Seiten

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Warum der Mensch tatsächlich Krone der Schöpfung ist - damit verbunden: über Goethe hinausdenken ...

Liebe Leserin, lieber Leser, Facebook hat mal wieder einen Beitrag im Rahmen einer von mir dort initiierten Gruppe (https://bit.ly/3f5njZQ) zensiert, also vom Netz genommen und für den Fall erneuten Verstoßes mir Folgen bis zum Sperren meines Kontos angedroht, da ich gegen Gemeinschaftsstandards mehrfach verstoßen hätte - mir persönlich ist schleierhaft, gegen welche.
Für den ein oder anderen mögen im Folgenden die spirituellen Begrifflichkeiten und Gehalte nicht ganz nachvollziehbar sein - ich bitte in obigem Zusammenhang um Verständnis
Es folgt also der zensierte Beitrag:

>

  • Warum der Mensch wirklich Krone der Schöpfung sein und das Wirken der Hierarchien krönen könnte
  • Warum es gilt, über Goethe hinauszudenken

Selten habe ich so profunde Sätze bei Rudolf Steiner gelesen, die so viel an wertvollem Bewusstsein beinhalten, wie die folgenden:
Der Mensch ist Götter-Ideal und Götter-Ziel. Aber dieses Hinblicken kann nicht der Quell von Überhebung und Hochmut beim Menschen sein. Denn er darf sich ja nur, als von ihm kommend, zurechnen, was er in den Erdenleben mit Selbstbewußtsein aus sich gemacht hat. Und dies ist, in kosmischen Verhältnissen ausgedrückt, wenig gegenüber dem, was als die Grundlage seines Eigenwesens die Götter aus dem Makrokosmos, der sie selber sind, heraus als Mikrokosmos, der er ist, geschaffen haben. 
Die göttlich-geistigen Wesen stehen im Kosmos einander gegenüber. Der sichtbare Ausdruck dieses Gegenüberstehens ist die Gestalt des gestirnten Himmels. Sie wollten, was sie so zusammen sind, in einer Einheit als Mensch schaffen. [Rudolf Steiner, GA26, S. 183ff] 

1. Der Mensch ist nicht nur eine Kreation der Elohim, wie mancher aufgrund des Beginns der Schöpfungsgeschichte annehmen könnte - Luther spricht bekanntlich aus seiner engen Sicht heraus von „Gott“ -, sondern im Grunde aller Hierarchien [https://bit.ly/3zg0kSB]. Der ganze Kosmos ist an unserem Werden, auch an der derzeitigen Bewusstseinsstufe, die man mit dem Wort „Christus“ erfassen kann, beteiligt. Steiner verweist z.B. auf die Bedeutung der Throne in Bezug auf die erste Inkarnation der Erde, die er Saturnzustand nennt und die den Beginn des menschlichen Seins erfasst.
Der Mensch ist ein Ergebnis kosmischen Wollens aller Hierarchien.
Diese Tatsache mag verdeutlichen, wie gigantisch wertvoll menschliches Sein ist.
Sie mag aber auch verdeutlichen, dass der Mensch sich auf sein Menschsein nicht zu viel einbilden sollte; er ist ein Ergebnis von Vorhandenem; allerdings leistet er einen unverzichtbaren Beitrag.

2. Für die Hierarchien ist der Mensch ein Wesen, in dem ihre eigene Entwicklung gipfelt. Dieser Gipfel will erklommen sein. Menschsein darf der Mensch schon auf dem Weg zum Ziel.
Warum das alles möglich ist, liegt an der notwendigen Kreation eines Phänomens, das wir Zeit nennen. Ohne Zeit gäbe es den Menschen nicht.
Zeit ist eine unglaublich wichtige Kreation der Götter (vgl. die Existenz des griechischen Gottes „Kronos“ - übersetzt „Zeit“).

3. Der Mensch verdankt die Qualität seines ideal-göttlichen Wesens nicht sich selbst; „die Grundlage seines Eigenwesens“ sind die neun Hierarchien. Das mag menschlichen Wesen immer bewusst sein. Sie verdanken die Qualität ihres Seins einer kosmischen Vaterschaft aller Wesen.

