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Samstag, 10. September 2022

KUNST ALS TOR ZU KOSMISCHEM BEWUSSTSEIN. – DIE ZWANGHAFTIGKEIT DER ERDE ZUNEHMEND ABLÖSEN.

Ich veröffentliche den folgenden, ursprünglich in einer Facebook-Gruppe (https://bit.ly/3B9NDJ8) veröffentlichten Beitrag  hier auf der EthikPost, weil er von Facebook dort gecancelt wurde mit dem Hinweis, er widerspreche den Gemeinschaftsstandards. Er ist also in erster Linie für die Gruppenmitglieder gedacht, denn ohne die vorausgehenden Beiträge mag sein spiritueller Inhalt nicht immer ganz leicht nachvollziehbar sein 

Kunst ist der fortdauernde Befreiungsprozess des menschlichen Geistes und zugleich Erzieherin der Menschheit zum Handeln aus Liebe. (aus „Ita Wegmans Lebenswirken aus heutiger Sicht“;1976) 
  • die Kunst: unser Tor zu kosmisch bewusstem Sein 
  • mindestens genauso wichtig wie Inhalte: die Stimmung 
  • Steiner-Happen und überhaupt Spirituelles können die Seele zukleistern 
  • Die Götter wieder jubelnd musizieren hören 
  • „Du sollst Dir kein Bildnis machen“ 
  • „Weil Du nicht bist wie alle andern“ 

Manche werden sich wundern, wie sprunghaft doch in unserer  Gruppe die Themen angeschlagen werden. Aber ein geistiges Netzwerk lässt sich nicht so aufbauen, wie unser Verstand es sich wünscht. Die Einordnung der Themen in das Ganze - beispielsweise ´der Zyklus der Frau im Spiegel der Jahreszeiten´, ´die Bedeutung der kosmischen Vater- und Mutterkräfte´, ´Enzensbergers wunderbares Gedicht über einen Mann, der seine Gefährtin nicht einengt´, ´die Bedeutung der Isis-Zeit´, ´über Penis und Vagina und was man ach doch über beides wissen sollte´ und andere Themenbereiche mehr … - bleibt jedem selbst überlassen; in der Seele muss sich zusammenfinden, was wirklicher Sinn im eigenen Leben werden soll. Ich hoffe jedenfalls schon, dass sich in absehbarer Zeit die Bedeutung des Kosmischen für unsere Entwicklung und die Heilsamkeit eines Miteinander von Weiblichkeit und Männlichkeit deutlich abzeichnen. Noch tun sich immer neue Bereiche auf, die Bedeutung für unser Gesamtthema haben, z.B. für mich als nächstes die Bedeutung der Schönheit, die auch den Zugang zum Kosmos öffnen kann.

Zuletzt sollten Grammatik, Syntax und Kunst einen Stellenwert für unser Thema haben.

Der Textauszug aus Max Frischs „Homo Faber“ hat viele nicht sonderlich interessiert oder gar beeindruckt; für mich allerdings ist der Roman ein Paradebeispiel für das, was Kunst in Bezug auf unser Verhältnis zum Übersinnlichen zu leisten vermag und mein Herzblut hängt an diesem Werk, weshalb ich mich selten so sehr über Likes gefreut habe wie die von Margareta, Franziska und Michaela Mirjam unter dem letzten Beitrag:

Jener Ingenieur ist ja vielleicht in der neueren Literatur DAS Paradebeispiel für ein sich wandelndes Männliches; sein „Im Licht sein“ - eine für ihn noch wenige Monate zuvor undenkbare Wortwahl - erinnert mich an das, was wesentlich ist: nicht die Inhalte sind, es, jedenfalls nicht nur:
„Auch ich“, so gibt Margarita Woloschin in „Leben und Werk“ eine Aussage Steiners wieder, „wenn ich einen Vortrag zu halten habe, bestimme nicht im Voraus, was ich sagen werde, sondern vertiefe mich in eine bestimmte Stimmung, aus der heraus ich dann spreche.“ Und sie formuliert dann, dass Stimmung bedeute: in das Licht hineinwachsen, das von einem höheren Wissen als farbiger Schimmer herabglänzt.
Diese Worte lassen erkennen, wie wichtig Homo Fabers „Im Licht sein“ für ihn war und für uns sein kann.

