultur (Gral, Blaue Blume sowie Kreuz und Stein der Weisen) sein, Sehnsuchtsorte wie das Magische Theater oder Märchen und wie sie uns z.B. helfen können, mit dem Bösen und Dunklen in uns und in der Welt umzugehen sowie das Ewig-Weibliche, das immer mal wieder zitiert wird, vor allem, wenn jemand seine Kenntnis des Faust zeigen möchte, nur leider ist so wenig bekannt, was Wichtiges damit angesprochen ist.

Zum Nachlesen des an den jeweiligen Abenden Angesprochenen will ich im Blog Literaturkreis Bad Kissingen die wichtigsten Materialien einstellen.

Dessen Headerbild erinnert an sonnige Tage und vielleicht kann der Literaturkreis dazu beitragen, dass in der dunkler werdenden Jahreszeit in unserem Inneren sich das ein oder andere wertvolle Licht entzündet.


Literaturkreis Bad Kissingen ✻ Perlen deutscher Kultur ✻

Donnerstag, 1. November 2018

Trakls "Herbst des Einsamen": Ein reines Blau tritt aus verfallner Hülle . . .


 .

Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallner Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.

Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.

Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;
In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden,
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.

Wer ein wenig informiert ist über das Leben des Dichters obiger Zeilen, Georg Trakl, der weiß, dass er - man kann es im Grunde so sagen - Zeit seines Lebens drogenabhängig war. Dennoch - oder vielleicht deshalb, weil er es auf einer freieren Ebene nicht schaffen konnte, nach der er sich tief in seinem Inneren wohl immer gesehnt hat - hat er Zeilen geschrieben, die hoch spirituell und bewundernswert klar waren, ich denke an jenes Gedicht, das ich als sein Abendmahls-Gedicht bezeichnen möchte, Abendmahl, nicht in kirchlichem, sondern in tief empfundenem urchristlichen Sinne, in dem Brot und Wein zusammengehören wie Himmel und Erde.

Die Topoi, also jene Bilder, die in uns etwas auszulösen vermögen, finden sich auch in dem Herbst dieses einsamen Menschen: Es sind u.a. der Flug der Vögel, der früheren Kulturen heilig und immer bedeutsam war, das reine Blau, das manchen die heilige Farbe Marias, anderen einfach die des Himmels und geistiger Weite und Unbeschränktheit ist, und jene Stille, in die hinein wir zwar oft dunkle Fragen stellen mögen, die aber so gern für uns mit Milde antwortet. Selbst wenn auf einer äußeren Ebene das Rohr rauscht oder uns ein köchernes Grauen vor der Vergänglichkeit, das mit dem Herbst in dunklen Stunden einhergeht, anfällt, so sind es Engel, die aus den blauen Augen - eine Farbe, die sich bei Trakl wie bei vielen Dichtern des Expressionismus immer wieder findet - von Liebenden hervortreten.

Mit diesem Gedicht sagt Trakl - vielleicht aus der tiefen Not seiner leidenden Seele heraus - Ja zur Vergänglichkeit, der er sich irgendwann auch bewusst hingegeben hat, weil er das Leid dieser Welt nicht mehr aushalten konnte; wenn man um die Umstände seines Todes weiß, kann man das nur zu gut verstehen. 

An der Saale im Kurpark Bad Kissingens

Dienstag, 23. Oktober 2018

„Die an dich nur denkt / Die sich liebend kränkt“ - Goethes Ballade verweist nicht nur auf eine übergroße Liebe, sondern auch auf die Bigotterie der Katholischen Kirche.

Manche Balladen Goethes haben eine sterbenslangweilige Überschrift wie z.B. "Der Gott der Bajadere" oder "Die Braut von Korinth". Hätte er wenigstens "Der Gott und das Tempelmädchen" getitelt oder "Korinths Vampir, Widergängerin und Liebende zugleich" würden selbst heute noch manche nachschauen, was es damit auf sich hat. Zu seiner Zeit erregte die Ballade über jene korinthische Braut, die als Tote ihren ihr versprochenen Bräutigam aufsuchte und durch seine Liebe nahezu lebendig wurde, großes Aufsehen, vor allem in klerikalen Kreisen, weil Goethe in dieser Ballade deutlich werden ließ und lässt, wie sehr ein wahres Heidentum, das Liebe ermöglicht, einem bigotten Christentum immer vorzuziehen ist.

Ich selbst lehne den Begriff des Heiden ab. Seine etymologische Herkunft ist unklar, seine einstmals abwertende Konnotation eindeutig. Mittlerweile ist das angesichts vieler sich zum Atheismus bekennenden Menschen nicht mehr der Fall. Aber selbst C.G. Jung hat diesen Begriff noch verwendet, der doch zu seiner Zeit sehr negativ belastet war, obwohl er aufgrund seiner Studien hätte wissen müssen, dass es eine nicht-christliche, also heidnische Zeit in dem so verstandenen Sinne nie gab, war doch in den Mysterien Griechenlands und Ägyptens - v.a. vermittelt durch die Gestalt des Gottes Osiris -, aber auch in den germanischen in der Gestalt des Gottes Baldur, bekannt, was auf die Menschheit an neuem Bewusstsein zukommen würde (Richard Wagner hat das im Ring der Nibelungen in der Götterdämmerung verarbeitet, die Voraussetzung ist für jenes Bewusstsein, das er in seiner Oper Parzival auferstehen lässt); dass mit dem Erscheinen von Christus das Mysterienwesen versiegte, ist auf diesem Hintergrund eben kein Zufall.

Jedenfallls ist die > Braut von Korinth < absolut lesenswert, weil auf ihrem Hintergrund klar wird, wie scheinheilig - auch aufgrund ihrer zölibatären Struktur - eine Kirche ist, die sich mit Kindesmissbrauch besser auskennt als mit der Realität der Ehe, dennoch aber in das Leben der Menschen so spirituell arrogant wie unberechtigt eingreift, indem sie ihren Gläubigen eine zweite Ehe untersagt und das auf dem Hintergrund, dass sie selbst es ist, die deren erste Ehe immer im Namen Gottes weiht, obwohl sie doch sehen muss, dass ihre Priester mit dieser sakramentalen Weihe oft daneben lagen und liegen, was die Zahlen sich scheiden lassender Paare zeigen. Dennoch, obwohl ihre Priester sich offensichtlich selbst so oft irren, erlaubt sie sich, eine weitere Ehe zu verbieten. Eigentlich ist das schlicht unverschämt, vor allem angesichts der Gewissensnöte vieler Gläubigen, die diese falsche und scheinheilgie, weil menschlich irrige Religiosität ernst nehmen.

Das soll uns nicht daran hindern, diesen wunderschönen - ich möchte fast sagen: göttlichen - Herbst im Gedächtnis zu behalten.

Herbstzeit an Bad Kissingens Saale

Jene Seite von ihm, die so lucide ist, in der die Natur transparenter zu werden scheint und stiller zu leuchten beginnt, kommt nun auf uns zu, bewegt und beeinflusst unser Inneres auf ein Ziel hin, dass die Katholische Kirche in ihren hierarchischen und dogmatischen Verkrustungen nie wirklich verstanden hat.