4. Aufgrund des gestirnten Himmels sind wir in der Lage, das individuelle Sein jeder der neun Hierarchien zu erkennen. In ihrer Göttlichkeit bilden sie eine Einheit, aber sie können eine solche nur sein, weil sie auch als Einzel-Entitäten lokalisierbar sind, wenn man es in einem Raumbegriff formulieren möchte. Den pantheistischen Einheitsbrei gibt es nicht. Er existiert nur für denkfaule lahmgeistige Esoteriker. Wie man ohne Yin nicht das Yang versteht, ohne das Weibliche nicht das Männliche und umgekehrt, so versteht man den Pantheismus nicht ohne ein Bewusstsein seiner ihm inhärenten Vielheit und Vielfalt.

5. Der Mensch wird Mensch, indem ihm etwas zur Verfügung steht, das wir mit einem Pflug vergleichen können.
Wir sind kein kosmisch wildes Kraut, wie es in der Natur wächst. Voraussetzung für unser Sein ist, dass wir das, was wir dank der Hierarchien vorfinden, als Möglichkeit unseres Wesens, den kosmischen Acker also, pflügen. Nur so finden wir Bewusstsein für den Samen und seine Früchte.
Darin besteht unsere Arbeit, unsere Aufgabe: im Pflügen. Wer glaubt, er müsse nur die Blumen ernten, bleibt ein kosmischer Luftikus, verfällt Luzifer.
Mancher mag mit seinem Pflug in der Erde stecken bleiben; Steiner nennt dieses Phänomen „Ahriman“.

6. Der Mensch muss sich ein Verständnis seiner kosmischen Substanz pflügend erarbeiten. Man kann auch den Pflug als Selbstbewusstsein bezeichnen; es ist das Bindeglied zwischen Mikro- und Makrokosmos. Ohne pflügen geht nichts.

Indem er seiner Selbst mehr und mehr bewusst wird, dringt sein Pflug immer tiefenwirksamer, immer verstehender, immer bewusster in den kosmischen Acker ein. In jeder Krume erkennt er Substanzen von Hierarchien, die an dieser Stelle gewirkt haben.

7. Selbstbewusstsein erfordert die Arbeit am inneren Menschen. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat ihn beispielsweise die Bedeutung der Arbeit mit und an seinem inneren Kind erkennen lassen, etwas, was ihn verstehen lässt, warum es wichtig ist, Verletzungen zu heilen, vor allem aber, Verletzungen von Kindern zu vermeiden (hallo Katholische Kirche, hallo …)

8. Der Mensch kann aufgrund der Studien eines Steiner verstehen, dass Kindsein verbunden ist mit dem allnächtlichen Vermögen, im Schlaf aufarbeitend zu den Tagesanfängen zurückzugehen, dass wieder Kind zu werden ebenfalls bedeutet, zwischen den Leben zu den kosmischen Ursprüngen zurückzugehen. Deshalb geht Michael Endes Momo im gleichnamigen Werk rückwärts zu Meister Hora. Es gilt, unter den vielen Quellen, die unser Bewusstsein fördern können, die richtigen auszuwählen, denn falsche Propheten gibt es zuhauf, z.B. Menschen, die nur luziferisches Bewusstsein lehren und in die Irre führen; viele Esoteriker gehören zu ihnen.

9. Das eigene Selbst zu finden ist ein Prozess, der nicht ohne Irren und Verlaufen im Wald vonstatten geht, wie wir es in den Märchen dargestellt finden - durch viele Leben. Nur muss der Mensch irgendwann wirklich den Mut haben, wie Gretel der Hexe ins Kreuz zu treten - zu viele Esoteriker und auf spirituellen Wegen unterwegs Seiende sind zahnlose Tiger, die ihre Unfähigkeit zu handeln mit pseudopazifistischem Spiritualismus kaschieren. Christus brachte in Wahrheit das Schwert, also die Fähigkeit, Wahrheit und Falschheit zu trennen. Ohne die Fähigkeit, das Schwert zu gebrauchen, gibt es keinen Seelenfrieden - „ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Matth. 10,34) Das kosmische Pflügen geht ohne Schwerter nicht. Pflugscharen sind auch Schwerter.