auf die Stimmung kommt es an …

Für mich ist diese Thematik noch auf eine andere Weise von Bedeutung: Vor mehr als zwanzig Jahren sagte eine Frau, deren Hellsichtigkeit ich noch heute schätze, zu mir über das, was ich später einmal machen würde: Es wird nicht so sehr auf die Inhalte ankommen, sondern auf die Stimmung; es geht um Stimmung. - Ich war damals ziemlich enttäuscht - „Stimmung“ hatte für mich im Zusammenhang mit Spiritualität keinen wirklichen Stellenwert - und ich dachte: Na danke, für was lese und studiere ich all das, was ich tue. Heute erkenne ich, wie sehr sie mir Wichtiges mitteilte. Jeder, der ein Saiteninstrument, sei es eine Geige oder Gitarre, stimmt, weiß, wie gut das dem eigenen Inneren tut, wenn die Klänge der Saiten immer mehr zueinander finden und zuletzt ein feinstimmiger, feingestimmter Akkord erklingt - es gibt kaum etwas Schöneres, Erlösenderes als einen abschließend reinen Akkord. Das gilt auch für unsere Seelen. Der Mensch handelt, wenn es gutgeht, zunehmend in Überein-Stimmung mit der Geistigen Welt und verwirklicht sein eigenes Wesen, wenn er - wie ein wahrer Künstler - die eigenen Seelenkräfte, am Sinnlichen erprobend, umwandelt und damit hinstimmt zu einem sinnenfreien, rein geistigen Anschauen, um die Geistige Welt zu erkennen; wenn ihm das gelingt, erkennt er als Folge den ur-eigenen Zusammenhang mit dem ur-sprünglichen Wesen der Welt.

Was für eine Tatsache: den ur-eigenen Zusammenhang mit dem ur-sprünglichen Wesen der Welt erkennen!

Dieser Anspruch darf uns ruhig bewusst sein, vor allem aber sollte uns bewusst sein, dass wir noch - und dieses Leben wird nicht das diesbezüglich letzte sein - mitten im Stimmen sind und jeder Misston uns Hinweis sein darf, an einem der Wirbel von Geige oder Gitarre, sprich, an einem unserer Seelenwirbel zu drehen, um die Töne bzw. Seelenlagen stimmiger werden zu lassen.

In uralten Erdenzeiten musizierten die Götter jubilierend im Kosmos aus der Freude an ihrem Weltenschaffen heraus, göttlich gestimmt. Das darf uns wieder bewusst sein (https://bit.ly/3RzxraV) und die Frage beantworten, warum es so bedeutungsvoll ist, dass wir den Kosmos betreten; wir tun es im Schlaf, wir tun es in unserem Leben nach dem Leben, wir können täglich tagsüber einige wenige Minuten stille werden und in den Kosmos eintreten und uns augenblicklich begrüßt fühlen von all den Wesen, die sich über solche Besuche königlich freuen; auch heute jubeln die Götter noch, wenn Licht geschieht. Und sie tun das auch in dieser Zeit, da das Licht immer stärker wird. 