Bad Kissingen, am Luitpoldbad

Samstag, 20. Oktober 2018

König Donald (Trump) und seine Lügenzunge. - Hans von Gumppenbergs brandaktuelle Parodie.

Screenshot ntv

Sicherlich hätte sich der Dichter und Kabarettist Hans von Gumppenberg (1866-1928) nicht träumen lassen, dass seine Parodie auf Moritz von Strachwitz´ Ballade Das Herz von Douglas 2018 noch einmal so aktuell werden und sich sogar auf einen amerikanischen Präsidenten beziehen könnte, der als Mister Universum aller Lügner einmal in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Seine Parodie mit dem Titel König Donalds Zunge lautete damals:

König Donald, schau‘ nicht immer voran,
Schau um dich links und rechts –
Schon sank dein letzter Panzermann
Im Föhnsturm des Gefechts!

König Donald schaut nicht hin noch her,
Und jetzt wär’s all‘ zu spät:
König Helge mit gezücktem Speer
Als Sieger vor ihm steht.

Da wallte Donalds Nordmannssinn –
Er bat nicht für sein Loos,
Er bäumte hochauf das Löwenkinn
Und bleckte die Zunge bloß!

Wohl lag er schnell vom rächenden Stich
Durchstoßen und hingestreckt,
Doch ob ihm der Athem des Lebens entwich:
Seine Zunge, die blieb gebleckt!

Wohl eilte heran König Helge’s Sohn
Und schlug mit Zornesblick:
Doch der Heldenzunge Todeshohn
Wich keinen Zoll zurück.

Wohl sprangen herzu die Mannen all‘
Mit tobendem Lärmen und Schrei’n –
Trotz Fingerdruck und Fäusteprall
Die Zunge, die wollt‘ nicht hinein.

Und als man den Sarg im Siegeszug
Hinführte durchs festliche Thor,
Hing blauschwarz zwischen dem Bleigefug‘
Die trotzige Zunge hervor.

Wie braust der Jubel so donnernd laut!
König Helgen nicht laut genung:
Er reitet finsteren Blicks, und schaut
Auf König Donalds Zung’.

Gewiss natürlich wünscht niemand Donald Trump den Tod, aber nicht wenige wären für ein Shut Up dieses Lügners für alle Zeiten sehr dankbar. Es würde diese Erde nicht weiterhin so rapide moralisch sinken lassen, denn ein allzeit lügender amerikanischer Präsident ist ein ständiger moralisch-radioaktiver Fallout.

Möge Donald Trumps Zunge sich verknoten!

Sonntag, 14. Oktober 2018

Kein Herz für Tiere - Warum Märchen wie "Das Waldhaus" so überlebenswichtig sind für Tiere - und für uns Menschen!

Eigentlich sollten alle Tierschutzverbände, ja auch alle Umweltschützer dieses Märchen Das Waldhaus verlinken und durch ihre Wertschätzung einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen, denn es sagt nichts anderes als: Wenn Du die Tiere erlöst, erlöst du auch dich, Mensch!

Es erzählt von drei Mädchen, die ihrem Vater, der im Wald als Holzhacker arbeitet, sein Mittagessen bringen, damit er für seine Tätigkeit genug Kraft habe. Doch sie verlaufen sich und kommen auf der Suche nach einem Nachtlager zu einem Haus im Wald, in dem ein steinalter Alter lebt und drei Tiere, Hühnchen, Hähnchen und die buntgescheckte Kuh. Als es ans abendliche Essenmachen geht, kochen zwei der Töchter nur für den Alten und sich und vergessen die Tiere; die dritte jedoch kocht auch für jene, ja streichelt sie und gibt ihnen ihre Liebe. Dadurch kann sie nicht nur die Tiere, sondern auch den Alten erlösen.

Das Märchen lässt durch seine Schlussaussage keinen Zweifel daran, dass die beiden älteren Schwestern noch ein weiteres Lernprogramm zu absolvieren haben, bevor sie andere erlösen und damit in Wirklichkeit auch ihr verzaubertes Bewusstsein.

Warum dieser Zeilen auch Umweltschützer bedürfen - im Grunde verhält es sich bezüglich unseres Umgangs mit der Natur genauso: 
Die Mehrheit der Menschheit lässt sie links liegen und nur in Extremsituationen nimmt sie zur Kenntnis, dass es da noch etwas gibt, was sich mittels Hurrikans, Tsunamis oder Vulkanausbrüchen verselbständigen kann; ansonsten hat Natur parat zu sein, im Sommer zum Bräunen, im Winter zum Skifahren.

Es stimmt nicht, was manche so cool-grün sagen, dass die Natur uns nicht brauche und sie im Zweifel den Menschen abschaffe (es klingt vielleicht gut, ist aber ziemlich geistlos). Ihre Erfüllung findet die Natur im Tätigsein des Menschen in ihr und mit ihr. Natur ohne Mensch wäre wie ein Mensch ohne Herz.

Wir sollten unser Herz wertschätzen lernen. Nur im Einklang mit der Natur findet dieses sein Glück.

Vielleicht hat der/die ein oder andere einen der Links oben schon genutzt; hier ist das Märchen verlinkt.

So egoistisch, wie es die beiden Älteren sind, so ist auch der Mensch: Nicht nur, dass sie nicht an die Tiere denken, sie denken nach dem Essen als allererstes wieder an sich, wollen einfach nur schlafen und warten auch nicht auf den Alten, worum jener gebeten hatte, nicht ahnend, dass in der Bitte des Alten sie eigentlich sich selbst sich um einen Gefallen gebeten hatten.

Es ist nicht so, dass dieses egoistische Verhalten keine Konsequenzen hat - der Schluss des Märchens lässt, wie schon erwähnt, keinen Zweifel - und klar wird, warum so viele Menschen an ein Leben nach dem Tod und wiederholte Erdenleben nicht glauben: Wer so selbstbezogen ist, möchte natürlich nicht wissen, dass ihm noch ein langes Lernprogramm bevorstehen könnte, allerdings: Unwissenheit oder die Augen zuzumachen und Blinde Kuh zu spielen hilft nur scheinbar weiter . . .

Wer Märchen liest, gehört zu jenen Menschen, die auf jenes Waldhaus oder verwunschene Schloss treffen; als Königssohn, als Königstochter sind wir in der Lage, uns zu erlösen mittels jener Kraft, die in den Initialen von I-CH enthalten ist.

Mittwoch, 10. Oktober 2018

"Ich kann ohne Sneewittchen nicht leben!" - Einer der schönsten Sätze, die ich kenne; er spricht von der Kraft der Liebe.

