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Freitag, 31. Oktober 2008

Gedanken von White Eagle zu Allerheiligen, Allerseelen, dem Herbst um uns und in uns.



Hiawatha und Minnehaha.
In H.W. Longfellows Epos über das Leben des
Häuptlings Hiawatha heiratet dieser Minnehaha.
Die Statue lässt die Liebe der beiden erahnen.
Bild Wikipedia, urheberrechtlich gemeinfrei
White Eagle ist ein geistlicher Lehrer, dessen Gedanken und Worte durch das Medium Grace Cooke, mit der er in vielen Leben verbunden war, übermittelt wurden. 
White Eagles letzte Inkarnation liegt wohl 450 Jahre zurück. Damals war er, wie Grace Cooke seinen Hinweisen entnehmen konnte, der Mohawk-Sachem Hiawatha, also der Friedenshäuptling eines zu den Irokesen gehörigen Stammes. Unter den Indianern genoss er eine unglaublich große Verehrung; dadurch konnte er maßgeblich zur Gründung des Bundes der Irokesen beitragen, der die internen schrecklich blutigen Auseinandersetzungen beenden sollte.
Seine durch Grace Cooke übermittelten Schriften sind geprägt von einer einfachen, schlichten Sprache und genauso einfach und zugleich wertvoll ist die vermittelte Wahrheit. Zahlreiche Bücher sind von ihm erschienen; für mich eines der wertvollsten trägt den Titel "Die göttliche Mutter".
Hier nun ein Auszug aus "Geistige Jahreszeiten":

Ein Gedanke zum Herbst


Aus der Dunkelheit des Erdreiches entspringt Le­ben, es wächst und blüht, duftet und strahlt. Wenn ihr im Herbst eine Blumenzwiebel in den Boden ein­pflanzt, dann vertraut ihr darauf, dass aus dem unan­sehnlichen braunen Knollen etwas hervorgeht, das in solcher Schönheit erblüht, als wäre es ein Hauch Got­tes. Es wächst aus der Dunkelheit zum Licht empor, doch die Wurzeln ziehen die Nahrung aus Stoffen, die verrotten und zerfallen.
[...] was immer eure Sorgen, eure Lebensumstände und eure Schwierigkeiten heute sein mögen - seid dankbar! Denn diese sind das Erdreich um eure Wurzeln, aus denen zur rechten Zeit das Wun­der des Blühens hervorgehen wird.


Die Feste des Herbstes

Nach dem emsigen Wachstum und der mannigfachen Tätigkeiten während der Sommermonate, nach dem Höhepunkt des Ernte-Dankfestes spürt man den alles durchdringenden Frieden des Herbstes auf den Fel­dern und in den Wäldern, in Gärten und Parks, ja auf der gesamten Erde. Wenn sich die Säfte in den Wurzel­stock zurückziehen und die Lebenskräfte im Boden eine Zeitlang schlummern, dann wird der tiefe Frieden beinahe greifbar. Es ist eine Zeit des Ausgleichs der Le­benskräfte. Dieses ewige Gesetz des Ausbalancierens wird in allen Lebensbereichen sichtbar - in Ebbe und Flut der Gezeiten, in Sommer und Winter, in Licht und Dunkel, wie auch in mannigfacher Weise in den er­staunlichen Mechanismen des menschlichen Körpers. Es äußert sich auch im Pendeln des Bewusstseins zwi­schen der inneren und der äußeren Welt, zwischen Wachsein und Schlaf, zwischen Leben und Tod. […]
Auf ähn­liche Weise vollzieht sich der Rückzug des menschli­chen Lebens aus der äußeren Welt, um auf einer inne­ren Ebene geboren zu werden. Wir trauern über den Tod des Leibes, doch jene auf der anderen Seite des Schleiers freuen sich über die Geburt der Seele in ihrer Welt.
In der Natur vollzieht sich der Rückzug des Lebens aus der äußeren Form ganz lautlos. Doch wenn die Blätter fallen und die goldenen Stoppeln unter das Erdreich gepflügt werden, wenn die Ruhe des Herb­stes sich auf die Felder herniedersenkt, dann regt sich neues Leben tief unter dem äußeren Geschehen. Es ist, als wirke dort ein himmlischer Frühling.
Die Festtage, die in diese Zeiten fallen, Allerseelen und Allerheiligen […] sollen - daran erinnern, dass tief in der Seele des Menschen die Fähigkeit ruht, mit himmlischen Wesen und mit der in­neren Welt des Geistes in Kontakt zu kommen.
Zu dieser Jahreszeit wenden sich unsere Gedanken nach innen, zur geistigen Welt, und zu jenen, die dort wohnen. Beide Welten sind sich dann sehr nahe. Als müsste der Verlust des Sonnenlichtes ausgeglichen wer­den, erfolgt ein besonders starkes Ausgießen von gei­stigem Licht auf die Erdensphäre. Das hilft all jenen, die sich darauf einstimmen können, ihren Kontakt mit der geistigen Sonne, dem Quell allen Lebens, zu ver­stärken. Diese Verbindung mit dem göttlichen Quell ermög­licht auch einen echten Kontakt mit den geliebten See­len, die sich vom irdischen Leib zurückgezogen haben. Der Herbst eignet sich ganz speziell für eine Verbin­dung mit der übersinnlichen Welt.