10. Der gestirnte Himmel ist eine Kreation unserer Inneren, eine Kreation, die uns nur aufgrund der Arbeit der Hierarchien zur Verfügung steht. Er vermag uns alles zu spiegeln, was unseren geistigen Kosmos ausmacht. Indem wir unseren Pflug, unser Selbstbewusstsein einsetzen, erkennen wir uns in ihm, diesem Himmel. Die Gefahr besteht meines Erachtens darin, dass viele Menschen eigene Sterne in den gestirnten Himmel hineingeheimnisst haben und es weiterhin eifrig tun und sich z.B. etwas einbilden, was in Wahrheit nicht vorhanden ist oder was sie beispielsweise bei Steiner gelesen haben, was nicht aber in ihrem Bewusstsein wirklich vorliegt und immer fremd bleiben könnte. Es entwickeln sich daraus dann die geistigen Drohnen dunkler Kräfte.

Der Mensch hat in wenigen Jahrzehnten den Orbit mit Weltraumschrott vermüllt; über Jahrtausende tat er das mit dem gestirnten Himmel.
Wir dürfen und müssen uns auf ein großes Reinigen einstellen.

11. Es gibt keine Wahrheit, kein kosmisches Bewusstsein ohne tiefe Ehrlichkeit. Zu oft existiert der gestirnte Himmel als esoterische Seifenblase.
Um ihn wirklich zu erfahren, benötigen wir diese Ehrlichkeit und das Bewusstsein und die Hilfe aller Hierarchien.
Wir dürfen ihnen ab und an dafür danken.

Kern und Schale

Wer meine Veröffentlichungen, beispielsweise auf meinem Methusalem-Blog kennt, weiß, wie sehr ich Goethe schätze, auch, weil er ein wirklicher Mensch und ein unverblümter Mann war: beides war in seiner jeweiligen Authentizität Voraussetzung für sein großes Bewusstsein.

Vor der Wiedergabe des obigen Steiner-Zitats habe ich auf meinem Facebook-Account einen seiner Sprüche bzw seiner Gedichte veröffentlicht, überschrieben Ultimatum. Zu lesen war da:

Und so sag' ich zum letzten Male:
"Alles giebt sie reichlich und gern;
Natur hat weder Kern
Noch Schale;
Alles ist sie mit Einemmale;
Du prüfe dich nur allermeist,
Ob du Kern oder Schale seist!"

(...)

Ihr folget falscher Spur,
Denkt nicht, wir scherzen!
Ist nicht der Kern der Natur
Menschen im Herzen?
(aus Goethe, „Ultimatum“ )

Kern, das sind wir selbst, unser Selbst. Schale, das ist der gestirnte Himmel bis an die Grenzen unseres kosmischen Horizonts.

Für die Natur gilt: Sie ist Kern und Schale, alles im allem.

So allerdings formuliert Goethe nicht. Natur hat nicht die Fähigkeit, ein Bewusstsein von Kern und Schale zu haben bzw. sich zu erarbeiten, er schreibt, sie habe weder Kern noch Schale. 
Das zwischen beiden differenzierende Wahrnehmen ist Aufgabe und Fähigkeit des Menschen.

Klar ist für mich, was Goethe bezweckte, indem er den Menschen dem Kern zuweist. Und natürlich hat das eine gewisse Berechtigung. Dennoch aber liegt dem Guten nicht das Steinersche Bewusstsein zugrunde. Tatsächlich sind wir alles, wir sind Schale und damit gestirnter Himmel und wir sind Kern, Selbst. Das eine besteht nicht ohne das andere, kann nicht ohne das andere existieren. Wir brauchen den Spiegel des gestirnten Himmels.

Damit möchte ich mich natürlich nicht über den Altmeister stellen. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, wie vorsichtig wir allem gegenüber zu sein und Dinge neu zu denken haben.

Unser Denken darf noch viel beweglicher werden, ja, auch frecher, wagemutiger, risikobereiter.

Gleiches gilt für unsere Gefühle, für unser Wollen.

Freitag, 21. Oktober 2022

DIE LAUTERBACHS SIND ÜBERALL - DER ANGST-GENERATOR LÄUFT AUF HOCHTOUREN

Im Notfall zählt jede Sekunde ...

Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen ins Bewusstsein gerufen: Notfallvorsorge geht uns alle an. ...

Keine Frage, dass es sinnvoll ist, ein oder zwei Kisten Wasser für alle Fälle zu Hause zu haben.
Aber die Frage ist doch: Was spielt sich gerade ab?

