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Mittwoch, 19. Juni 2019

Mann ohne Herz:: "Ich geh dir nach. / Wohin dein Herz mich führe . . ." Ein Rilke-Gedicht für Gender-Zeiten


Ich geh dir nach, wie aus der dumpfen Zelle
ein Halbgeheilter schreitet: in der Helle
mit hellen Händen winkt ihm der Jasmin.
Ein Atemholen hebt ihn von der Schwelle, -
er tastet vorwärts: Welle schlägt um Welle
der großbewegte Frühling über ihn.

Ich geh dir nach in tiefem Dirvertrauen.
Ich weiß deine Gestalt durch diese Auen
vor meinen ausgestreckten Händen gehn.
Ich geh dir nach, wie aus des Fiebers Grauen
erschreckte Kinder gehn zu lichten Frauen,
die sie besänftigen und Furcht verstehn.

Ich geh dir nach. Wohin dein Herz mich führe
frag ich nicht nach. Ich folge dir und spüre
wie alle Blumen deines Kleides Saum..
Ich geh dir nach auch durch die letzte Türe,
ich folge dir auch aus dem letzten Traum ...

Ein echter Rilke: Schöne, einlullende Bilder.
Aber nicht jede Frau wollte wohl von dem Halbgeheilten eingeholt werden.
Zumal er von seinem Herzen nicht spricht.
Mancher könnte das Gedicht so befremdlich empfinden wie den Gender-Hype. 

Mehr dazu hier: https://bit.ly/2x3p5kL

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