Allerseelen

Wir beten, euer inneres Auge möge sich öffnen, um die Schar der Erleuchteten wahrzunehmen, eure geisti­gen Freunde und Brüder, die zu Allerseelen nahe an euch herankommen.
Wir können euch keinen materiellen Beweis für un­sere Botschaft des ewigen Lebens bringen, doch Gott gab euch die Fähigkeit, durch eigenes Erkennen die Bestätigung unserer Botschaft zu erhalten. Ihr könnt die ganze Welt durchforschen, könnt euch jedes wissen­schaftlichen Instrumentes bedienen, das der Mensch erfunden hat, könnt auf Pfaden übersinnlicher Phäno­mene forschen, und dennoch wird sich die Wahrheit vom ewigen Leben eurem Verständnis entziehen, so­lange ihr lediglich auf dem irdischen Weg sucht. Es exi­stiert immer etwas jenseits aller irdischen Dinge, etwas Undefinierbares, das ausweicht und mit dem Intellekt nicht eingefangen, nicht begriffen und nicht nutzbar gemacht werden kann. Es ist derart flüchtig, derart fein, dass es nur im eigenen Herzen erspürt werden kann. Dem Menschen wurden innere göttliche Gaben verliehen. In seinem innersten Wesen liegt das göttli­che Leben verborgen, und es ist seine Aufgabe hier auf Erden, an sich zu arbeiten, damit das Gottesbewusstsein in ihm erstarke. Wie können wir euch die unsichtbaren Welten beschreiben?
Wie können wir euch ihre Schönheit vermit­teln? Wird es euch helfen, Eindrücke aus jener höheren Welt zu erfassen, wenn wir euch raten, Gott freudig und mit Liebe im Herzen zu suchen?
Bemüht euch um die Erweiterung eures Bewusstseins durch die Liebe zu allen Geschöpfen, durch Liebe zum Mitmenschen, durch Liebe zu eurem eige­nen Leben und durch Liebe zu Gott. Sucht diese Bewusstseinserweiterung durch Freude an ganz einfachen Dingen. Wenn ihr euch an unsere Ratschläge haltet, dann werdet ihr euch einer feinstofflichen Gegenwart bewusst, ungefähr so, wie man den Duft einer Rose wahrnimmt oder den Duft der weiten Erde, des Mee­res, der Lüfte. Es gleicht einem zarten, alles durchdrin­genden Wohlgeruch, der euch die Nähe eurer Lieben anzeigt. Ihr beginnt, euch eines Lebens bewusst zu wer­den, das ewig währt. Ihr spürt, wenn ein Engel vorüberschwebt, denn ihr werdet einen höheren Sinn entwickeln für das 'andere' Leben - ein Leben in den Regio­nen des Lichtes, in das eure Lieben eingehen, wenn der Leib stirbt.
Der Tod sollte euch nicht von ihnen trennen, nur ihr sondert euch ab von ihnen. Die Welten des Lichtes, wirklich und begreifbar für jene, die dort wohnen, sind innere Welten. Das zu verstehen mag für euch schwie­rig sein. Wer diese Welten erreichen möchte, muss sich nach innen wenden, in das innerste Sanktuarium des Geistes, um dort Gott zu verehren, in Demut und mit liebendem Herzen.
Jesus, der Vermittler des Christuslichtes, der Offenba­rer des Gottessohnes, sagte: „Suchet zuerst das Reich Gottes, und alles andere wird euch hinzugegeben. "
Dies, meine Freunde, ist die Brücke und […] glücklich seid ihr erst, wenn ihr die kostbare Perle im eigenen Inneren gefunden habt.


aus White Eagle, Geistige Jahreszeiten. Aquamarin Verlag

Sonntag, 26. Oktober 2008

Von den Wirklichkeiten des Wassers: Der Kranke am Teich Bethesda - das sind auch wir!

Es gibt in der Bibel eine Geschichte, die hat mich in meiner Kindheit unglaublich beschäftigt. Sie erzählt von einem Mann, der an einer Zisterne in Jerusalem, der Heilkräfte zugesprochen wurde, viele Jahre lang lag. Im 5. Kapitel des Johannesevangeliums findet sich folgender Text: 


Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Bethesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte.
Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank. Als Jesus den liegen sah und vernahm, dass er schon so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.

Was mir in meiner Kindheit unglaublich Kopfzerbrechen bereitete: Wie hätte der Mann es schaffen sollen, als Erster in den Teich zu gelangen, wenn das Wasser sich bewegt; denn nur dem Ersten wurde die Heilkraft zuteil. Für mich war klar, dass das Wasser von einem Engel berührt wurde. Wenn also jener Engel das Wasser berührte, wie hätte der Mann es anstellen können, so schnell hineinzugelangen? Ich stellte mir vor, dass er gleichsam auf der Kante des Beckenrandes lag und nur noch mit einer Körperdrehung hinein hätte rollen müssen. Aber wenn er gerade vor Erschöpfung schlief? Wenn ein an den Gelenken Gesunder natürlich doch wieder schneller war? Wenn er mehrfach nur um eine Zehntelsekunde zu spät kam? War das nicht zum Verzweifeln? Hatte er nicht in Wirklichkeit gar keine Chance? Für mich war der Gedanke schrecklich. 
Zugleich war mein Herz voller Ruhe und Zuversicht, dass es so etwas wie diesen Teich gab.
Für mich war er eine Oase der Hoffnung. Ich wusste genau, wie dieser Teich aussah. Immer wieder kreisten meine Gedanken um sein Wasser und diesen Namen: Bethesda. Heute weiß ich, dass er wohl Haus der Gnade bedeutet.
Eigentlich ein Hohn für einen, der 38 Jahre dort liegt.
Doch die Bibel macht auf erschreckende Weise deutlich, warum er so lange dort liegt: Bekanntlich heilt ihn Jesus: Steh auf, nimm Dein Bett und geh heim! Das tut er, doch die Juden sehen ihn am Sabbat sein Bett tragen und stellen ihn zur Rede. Der Mann allerdings, nicht faul, redet sich heraus und sagt: Da war einer, der hieß mich mein Bett nehmen. Auf die Nachfrage der Juden jedoch kennt er den Namen seines Retters nicht. Kurze Zeit später sieht ihn Jesus im Tempel und ermahnt ihn: Sündige nicht mehr, auf dass Dir nicht Schlimmeres widerfahre. Unglaublich ist dann, was der Mann macht: Es ist von Dank nicht die Rede, er nimmt sich auch Jesu Worte nicht zu Herzen, denkt nicht über das nach, worauf Jesus sich bezieht, wenn er von seinen Sünden als dem Grund seiner Krankheit spricht. Er denkt auch nicht über die Mahnung nach, was mit dem Schlimmeren gemeint sein könnte. Was macht er? Er geht zu den Juden, und da er nun um den Namen von Jesus weiß, verpfeift er ihn bei jenen! Wir brauchen uns nicht auszumalen, was in der Folge Schlimmeres auf ihn zukam. Wichtiger ist, dass nun klar ist, warum der Mann 38 Jahre am Teich lag und nun doch wieder dort bzw. an einer vergleichbaren Stätte liegen wird ... sein Inneres war nicht in der Lage, die Heilung anzunehmen. Der Heiland war ihm nur außen begegnet, aber noch nicht in seinem Inneren; sonst hätte er ihn als seinen HEILER erkannt, innere Heilung erfahren - und vor allem: Er wäre dankbar für sie gewesen.
Im Grunde lässt uns die Bibel wissen: Wundert euch nicht, wenn jemand 38 Jahre lang leidet. Womöglich ist selbst ein Leben zu kurz, um jene Kräfte in ihm freizusetzen, die Heilung dauerhaft bewirken können.
Heute während einer sonntäglichen Radtour fiel mir ein, dass es sich mit dem Kranken verhalten könnte wie mit dem Mann vom Land in der Türhüterlegende:
Dieser Mann sitzt ja ein Leben lang vor einer Tür und kommt nicht hinein, ein Türhüter lässt ihn nicht durch. Kurz vor seinem Tod fällt ihm auf einmal auf, dass außer ihm nie jemand Einlass begehrte und er fragt den Türhüter, warum das so sei; jener aber antwortet: Diese Tür war nur für dich bestimmt, ich gehe jetzt und schließe sie!

Könnte es nicht sein, dass auch jeder von uns seinen Teich zu Bethesda hat?
Dass wir immer wieder im Leben die Möglichkeit haben, in sein Wasser zu springen?
Und ist es nicht so, dass wir uns zieren wie eine Diva, weil es zu kalt ist, weil wir kein Handtuch dabei haben, weil wir nicht wissen, ob das Wasser wirklich gechlort ist, weil ... weil ... weil ...
Und was macht uns so sicher, dass, wenn JESUS vorbeikommen sollte, wir ihn nicht genauso verpfeifen ...



Samstag, 18. Oktober 2008

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Plötzlich zeigt sich das wahre Gesicht!

Auf eines ist Verlass: Plötzlich zeigt die dunkle Königin ihr wahres Gesicht.

So wie eine Frau eine heilige innere Königin haben kann, wenn ihr der Glaube an sich in der Kindheit nicht genommen wurde, so hat sie auch eine dunkle Königin in sich, ein raffiniertes Weib, das nur darauf aus ist, die innere Schönheit anderer zu vernichten.

Hätte Schneewittchen davor bewahrt werden können, so lange wie tot sein zu müssen?
Nein.
Sie hätte nur sich allein bewahren können.

Indem sie den Rat der sieben Zwerge, vorsichtig zu sein, befolgt, hätte sie die dunkle Königin, die als alte Krämerin daherkommt, nicht mit "Guten Tag, liebe Frau" - so heißt es im Grimm-Märchen - anreden dürfen. Damit setzte sie selbst ihre inneren Alarmglocken außer Kraft. Als beim zweiten Mal die dunkle Königin als alte Frau mit ihrem Giftkamm kommt, lässt sie sich auf deren Aussagen ein: "Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein."

Hat die dunkle Königin einen Fuß im Türspalt, ist es zumeist vorbei. Zu gekonnt kann sie sich und giftige und ach so wunderschöne Kämme verkaufen.
Als sie beim dritten Mal, als Bauersfrau verkleidet, mit dem vergifteten Apfel kommt, übertölpelt sie Schneewittchen mittels ihrer Dreistigkeit. "Fürchtest Du Dich vor Gift", fragt sie. Das kann ja nicht sein, dass sie von ihrem Mordmittel selbst spricht ... Schneewittchen öffnet wieder die Türe.

Mit Hilfe der Fähigkeiten und Bewusstseinszustände, die die sieben Zwerge repräsentieren, ist es uns möglich, diese dunklen Seiten zu enttarnen. Wir müssen allerdings sehr achtsam sein.

Wenn die Wahrheit klar und unvermittelt angesprochen wird, verlieren dunkle Königinnen und dunkle Könige zumindest kurzfristig ihre Fassung. Dann erkennen wir, wes Geistes Kind sie sind.

Faust hätte mehrfach im gleichnamigen Stück Goethes die Gefährdung durch Mephistopheles erkennen können. Doch er wollte es nicht sehen. Am Schluss von Faust I gibt es vier Tote: Gretchen, ihr Kind, ihren Bruder, ihre Mutter.

Mephistopheles ist eine Gestalt unseres Inneren. Diese Energie führt nichts anderes im Schilde, als uns von Gott, von unserer inneren Göttlichkeit zu trennen.

"Wie ich mich selbst verlor." Unter diesem Titel ließen sich viele Leben verfilmen.

Menschen übergeben ihre Verantwortung an den inneren Hitler, an den inneren Mephistopheles, an den dunklen König oder die dunkle Königin.

Bevor dies geschieht, gibt es immer Signale. Manchmal sehr drastische. Aber man muss sie sehen wollen, man muss die sieben Zwerge ernst nehmen, sonst nützt alles nichts.

Wie Menschen ihre dunkle Königin erfahren, habe ich kürzlich drastisch erlebt:

Aus Interesse an einem bestimmten Thema hatte ich mich in ein Forum eingeloggt. Neuankömmlinge, so war es dort üblich, wurden gebeten, sich vorzustellen. Das tat ich auch. Dabei fiel mir die Herzlichkeit der Forumsteilnehmer auf, zugleich aber auch, dass bei den kurzen Begrüßungsworten der Forumseignerin für mich 0,0 Wärme und Herzlichkeit zu spüren war; sie kamen als teilnahmslos kalt bei mir an. Ich war erstaunt und registrierte es; immerhin bestand auch die Möglichkeit, dass ich mich irrte.

Bald darauf gab es eine Diskussion im Forum, im Rahmen deren ich jener Frau widersprach, worauf sie auf meine Ansicht überhaupt nicht inhaltlich, sondern verbal eher diskriminierend reagierte. Als ich fragte, ob sie denn meine Meinung nicht ernst nähme, antwortete sie, dass sie das nicht tue. Ich erklärte ihr darauf, dass ich ihr Verhalten gerade gegenüber neuen Teilnehmern als kalt und gefühllos wahrnähme und sagte ihr sehr deutlich meine Meinung. Daraufhin geschah etwas Verblüffendes:

Die Eignerin, nicht gewohnt, dass sie so deutlich kritisiert wurde, wechselte ihr Foto, dass sie bisher als freundliche Frau gezeigt hatte, aus. Zuerst erschien eine Teufelsfratze, so übel, dass sie kaum zu ertragen war, dann ein erhängter Wolf mit wehendem Schwanz, scheußlich anzusehen, und schließlich ein jagender großer Hund. Obwohl einige Forumsteilnehmer für mich Partei ergriffen, kündigte ich an, austreten zu wollen, bat aber noch um Zeit, weil ich noch den ein oder anderen Schriftwechsel mit Forumsteilnehmern kopieren wollte. Sie löschte aber auf der Stelle meinen Acount.

Nun ist ein neues Foto zu sehen: Sie steht auf einer Bergspitze, allein, rotes Shirt, siegreich.
Ihr Hund hatte die Arbeit getan.
Was sie wohl übersieht: Sie hat einigen im Forum ihr wahres Gesicht gezeigt: Da war die Teufelsfratze, da war die Todesenergie des Wolfes und der durch die Nacht jagende große Hund, mit dem sie ihre Feinde erlegt.

Die Teufelsfratze war nur wenige Stunden zu sehen, der Wolf auch, der jagende Hund eine ganze Nacht.

Mit diesen Bildern konnte sie kaum eindrucksvoller demonstrieren, was wirklich sich in ihr verbirgt, wie sie sich den Menschen gegenüber verhält, die es wagen, ihr zu widersprechen und aufzeigen, wie ihr Verhalten ist.
Da wird sie zum Teufel, zum Wolf, zum reißenden Hund.
So verhalten kann sich wirklich nur jemand, der eine entsetzlich kalte und gefühllose Seite hat.

In allen Bereichen des Lebens habe ich erlebt, dass Menschen, mit der Wahrheit klipp und klar konfrontiert, auf einmal aus der Balance geraten und Reaktionen zeigen, die andere Seiten von ihnen zeigen.

Es ist wichtig, dass man um diese weiß.

Weder auf die Frau im Forum noch auf andere Menschen, bei denen ich andere Seiten wahrnehmen musste und zugleich durfte, haben in Wirklichkeit ihr wahres Gesicht gezeigt.

Dieser Ausdruck entspricht einem geflügelten Wort, ist aber - so verwendet - unangemessen.

Sie haben einen anderen Ausschnitt von sich gezeigt, vor dem man sich allerdings sehr in Acht nehmen muss. Aber es ist nur ein Ausschnitt der Gesamtpersönlichkeit.

Und ich möchte betonen, dass Menschen nun einmal solche Seiten haben. Auch ich.

Nur ist die Frage, ob sie bereit sind, an diesen mehr oder weniger ausgeprägten Seiten zu arbeiten und sie zur Kenntnis zu nehmen.

Wenn sie das nicht tun, erscheinen sie bisweilen unkontrolliert an der Oberfläche. Niemals würde eine vernünftige Frau solche Bilder anstelle ihrer sonstigen hineinstellen. Deutlicher kann sie sich nicht decouvrieren, nicht zeigen, was sie sonst nie zeigt. Doch als sie es tat, hat sie nichts davon bemerkt.

Jeder, der es sehen will, weiß nun von ihrer Kreide im Hals und dass dahinter ein Wolf und ein jagender Hund steckt. Nicht immer. Aber: Vorsicht.
Gelangen Menschen in Diskussionen und Auseinandersetzungen an ihre Grenzen, dann aktivieren sich diese Wolfs- und Jagdhundprogramme - dann heißt es: auf der Hut sein.
Es gibt auch Menschen, in denen sich diese Programme insgesamt verselbständigen. Dann allerdings werden sie zum Wolf, zur Giftschlange, zum Habicht, zum Jagdhund. Dann allerdings höchste Vorsicht: zu erkennen ist das zumeist ohne Weiteres nicht.
Oft ist es wichtig, dass man diese Programme öffentlich macht. Dann verlieren sie ihre Macht, die meist nur in der Nacht, im Verborgenen blüht. Auch im Forum war es kein Zufall, dass dieser Jagdhund auf dem Bild selbst nachts jagte und im Forum die ganze Nacht über zu sehen war!
Wenn man diese Signale zu lesen lernt, können sie sehr klar sein.
Ich habe mir sagen lassen, die Forumseignerin wolle den ganzen Zweig / Thread in ihrem Forum, der diese Diskussion enthält, löschen.
So gehen Menschen gern mit ihren dunklen Seiten um. Weg damit, ab wieder ins Unbewusste. Was niemand sieht, existiert nicht.

Auf der gesellschaftlichen Ebene geschieht immer wieder auch Vergleichbares.

Da gibt es Neofaschisten in unserer Gesellschaft, Drogenabhängige und Kriminelle. Für viele sind sie ein Geschwür. Ab mit ihnen ins Gefängnis, da sieht sie niemand. Weg mit dem Thread. Diese Seite gibt es nicht an mir ...

Keine Gesellschaft, kein Mensch erfährt Heilung, wenn sie bzw. er nicht seine dunklen Seiten zur Kenntnis nehmen.

Das ist die Problematik des Anfortas: Wunden, die nicht heilen wollen, das Parzivalthema.

Schauen wir uns unsere Wunden an. Ohne sie wahr-zunehmen und zu heilen, müssen wir uns ständig selbst verletzen - und andere; ohne sie wahr-zunehmen und zu heilen gelangen wir nicht in unseren inneren Tempel.

Samstag, 11. Oktober 2008

Auf Erden ist der Himmel himmlischer als im Himmel! Über die Hochzeit von Himmel und Erde.




Halt an, wo laufst Du hin, der Himmel ist in dir,

suchst Du ihn anderswo, Du fehlst ihn für und für.

So hat schon Angelus Silesius in seinem Cherubinischen Wandersmann gedichtet, und er hatte Recht. Schließlich heißt es in der Bibel sinnentsprechend:

Das Königreich der Himmel ist in euch.

Im Grunde bedeutet das doch, dass immer da, wo ein Mensch geht und steht, auch der Himmel auf Erden ist.

Was wir wissen:
Da ist er nur als Möglichkeit. Wie schön, wenn es in der Realität bald 7 Milliarden Himmel auf der Erde gäbe.

So ist es also nicht. Aber die Option ist da. Eigentlich hat die Schöpfung es so vorgesehen.

Vater unser, der Du bist in den Himmeln ...
Deshalb spricht das Vater unser von den Himmeln, nicht, wie Luther sinnentstellend übersetzte: ... der Du bist im Himmel.
Korrekt übersetzt ist von tois ouranoís, von d e n Himmeln die Rede.

Kein Wunder, denn Gott ist in jedem Menschen, also in jedem seiner Himmel, die in den Menschen sind.

Man ahnt, wie weit es mit der Erde gekommen ist, wie sie leiden muss, denn von diesen Himmeln spüren wir wenig, spürt sie wenig. Statt Himmeln trägt sie alle Schattierungen der Höllen.

Hölle: Das ist ja ein Bewusstseinszustand. Genauso, wie das Paradies oder der Himmel.
Viele wollen diese lokalisieren.
Doch: Sie sind da, wo wir sind.
Manche denken: Oh, das Paradies, wie langweilig, ein Mann, eine Frau, ein Apfelbaum ...

Ist, selbst wenn wir das Paradies, den Himmel einen Moment lang leben können: Ist das langweilig?

Bei Gott nicht!

In Gott schon gar nicht!

In Bezug auf ihre selbstgemachten Höllen sind die Menschen ohne Ende phantasievoll und schaffen sie jeden Moment neu und jedesmal so einfallsreich anders.

Nur in Bezug auf den Himmel haben sie so eindimensionale Vorstellungen. Das ist bezeichnend und wirft die Frage auf:
Warum führen gerade die Himmel in den Menschen solch ein Aschenputteldasein?
Mit diesem Bewusstsein haben wir mit Sicherheit unsere kosmische Reise nicht angetreten. Nunmehr geht es um die Rückkehr der Könige und vieles, vieles mehr.

Leider ist Luther an all dem nicht ganz unbeteiligt, denn des Öfteren, wo in der Bibel von den Himmeln die Rede ist, hat er diese im Singular, in der Einzahl übersetzt.
Gehen wir daran, einfallsreich in Bezug auf das Kreieren von Himmelsvorstellungen zu werden, damit sie in uns zu Wirklichkeiten werden können, um einen Bogen, den Regenbogen zwischen Himmel und Erde zu spannen.