Dieser Satz des Königssohnes gehört unter den geschriebenen Worten zu meinen absoluten Lieblingssätzen und neben Aschenputtel - jenes aus einem anderen Grund, von dem ich ein andermal erzähle - gehört Sneewittchen zu meinen Lieblingsmärchen, nicht nur, weil der Prinz durch seine Liebe schlichtweg den Tod erfolgreich außer Kraft zu setzen vermag, sondern auch, weil ich die Zwerge, ihr kleines Reich und ihr Sprechen so köstlich finde. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass jemand nicht zutiefst von der Reinlichkeit ihrer Idylle im Zwergenhäuschen berührt ist, wenn Schneewittchen, dort ankommend, die sieben Tellerlein mit den sieben Löffelein, Gäblein, Messerlein und Becherlein und den sieben Bettchen vorfindet und nicht auch ihre Fragen so putzig findet, z.B.: Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen, wer hat aus meinem Tellerchen gegessen, wer hat in mein Bettchen getreten; oder wie einer der Zwerge, weil Schneewittchen in seinem Bettchen ruht, in den Bettchen der anderen schläft, für jeweils eine Stunde bei jedem der sechs anderen Zwerge . . . goldiger geht´s nimmer . . .

Nicht jeder Prinz ist so erfolgreich wie jener aus dem Schneewittchen-Märchen (die Brüder Grimm schrieben noch "Sneewittchen" < Link zum Märchen). Wir denken mit ziemlichem Grausen an jene, die in der Dornenhecke, die das Schloss Dornröschens überwucherte, kläglich verendeten, eine Hecke, die sich übrigens wieder hinter jenem schloss, der dann Dornröschen erlösen sollte. - Niemand also mag sich der Illusion hingeben, wer sich Prinz nenne, sei ein Prinz. Solche Selbsttäuschung endet gewöhnlich tödlich, auch wenn Prinzen dieser Machart das gewiss nicht sehen wollen und nicht wissen, dass man als Prinz zudem die Fähigkeit haben muss, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein . . .

Ganz sicher ist es so, dass die sieben Zwerge ihr "totes" Schneewittchen - bzw. desssen Sarg - nicht herausgegeben hätten, wenn dieser eine Königssohn nicht so dringlich darum gebeten hätte. Und vielleicht hat ihnen auch ungeheuer imponiert, dass da jemand kommt, der ein Mädchen liebt, obwohl es doch "tot" ist und dennoch ohne diese Liebe nicht leben kann. Vor solch einer großen treten die sieben Zwerge mit ihrer Wertschätzung, die sie Schneewittchen entgegenbrachten, zurück und verzichten auf das Mädchen, das ihnen so ans Herz gewachsen war und das sie vergeblich mehrfach vor seiner Stiefmutter, der bösen Königin gewarnt hatten.
Eigentlich ist es wirklich unglaublich, dass da jemand kommt, der sich in eine in einem Sarg auf einem Berg aufgebahrte junge, aber doch scheinbar tote Dame verliebt. Ob dieser junge Mann Schneewittchen in Wahrheit nie anders als lebendig gesehen hat? Ob wahre Liebe alles scheinbar Leblose nie wirklich sterben lässt (mit Lazarus und Jesus könnte es ja ähnlich gewesen sein)? - Ob wahre Liebe also an den Tod nicht glaubt, ja, den Tod nicht kennt?

Dennoch, den gleichen Bewusstseinszustand hatten die beiden nicht. Offensichtlich aber hat der Prinz nicht gedacht: Was ich liebe, muss auf jeden Fall lebendig sein ...

Natürlich wissen wir, dass im Märchen Schneewittchen der Seele des Menschen gleicht, versunken in den Erdenzustand, damit in tiefste Materalität und Ferne zu allem wirklich lebendigen Göttlichen und verhaftet dem üblichen Irrglauben, Leben sei gleich Leben, unwissend, dass Menschen so tot im Leben sein können und es sind, wenn sie nicht zu einem neuen Bewusstsein erwachten, das die Bibel z.B. als geistgeboren bezeichnet. Es ist die Stiefmutter im Märchen, die jenen Bewusstseinszustand, den Menschen auf ihren Lebensreisen durchwandern müssen, repräsentiert.

Doch eine Seele kann nicht sterben und wohl für fast jede reift die Zeit des Aufwachens, wogegen sich die Menschen gerade zur Zeit zum Teil heftiger denn je zu wehren scheinen, gelingt es doch der materiellen, geistlosen Wirklichkeit immer erfolgreicher, Gaukelbilder eines schönen Scheins den Menschen vor Augen zu führen, die dann in oft dreckiges Kehrwasser geraten anstatt dem Lauf des Wassers zu folgen, getreu der Georg-Danzer-Zeile: Der Bach hat Sehnsucht nach dem Fluss, der Fluss hat Sehnsucht nach dem Meer . . .
Manchmal ist es ein scheinbarer Zufall, dass die Gefährten des Königs, Schneewittchens Sarg tragend, über einen Strauch stolpern, der  einfach so im Weg stand, wodurch sich das Apfelstück im Inneren Schneewittchens lösen kann.

Das Märchen schreibt nicht darüber, dass auch solch ein Zufall, obwohl immer auch das, was wir Gnade nennen, eine Rolle spielen mag, verdient sein will durch ein - wie altmodisch das auch immer klingen mag - tugendhaftes Leben. Denn was Menschen heute oft verachtungsvoll übersehen, ist, dass mit jeder Tugend, deren sich der Mensch intensiv und erfolgreich befleißigt, seine Seele reift. - Es wäre an der Zeit, dass irgendjemand das den Menschen wieder klarmachte; vielleicht würden dann weniger Menschen versumpfen; erschreckend, wie viele das zur Zeit sehr bewusst tun. Leider erkennen zu wenige, dass Donald Trump ein so wirkungsvolles Flagschiff der Tugendlosigkeit ist, der für so viele Zeitgenossen Lügen und Menschenverachtung hoffähig machen soll und macht. Gut, wer um des Kaisers Kleider weiß bzw. um die des Präsidenten und diesen nackt zu sehen vermag, das heißt, wie er wirklich ist.

Welche Macht das Böse hat, wird ja in vielen Märchen klar, und klar wird auch zum Beispiel im Rotkäppchen-Märchen, wie wirkungsvoll es arbeitet (auch wenn es nicht alle Regeln außer Kraft setzen kann) und warum die Mutter des Mädchens jenem nahelegte, nicht vom rechten Weg abzugehen. - Dazu allerdings ist für wohl alle Menschen das sogenannte Böse zu raffiniert. Das aber muss wohl so sein, sonst gelänge der Mensch nicht zu jener wahren Freiheit, zu der er gegen Ende seines Weges gelangt. Wer immer brav bleibt oder so tut, als ob er es sei, bleibt auch immer durch das Böse gefährdet.
Eben solange, wie er den Königssohn in sich erfolgreich auf Distanz zu seiner Seele halten kann.
Ich finde es trotz einer zum Teil erschreckenden Wirklichkeit, die uns umgibt, tröstlich, empfinden zu dürfen, dass wider allen äußeren Schein viele Königssöhne unterwegs sind.

Dienstag, 9. Oktober 2018

Trump entschuldigt sich bei Kavanaugh für furchtbares Leid - Wer entschuldigt sich bei dessen Opfern, den Frauen?

Unfassbar, wie dieser Präsident die Werte verdreht!

Wie kann sich eine Nation solch einen unerträglichen Menschen und Maximal-Lügner zumuten?

