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Sonntag, 24. Februar 2019

Kläglich: In die Vorauswahl zum "Lied für Israel" schickte die ARD als möglichen deutschen Beitrag sieben englische Lieder, kein deutsches

Und auch das Sieger-Duo nennt sich natürlich Sisters, nicht Schwestern.

 

Glaubt irgendjemand wirklich, die beiden, die nur mühsam englisch singen können, werden, weil sie Englisch singen, nur einen PLatz besser sein? - Ich vermute, sie werden vielleicht nicht letzte (irgendeiner wird vielleicht noch schlechter sein), aber ganz in der Nähe werden sie schon landen

Jedenfalls: die deutsche Sprache ist mal wieder erfolgreich verleugnet.

Nicht, dass ich das als nationalen Einbruch empfinde, aber ich liebe eine Sprache, meine Sprache, die  wundervoll differenziert ist, gerade im Bereich der Gefühle und dem Feld der Beziehungen. Wer es nicht weiß, darf mal in der Deutschen Romantik rumschnüffeln und in diversen Gedichten, auch einer Bachmann, eines Enzensberger und wie sie alle heißen: sie haben faszinierende Liebesgedichte geschrieben.

Jedenfalls habe ich erstens was dagegegen, dass mit Rundfunkbeiträgen so schräg-schlechte Beiträge nach Israel geschickt werden und zweitens hätte ich gern, dass diese saublöde Deutsch-Verleugnung aufhört!


Donnerstag, 21. Februar 2019

Wir nennen´s fromm sein. - Goethe wusste um jene überkonfessionelle Religiosität, die aus einer der Ebenen der Himmel strömt.

In seiner Marienbader Elegie hat Goethe ein Bewusstsein angesprochen, welches dem Bewusstsein der Menschen noch fremd ist und fremd sein muss, solange sie sich mit katholischer und protestantischer Religiosität herumschlagen und nicht erkennen, dass es in den Himmeln nicht um Hinduismus, Buddhismus, Islam, Christentum, Konfuzianismus und was es an religiösen (Hin-)Richtungen noch gibt, geht, sondern um eine Frömmigkeit, die die Himmel durchströmt und bei vielen Menschen leider noch weit entfernte Teile ihrer Seele, deren sie sich zwar in der Zeit zwischen ihren Leben bewusst werden, nicht aber auf der Erde.

Das Vater unser beginnt ja, im Gegensatz zu Luthers falscher Übersetzung, mit: Vater Unser, der du bist in den Himmeln. In diesen Himmeln sind die Urbilder der Schöpfung angesiedelt, die Reiche der Engel, also die Reiche unterschiedlichen Bewusstseins und unterschiedlicher Aufgaben, denn, wie im Himmel, so auf Erden - wie es im Vater unser heißt - ist Geist nie untätig; vielleicht des Öfteren bei manchen Menschen auf der Erde, in den Himmeln nie. Hier eine der wertvollsten Strophen, die es weltweit gibt:
In unsers Busens Reine wogt ein Streben,
Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten
Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,
Enträtselnd sich den ewig Ungenannten;
Wir heißen´s: fromm sein! - Solcher seligen Höhe
Fühl ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.
Man darf gespannt sein, wann unsere Kultur sich endlich auf ihre wertvollen, weil wahren Perlen besinnt, auf Goethes Marienbader Bewusstsein, auf sein Verständnis der Urbilder, erarbeitet in seinen Ausführungen zur Urpflanze, auf des Novalis Blaue Blume, auf Hölderlins Verweis auf die Unerkannte, das Ewig-Weibliche, unsere große Seele. In ihr gibt es keine Kirche, kein zölibateres Gefängnis, keine päpstlichen Dogmen, Bannbullen und Verbote von Reinkarnation etc.

Da durchgeistet ein Bewusstsein alle Seelen, und dieses Grundgefühl menschlichen Seins ist das eigentliche religiöse Bewusstsein. Mit unserem Verständnis von Religion hat das so wenig zu tun wie das Wasser einer Kläranlage mit dem jenes Brünnleins im Schneegebirge, von dem eines unserer Volkslieder singt, auch so eine Perle, die noch zu wenig Beachtung findet.

Sonntag, 17. Februar 2019

Weil du der Himmel bist, gibts keinen dort! - Ricarda Huchs "Wo hast du all die Schönheit hergenommen . . ."

