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Dienstag, 1. Dezember 2009

ERZIEHUNG zur STILLE, zum SCHWEIGEN begann schon sehr früh ...





Erziehung zur Stille, zum Schweigen begann schon sehr früh. Wir lehrten unsere Kinder, still zu sitzen und Freude daran zu haben.

Wir lehrten sie, ihre Sinne zu gebrauchen, die verschiedenen Gerüche aufzunehmen, zu schauen, wenn es allem Anschein nichts zu sehen gab, und aufmerksam zu horchen, wenn alles ganz ruhig schien. Ein Kind, das nicht stillsitzen kann, ist in seiner Entwicklung zurückgeblieben.

Übertriebenes, auffälliges Benehmen lehnten wir ab, und ein Mensch, der pausenlos redete, galt als ungesittet und gedankenlos. Ein Gespräch wurde nie übereilt begonnen und hastig geführt. Niemand stellte vorschnell eine Frage, mochte sie auch noch so wichtig sein, und niemand wurde zu einer Antwort gezwungen. Die wahrhaft höfliche Art und Weise, ein Gespräch zu beginnen, war eine Zeit gemeinsamen stillen Nachdenkens; und auch während des Gespräches achteten wir jede Pause, in der der Partner überlegte und nachdachte. Für die Dakota war das Schweigen bedeutungsvoll. In Unglück und Leid, wenn Krankheit und Tod unser Leben überschatteten, war Schweigen ein Zeichen von Ehrfurcht und Respekt, ebenso, wenn uns Großes und Bewundernswertes in seinen Bann schlug. Für die Dakota war das Schweigen von größerer Kraft als das Wort.


Luther Standing Bear

Luther Standing Bear (1868-1939) hatte das Erziehungs- und Schulsystem der weißen Amerikaner am eigenen Leib erfahren müssen. Indianerkinder, die ihre eigene Sprache verwendeten, wurden hart betraft. Standing Bear betonte in seinen Schriften - dieser Auszug entstammt seinem Buch Land of the Spotted Eagle - die Freundlichkeit seines Volkes Kindern gegenüber. Er war überzeugt, dass nicht nur die Indianer von den Weißen, sondern auch die Weißen von den Indianern lernen können. Die weißen Amerikaner, die die indianische Kultur ablehnen und ihr verständnislos gegenüberstehen, "berauben sich selbst", meine er.

aus Weißt Du das die Bäume reden. Weisheit der Indianer. Wien 1985

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