Die Aussicht besteht, dass wir den Himmel tatsächlich leben, und das geschieht vielleicht öfters, als man denkt, immer dann, wenn ein Mensch wahrhaft liebt, sei es, dass er sich selbst liebt, sei es, dass er einen Nächsten liebt.
Immer dann ist der Himmel auf Erden.
Dann geschieht, was in der Mythologie die Hochzeit von Himmel und Erde genannt wird.


Die Hochzeit von Himmel und Erde geschieht im Menschen.
Wo sonst?

Freitag, 3. Oktober 2008

Vom Fall der inneren Mauer: Das Wunder der Menschwerdung mitten im Leben.


Es mag zu meiner persönlichen Entwicklung gehören, dass ich empfindsamer und empfindlicher werde gegenüber dem Verhalten und der Einstellung anderer. Zu vielen Menschen bin ich in letzter Zeit begegnet, deren Weltbild in Zement gegossen scheint, die mit ihren Urteilen fertig sind, eingenommen von sich selbst, fast alles besetzt von ihrem Ego, kaum Platz mehr da für Demut und Liebe.
Kaum Raum da, um andere und sich selbst zu verstehen.
Ihr Herz: ein Schlagstock.
Eine Waffe.
Abwehr ohne Ende.
Nur kein Gefühl.
Gefühl irritiert nur.
Statt Verständnis Kritik.
Statt Hilfe Destruktion.
Pharisäer statt Samariter.
Absage an Wunder.
Gefühllosigkeit statt Einfühlen.
Nichts bewegt sich mehr.
Ein Leben ohne Wind.
Bloß kein Sturm, lieber Gesäusel.
Gerade auch im Gespräch.
Sich selbst nichts mehr zu sagen haben.
Ausdruckslosigkeit der Augen.
Angst vor Bewegung.
Personifizierte Belanglosigkeit.
Ihr Tag, ein bewegt wirkender See, in dem die Wasserbewegung festgefroren ist.
Stehende Wellen.
Ihre Nacht: wie ihr Tag.
Keine Empfindung für den Anderen.
Lieber den Nächsten hassen statt sich selbst.
Lieber spenden statt sich ändern.

Niemand ist nur so. Gott sei Dank, dennoch:

Wie müssen Kinder reagieren, die mit ihnen zu tun haben?
Kindern, die noch weich sind, zart, voller Hoffnung auf Wellen und Wind …
… die dann womöglich lernen, dass man als Erwachsener so ist.

Es gibt andere Menschen: Goethe war so einer. Er muss ein HERZ wie ein Ozean gehabt haben, ein Meer voller Gefühle.
Gefühl ist alles, lässt er Gretchen im Faust sagen. Sein Faust hat den Mut, durch Himmel und Hölle zu gehen. Gerade ist er dabei, Selbstmord zu machen, da hört er den Ostergesang aus der nahen Kirche und der Schmerz über ein als sinnlos empfundenes Leben kann aufbrechen:

Was sucht ihr, mächtig und gelind,
Ihr Himmelstöne, mich am Staube?
Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube;
Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.
Zu jenen Sphären wag ich nicht zu streben,
Woher die holde Nachricht tönt;
Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt,
Ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben.
Sonst stürzte sich der Himmelsliebe Kuss
Auf mich herab in ernster Sabbatstille;
Da klang so ahnungsvoll des Glockentones Fülle,
Und ein Gebet war brünstiger Genuss;
Ein unbegreiflich holdes Sehnen
Trieb mich, durch Wald und Wiesen hinzugehn,
Und unter tausend heißen Tränen
Fühlt ich mir eine Welt entstehn.
Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele,
Der Frühlingsfeier freies Glück;
Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle,
Vom letzten, ernsten Schritt zurück.
O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!
Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!

Tränen sind nicht gleich Tränen. Krokodilstränen wollen weiter fressen. Doch gibt es Tränen, die machen das schwere Herz leichter, ja leicht; sie sind eine Überlebenskur für eine zarte Seele.
Auch an Stein zeigen sie Wirkung. Doch kann es Leben dauern.

Bei Goethe sind sie Zeichen der Wandlung, der Verjüngung.
Ihr Salz ist das Ferment unseres Lebens.

Schon auf der ersten Seite des Faust finden wir:

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
[…]
Ein Schauer fasst mich, Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich;
Was ich besitze, seh ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.

Nur wer an Wunder in seinem Leben wirklich glauben kann, kann an das Wunder der eigenen Menschwerdung glauben.
Glaube lässt keine Erstarrung zu.
Glaube und Hoffnung sind Wegweiser zur Liebe.
Davon wusste Paulus zu schreiben.
Wunder der Liebe.
Nur wer sich wundern kann, nimmt am Wunder der Liebe teil.
Ohne Glauben, ohne Glauben an Wunder: keine Liebe.