Mir persönlich geht es so, dass mich weder Corona noch weitere weltweite Geschehnisse sonderlich bedrückt haben. Aber in den letzten zwei, drei Wochen empfinde ich, dass sich etwas wie ein Alp auf die Erde gelegt hat. Es ist mir, als ob das Göttliche und Menschliche nicht zusammenfinden können. Dass sie wie getrennt nebeneinander her existieren.

Ob das Göttliche weiß, wie sehr es des Menschlichen bedarf, um göttlich zu sein? Ob sich auch in den Menschen das Göttliche verselbständigt hat und die Beziehung zum Menschsein verloren hat?
Das ist es, was gerade mich bewegt ...

Die Angstverbreitungsmechanismen sind offensichtlich und sie belasten mich nicht, weil Menschen, die sie verbreiten, wie Lauterbach, Wieler und Co für mich zu offensichtlich seelisch krank sind. Und ich ordne auch die Veröffentlichung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hier ein. Es passt. Der große Angst-Generator läuft auf Hochtouren. 
Das ist es aber nicht, was mich bedrückt. 
Mich bedrückt eine große Lähmung, die sich für mich breitmacht. Ich persönlich glaube eigentlich daran, dass der Fortschritt der Menschheit letztendlich nicht aufzuhalten ist. Aber selbstverständlich ist er nicht.
Und es ist wichtig zu erkennen, was gerade abläuft ...

Es ist wie die Lähmung, wie eine Art bleierner Stille vor einem großen Sturm.
Nur: Wird es ein geistiger des Aufbruchs sein zu neuen Ufern der Erkenntnis für die Menschheit?
Oder wird es ein realer sein, wie ihn die Menschheit noch nicht erlebte?
Oder beides?

Montag, 10. Oktober 2022

Gestiefelter Kater sein - die bieder selbstgenügsame Spiritualität überwinden. Den (Welten)Humor leben!

Wer noch einmal das Märchen vom Kater, der uns ein Vorbild sein kann, lesen möchte: https://bit.ly/3EuVYKM

Ein bisschen hat jeder die Fähigkeit, gestiefelter Kater zu sein, in sich. Gewiss nicht jede und jeder gleichermaßen, aber mancher, der vor sich tut, er kenne den Kater nicht, ist entweder einfach lau (ein biblischer Ausdruck für nicht Fisch noch Fleisch), faul-behäbig oder feige.

Es gibt diese Märchen, deren Stellen manche gern überlesen, die darauf aufmerksam machen, dass man zu Mitteln greifen darf, die die Feigen von vornherein ächten und z.B. einen auf Pazifismus machen. Nein, das Leben fordert uns heraus, nicht nur die Hände zu falten und den Frommen zu geben, sondern handlungsstark und gewitzt zu sein.
Gretel ist da ein leuchtendes Beispiel:
Frühmorgens musste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. 'Erst wollen wir backen', sagte die Alte, 'ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet.' Sie stieß das arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon herausschlugen. 'Kriech hinein,' sagte die Hexe, 'und sieh zu, ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschießen können.' Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sie´s auch aufessen. Aber Gretel merkte, was sie im Sinn hatte und sprach 'ich weiß nicht wie ich´s machen soll; wie komm ich da hinein?' 'Dumme Gans,' sagte die Alte, 'die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein,' trappelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. Da gab ihr Gretel einen Stoß, dass sie weit hineinfuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! da fing sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Gretel lief fort, und die gottlose Hexe musste elendiglich verbrennen.
Gretels Stoß ist einer, der es in sich hat; er ist notwendig, damit sich die Not ihres Bruders und ihre eigene wenden. Mit ein bisschen esoterischem Powerchen ist da nichts getan; Gretel langt hin!

Wie gesagt, es ist nicht jedermanns Sache und es ist auch falsch, den Helden zu geben, wenn man aus unterschiedlichen Gründen ein Schwert nicht führen kann. Oft aber besteht auch die Tat darin, einen Helden zu rufen und nicht einfach die Augen vor der eigenen und der Not anderer zuzumachen. Der gestiefelte Kater hat nicht nur seine Stiefel; er kommt auch im Frack oder im Trainingsanzug.

