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Mittwoch, 28. Februar 2018

"Religion stellt den Versuch des Erwachsenen dar, ein Kind zu bleiben. Sie ist das Sicheinkapseln in die Glaubenswelt der Vergangenheit." - Gähn, das langweilt! Langsam ist das echt zu primitiv!

 Auf einem Blog habe ich unter einem Bild das dieses wohl gleichsam kommentierende Zitat aus einem Buch gefunden, das die mittlerweile sterbenslangweilige Sicht auf Religion beinhaltet (langsam könnte die Menschheit über diese doofe Methode, sich mittels Religion über sich selbst hinwegzulügen, hinweg sein); der Auszug lautet:

Religion stellt den Versuch des Erwachsenen dar, ein Kind zu bleiben. Sie ist das Sicheinkapseln in die Glaubenswelt der Vergangenheit. Sie dokumentiert Nichtwissen und hängt in blindem Vertrauen Lehren an, die Erleuchtung versprechen. Und immer wieder lautet ihr ultimativer, unausgesprochener Befehl: „Du sollst keine Fragen stellen.“ Aber wir stellen Fragen und ignorieren diesen Befehl aus ganz natürlichen Gründen. Denn die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, besteht darin, die Vorstellungskraft zu befreien und die Ketten zu zerreißen, die den Menschen an der Entfaltung seiner Kreativität hindern.
– Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten

Ich habe mir einen Kommentar ungefähr folgender Worte erlaubt:
Nicht wenige Menschen entsorgen unter dem Begriff „Religion“ all das, was sie selbst nicht bearbeiten wollen oder wofür sie klammheimlich keine Verantwortung übernehmen. Oder warum unterstellt jemand DER Religion, ein Versuch zu sein, dass ein eigentlich Erwachsener ein Kind bleibe? Ist es das Problem DER Religion, dass jemand keinen Zugang zu seinem inneren Erwachsenen hat bzw. nicht erwachsen werden kann, aus welchen Gründen auch immer? (Meistens haben diese Leute, die so daherreden, wohl kaum selbst eine Ahnung, was sie mit Religion meinen).
Der Religion die Schuld für ein Nicht-erwachsen-werden-Können zu geben,  ist so ziemlich die dümmste Ausrede dafür, dass man die Verantwortung für sich selbst nicht übernimmt. – Manchen ist Religion das, was anderen Alkohol oder Nikotin ist. – Es ist besser, sich um sich zu kümmern, als sich Sorgen darüber zu machen, was anderen ein Problem sein könnte. – Langsam ist doch diese überholte Art, von sich selbst abzulenken, langweilig.
Warum, frage ich mich, baut Frank Herbert bzw. sein Romanpersonal die Religion zu einem Buhmann auf, um zu betonen, dass es um die Befreiung der Vorstellungskraft geht? Warum gibt er seine Kraft in eine so vorurteilsbeladene Vorstellung von Religion?

Religion ist in erster Linie ein Bewusstsein des Urbeginns und das Wissen um unseren Weg durch Kindheit und Erwachsensein (dass die Kirchen auf diesem Weg nicht hilfreich sind, ist eine ganz andere Sache). Was uns von diesem Bewusstsein des Urbeginns und des menschlichen Weges trennt, sind solch crude Vorstellungen von Religion. - So als ob man sie als Buhmann bräuchte, um sich selbst als Kontrastprogramm zu stilisieren.

PS.
Möglich, dass obiges Zitat nicht wirklich die Auffassung über Religion von Frank Herbert  widergibt. Dann allerdings wäre es angemessen gewesen, das im Rahmen des Blogbeitrags  zu vermerken, denn so lässt der Verfasser des Posts den Namen des Autors in gewisser Weise für diese Auffassung stehen.
Wie auch immer, es gibt diese Meinung, und nicht nur im Buch von Herbert, und ich finde, wie gesagt, für menschliches Bewusstsein eingangs des 21. Jahrhunderts ist sie reichlich überholt.

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