Seiten

Dienstag, 26. März 2019

Vorsicht vor dem stillen Glück. Stolperfallen der spirituellen Entwicklung: Christian Morgenstern warnt vor dem Kränzchenwinden.

Dieses Gedicht des eigentlich nur als Wortkomödiant und humoriger Schriftsteller bekannten in Tirol 1871 geborenen Dichters will ausgesprochen aufmerksam gelesen werden, sonst entgehen einem die sanften Hinweise der ersten drei Strophen und der große Ernst des zweiten Teils, der manchen, der im Blumenpflücken steckengeblieben ist, wieder auf die Lernspur bringen könnte - und vielleicht erstmals auf die tiefe Demutsspur.


›Ich will aus allem nehmen, was mich nährt,
was übereinstimmt mit mir längst Vertrautem;
so wird mir manches stille Glück gewährt.

In Eurer Weisheit fand ich manch geheime
Bestätigung zu von mir selbst Geschautem
und brachte sie zu meiner Art in Reime.

Es gibt so vieles Schöne, Gute, Wahre;
wie bin ich dankbar, daß ich Mensch sein darf
und immer Neues solcher Art erfahre!‹

Erfahre denn noch dies dazu: entfernt
bist du vom Ernst noch. Dein Gewissen warf
dir noch nicht vor, daß Weisheit sich nur – lernt.

Mit solchem Blumenpflücken, Kränzchenwinden –
was ist getan? sieh dir ins Angesicht
und prüfe, ach, solch allzu lau Empfinden.

Du fühlst der Weisheit Weg noch nicht als – Pflicht.
Und so: ob von Glühwürmchen oder Sternen
dir Licht zufließt – dir ist’s das gleiche Licht.

Dir sind die echten Tiefen, wahren Fernen
noch stumm; sie, deren Siegel einzig bricht:
ein tiefdemütig lebenslanges – Lernen.


Ausführlicher habe ich das Gedicht hier interpretiert.

Auf die dreifache Gefährdung durch Stille und totenstilles "Glück" macht das folgende Video aufmerksam, auf ihre gefährlich einlullende Seite und ihre Venus-Helena-Falle: 





In dem folgenden geht es um die Hilfen, die Stille für unsere spirituelle Entwicklung leisten kann, um Schwierigkeiten und Möglichkeiten dieses Weges:





Keine Kommentare: