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Freitag, 31. Januar 2020

Höckejugend = HJ – Hitlerjugend = HJ. Was für ein Zufall. Aber erst werden mal die Juden und alles Fremde rausgeekelt, dann geht´s weiter.

Mitglieder der AfD-Nachwuchsorganisation in Sachsen-Anhalt nennen sich "Höckejugend". Ganz ganz zufällig weist dieses Wort dieselben Initialen auf wie Hitlerjugend: HJ. - Klar wurde alles wieder gelöscht. Aber es ist die Taktik der kleinen Schritte: Duftmarken setzen, damit sich die Leute so langsam wieder an Höcke, Hitler und Co gewöhnen. Zuerst werden mal die Juden und alles Fremde rausgeekelt, dann geht´s weiter . . . Ehrlich, noch vor 10 Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten . . .

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Junge-AfDler-nennen-sich-Hoeckejugend-article21543090.html

Montag, 27. Januar 2020

Wenn das Leben zum gordischen Knoten wird . . . manche zerschlagen ihn . . .

In einer Zeit, in der Zeitungen schon die Lesedauer von Artikeln angeben, stehen Autoren wie Georg Trakl auf verlorenem Posten. Seine zum Teil kaum enträtselbaren Bilder und sein reihender Stil, der oft Unzusammenhängendes aneinanderreiht, wollen, so mag es scheinen, kaum verstanden sein. Zumindest von jenen, die nicht mehr wissen, wie wertvoll die Fähigkeit ist, nicht immer sich selbst zu denken, sondern einen Anderen. Das genau schult eine der wertvollsten Fähigkeiten von uns Menschen, nämlich die Welt im Anderen zu verstehen. Sonst laufen wir Gefahr, immer nur unsere eigene kleine Welt zu sehen, zu verstehen (wir lernen dieses Verstehen übrigens auch über MitMenschDenken in der Literatur). - Dass das oft unter uns Menschen so ist, beweisen die vielen hartherzigen Urteile über unsere Zeitgenossen, der Hass, den alle Welt im Anderen sieht (wo auch sollte er sonst sein ...)
 
Es gibt Menschen, denen das Leben zum Rästel wurde, schlussendlich zum gordischen Knoten. Und manche zerschlugen und zerschlagen ihn einfach - irgendwann. Nicht immer muss der Anlass so schrecklich sein wie bei Georg Trakl.
Doch was schrecklich ist, ist subjektiv.

Manche Menschen sind scheinbar einfach gestrickt. Und vielleicht leben sie in der Tat auch ein Leben, das weniger komplex ist als das vorausgehende oder ein zukünftiges. Tief im Inneren ist jedoch auch der scheinbar einfach Gestrickte nicht einfach. Und gewiss hätten wir vor vielen Menschen mehr Achtung, wenn wir vor uns die Bildergalerie ihrer Leben sähen.

Wie mag diese Bildergalerie bei Trakl ausgesehen haben? Warum musste er, der so zu Drogen neigen sollte, ausgerechnet eine opiumabhängige Mutter haben, warum eine Lehre in einer Apotheke machen, warum Pharmazie studieren . . . um ständig an der Quelle zu sein und sich mit Veronal, Opium, Morphium und anderem vollzupumpen . . .  Warum musste er eine Schwester haben, mit der er sich sehr wahrscheinlich inzestuös einließ und sie zudem noch zum Drogenkonsum verführte . . . (sie machte drei Jahre nach ihm ebenfalls Selbstmord . . . Zufall . . . ?)

Wer sich über eine Seite der zwei offensichtlichen Seiten des Georg Trakl informieren möchte: hier.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Seine Wunde voller Gnaden / Pflegt der Liebe sanfte Kraft. - Was mancher sich wünscht! - Georg Trakls "Im Winter".

Die folgenden Zeilen gingen dem wesentlich bekannteren Gedicht >Ein Winterabend < voraus, waren gleichsam dessen erste Fassung. Sie enthalten jedoch jene zwei oben zitierten und im Folgenden hervorgehobenen Verse, die sich in Ein Winterabend nicht mehr finden, die für mich aber unnachahmlich sind in dem, was sich Menschen, die eine tiefe Wunde in sich tragen, nur wünschen mögen::

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Seine Wunde voller Gnaden
Pflegt der Liebe sanfte Kraft.


O! des Menschen bloße Pein.
Der mit Engeln stumm gerungen,
Langt von heiligem Schmerz bezwungen
Still nach Gottes Brot und Wein. 

Letztendlich ist es so, dass jeder Mensch eine tiefe Wunde in sich trägt. Es ist die Wunde des Mensch-Seins in der Art, wie wir alle es zu leben haben, seitdem sich das einstmals geschaffene Wesen, das im Hebräischen Adam Kadmon genannt wird oder welches die Germanen Yggdrasil nannten, jene Weltenesche, die über alle Himmel reichte - so groß war einst das Wesen des Menschen -, durch die luziferische Verführung, die wir aus der Genesis, dem 1. Buch Mose also, als Schlange kennen, gewaltig veränderte hin zu einer Existenz, wie wir sie in milliardenfacher Ausprägung auf unserer Erde finden. 
Gewiss will uns diese luziferische Verführung eine Freiheit bringen (manche bilden sich schon ein, frei zu sein), die uns auszeichnen wird vor allen kosmisch-hierarchischen Stufen, seien es Engel, Erzengel oder Throne (sie können "nur" den Willen Gottes tun, wir können ihn ignorieren). Aber der Weg dorthin ist schwer erkauft, und in Georg Trakl (1887-1914) wird die Zerrissenheit des Menschen, wie sie in jenem vorhanden war so wie in uns (manchen nur ist sie noch nicht bewusst, manche auch kaschieren sie bestens, weil sie Angst haben, ihr ins Auge zu schauen) so deutlich.

Viele Gedichte Trakls zeugen von dieser Zerrissenheit, manche Passagen aus seinen Briefen muten fast herzzerreißend an, wenn er förmlich um Hilfe wimmert, indem er beispielsweise an seinen Freund Ludwig von Ficker, den Herausgeber des Journals Der Brenner, in dem jener immer wieder Trakls Gedichte veröffentlichte, Ende November 1913, nur wenige Monate vor seinem selbst gewählten Tod, schreibt:
Vielleicht schreiben Sie mir zwei Worte; ich weiß nicht mehr ein und aus. Es ist ein so namenloses Unglück, wenn einem die Welt entzweibricht. Oh mein Gott, welch ein Gericht ist über mich hereingebrochen. Sagen Sie mir, daß ich die Kraft haben muß noch zu leben und das Wahre zu tun. Sagen Sie mir, daß ich nicht irre bin. Es ist steinernes Dunkel hereingebrochen. O mein Freund, wie klein und unglücklich bin ich geworden.
Es umarmt Sie innig
                              Ihr Georg Trakl
Womöglich bestünde das Wahre in der Erkenntnis, dass dieser Gott, den wir anflehen, wir selbst sind, in den wir selbst alles Mögliche hineinprojizieren, etwas, was schon Rilke immer wieder tat ("Du Nachbar Gott ..."), nicht nur mit Gott, sondern auch den schrecklichen Engeln, die er auftauchen lässt. 
Ich will damit nicht sagen, dass es nicht etwas, das wir mit dem Wort Gott zu erfassen suchen, gibt, aber sich zu dieser Instanz zu erheben, setzt ein Bewusstsein dafür voraus, dass wir immer auch in Gefahr sind, uns selbst anzurufen, weil wir in Wahrheit bisher nicht über uns hinauskommen. Manchmal mag das auch besser sein und Schiller hat dieser Tatsache >Das verschleierte Bild zu Saïs< gewidmet, ebenso Kafka, als er seine >Türhüterlegende< schrieb. Schiller wusste wohl, um was es ging, Kafka mag eher unbewusst jene Tatsache beschrieben haben, warum es gut ist, dass es einen Türhüter vor dem Gesetz gibt (Drogen setzen zumeist jenen außer Kraft, weshalb es diesen Abhängigen so schlecht geht (sie verkraften nicht, was zumeist unbewusst, wenn sei eintreten - Kafka nennt, was da kommt, Gesetz -  auf sie einströmt).

Wir haben wohl beides in uns: den Glanz des Himmels und tiefste Finsternis.          

Dienstag, 7. Januar 2020

Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse. / Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld? - Georg Trakls "Blutschuld"

Es gibt Leben, die sind fast zu erschütternd, um genau hinzuschauen.
Das betrifft auch das Georg Trakls (1887-1914). Dabei steht uns nicht nur sein schrecklicher Tod vor Augen, als er sich mit einer Überdosis Kokain das Leben nahm, u.a. weil er die Folgen der Schlacht von Grodek nicht aushielt, als er als Sanitäter, alleingelassen in einer Scheune mit nahezu hundert Schwerverletzten, die um Hilfe und Sterbehilfe schrien und baten, zerbrechen musste (einer der Verwundeten, der die Schmerzen nicht mehr aushielt, schoss sich vor Trakls Augen eine Kugel in den Kopf; als er ins Freie lief, sah er in die Gesichter von Ukrainern, die hingerichtet in den Bäumen hingen), sondern auch seine schulischen Misserfolge, die ihn eine Lehre als Pharmazie-Praktikant aufnehmen ließen und - war er doch direkt an der Quelle - für den Rest seines Lebens an Drogen auslieferten; die Tatsache, dass er nicht nur ziemlich sicher ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Schwester hatte, sondern sie auch zum Drogenmissbrauch verführte - was er sich wohl danach nie verzieh -, seine ständigen vergeblichen Versuche, Arbeit zu finden, seine über lange Zeit sich hinziehenden Geldnöte und und und ...

Es gibt Gedichte von ihm, die zeigen, dass Literatur immer wieder auch mahnend uns die dunkle Seite des Lebens vor Augen führt und Menschen, die an ihm zerschellten und anmahnt, dass dankbar sein kann, wen das sogenannte Schicksal in die Lage versetzt, dem Leben helle Seiten abzugewinnen, die es ermöglichen vorwärtszugehen.


Blutschuld

Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse.
Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld?
Noch bebend von verruchter Wollust Süße
Wir beten: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld!

Aus Blumenschalen steigen gierige Düfte,
Umschmeicheln unsere Stirnen bleich von Schuld.
Ermattend unterm Hauch der schwülen Lüfte
Wir träumen: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld!

Doch lauter rauscht der Brunnen der Sirenen
Und dunkler ragt die Sphinx vor unsrer Schuld,
Daß unsre Herzen sündiger wieder tönen,
Wir schluchzen: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld!
                                                     (ca. 1909)



hier zu diesem Thema mehr. Am Ende der verlinkten Stelle habe ich geschrieben:

In den zahlreichen Werken, in die ich zu der Inzest-Thematik im Hinblick auf Trakl und seine Schwester Grete hineingeschaut habe - es gilt auch für Zeitungsartikel, Essays oder Aufsätze -, wird deutlich, dass es Germanisten, Journalisten und Buchrezensenten, die zu diesem Thema sich geäußert haben, verwehrt ist, daran zu denken, dass diese beiden Menschen natürlich karmisch miteinander zutiefst verflochten gewesen sind - vielleicht gar aufs Höchste -, so hoch, dass durchaus auch in Erwägung zu ziehen ist, dass beide Schwesterseelen sind (bisweilen auch Dual genannt). Wenn Letzteres zutreffen würde, dann wäre nachvollziehbar, warum  Georg Trakl das Verhältnis zu seiner Schwester vor fast unauflösbare Probleme gestellt haben könnte, vor allem, wenn er diese Möglichkeiten nicht einbezieht.

Es ist kein Zufall, dass in seinen Texten bzw. Gedichten er der Fremdling ist, sie die Fremdlingin, er der Jüngling, sie die Jünglingin, er der Mönch, sie nicht einmal die Nonne, nein, die Mönchin.

Im Nachlass Trakls findet sich ein Gedicht - das unter dem Beginn des ersten Verses als Titel firmiert. In diesem Gedicht lässt der Dichter die zwei Menschen aus seiner Erinnerung heraus - sie durften sterben, der Tod für sie gewiss eine Erlösung - als Schuldige durch den Garten wandeln, einst der Garten Eden, in dem sie, wenn es denn zutrifft, was ich annehme, guten Gewsssens und in Reinheit vereint waren, hier nun beider Antlitz im Wasser verschmolzen, "in wilder Umarmung" dem Zorn der Schöpfung verfallen.
Und dennoch weiß die letzte Zeile um einen Engel der Versöhnung, der Liebenden ihre Liebe, die sie doch nie wirklich leben durften, in Reinheit zurückgibt - so möchte ich einfach formulieren . . .


Die blaue Nacht ist sanft

Die blaue Nacht ist sanft auf unsren Stirnen aufgegangen.
Leise berühren sich unsre verwesten Hände
Süße Braut!

Bleich ward unser Antlitz, mondene Perlen
Verschmolzen in grünem Weihergrund.
Versteinerte schauen wir unsre Sterne.

O Schmerzliches! Schuldige wandeln im Garten
In wilder Umarmung die Schatten,
Daß in gewaltigem Zorn Baum und Tier über sie sank.

Sanfte Harmonien, da wir in kristallnen Wogen
Fahren durch die stille Nacht
Ein rosiger Engel aus den Gräbern der Liebenden tritt.



Freitag, 3. Januar 2020

Vorsicht, Mystik! - Wie Erleuchtung geschieht. - Richard Dehmels "Manche Nacht".

Menschen streben oft mit Ungeduld Erleuchtung in jedweder Form an.
Richard Dehmel lässt uns wissen, dass ein Lichtereignis geschehen kann,
manche Nacht, wenn wir einfach dahinschreiten. Gerade wenn wir nicht
damit rechnen, kann geschehen, was Ungeduld eher verhindert.
Im Rahmen des Videos wird angesprochen, dass es eine gefährliche Mystik
gibt, eine diffuse, die in Gefühlen versumpft, die mit Macht
Spirituelles erreichen will, ohne dass der Mensch in sich Klarheit
geschaffen hat. Ekstase, Trance und ein Sich-Wundbeten sind Formen einer
Religiosität, die den Menschen auf einer niederen Entwicklungsstufe
festhalten können. Er mag sich zwar heilig vorkommen, im Grunde aber
kultiviert er auf trivial-religiöse Weise niedere Triebe, niederes
Bewusstsein.
Richard Dehmel liebte das Leben und genoss es in vielerlei Hinsicht in
vollen Zügen. Zugleich aber war es ihm ein Anliegen, dass der Mensch
sich selbst erziehe und sich nicht verliere in Unordnung und
Zügellosigkeit. Mystik kann religiös verbrämte Zügellosigkeit sein. Dann
ist sie allerdings weit entfernt beispielsweise von der eines Meister
Eckehard oder einer Hildegard von Bingen.