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Mittwoch, 28. Juni 2023

Verlust ist das Ziel. - Über die sommerliche Urangst des Menschen.

Im großen Atemrhythmus des Jahres hat zur Sommersonnenwende sich das Innere der Erde nach außen in den Kosmos ausgeatmet und vermischt sich dort mit den Sonnen- und planetarischen Kräften des Alls. Ebenso mit der Christuskraft.
Gleiches gilt für den einzelnen Menschen, der auf einer anderen Ebene das erlebt, was mit der Erde geschieht.
Diese nun bildet einen Spiegel für das, was außerhalb ihrer sich abspielt, wobei bekanntlich hinter diesen nichts dringt von dem, was er spiegelt. Nicht einmal Christus dringt mehr ins Innere der Erde bzw. des Menschen.
Das erklärt, warum im Sommer mancher eine Christusleere in sich wahrnimmt, wenn er dort sucht und nicht weiß oder bedenkt, dass zu dieser Zeit Christus im Kosmos wahrzunehmen ist, also außerhalb seiner selbst, auf der Weltenebene.
Was manche menschliche Seele auf zutiefst unbewussten Ebenen registriert, ist, dass in dieser Zeit Ahriman - im Christentum Satan genannt - sich im Inneren einnistet, was dazu führt, dass viele Seelen aus einer unbewussten Angst nicht zur Gänze ausatmen und sich nicht wirklich verlieren im Welten-Ich. Das hat zur Folge, dass sie all die möglichen Kräfte auch nicht aufnehmen werden können wenn sie ab September wieder dem Einatmen folgen und Erden-Ich bzw. das Menschen-Ich nach innen zurückkehren. Eine seelische Diffusität ist die Folge, die vielen Seelen zu schaffen macht und sie so viel Energie dafür aufwenden lässt, dieses Gefühl nicht wahrnehmen zu wollen. Denn einordnen können sie es nicht, weil alles sich noch zutiefst unbewusst abspielt.

Weiß die menschliche Seele um diese Prozesse, die ins Licht gerückt zu haben für mich ein riesengroßes Verdienst Steiners ist (und ich sage das gern, auch wenn ich mich nicht zu den Anthroposophen zähle), so kann sie - um es mal etwas flapsig zu formulieren - bei der Rückkehr ins Innere Ahriman fragen, ob er sich denn in ihrem Inneren wohlgefühlt habe und noch wohlfühlt, was diesen zum Rumpelstilzchen werden lässt und ihn schier zerreißt, denn für ihn ist es das Hinterletzte, wenn er und sein Treiben enttarnt werden. Im Gegensatz zu Luzifer, dem kosmischen Narzissten, agiert Ahriman aus dem Unbewussten heraus.

Es mag zu den wichtigsten Bewusstseinsschritten einer Bewusstseinsseele des augenblicklichen menschlichen Entwicklungsstadiums gehören, dass sie um diese Prozesse weiß. Auf je mehr Seelen dies zutrifft, desto mehr schwindet die ahrimanische Kraft und es bricht die Morgenröte einer neuen Entwicklungsstufe an. Denn diese Seelen sind in der Lage, ganz bewusst zur Gänze auszuatmen und sich im Welten-Ich zu verlieren. Sie sind desgleichen in der Lage, Ahriman bewusst zu begegnen.
Der Welten Schönheitsglanz,
(so heißt es in dem Wochenspruch nach der Sommersonnenwende, die die Anthroposophen Johanni nennen)
Er zwinget mich aus Seelentiefen
Des Eigenlebens Götterkräfte
Zum Weltenfluge zu entbinden;
Mich selber zu verlassen,
Vertrauend nur mich suchend
In Weltenlicht und Weltenwärme.
Dieser Wochenspruch deutet an, dass es mit dem Weltenfluge für die menschliche Seele nicht so einfach ist und Zwang Not tut. Doch es gibt Schlimmeres, als von der Welten Schönheitsglanz gezwungen zu werden.
Damit verbunden sind oben angesprochene Prozesse. Je mehr Menschen sie ins Bewusstsein rücken, desto geistiger kann die Erde wieder werden, desto wirkungsvoller kann sich die menschliche Seele in Geist verwandeln. Sie vermag dann womöglich vollständig einzuatmen bis zur Weihnachtszeit, wo sie so bei und in sich selbst ist, dass in ihr Christus geboren werden kann. Immer wieder. Jedes Jahr aufs Neue.

Im täglichen Atemrhythmus jeden Tag. 