Wo hast du all die Schönheit hergenommen,
Du Liebesangesicht, du Wohlgestalt!
Um dich ist alle Welt zu kurz gekommen.
Weil du die Jugend hast, wird alles alt,
Weil du das Leben hast, muss alles sterben,
Weil du die Kraft hast, ist die Welt kein Hort,
Weil du vollkommen bist, ist sie ein Scherben,
Weil du der HImmel bist, gibts keinen dort!
                                          Ricarda Huch (1864-1967)
 .
Wiederholungen sind uns ein Aber, unsere Lehrer haben sie konsequent angestrichen: Hier sind sie ein Kunstmittel, besser: Zeichen der Liebe. Mit jeder neuen Wiederholung wird sie nachdrücklicher. Wie in der germanischen Mythologie Yggdrasil, die Weltenesche, Symbol für das Wesen des Menschen, über alle Himmel hinausreicht, so tut es hier die Liebe mit der Welt. Angesichts einer solchen Liebe ist die Welt ein Scherben. Vielleicht kann nur Liebe auf solch eine Aussage kommen.

Donnerstag, 14. Februar 2019

Die großen deutschen Balladen - tiefsinnig, heilsam, wegweisend




Volksballaden des ausgehenden Mittelalters, Kulturballaden, insbesondere auch Goethes und Schillers Ideenballaden, enthalten Werte und bilden Tugenden ab, die in unserer Gesellschaft in Vergessenheit geraten sind, u.a. Mut, Demut, Einfühlungsvermögen, Hilfs-, ja Opferbereitschaft: in Schule und Erziehung mögen sie wieder mehr Beachtung finden. - Für unsere Seelen sind Balladen eine wertvolle, heilsame Nahrung. - Das Video beginnt mit Günter Kunerts "Wie ich ein Fisch wurde". Im Zentrum der Betrachtung steht Schillers "Der Taucher", eine Ballade, die, wie kaum eine andere, Auskunft über die menschliche Seele, auch den dunklen König in uns gibt. Die Symbolik des Wassers spielt eine zentrale Rolle und damit unser Inneres: "Des Menschen Seele gleicht dem Wasser". Was Goethe wusste, finden wir in Volksliedern (dazu in einem nächsten Video mehr), der Bibel und in vielen Mythen, ganz besonders eben auch in Balladen.

Donnerstag, 7. Februar 2019

Sarah Razak: Ich möchte der Kamm sein, der durch deine Haare fährt . . .


Ich möchte der Kamm sein, der durch deine Haare fährt
und der Spiegel, in den du blickst.

Ich möchte die Stimme sein, mit der du lachst
und der Duft, nach dem du riechst.

Ich möchte das Buch sein, in dem du liest
und die Musik, der du lauschst.

Ich möchte die Luft sein, die du atmest
und die Kleidung, die du trägst.

Ich möchte der Teller sein, von dem du isst
und das Glas, aus dem du trinkst.

Ich möchte das Bett sein, in dem du liegst
und die Decke, die dich umgibt.

Ich möchte dein Gedanke sein, wenn du wach bist
und dein Traum, wenn du schläfst.

Ich möchte deine Gegenwart sein
und deine Zukunft.


Ich finde, das sind fast überzeitlich schöne, weil tief empfundene Worte über Liebe. Deshalb füge ich auch die letzten beiden Zeilen nur widerwillig hinzu, denn sie personalisieren das Vorausgehende so sehr und engen es ein auf eine Person. Allerdings: So hat es Sarah Razak gemeint, und deshalb möge sie entschuldigen, dass ich sie nachträglich anfüge:

Doch für dich bin ich nur eines:
Vergangenheit...

Dienstag, 5. Februar 2019

O. M. Aïvanhov über psychische Störungen

Warum leiden so viele Menschen an psychischen Störungen? Weil sie in sich das weibliche Prinzip, das passiv und empfänglich ist, zu stark entwickelt haben. Ohne Unterscheidungsvermögen öffnen sie sich allen Einflüssen und wissen nach einer Zeit nicht mehr, woran sie sind. Sie sollten daher über die Wirkungen aller Einflüsse auf ihr inneres Leben nachdenken, sie gründlich studieren und analysieren, nur solche Einflüsse zulassen, die sich für sie als günstig herausstellen und die anderen zurückweisen. Mit anderen Worten: Sie müssen das männliche Prinzip entwickeln.
(aus: Gedanken für den Tag)

Ein Beispiel für jene - es gilt für Mann und Frau gleichermaßen -, die zu viel Raum ihrer weiblichen Seite gaben und geben, ist übrigens Goethes Werther gewesen: Zu keiner klaren Entscheidung war er fähig, zu weich, sich von einer Frau fernzuhalten, die ihren Mann doch eh nie für ihn verlassen hätte.
Wenn dann, wie bei ihm, noch eine ordentliche Portion Selbstmitleid dazukommt, dann gibt man sich die Kugel, auf einmal zu einer Entscheidung fähig, einer Entscheidung, die nur eine Inszenierung ist für die Außenwelt, weil die Innenwelt nicht mit sich klarkommt. Eine Schein-Lösung.