Meine Hoffnung, dass es mehr Mensch gewordene Menschen gibt, als es den Anschein hat.

Zur Menschwerdung gehört, was Albert Schweitzer in Aus meiner Kindheit und Jugendzeit formuliert:

Die Reife, zu der wir uns zu entwickeln haben, ist die,
dass wir an uns arbei­ten müssen,
immer schlichter,
immer wahrhaftiger,
immer lauterer,
immer fried­fertiger,
immer sanftmütiger,
immer gütiger,
immer mitleidiger
zu werden.

Dann gilt, was er ebenfalls formuliert:

Finden sich Menschen, die sich gegen den Geist der Gedankenlosigkeit auflehnen und als Persönlichkeit lauter und tief genug sind, dass die Ideale ethischen Fortschritts als Kraft von ihnen ausgehen können, so hebt ein Wirken des Geistes an, das vermögend ist, eine neue Gesinnung in der Menschheit hervorzubringen.
Aus meinem Leben und Denken.

Ich würde gerne mehr solcher zum Menschen gewordene Menschen finden.
Menschen, die den Mut haben, sich gegen den Geist der Gedankenlosigkeit, der Gefühllosigkeit, der Ignoranz, der Destruktion des Nächsten aufzulehnen;
die um die Kraft von Tränen wissen;
deren Kraft der Erneuerung;
die den Mut haben zu fühlen;
die den Mut haben zu sagen, was sie fühlen;
die leben, weil sie fühlen;
die fühlen, weil sie leben;
die an das Wunder von Jericho glauben: den Fall der Mauer.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Kein Mensch steht auf einem Bein: Ohne Selbtliebe keine Liebe.

Sich selbst zu lieben und dafür eine Vorstellung und ein Gefühl zu entwickeln: das ist nicht einfach.
Stell Dir vor, Du sagst - wie es in einem Lied heißt - zu Dir selbst:

Die Wärme, wenn du lachst,
wenn du am Morgen sagst:
Mein Schatz, ich liebe dich so sehr …

Solche Worte zu unserem Selbst, zu unserem Ich, das sind wir nicht gewohnt – und doch sind sie denkbar, denn was im Lied folgt, gilt auch für uns:

Das gibt an jedem Tag
mir ungeahnte Kraft,
egal, was um mich her geschieht ...

Tatsächlich gibt die Liebe zu uns selbst uns wirkliche Kraft, nichts nämlich setzt mehr Kräfte frei als die Liebe. Liebe macht uns zudem unverwundbar und: Wenn wir uns lieben, wer kann uns von uns selbst trennen?
Niemand.
Es ist eben deshalb diese Weisheit des Alten Testamentes so wichtig zu verstehen:

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.

Nur in dieser Wechselwirkung ist LIEBE überhaupt möglich. Kein Mensch steht auf einem Bein.
Jakim und Boas sind ebenfalls zwei Säulen zum Eingang des Salomonischen Tempels; auch sie stehen für Liebe und Selbstliebe, denn der Tempel symbolisiert die göttliche Seele des Menschen.

In dieser Selbstliebe also sprechen wir zu uns:

Was wär ich ohne dich ...

Was nur sind wir, bevor die Liebe zu uns kommt, die Selbstliebe?

Wenn Du das folgende Lied in allen Teilen auf Dich selbst beziehen kannst: Dann ist die Liebe da!


Was wär' ich ohne dich,
mein Leben wäre wie ein Tag ganz ohne Licht,
der ohne Hoffnung, ohne Trost und Zuversicht.
Was wäre ich.

Was war ich ohne dich,
bevor du zu mir kamst,
Was war ich ohne dich,
ich weiß es selber nicht,
doch eines, das weiß ich:
Ich liebe dich.

Die Wärme, wenn du lachst,
wenn du am Morgen sagst:
Mein Schatz, ich liebe dich so sehr:
Das gibt an jedem Tag
mir ungeahnte Kraft;
egal, was um mich her geschieht.

Du bist die Mauer, die mich hält
du bist mein Alles auf der Welt;
auf der Welt.

Was wär' ich ohne dich;
mein Leben wäre wie ein Tag ganz ohne Licht,
der ohne Hoffnung, ohne Trost und Zuversicht.
Was wäre ich.

Was war ich ohne dich,
bevor du zu mir kamst.
Was war ich ohne dich,
ich weiß es selber nicht,
doch eines, das weiß ich:
Ich liebe dich.

In Wahrheit ist es so:

Wer von Liebe spricht und sich nicht liebt, weiß nicht,
wovon er spricht, wenn er von Liebe spricht!