PS.  An anderer Stelle habe ich in einer Antwort auf einen Kommentar reagiert, und ich möchte hier meine Antwort einfügen, weil sie näher erklären mag, um was es geht:

Verlust ist das Ziel.
Weil „verlieren“ für uns überwiegend negativ besetzt ist, klingt das zunächst barbarisch.
Was den Verlust so problematisch für uns Menschen macht, ist, dass wir verlernt haben, kosmisch zu denken und kosmisch zu fühlen. Wenn wir Andere anschauen, sehen wir ihren physischen Körper und nehmen maximal in ihrer Körperhaltung, ihren Gesichtszügen und im Ton ihrer Stimme ihre Seelenlage war. Aber wir sehen nicht, wie jeder Mensch mit den Planeten und den göttlichen Wesen verbunden ist.
Deshalb habe ich es mir zu eigen gemacht, in meiner Vorstellung diese kosmische Verbundenheit bei anderen Menschen mitzudenken, mitzusehen. Das hilft mir selbst, mein kosmisches Eingebundenen wahrzunehmen. Es ist ein Prozess; je mehr wir unkosmisch waren, desto mehr bewusste Arbeit gilt es hier zu leisten.
Das menschliche Denken ist mit der Sinne Macht verbunden, und dieses Denken wird in angehenden Sommerzeiten besonders aktiviert, weil eben die Sinne sehr aktiv sind.
Vergessen spielt in den Wochensprüchen Steiners auf dem Weg zum Verlieren-Können wiederholt eine Rolle; eigenmächtiges Denken und Willenseigenheit wollen überwunden werden; dabei hilft das Vergessen. Es ist aber nicht von Dauer besitzt nicht die Konsequenz eines Ja zum Verlust; es ist ein Mittel, das hilft.
Es hätte nicht genügt, wenn Christus sich am Kreuz vergessen hätte. Not-wendig war ein Ja zum Verlust des Lebens. Wer nur ein bisschen sterben will oder zu vier Fünfteln, der wird sich nicht im wahren Leben finden. Wer nicht vollständig ausatmet, wird sein Ich nicht im Welten-Ich finden. Wir schwimmen hinaus ins offene Meer und mit jedem Armzug und Beinschlag lösen wir zugleich unsere Konturen auf, bis wir selbst Meer werden. Da bleibt kein Rest an Kontur. Da ist nur Verlust.
Im Rhythmus des kosmischen Lebens werden wir wieder Kontur. Wir schwimmen wieder Richtung Land. Ob wir es wahrnehmen oder nicht: wir sind ein Anderer. Noch nie war „Du hast Dich ja nicht verändert“ ein Kompliment für den, der solche Worte spricht. Denn der Andere hat sich auf jeden Fall verändert. Wie sehr er sich verändert hat, das hängt auch von dem Bild ab, das wir uns von ihm machen. Deshalb ist „Du sollst Dir kein Bildnis machen“ so wichtig, nur dann können wir das Verändern, Vergessen, Verlieren des Anderen wahrnehmen, das er durchmacht.

Wie man das Verlieren gut macht?

Für mich geschieht es in Bewusstseinsetappen und wir erleichtern sie uns, indem wir sie nicht bewerten. Es ist ja ein Segen, über die Wochensprüche nachzudenken. Sie legen uns die Bedeutung des Verlustes offen, ein Umstand, der vielen Menschen noch nicht zuteil wird. Und wir dürfen davon ausgehen, dass gerade die Menschen, die auf diesem Weg des Ja zum Verlust sind, umgeben sind von vielen Helfern aus der Geistigen Welt. Und nicht zuletzt ist es das Welten-Ich. das gerade jene Menschen-Iche, die sich in ihm verloren haben, gern entlässt, denn sie sind es, die die Erde bereichern und Mitmenschen Mut machen können, Verlust einzugehen, um wirklich finden zu können: sich selbst im Welten-Ich.

Dienstag, 20. Juni 2023

Von Gaia und einem kosmischen Klima

Seit ich die Wochensprüche Steiners für mich entdeckt habe, werden sie mir immer mehr zu einer Fund- und Schatzgrube.

So auch jener für diese Woche:
Es ist in dieser Sonnenstunde
An dir, die weise Kunde zu erkennen:
An Weltenschönheit hingegeben,
In dir dich fühlend zu durchleben:
Verlieren kann das Menschen-Ich
und finden sich im Welten-Ich.
Unter denen, die ich kenne, ist obiger ein Höhepunkt, denn in seinem Mittelpunkt steht eine coiunctio oppositorum, also die so sehr erstrebte Vereinigung der Gegensätze (wegen deren Existenz wir momentan krank, kriegerisch und was nicht noch alles sind):▫️

Offensichtlich ist es möglich, etwas hingegeben zu sein und sich selbst zugleich zu durchleben, zu erleben.

Was die Menschheit noch nicht willens zu verstehen bereit war und ist:

Es ist nicht gleichgültig, wem oder was ich mich hingebe.
Mit Bitcoin und KI wird die Erde nicht überleben.
Weltenschönheit will erkannt und sich ihr hingegeben sein (wie finden wir die Welt ... ?)

Das Entscheidende liegt darin, dass man sich finden kann, weil man sich etwas Besonderem hingibt.
Dann findet man sich nicht mehr so, wie man es vielleicht gewohnt ist, sondern man findet sich im Welten-Ich.
Auf dieser Ebene nur finden wir die Lösung unserer derzeitigen Probleme.

Darin liegt auch das Geheimnis der Liebe:
Wenn ich mich in Liebe hingebe, finde ich mich im Anderen.
Ja, in all den Anderen (so wenig sich das auch mein begrenzter Verstand im Moment vorstellen kann).