Was uns das Märchen lehrt:
  • Vorsicht mit vorschnellen Urteilen: Was zu nichts zu taugen scheint, kann uns große Dienste erweisen; ein paar Stiefel können die Welt verändern. 
  • Oder ein Sack, wenn man ihn zu nutzen weiß. 
  • Die Rebhühner im Märchen sind jene Dinge, deren wir habhaft werden können, wenn wir dem Leben zugewandt sind und mit dessen Fülle umzugehen lernen.
  • Dann ist auf einmal ein Wachposten da, der es zulässt, dass wir zum König gelangen. 
Während der Kater aktiv ist, sitzt der Müllersohn zu Hause und jammert.
Das ist eine Seite, die, wenn sie uns dominiert, wir schnell recyceln sollten.

Natürlich kann es auch sein, dass der Kater übertreibt. Von diesem Kater erzählt das Märchen nicht. Aber es gibt ihn. Allerdings gibt es eben auch eine Seite in uns, die sagt: Übertreib´s nicht. Geh nicht zu weit!
Oft ist das eine durch unser Elternhaus oder andere Sozialisationsinstanzen eingebaute Spaßbremse.
Manchmal ertragen wir Glück nicht. Wir kennen die Geschichten von Lottogewinnern, die binnen kurzer Zeit ihr Geld wieder verlieren. Kein Zufall.

Es gibt allerdings auch Gesetze, auch spirituelle, die wir zu beachten haben: Einen Lohengrin darf man nicht fragen, woher er kommt; die Sonne zu genießen ist schön, aber Ikarus zu spielen, zahlt sich nicht aus.

Es sind da auch andere Seiten in uns, die uns lehren wollen und können, was angesagt ist und was nicht. In Bezug auf diese hören wir nicht auf, ein Leben lang zu lernen.

Märchen geben in vielerlei Gestalten, zu denen Menschen und Tiere gehören, Auskunft über unsere gigantisch vielen Seiten. Das Leben ist wie eine Orgel. Mancher von uns spielt gar nicht mit den Füßen oder nur auf einem einzigen der vielen Manuale. Und ist glücklich. Aber eben in seiner Definition von Glück.

Das Üble ist, dass jene, die eine reduzierte Form von Glück leben, möchten, dass andere das auch tun. Dann müssen sie nicht hinschauen, dass sie in Wahrheit Leben nicht leben.

Wer hätte gedacht, dass ein fluchender Kutscher, von dem das Märchen erzählt, eine Türe zum großen Glück aufmachen kann - wenn man nur hinhört …

Und wer hätte gedacht, dass es manchmal gut sein kann, sich splitternackt auszuziehen …

Mancher wird sagen, dass der Kater auch zum Mittel der Lüge greift.
Oder ist er listig?
Ist es eine Lüge, dass der Kater verlauten lässt, seinem Herrn seien die Kleider gestohlen worden, oder ist es eine List?
Ist es verwerflich, die Leute zu anderen Aussagen zu animieren - oder ist es ein geschickter Schachzug, den das Leben zulässt?

Die Antwort des Märchens ist mit der Gestaltung des Ausgangs eindeutig.

Und es lässt uns auch wissen: Man kann mit einem Zauberer in einen gewaltigen Kampf gehen, man kann ihn aber auch mit List und Witz in die Tasche stecken.

Menschen sind heute gerne bierernst, weil sich dann besser übersehen lässt, dass der Geist der Menschen in die Abstraktion gegangen ist und mit vielen Seiten und Saiten des Lebens nicht mehr umgehen kann, sie nicht zum Klingen bringt. Da ist dann manches geheim und geheimnisvoll geworden, obwohl es seiner eigentlichen Bedeutung nach bestens bekannt ist, denn „geheim“ bedeutet eigentlich:„zum Heim gehörend“. Deshalb gab es Geheimräte wie Goethe, die das Fürstentum bestens kannten und in Bezug auf das Heim des Fürstens jenem ein wertvoller Ratgeber sein konnten. 
Das Gegenmittel zum Fallen in die Abstraktion des Intellekts ist der Humor und Hermann Hesse hat ihm im Steppenwolf ein Denkmal gesetzt (https://bit.ly/3SP5Tze). Oder auch Rudolf Steiner in Aussagen wie:
„Nun konnte man sehr leicht meinen, daß es etwas Ungehöriges ist, so, wie man sagt, «heilige Dinge» satirisch zu behandeln. Aber wirklich, meine lieben Freunde, will man weiterkommen gerade auf dem Gebiete geistiger Weltanschauung, dann ist eine Grundforderung diese, daß man nicht das Lachen verlernt über dasjenige, worüber in der Welt gelacht werden muß, wenn man es richtig beurteilt. Eine Dame erzählte einmal von einem Herrn, der immer in der Stimmung war, «hinaufzusehen zu den großen Offenbarungen des Weltenalls». Von anderen Menschen, als von «Meistern», sprach er überhaupt nicht, und, verzeihen Sie, aber sie sagte noch: Er hat eigentlich immer «ein Gesicht bis ans Bauch» gemacht - sie war keine Deutsche, die betreffende Dame - also ein tragisch verlängertes Gesicht trug er stets zur Schau.“ (GA 169, S. 124)
„Man kriegt manchmal ein bißchen Schmerzen, wenn man in anthroposophische Ansiedlungen oder Zusammenrottungen kommt. Da ist manchmal eine solche bleierne Schwere. Man kriegt die Leute nicht zum Beweglichwerden. Bleierne Schwere ist da; wenn man eine Diskussion beginnt, macht keiner den Mund auf, weil auch die Zunge bleiern schwer ist. Die Leute machen ein «Gesicht bis ans Bauch». Sie sind so wenig geneigt, zum Heiterwerden, zum Lachen zu kommen!“ (GA 317, S. 102)