#iamwithyouford

auf Zeitonline zu lesen:


Montag, 8. Oktober 2018

Aramäer: Türkei enteignet massenhaft Kirchen und Klöster. - Und bei uns wird der DITIB mit Steuergeldern unterstützt! Wie naiv darf eine Regierung eigentlich sein?

 

Von den Kirchen hört man mal wieder nichts.

Mal sehen, ob Merkel sich äußert (normalerweise erst, wenn sie merkelt, dass die öffentliche Stimmung es geraten sein lässt).

Diese verkommene Form von Toleranz kalkuliert ein Erdogan ein.

Weil man das immer sagen sollte und das in der Tat mir auch ein Anliegen ist: Ich habe nichts gegen Muslime, ich respektiere sie genauso wie Christen, aber ich habe zum Beispiel etwas dagegen, dass an unseren Schulen Islam-Unterricht stattfindet - hier meine Begründung -, weil ich dagegen bin, dass religiös verbrämte Intoleranz und Indoktrionation unterstützt wird.

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Knapp 1 Million Euro für eine Whiskey-Flasche und in Indonesien fehlt es den Tsunami-Opfern an Schaufeln, um ihre Toten zu bergen!!

Auf t-online ist heute zu lesen:
Eine höchst seltene Whisky-Flasche hat bei einer Auktion in Schottland mit umgerechnet knapp einer Million Euro einen Rekordpreis erzielt. Die 60 Jahre alte Flasche Macallan Valerio Adami 1926 wurde am Mittwoch bei der Versteigerung in Edinburgh für 848.750 Pfund, das sind umgerechnet rund 947.000 Euro, verkauft. Eine Flasche aus dem selben Fass war im Mai in Hongkong für rund 814.000 Pfund verkauft worden.
Den Zuschlag bei der Auktion in Edinburgh erhielt ein Käufer aus dem Fernen Osten. Dort gebe es ein "riesiges Interesse an Whisky", sagte Richard Harvey vom Auktionshaus Bonhams. "Überall im Fernen Osten werden Whisky-Bars eröffnet." Ein Drittel bis 40 Prozent aller Verkäufe des Auktionshauses gingen in diese Region.
Die Menschen in Indonesien haben zum Teil nicht einmal Schaufeln, um nach Menschen in Trümmern zu suchen. Es fehlt an Wasser, im Grunde an allem. Solange jemand knapp 1 Million für eine Flasche purstem Luxus ausgibt angesichts des Elendes in Indonesien und auf der Erde, ist der Riss, der durch die Menschheit geht, noch so riesig, dass noch viel Unglück kommen muss, bis erkannt wird, wie arm diese Form von Reichtum ist, wie menschlich elend.

Dienstag, 2. Oktober 2018

Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden, / in welchen meine Sinne sich vertiefen - Rainer Maria Rilke wagt einen Blick, den viele leider nicht wagen.

Manche Gedichte Rilkes haben eine ungeheure Tiefe. So wie das folgende, geschrieben  in Berlin-Schmargendorf am 22.9. 1899.
Rilke weiß, dass aus dem Dunkel unseres Inneren uns ein Wissen über uns zukommen kann, das im Grunde unerschöpflich ist. In vielen frühen Gedichten deutet sich an, dass er sich dieses unerschöpflichen Reservoirs, das wir psychologisch das Unbewusste nennen - eine Begrifflichkeit, die heute, weil viel zu abstrakt geworden, eher den Zugang zu ihm verstellt -, bewusst ist. Aufschlussreich jedenfalls ist, dass Rilke sein Dunkles in sich liebt - und das ist sicherlich gut so, sonst hätte er schon früh den Zugang zu seinem Inneren verstellt:

Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,
in welchen meine Sinne sich vertiefen;
in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,
mein täglich Leben schon gelebt gefunden
und wie Legende weit und überwunden.

Aus ihnen kommt mir Wissen, dass ich Raum
zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.
Und manchmal bin ich wie der Baum,
der, reif und rauschend, über einem Grabe
den Traum erfüllt, den der vergangne Knabe
(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)
verlor in Traurigkeiten und Gesängen.

Ebenfalls im Buch vom mönchischen Leben finden wir die Zeilen:

Du Dunkelheit, aus der ich stamme
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.

Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft,
Menschen und Mächte –


Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.


Ich glaube an Nächte.

Gewiss hält die Dunkelheit nicht alles an sich - wir sollten uns jedenfalls darum bemühen, dass das nicht so ist. Aber es ist ein Vorrecht eines jugendlichen Dichters, nicht immer ständig ausgewogen sein und schreiben zu müssen. 

Zu wünschen wäre, dass Menschen sich dem Dunkel in sich zuwendeten; dann wären wir vor mehr Zeitgenossen, die sich so gern so fehlerlos und blütenrein präsentieren, verschont.

Samstag, 29. September 2018

Vom Wasser haben wir´s gelernt ... - Über die Magie der Volkslieder. Zu Gast bei Art d´Hommage.

Der Zupfgeigenhansel, das große Liederbuch der Wandervogelbewegung, die sich, 1901 gegründet, fast explosionsartig über Deutschland ausbreitete, hatte, geschätzt, eine Auflage von 1 Million und noch die Mundorgel hatte nach dem 2. Weltkrieg eine Auflage von 10 Millionen.
Heute dümpeln Volkslieder etwas dahin - leider, denn sie enthalten einen reichen Schatz an einem inneren Wissen, zu dem zumindest unser Unbewusstes immer Zugang hat. Gerade, wenn es uns nicht gutgeht, ruft unser Inneres diese Schätze, seien es Volkslieder, Märchen oder auch Liedverse oder Psalmen, die wir in der Schulie oder im Konfirmationsunterricht lernten. ab
In einem Gespräch mit Rainer Dahlhaus habe ich aufzuzeigen versucht, weshalb das so ist und warum Volkslieder so wertvoll sind, warum sie gerade auch mit Kindern gesungen werden sollten.

Mittwoch, 26. September 2018

"Das Schöpferische kommt ohne Zwang aus der Welt des Geistes" - Margret Hofheinz-Döring malte auch Bilder zum Faust und zu Parzival

Immer wieder trifft man auf Menschen, die einer breiteren Öffentlichkeit nicht mehr bekannt sind, die ihren mutigen Weg gegangen sind. Margret Hofheinz-Döring malte keine gefälligen Bilder. Wie das Leben eben auch selten gefällig ist. Parvzival, zu dem sie auch Bilder malte, könnte ein Lied davon singen. Aber genau deshalb, weil es so war, gelangte er zum Gral.

Diese Künstlerin ist sicherlich auch auf dem Weg zu ihm unterwegs gewesen; jenen Weg gehen wir ja auch in unserem Leben nach dem Leben weiter. Margret Hofheinz-Döring sicherlich auch. Damit, solchen Menschen Wertschätzung zu geben, auch posthum, bedeutet, dass wir uns und unserem eigenen Weg Wertschätzung geben lernen.

Mittwoch, 19. September 2018

Kunst als Möglichkeit, unseren Raum im Universum zu gestalten: TV Art d'Hommage, ein Projekt von Angelika und Rainer Dahlhaus.