Darin auch liegt die Lösung der sozialen Frage.
Ihre Lösung liegt eben nicht in dem begrenzten Rahmen, den wir, Gewerkschaften und Politiker ihr geben:
  • Es will der Kosmos mit eingebunden sein.
  • Es geht nicht um unsere Vorstellung von Schönheit.
  • Es geht um Weltenschönheit.
  • Es geht nicht um unsere Vorstellung von Liebe.
  • Es geht um Weltenliebe.

Wir lösen unsere Probleme nicht auf der irdischen Ebene.
Wir lösen sie nur auf der kosmischen Ebene.

Unser aller Urmutter, Gaia - einst war sie einfach reines Feuer - hatte eine Beziehung zu Uranos, dem Himmel (Hesiod erzählt davon).
Auch wir, ihre Kinder, bedürfen dieser Beziehung.
Sie ist möglich, wenn wir uns auch mehrheitlich den Gedanken an sie abgewöhnt haben.

Ab sofort können wir wieder kosmisch denken, kosmisch fühlen, auch wenn wir uns wie Pennäler auf diesem Gebiet vorkommen und der ein oder andere nur darauf spöttisch reagieren kann (was er nicht weiß: es gibt ein kosmisches Klima und unser irdisches Klimaproblem lässt sich nur auf ersterer Ebene lösen ...)

PS Man sollte es nicht glauben, aber die Sommer-Sonnen-Zeit scheint eine günstige Voraussetzung für obiges Geschehen zu bieten. Gewiss, Sonne ist allein schon kosmisch, aber Uranos ist noch viel mehr ...

Samstag, 17. Juni 2023

Faust I(2) "Lass in den Tiefen der Sinnlichkeit / Uns glühende Leidenschaften stillen"!

Vor allem, wenn wir sie nicht zur Kenntnis nehmen, sind wir der Schlange (alias Luzifer) und Satan (alias Ahriman) ausgesetzt; von Freiheit sollten wir dann nicht sprechen.

In seinem "Faust" gestaltet Goethe unsere möglichen Formen der Abhängigkeit und dementsprechend die Gerissenheiten der beiden geistigen Kräfte; zugleich wird im Laufe des Gesamtwerkes deutlich, wie wir mit ihnen umgehen können, denn es ist kein Zufall, dass in "Faust II" Luzifer Faust den Schlüssel zum Reich der Mütter geben muss, selbst aber nicht dahin absteigen kann.
Mit dem "Faust" hat Goethe eine Möglichkeit geschaffen, für unser Leben Entscheidendes wahrzunehmen. Die Faust-Videos wollen dabei eine Hilfe sein.
Letztendlich geht es darum, Luzifer und dem Satan furchtlos zu begegnen und sie in uns zu erlösen. Den Schlüssel dazu finden wir am Fuße des Kreuzes von Golgatha.


Dienstag, 13. Juni 2023

Kennst Du das: ein göttliches Wesen fühlt Dich?

Vor ein paar Wochen hat mir jemand die Steinerschen Wochensprüche, auf einem Blatt doppelseitig zusammengefasst, in die Hand gedrückt.
Manche davon klingen ziemlich kryptisch, das heißt, man muss sich auf sie einlassen und tatsächlich, man muss gedankliche Arbeit leisten, um sie zu verstehen (ach herrje, Eigenleistung ist gefragt, wenn man sich innerlich entwickeln will).
Für diese Woche lautet der Spruch:
Zu sommerlichen Höhen
Erhebt der Sonne leuchtend Wesen sich;
Es nimmt mein menschlich Fühlen
In seine Raumesweiten mit.
Erahnend regt im Innern sich
Empfindung, dumpf mir kündend,
Erkennen wirst du einst:
Dich fühlte jetzt ein Gotteswesen.
Auffällt, dass die herannahende Sommerzeit - auch durch die noch ungewohnte Lichtflut - Besonderes im Menschen bewirkt - das hat sich schon in den letzten Sprüchen angedeutet.
Was in dem vorliegenden Wochenspruch aber angesprochen wird, ist etwas, was mir als Gedanke noch nie begegnet ist:

Dass der Sonne leuchtendes Wesen mein Fühlen in ungewohnte Regionen mitnehmen könnte und vor allem: dass, was ich gegebenenfalls wahrnehme, eine Folge dessen ist, dass mich ein Gotteswesen fühlt.


Ein Gotteswesen fühlt mich: ein - bedingt auch durch diese Wortwahl - für mich gänzlich neuer Gedanke.
Offensichtlich gibt es das: eine besondere und bewusste fühlende Zuwendung durch ein göttliches Wesen, eines vielleicht, das ich vom Namen her kenne, vielleicht aber auch eines, das aus tiefen Raumesweiten ausgerechnet mich für sein Fühlen ausgewählt hat, vielleicht die Sonne selbst


Für diese Vorstellung muss ich in meiner Vorstellungswelt extra einen Raum schaffen ...
Vielleicht kann ich dann früher als "einst" erkennen, was mir da begegnet ist ...