Dem einen mag der gestiefelte Kater zu weit gehen, einem anderen nicht. Das mag jeder für sich entscheiden. Nur ist es empfehlenswert, den Kater in sich auszuprobieren und andere Tiere und Möglichkeiten, die wir haben. Nicht dass wir am Ende des Lebens zurückschauen und denken: Wäre ich doch nicht so bieder gewesen und hätte mehr ausprobiert …

Seinem Menschheitsrepräsentanten lässt Rudolf Steiner nicht von ungefähr den Weltenhumor sozusagen über den Rücken schauen (https://bit.ly/3RJb9Dn).
Das mag uns zu denken geben, wenn wir mal wieder nur bierernst sein wollen …

Wir leben gerade in einer Zeit, in der alles viel zu sehr bierernst genommen sein will, Ukraine, Klima, Inflation …
Dahinter aber stehen genau jene Kräfte, die uns nur bierernst sein lassen und den gestiefelten Kater als eine Möglichkeit des Lebens vergessen machen wollen.

Mit Lachen und Humor überleben wir, ja leben wir!

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Bei C.G. Jung spukte es im Außen - bei vielen von uns spukt es im Inneren (und wir halten diesen Spuk für normale Realität)

Es war die Zeit vor der Abfassung der“Septem Sermones ad Mortuos“, sieben Predigten, die an die Toten gerichtet waren, als C.G. Jung sich intensiv mit dem Unbewussten beschäftigte. Es war auch jene Lebensphase (ab 1914), als das berühmt-berüchtigte Rote Buch entstand, das seine Familie noch viele Jahre nach seinem Tod unter Verschluss hielt. Er schrieb in ihm von 1914 bis 1930, beginnend damit, als er in einer tiefen Krise war und an der Menschheit glaubte, verzweifeln zu müssen.

Den einzigen Teil, den er privat drucken und an dem er Ausgewählte teilhaben ließ, waren obige sieben Predigten. Im Anhang seiner Autobiographie „“Erinnerungen, Träume, Gedanken …“ ist allerdings zu lesen: „Später bezeichnete er die Unternehmung als Jugendsünde und bereute sie.“ Ob damit die Veröffentlichung gemeint ist oder das Schreiben der Predigten, ist leider nicht ersichtlich. Das Original-Zitat kenne ich leider nicht.

Seine Erinnuerungen an diese Zeit finde ich aus mehreren Gründen bemerkenswert - es heißt in seiner Autobiographie:

Ganz allmählich zeichnete sich ihn mir eine Wandlung ab. Im Jahre 1916 spürte ich einen Drang zur Gestaltung: ich wurde sozusagen von innen her gezwungen, das zu formulieren und auszusprechen, was gewissermaßen von Philemon hätte gesagt werden können. So kamen die „Septem Sermones ad Mortuos“ mit ihrer eigentümlichen Sprache zustande.

