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Mittwoch, 25. September 2019

"Ein Beispiel von ewiger Liebe". Ein Gedicht von Erich Kästner, das die Existenz unserer Schwesterseele anspricht.


Kurt Tucholskys Augen in der Großstadt und Erich Kästners Ein Beispiel ewiger Liebe thematisieren einen spirituellen Tatbestand, der bisher in den Interpretationen untergegangen ist, weil die traditionelle Germanistik sich des Themas der Schwesterseele - oder Dualseele, wie sie vor allem in der esoterischen Szene auch genannt wird - nicht bewusst ist. Dabei findet sich diese seelische Wirklichkeit immer wieder in Lyrik, Prosa und Schauspiel angesprochen, ursächlich in Platons Symposion, in der biblischen Genesis und ebenso  im Nibelungenlied sowie im Volkslied von den Königskindern, aber auch in den ´Nebeln von Avalon´, Marc Levys „Sieben Tage für die Ewigkeit” oder auch in Horvaths ´Jüngstem Tag´. - Jeder Mensch ist von dieser seelischen Realität betroffen, deshalb ist es wichtig, dass sie in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit rückt. Ihre Kenntnis erleichtert unsere seelische Entwicklung. Ihrer Bedeutung wird im Video durch eine Passage aus O.M. Aivanhovs "Liebe und Sexualiät" Rechnung getragen, in deren Rahmen er sich zum Thema der Schwesterseele und zu ganz besonderen Augen-Blicken äußert.

Hier das Kästner-Gedicht:

Erich Kästner
Ein Beispiel von ewiger Liebe

Im gelben Autobus ging's durch den Ort.
Schnell hinein. Schnell heraus.
Erstes Haus. Letztes Haus.
Fort.

Hab ich den Namen vergessen?
Ob ich ihn überhaupt las?
Es war eine Kleinstadt in Hessen,
zwischen Reben und Gras.

Du standest am Gartenrand,
als du mich plötzlich erblicktest.
Zärtlich hob ich die Hand.
Du nicktest.

Darf ich nicht Du zu dir sagen?
War keine Zeit dazu,
lang um Erlaubnis zu fragen.
Ich sag du.

Ich wünschte so sehnlich,
ich stünde bei dir.
Ging dir's nicht ähnlich?
Ging dir's wie mir?

Der Zufall hat keinen Verstand.
Es heißt, er sei blind.
Er gab und entzog uns hastig die Hand,
wie ein ängstliches Kind.

Ich bin entschlossen, fest daran zu glauben,
daß du die Richtige gewesen wärst.
Du kannst mir diese Illusion nicht rauben,
da du sie nicht erfährst.

Du lehntest lächelnd am grünen Staket.
Es war im Taunus. Es war in Hessen.
Ich habe den Namen des Orts vergessen.
Die Liebe besteht.

Nach Platon haben die Götter jenen Teil von uns, nach dem wir uns seitdem so sehr sehnen und der einzig zu uns gehört, von uns getrennt. Es gibt sie also, diese eine, wahre Liebe; überraschend viele Schriftsteller nehmen auf dieses Thema Bezug, neben oben genannten u.a. auch Schiller in seinem Gedicht Das Geheimnis der Reminiszenz oder Hölderlin in An die Unerkannte.
Der Religionsphilosoph, Psychologe und spirituelle Lehrer Omraam Mikhaël Aïvanhov (!900-1986) merkte zu diesem Thema an:

Ihr tragt ihr Bild in euch, aber so tief vergraben, dass ihr es nicht klar erkennt. Manchmal fällt euch jemand auf der Straße auf, und ihr denkt:"Das ist sie. Ja, sie ist´s", als wäre dieser Mensch mit dem inneren Bild identisch. Im selben Augenblick ist euer Leben wie verwandelt, und ihr setzt alles daran, diesen Menschen wiederzufinden . . .




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