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Freitag, 2. März 2018

Mein Herz, mein Löwe, hält seine Beute fest ... Ricarda Huch, eine leidenschaftliche und deshalb so weise Frau!

Mein Herz, mein Löwe, hält seine Beute fest,
Sein Geliebtes fest in seinen Fängen,
Aber Gehaßtes gibt es auch,
Das er niemals entläßt
Bis zum letzten Hauch,
Was immer die Jahre verhängen.
Es gibt Namen, die beflecken
Die Lippen, die sie nennen,
Die Erde mag sie nicht decken,
Die Flamme mag sie nicht brennen.
Der Engel, gesandt, den Verbrecher
Mit der Gnade von Gott zu betauen,
Wendet sich ab voll Grauen
Und wird zum zischenden Rächer.
Und hätte Gott selbst so viel Huld,
Zu waschen die blutrote Schuld,
Bis der Schandfleck verblasste, -
Mein Herz wird hassen, was es haßte,
Mein Herz hält fest seine Beute,
Daß keiner dran künstle und deute,
Daß kein Lügner schminke das Böse,
Verfluchtes vom Fluche löse.


Es gibt eine Vergebens-Esoterik, gern auch aus der Ecke der Licht-und-Liebe-Fraktion, der man mit höchster Vorsicht gegenüberstehen sollte, denn sie wird betrieben von Menschen, die, bevor sie ihre Gefühle wirklich ausgelotet haben, schon vergeben.

Ricarda Huch (1864-1947), wohl einer der weisesten Frauen, die Deutschland je gesehen hat, zudem eine überzeugte Christin, gibt in obigem Gedicht Töne von sich, die so gar nicht passen wollen zu jemandem, der mit dem Buch „Luthers Glaube” ein Werk geschaffen hat, das fast auf jeder Seite eine Offenbarung enthält.
 

Hier in diesem Gedicht geht es ihr um die Verlogenheit, die in dem Schminken des Bösen steckt, um das Umschminken von Bösem in Gutes. Böse bleibt böse. Noch bis in die letzten Zeilen hinein bleibt Ricarda Huch unerbittlich. Selbst gegen göttliches Reinwaschen scheint sie sich zu stellen.
So viel ich weiß, hat Ricarda Huch dieses Gedicht in ihrem Todesjahr geschrieben und sie, die von Thomas Mann 1924 als erste Frau Deutschlands bezeichnet wurde, die als erste Frau 1926 in die Preußische Akademie der Künste einzog, um sie1933 konsequent wieder zu verlassen, hat dieses Gedicht zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ganz bewusst so formuliert, vielleicht, weil sie fürchtete, dass das fürchterlich Böse der Vergangenheit zu schnell in Vergessenheit geraten könnte.
 

Dass diese Frau ein großes Herz hatte, wissen wir, und wie ein Löwe auch zu sein vermag und was das Video dokumentiert, das wusste sie. Sie war eine leidenschaftliche Frau mit ehrlichen Gefühlen. Deshalb nur hatte sie ein großes, großes Herz, so wie jener Löwe …

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