Es begann damit, dass eine Unruhe in mir war, aber ich wusste nicht, was sie bedeutete, oder was „man“ von mir wollte. Es war eine seltsam geladene Atmosphäre um mich herum, und ich hatte das Gefühl, als sei die Luft erfüllt von gespenstischen Entitäten. Dann fing es an, im Hause zu spuken: meine älteste Tochter sah in der Nacht eine weiße Gestalt durch Zimmer gehen. Die andere Tochter erzählte – unabhängig von der ersten – es sei ihr zweimal in der Nacht die Decke weggerissen worden, und mein neunjähriger Sohn hatte einen Angsttraum. Am Morgen verlangte er von der Mutter Farbstifte, und er, der sonst nie ein Bild gemalt hätte, zeichnete den Traum. Er nannte es „Das Bild vom Fischer“. Durch die Mitte des Bildes läuft ein Fluss, ein Fischer mit einer Angelrute steht am Ufer. Er hat einen Fisch gefangen. Auf dem Kopf des Fischers befindet sich ein Kamin, aus dem Feuer schlägt und Rauch aufsteigt. Von der anderen Seite des Ufers kommt der Teufel durch die Luft geflogen. Er flucht, dass ihm die Fische gestohlen würden. Aber über dem Fischer schwebt ein Engel, der sagt: „Du darfst ihm nichts tun: er fängt nur die bösen Fische!“ Dieses Bild hatte mein Sohn an einem Samstagmorgen gezeichnet.

Am Sonntag gegen 5 Uhr nachmittags läutet es an der Haustür Sturm. Es war ein heller Sommertag und die zwei Mädchen waren in der Küche, von der man den offenen Platz vor der Haustür übersehen kann. Ich befand mich in der Nähe der Glocke, hörte sie und sah wie der Klöppel sich bewegte. Alle liefen sofort an die Tür, um nachzuschauen, wer da sei, aber es war niemand da! Wir haben uns nur so angeschaut! Die Luft war dick, sage ich Ihnen! Da wusste ich: jetzt muss etwas geschehen. Das ganze Haus war angefüllt wie von einer Volksmenge, dicht voll von Geistern. Sie standen bis unter die Tür, und man hatte das Gefühl, kaum atmen zu können. Natürlich brannte in mir die Frage: „Um Gottes willen, was ist denn das?“ Da riefen sie laut im Chor:„Wir kommen zurück von Jerusalem, wo wir nicht fanden, was wir suchten.“ Diese Worte entsprechen den ersten Zeilen der „Septem Sermones ad mortuos“.

Dann fing es an, aus mir rauszufließen, und in drei Abenden war die Sache geschrieben. Kaum hatte ich die Feder angesetzt, fiel die ganze Geisterschar zusammen. Der Spuk war beendet. Das Zimmer wurde ruhig und die Atmosphäre rein. Bis zum nächsten Abend hatte sich wieder etwas angesammelt, und dann ging es von neuem so. Das war 1916. (…)

Davon abgesehen, dass ich die Forschungsergebnisse Jungs heute spirituell für nicht mehr zielführend halte, wobei sie das Bewusstsein unserer Gesellschaft bisher maßgeblich mitgeprägt haben - ich denke da an die Archetypen der Anima und des Animus -, vermute ich, es spukt auch heute - den Begriff „Spuk“ halte ich im Übrigen für ziemlich unglücklich, weil irreführend -, allerdings im Inneren der Menschen, wobei sie diesen sogenannten Spuk recht stolz für ihre innere Realität halten. Doch ist es eben meist nicht die ihre.

Alle Kräfte des Kosmos, sowohl die dunklen als auch die lichtvollen, denken und fühlen und wir sind oft genug die Briefkästen und Adressaten. Und wenn man unsere Welt derzeit anschaut, dann sind die dunklen, irreleitenden Kräfte im Erreichen der Adressaten, also uns, wesentlich erfolgreicher.

Was schafft Abhilfe?

Ein Kater.

Er ist in der Lage, den - wie es in der Gralsmythe des Wolfram von Eschenbach heißt - Zauber des Clinschor zu bannen.

Man muss dieses Bewusstsein und seine Fähigkeit nicht in der Gestalt eines Katers erfassen, aber das Märchen vom gestiefelten Kater tut es, und wenn man dieses Märchen versteht und sich danach ausrichtet, könnte die Erde binnem Kurzem ein ganz anderes Bewusstsein haben.

Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Wer das Märchen vom ´Gestiefelten Kater´schon einmal lesen möchte: https://bit.ly/3CCs863