In den letzten Jahren hat sich mancher durchaus mit Bangen gefragt, wohin die Menschheit sich entwickelt. Viele esoterisch orientierte Menschen waren fest davon überzeugt, dass mit Beginn des Wassermannzeitalters ein neues Bewusstsein sich Bahn bricht, doch das Gegenteil war der Fall. Auf vielen Ebenen tobten alte Strukturen, eine Struktur der Lüge, wie sie in Trump einen Höhepunkt findet, eine Struktur der Intoleranz und des Machismus, wie es Erdogan und andere verkörpern, eine Struktur der Lähmung und des Verharrens, wofür Politiker wie Merkel und Juncker stehen.

In meiner aktiven Zeit als Lehrer war für mich offensichtlich, dass das Bewusstsein gerade der Kinder sich verändert und ich habe nur gehofft, dass sie ihre innere Offenheit, die sie mir anzudeuten schienen, durch die Schule hindurchretten können, um die Fixierung unserer Politik und Gesellschaft auf das Goldene Kalb durchbrechen zu können.

Gerade nun in den letzten Wochen zeigen sich mir Projekte, die mich wieder hoffen lassen, weil in ihnen  ein Bewusstsein zum Ausdruck kommt, das nicht mehr einer falsch verstandenen Esoterik frönt, weil nicht Reiki mehr zählt als die Christusenergie und weil nicht mit Licht und Liebe alles Böse in der Welt einfach nur zugedeckt sein will, sondern ein Bewusstsein, das sich gründet auf der aktuellen Realität menschlichen Seins, das zugleich weiß, dass es eines neuen, ehrlichen, zielstrebig-bewussten Denkens bedarf, um die Verkustungen unserer Erde aufzubrechen - ohne Gewalt.

Angelika und Rainer Dahlhaus gehen mit ihrem TV Art d'Hommage diesen Weg. Ihre Videos, die viele interessante Menschen einbeziehen - ich denke an das eindrucksvoll-inspirierende Video mit der Komponistin, Sängerin und Kunsttherapeutin Monica Meggendorf über spirituelles Komponieren oder jenes ebenfalls mich beeindruckende mit Karl Dieter Bodack und Heinz Grill über die Tatsache, wie Architektur und Bauen das Verhalten von Menschen beeinflusst, gerade auch das von Schülern durch das bewusste Bauen von Schulgebäuden - vermitteln, dass es notwendig ist, die Frequenz des Bewusstseins zu erhöhen, um Änderungen, sprich Weiterentwicklung zu bewirken.
Das folgende Video vermittelt einen Eindruck, welches Denken, welche Inspirationen die Arbeit der beiden trägt:

Sonntag, 16. September 2018

Rilke: "Für junge Menschen ist Christus eine große Gefahr "... vielleicht ist mir "eine Art Priestertum (..) aufgetragen" ...

Im letzten, unten zitierten Abschnitt schreibt Rilke über junge Menschen:
Sie gewöhnen sich daran, mit den Maßen des Menschlichen Göttliches zu suchen. Sie verwöhnen sich am Menschlichen und erfrieren später in der herben Hochluft der Ewigkeit.
Mir ist schon immer aufgefallen, dass viele Menschen Gott mit ihrem eigenen Inneren verwechseln; sind sie streng, so ist ihr Gott auch streng, sind sie nicht in der Lage, konsequent zu sein, so liebt ihr Gott mit der größten Selbstverständlichkeit alle Menschen, was immer sie tun. - Immer muss Gott für das eigene Innere herhalten. Und ganz selbstverständlich ist, dass Gott denkt, wie Menschen denken. - Erstaunlich ist jedenfalls, was Rilke in den folgenden Auszügen Gott wie selbstverständlich unterstellt.

Ich halte dafür, dass Rilke in eben zitiertem Satz über sich selbst geschrieben hat. Zu oft, wenn er über Gott schreibt, holt er ihn fast verzweifelt auf die Ebene des Menschlichen- Allzumenschlichen. Das kann man machen, aber als Verfahren, mehr über ihn zu erfahren, taugt genau dieses Vorgehen meines Erachtens nicht. Man schreibt über sich selbst, mehr nicht.

Die folgenden Zeilen und Auszüge (zitiert nach philos-website.de) scheinen mir zu belegen, dass Rilke hier keine Ausnahme macht. Sein Verdikt über Christus zeigt sich auch in seinen Gedichten über die Jesus-Gestalt, die er mit Christus ohne jegliche Differenzierung in einen Topf wirft; offensichtlich hatte er mit ihr und Christus - die Christus-Visionen sprechen da eine deutliche Sprache - ein gravierendes Problem, was deshalb bedauerlich ist, weil gerade durch die Trinität, so plakativ sie auch immer durch die Kirchen vermittelt werden mag, deutlich wird, dass das Christentum einen Gott hat, der sich in all seiner Göttlichkeit entwickelt, weil er einen Sohn hat, ein Umstand, der per se Entwicklung bedeutet; und auch Letzterer gibt sich weiter, indem er auf einen Heiligen Geist verweist, den es vielleicht nur gibt, weil es Menschen gibt.

Also: einen den Menschen  zugewandteren Gott kann es kaum geben als den christlichen. Allerdings: zu glauben, man kenne ihn auch nur ein bisschen, ist für mich echt ein Irrtum. Ihm aber gar den Sohn zu diffamieren, das halte ich für faustisch überzogen; das ist Hybris pur (mit einem irdischen Vater würde man so über dessen Sohn vermutlich nicht sprechen, aber mit Gott ist das erlaubt). Kein Wunder, dass Rilke Gott gleichsam auch zu seinem Kumpel macht (Du Nachbar Gott ...)

Nicht, dass ich mir erlaube, über Rilke ein Urteil zu fällen (als junger Mann hat er auch das Recht, sich auszuprobieren und muss es offensichtlich auch), aber man sollte um sein Ringen wissen, das immer wieder auch, wie ich finde, Züge von Überheblichkeit trägt und er immer wieder meint, die Elle seines Bewusstseins an Gott anlegen zu können, wenn er wie selbstverständlich davon ausgeht, Gott denke in seinen Begrifflichkeiten und wenn er beispielsweise glaubt, er, Rilke, sei für Gott dunkel:

Aus dem Worpsweder Tagebuch: 4. Oktober 1900
Gebet
.
Ich sprach von Dir als von dem sehr Verwandten,
zu dem mein Leben hundert Wege weiß,
ich nannte Dich: den alle Kinder kannten,
den alle Saiten überspannten,
für den ich dunkel bin und leis.

Ich nannte Dich den Nächsten meiner Nächte
und meiner Abende Verschwiegenheit, —
und Du bist der, den keiner sich erdächte,
wärst Du nicht ausgedacht seit Ewigkeit.
Und Du bist der, in dem ich nicht geirrt,
den ich betrat wie ein gewohntes Haus.
Jetzt geht Dein Wachsen über mich hinaus:
Du bist der Werdendste, der wird.

» (...) Manchmal, früher, glaubte ich: im Wind ist er, aber meistens empfand ich ihn nicht als einheitliche Persönlichkeit. Ich kannte nur Stücke von Gott. Und manch einer seiner Teile war schrecklich. Denn auch der Tod war nur seines Wesens ein Teil. Und er erschien mir sehr ungerecht. Er duldete Unsägliches, ließ Grausamkeit und Gram zu und war gleichgültig groß. Und daß es viele Wunder gibt und daß viele, gute und mächtige, an mir geschahen, änderte nichts daran. Auch fehlte mir die intellektuelle Fähigkeit, alle Wunder, die so verschieden im Wirken und weit voneinander entfernt sich vollzogen, zusammenzufassen in einem Willenspunkt, und ich hätte auch keinen Namen für diese Einheit gewußt, da >Gott< mir nichts bedeutete. Gleichwohl würde ich gern an eine Persönlichkeit glauben, um die alle Kreise sich ründen, einen Berg von Macht, vor dem alle Menschen und alle Länder aller Menschen offen liegen. . . « Und später: »Nein, mir ist dieses alles doch fremd, mir ist Gott überhaupt >sie<, die Natur. Die Bringende, die das Leben hat und schenkt. . . «

Ich aber sprach leise von ihm. Daß seine Mängel, seine Ungerechtigkeit und alles Unzulängliche seiner Macht in seiner Entwicklung läge. Daß er nicht vollendet sei. » Wann sollte er auch geworden sein? Der Mensch bedurfte seiner so dringend, daß er ihn gleich von Anfang als Seienden empfand und sah. Fertig brauchte ihn der Mensch, und er sagte: Gott ist. Jetzt muß er sein Werden nachholen. Und wir sind, die ihm dazu helfen. Mit uns wird er, mit unseren Freuden wächst er, und unsere Traurigkeiten begründen die Schatten in seinem Angesicht. Wir können nichts tun, was wir nicht an ihm tun, wenn wir uns erst gefunden haben. Und Sie dürfen ihn nicht über der Menge denken. Er hat nicht die Menge gemeint, er wollte von vielen Einzelnen getragen sein. In der Menge ist jeder so klein, daß er nicht Hand anlegen kann an den Bau Gottes. Der Einzelne aber, der ihm gegenübertritt, schaut in sein Angesicht und ragt sicher bis zu seiner Schulter auf. Und ist mächtig an ihm. Und ist wichtig für Gott. Und dieses ist mein bester Lebensmut: daß ich groß sein muß, um seiner Größe wohlzutun, daß ich einfach sein muß, um ihn nicht zu verwirren, und daß mein Ernst irgendwo zu seinem Ernstsein stößt ... Aber wie ich das alles ausspreche, fühle ich, dass ich nicht einfach auf ihn zulebe, eben weil ich von ihm rede. Die zu ihm beten, reden nicht von ihm. Vielleicht bin ich mehr als nur Beter. Vielleicht ist eine Art Priestertum mir aufgetragen, vielleicht ist es mir bestimmt, manchmal, den anderen entfremdet, auf einen Menschen zuzutreten, feierlich, wie aus goldenen Türen. Doch dann werden mich immer nur solche sehen, die bei goldenen Türen wohnen.«

»Für junge Menschen (sagte ich in anderem Zusammenhange) ist Christus eine große Gefahr, der Allzunahe, der Verdecker Gottes. Sie gewöhnen sich daran, mit den Maßen des Menschlichen Göttliches zu suchen. Sie verwöhnen sich am Menschlichen und erfrieren später in der herben Hochluft der Ewigkeit. Sie irren zwischen Christus, den Marien und den Heiligen umher: sie verlieren sich unter Gestalten und Stimmen. Sie enttäuschen sich an dem Halbverwandten, das sie nicht erstaunt, nicht erschreckt, nicht aus dem Alltag reißt. Sie bescheiden sich und müßten unbescheiden sein, um Gott zu haben.«


Aus: Rainer Maria Rilke, Tagebücher der Frühzeit

Gott zu  haben - wie soll das aussehen?

Dienstag, 11. September 2018

Die dunkle Seite von Wikipedia. - Was ein Mann namens "Feliks" dort anrichtet.- Aber er ist nur die Spitze eines Eisbergs!

Schon ziemlich erschütternd, aber es ist wichtig, dass das, was auf Wikipedia läuft, möglichst bekannt wird.

Klar ist: Wikipedia ist gut als Informationsquelle. Da, wo Meinungen transportiert werden, wird offensichtlich gewaltig manipuliert. Das Problem ist nur, dass man Meinung oft nicht erkennt, weil sie als Faktum hingestellt wird.

Deshalb gilt es auch bei dem folgenden Beitrag skeptisch zu sein, denn vieles klingt wie eine Tatsache.
Dennoch: Wenn nur die Hälfte stimmt, ist er alarmierend:



Montag, 10. September 2018

Wir sind alle jene Systemtrotteln ... die Bioroboter wachen auf! Roland Düringers WIR SIND WÜTEND !!! - Endlich ist einer richtig wütend!

... Wir sind all jene, die nicht verstehen können, dass die 10 Gebote Gottes aus 279 Wörtern bestehen, die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung aus 300 Wörtern und die EU-Verordnung über den Import von Karamellbonbons aus 25 911 Wörtern bestehen muss. - Wir sind alle jene Systemtrotteln, die es schon langsam satt haben, im Hamsterrad zu laufen und all jenen, die vom System fest profitieren, den Deppen zu machen ... keiner unserer Politiker hat den Mut und die Eier, endlich die Wahrheit zu sagen, dass alle Systeme in einem künstlichen Koma gehalten werden ... wir sind wütend, ziemlich wütend, weil diese Politmarionetten offenbar ihre Aufgabe vergessen haben, nämlich uns, der Gemeinschaft, zu dienen und nicht gemeinsam mit Banken und den Konzernen über das Volk zu herrschen ... wir sind wirklich wütend, weil unsere Kinder, die haben kein Bildungssystem, die haben ein Ausbildungssystem ... wir sind wütend, weil wir nicht am Ende unserer Tage dann an medizinischen Geräten angeschlossen, vergiftet dahinvegitieren wollen, um der Pharmaindustrie und dem Bruttoinlandsprodukt zu dienen ... weil wir als Bioroboter gehalten wurden ...


Donnerstag, 6. September 2018

aus aktuellem Anlass: Nach 14 Jahren Deutschland und ehrenamtlicher Tätigkeit hier sitzt eine ugandische Frau in Abschiebehaft - bitte Petition unterschreiben!

zur Petition: hier

aus der Petition:

Am Mittwoch Abend, den 29. August 2018, um 22h ist Adet nach 14 Jahren in Deutschland in Abschiebehaft gekommen und soll nach Uganda abgeschoben werden.
Adet wurde sofort nach der Verhandlung beim Verwaltungsgericht Bayreuth,
bei der negativ über ihr Aufenthaltsrechtsgesuch beschieden wurde, festgenommen und zum Flughafen gebracht, um abgeschoben zu werden.
Wir sind zutiefst schockiert über diese menschenunwürdige und brutale Praxis des Freistaats Bayern. Adet lebte jahrelang in Bayreuth, hat sich dort ehrenamtlich bei „Bunt statt Braun – gemeinsam stark für Flüchtlinge e.V.“ engagiert und war außerdem bundesweit als glokal-Bildungsreferentin tätig und gab in diesem Rahmen rassismuskritische Seminare und Workshops. Wir möchten die hinterhältige Abschiebepraxis des Freistaats Bayern öffentlich machen und fordern, unsere Freundin Adet freizulassen und ihren Antrag auf Aufenthalt anzuerkennen!
...
Das Schöffengericht zog sich zur "Beratung" zurück, um kurz darauf zu
verkünden, dass dem Antrag auf Aufenthalt nach §25b NICHT stattgegeben
wird. Adet sowie ihre Kolleg*innen von „Bunt statt Braun“ waren
schockiert und planten, am Donnerstag, den 30.08.2018 mit der Caritas alles für
die Härtefallkommission vorzubereiten.
Doch als sie den Gerichtssaal verließen, standen vor der Tür bereits zwei
Polizeiautos sowie zwei Sicherheitsbeamte des Verwaltungsgerichts, mehrere
Polizisten und die drei Beamt*innen vom Ausländeramt Bayreuth-Stadt. Ein
Zivilbeamter forderte Immaculate Adet zum Mitkommen auf. Sofort
intervenierte ihre Anwältin und begleitete daraufhin ihre Mandantin. Anders
als im Asylrecht (wo die Ausstellung des Urteils ein paar Wochen dauert),
kann im hier angelegten Ausländerrecht SOFORT abgeschoben werden.
Diese Vorgänge weisen darauf hin, dass die Ablehnung ihres Gesuchs bereits
vor dem eigentlichen Urteilsspruchs beschlossen und organisiert worden war.
PS: Bayern geht es mit Fällen wie dem von Adet darum, seine Abschiebestatistik aufzuhübschen, denn das Seehofer-Söder-Land will natürlich das Bundesland mit den meisten Abschiebungen sein. - Das ist der politische Hintergrund, denn auf der menschlichen Ebene spottet das Verfahren ja jeder Beschreibung. Man sollte der SU ihr C sperren und eigentlich das S auch. - Leider ist es nun einmal auch so, dass je nach Konstellation Schöffen sich durchaus von einem geschickten Richter beeinflussen lassen ("es zählt das Gesetz, nicht Ihr menschliches Gefühl ..."); vielleicht kam das hier noch hinzu.

Warum vielen Wissenschaftlern und Politikern künstliche Intelligenz, Robotik und Transhumanismus so wichtig sind.


Wenn es gelingt, das Leben auf Informationstechnologie zu reduzieren - und das diesbezügliche Gelingen schreitet mit Riesenschritten voran - dann entseelt der Menschen weiterhin und tut das immer rasanter mit der Konsequenz, dass er der perfekte Konsument wird, eine seelenlose Puppe.

Längst lebt die Mehrheit der Menschen nicht mehr selbstbestimmt. Wer macht sich noch Gedanken darüber, dass Börsen und Aktienindizees längst die Weltherrschaft übernommen haben. Als Menschen sind wir nicht mehr Frauen und Herren des Geschehens - und das gilt nicht nur für den wirtschaftlichen Bereich, aber dort wird es ganz besonders deutlich: bezüglich unseres wirtschafltichen Wohl und Wehes sind wir mittlerweile total abhängig von Börsenkursen. Gewiss ist es so, dass Politiker durch eine falsche Aussage Aktienmärkte auf Talfahrt schicken können und dass dann manchen bewusst wird, welchen ungeheuren Einfluss Börsen haben, aber oft geschieht es, dass selbst Analysten sich nicht erklären können, warum wieder einmal der "Wert"-Papiermarkt so und so reagiert - die ganze Welt aber akzeptiert, dass es so läuft, dass also die Menschheit den Löffel an die Börsen abgegeben hat. Milliardenwerte können in einer Sekunde vernichtet werden, Menschen arbeitslos und die Volkswirtschaften von Ländern können an den Rand des Ruins getrieben werden. Unvorstellbar, dass Politiker die Börsen abschaffen könnten (selbst wenn sie wollten, könnten sie es nicht mehr!!), obwohl sie ein Symbol für die völlige Entfremdung des Menschen von einem selbstbestimmten Leben sind. Wie entfremdet, das zeigt auch die Tatsache, dass jeder Bürger brav Steuern zahlen muss, aber die Börsentransaktionen nicht versteuert werden müssen, dass also die, die wahrlich genug Geld haben und mit Geld zocken, nichts für ihre Geschäfte zu zahlen haben; dagegen wehrt sich bezeichnenderweise kaum ein Politiker.

Auch die künstliche Intelligenz wird dazu beitragen, dass der Mensch immer weniger Herr seiner selbst ist. Heute habe ich einen Beitrag im Fernsehen gesehen, dass Menschen im Altersheim einen Roboter, der Späße machen und kuscheln konnte, gut fanden. Das sind nicht nur Debile, die so empfinden, weil auch Menschen im Normalzustand schon so entseelt sind, dass sie Seelenloses nicht mehr als fremd empfinden, sondern als Ihresgleichen. Der Roboter als Sexualpartner hat bereits Einzug gehalten und wir sind nicht mehr so weit davon entfernt, dass in Parlamenten Roboter sitzen werden - wenn man nicht ohnehin schon der Ansicht ist, dass die meisten unserer Politiker so fremdgesteuert sind, dass sie Robotern, also Marionetten eines nur am Wirtschaftlichen orientierten Interesses gleichen. Der Gradmesser des Glücks ist ganz überwiegend das Boomen der Volkswirtschaft, darum geht es, ob Menschen dabei - wie es partiell in Griechenland und anderen Ländern der Fall ist - vor die Hunde gehen, ist den Damen und Herren in Brüssel und ihren Gesinnungsgenossen in den Länderparlamenten doch egal. Herren und Frauen wie Angela Merkel sind längst willenlose Mätressen dieser Einstellung.

Es ist eben auch nicht gleichgültig, ob der Mensch zum Ersatzteillager der Genetik wird. Aufschlussreich sind ebenfalls die Berichte, dass Menschen, denen ein Herz transplantiert wurde, sich auf einmal anders verhalten und anders denken. Solche Berichte werden zurückgehalten, aber es gibt sie. Das zeigt, dass es eben nicht gleichgültig ist, ob der Mensch sich mit den eigenen Organen entwickelt, die er mit auf die Erde gebracht hat - oder mit fremden. Gewiss ist nachvollziehbar, dass jemand, der ohne fremde Niere nicht mehr lebensfähig ist, sich eine solche implantieren lässt, aber wir sollten wissen, dass das in Wirklichkeit auch für seine Seele nicht ohne Folgen bleibt. Vielleicht zeigt die Tatsache, dass es immer weniger Organspender gibt, an, dass im Unbewussten Menschen spüren, dass mit Organspenden ein insgesamt falscher Weg beschritten wird, wenn er auch Mitbürgern aktuell das Leben rettet. Nur: der bisherige Weg verstellt, dass wir insgesamt eine andere Medizin brauchen und ein verändertes Bewusstsein für die Zusammenhänge von Körper, Seele und Geist. Dass Pharmakonzerne unser Bewusstsein steuern, ist allseits bekannt. Vergessen wir bloß nicht: Herbstzeit ist Grippezeit! Also nichts wie impfen!

Der Mensch verändert seine Möglichkeiten auf vielen Gebieten und der Transhumanismus - das Gebiet also, was den Menschen über den Menschen hinauswachsen lassen will - präsentiert ihn als Übermenschen, der das nicht mit Hilfe seiner eigenen Seele tut, sondern mit Hilfe von genetischer Aufforstung und künstlicher Intelligenz.

Es ist eine Minderheit, die sich gegen diese Entwicklung stemmt, nicht, weil sie wissenschaftsfeindlich wäre, sondern weil sie erkennt, dass viel zu viel Energie auf der Erde in Enwicklungen gesteckt wird, die dem eigentlichen Menschsein nicht dienlich sind. Klar ist die Formel-I-Rennserie eine für viele berauschende Angelegenheit, aber deutlicher, dass der Mensch mit Bewusstsein den eigenen Untergang willentlich in Kauf nimmt, gibt es kaum. Und das ist so, weil es einigen wenigen gelungen ist, Formel I als den ulitmativen Kick zu inszenieren.

Klar meint der Mensch, in die entferntesten Urlaubsgebiete fliegen zu müssen, aber es kann sein, dass dieser Kick sich irgendwann von selbst erledigt, weil der Mensch sich selbst erledigt hat. Klar scheint es zwingend, dass wir immer bessere, weil realistischere Computerspiele entwickeln - auch wenn die Seele vieler, vieler Kinder dabei vor die Hunde geht. Stört das Menschen heute noch oder gar Politiker?

Die momentan vorhandenen Politiker sind nicht bereit, mit den Menschen darüber zu sprechen, dass ihr Bewusstsein fremdgesteuert ist - in vielen Bereichen, denn sie sind selbst Handlanger dieses fremd gesteuerten Bewusstseins; von daher sind sie gar nicht dazu in der Lage.

Gott sei Dank ist zu erkennen, dass die Minderheit, von der ich eben sprach, eine kleiner werdende ist, das heißt, dass die Zahl der Menschen, die erkennt, dass etwas grundsätzlich falsch läuft und wir umsteuern müssen, wächst. Die Entwicklung des Menschen kann nur dahin gehen, dass er Interesse daran gewinnt, wieder selbstbestimmter zu leben, die Klüfte, die innerhalb der Menschheit bestehen, zu überwinden und denen die Macht aus der Hand  zu nehmen, denen die Entmachtung des Mitmenschen höchstes Ziel ist im Verein mit einem prall gefüllten Geldbeutel.

Freitag, 31. August 2018

Vom Herbst so Wichtiges lernen! - "Im Nebel ruhet noch die Welt ..." - Eduard Mörikes "Septembermorgen"



SeptemberMorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

23 Jahre war Mörike alt, als er dieses Gedicht schrieb, das, wie manches seiner Perlen, ein Kosmos im Kleinen ist. Ungewöhnlich, dass ein junger Mann so virtuos malen kann. Denn das Gedicht ist weniger ein Gedicht als vielmehr ein Gemälde. Jede Zeile zaubert ein neues Bild vor unser Auge. Unser? Ja, einer der Mittel, deren sich der jugendliche Dichter bedient, ist, dass er dich und mich anspricht. Dass das so wirken kann, wie es wirkt, ist, dass man spürt: Mörike spricht auch und vor allem Eduard selbst an. Eigentlich schreibt er das Gedicht für sich, malt es für sich, auch diesen verhaltenen Beginn. Man erkennt ihn daran, dass bis zur Hälfte nicht ein einziges Adjektiv auftaucht. Dadurch kann eine schlichte Alliteration wie in Wald und Wiesen, verstärkt noch durch das W in Welt, ihre Wirkung entfalten, und ein wieder aufgenommenes Noch bestimmt das Tempo, das sich mit dem Bald zu Beginn des dritten Verses schon zu steigern beginnt, eine Erwartung aufbauend, mit einer Konjunktion, dem wenn, die wie so oft changiert zwischen einem temporalen Sinn - ist mit ihr der Zeitpunkt angesprochen? - und einem konditionalen - ist das Fallen des Schleiers die Bedingung, dass die Bühne freigegeben wird?
Beides ist der Fall, wir leben unter den Bedingungen der Zeit, eigentlich auch das Thema dieses Gedichtes. 

Wer gibt die Bühne frei? 

Gern ist Mörike auch religiös, religiös im kirchenfreien Raum seines Geistes, auch, wenn er einige Jahre seines Lebens Pfarrer war, allerdings ungern. Hier ist er religiös, auch, weil es jeder Mensch ist. Denn das Gold des Schlussverses lässt uns die Gegenwart des Göttlichen erahnen; Gold ist nun einmal ein Symbol der Ganzheit, des Heil-Seins 

- ja, dieses Gedicht heilt. 

In den Tiefen unseres Wesens heilen Mörikes Verse, indem sie uns an den Zyklus des Lebens anschließen, vertrauensvoll anschließen. Dieses Vertrauen kommt, weil dieses Gedicht nicht schreit, wie so vieles in unserer Welt, da, wo sie mehr und mehr verkommt. Nein, Mörikes Welt ist gedämpft. Weil sie im Herbst so ist und darin besteht ihr Segen. Und damit kein Zweifel über des Goldes göttliche Herkunft besteht - denn das doch eigentlich göttliche Licht z.B. kann auch kalt sein und dann ist es das Licht Luzifers, ein Umstand für den die Esoterik-Szene, so sensibel sie tut, so gar kein Empfinden hat: Es ist warmes Gold.
Die Welt fließt in warmem Gold.

Warum spüren und erfühlen das so wenige? 

Weil zu wenige das Ruhen der Welt im Nebel wahrnehmen, vor allem jene Zeit, wenn die Sonne aufgeht, ohne dass wir sie sehen. Oft ist es auch in uns so. Manche resignieren vorzeitig und warten nicht auf ihren inneren Tag. 

Vom Herbst zu lernen, heißt, auf den Tag hoffnungsvoll warten zu lernen.

Nur wer es sich zugesteht, wer es sich gönnt, dieses Ruhen der Welt im Nebel fühlend wahrzunehmen, kann auch das Gold, das Leben sehen. Nicht von ungefähr ist das Deutsche eine - fast möchte ich sagen - göttliche Sprache: im und in Leben ist Nebel enthalten, nur muss man dies Wort auch bereit sein, rückwärts zu lesen.
Wenn wir auf der großen Schlange des Lebens, Ouroboros, rückwärts gehen, kommen wir uns irgendwann vorwärts entgegen. Dann findet Selbsterkenntnis statt.

Das Geheimnis der Zeit zu ergründen, vermögen Menschen meistens noch nicht einmal mit dem Verstand, geschweige denn mit dem Herzen (Momo konnte es, die Momo in uns kann es auch heute). Deshalb ist es wichtig, dass wir ihr, der Zeit, mit Mörike so vertrauensvoll begegnen - und damit auch unseren inneren Jahreszeiten, vor allem auch der Zeit des Wandels, dem Herbst, der mit dem Zauber mancher Septembermorgen beginnt:


SeptemberMorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
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