Kunst und die geistige Gestaltung unserer Wirklichkeit

Damit wir dies wahrnehmen und zu unterstützen vermögen, dazu trägt die Kunst - ob Poesie, Malerei, Architektur, Formen der Landschaftspflege und weitere Seinsweisen - in einem bisher zu wenig gewürdigten Ausmaß bei; mit ihr erscheint Übersinnliches in unserer sinnlichen Welt in Formen, Farben, Tönen - zukünftig immer mehr in Tönen, denn die Musik ist die Kunstform der Zukunft („ die Musik stellt deshalb ein Höchstes dar, weil sie ganz außerstande ist, irgend etwas aus der Natur nachzuahmen, sondern in ihrem eigenen Element Gehalt und Form ist“ - R. Steiner, GA 271, S. 102). Mit ihr enthebt sich der Mensch der zwanghaften Anpassung an die Erde; sie ermöglicht den Brückenschlag zwischen äußerlichem Anschauen und innerem Erleben, ermöglicht eine gegenseitige Befruchtung beider Seiten und gibt damit unserem irdischen Leben Sinn; mittels der Kunst durchgeistigt sich sinnlich Wahrnehmbares. Es ist der Künstler, der durch sein Schaffen die geistig-übersinnliche Welt in die physisch-sinnliche hineinträgt und sie erlöst; er ist es, der der verzauberten Natur Geheimnisse entlockt, die in ihr verborgen sind und durch Verwandlungsprozesse nicht zum Tragen kommen konnten: 
Wenn der Mensch sein Inneres über die Natur sprechen läßt, so erkennt er, daß die Natur hinter dem zurückbleibt, was sie vermöge ihrer Triebkräfte leisten könnte. Der Geist sieht das, was die Erfahrung enthält, in vollkommenerer Gestalt. Er findet, daß die Natur ihre Absichten mit ihren Schöpfungen nicht erreicht. Er fühlt sich berufen, diese Absichten in vollendeter Form darzustellen. Er schafft Gestalten, in denen er zeigt: dies hat die Natur gewollt; aber sie konnte es nur bis zu einem gewissen Grade vollbringen. Diese Gestalten sind die Werke der Kunst. In ihnen schafft der Mensch das in vollkommener Weise, was die Natur unvollkommen zeigt. (GA 1, S. 331)
Lasst uns den Wandlungskräften der Kunst vertrauen! 

Der Mensch von heute setzt sich immer weniger Wandlungskräften aus. Selbst wenn jemand ein spirituelles Video im Netz anschaut: Selten - so erlaube ich mir zu sagen - wird der Mensch in der Seele berührt. Kommt doch meist das, was erwartet wurde: eine Ladung Samadhi oder ähnliches … aber die Seele gähnt; Spirituelles kann auch die offenen Stellen der Seele noch gänzlich zukleistern, weil in Wirklichkeit der Mensch nicht mehr forscht, nicht mehr strebt.

Notwendig ist, dass wir uns (wieder) Überraschungen aussetzen: Das geschieht mittels eines Romans, eines wertvollen Films wie „Der Himmel über Berlin“ (https://bit.ly/3TIPCNi), wenn wir uns in Bilder hineinbegeben. 

Lasst uns regelmäßig uns den Wandlungskräften der Kunst aussetzen!
Kunst will uns mit dem Geistigen verbinden und es ist etwas anderes, ob ich eine Sammlung von Steiner-Zitaten lese - das kann für unsere geistige Entwicklung durchaus sehr kontraproduktiv sein, weil das Lebendige des Lebens fehlt, das WIR nicht hineingeben; deshalb empfinde ich ja die Anthroposophie so leblos. Geisteswissenschaft kann furchtbar einschläfern. 

Da ist es gut, wenn man mal ein so bemerkenswertes Gedicht liest wie jenes von Marie Luise Kaschnitz (1901-1974) über „Ein Leben nach dem Tode“ ((https://bit.ly/3D1Pxyp) oder jenes so aktuelle: 
Es ist kein Garten so fernab gelegen,
Daß nächtens nicht der wilde Schrei der Welt 
Gleich einem wunderbaren Feuerregen
Vernichtend auch auf seine Saaten fällt.

Und keinem ist der Kreis so fest gezogen,
Daß eines Tages nicht ein wilder Geist
Ihm mit der Urgewalt der Meereswogen
Furcht und Erbarmen aus dem Herzen reißt.

Ein wölfisch Wesen springt aus Lammesmienen,
Und keiner lebt, der nicht in sich entdeckte
Ein fremdes ungeheures Element.

Und weil er lebt, muß er dem Chaos dienen
Und einem Neuen, das die Zeit erweckte,
Und dessen Sinn und Ende niemand kennt.

Wir erleben gerade eine Zeit, in der das geschieht, was die leider  zu sehr in Vergessenheit geratene Dichterin hier formuliert. Sinn und Ende kennen die Götter. Wir oft nicht. Wir nähern uns dem Sinn:
Dasjenige, was künstlerisch geschaffen wird, das gehört einem nicht selber an, das schaffen in uns die Götter, denn die wollen es in der Welt haben, die wollen, daß es geschaffen wird, wollen, daß es darinnen steht.“ (Ga 287, S.59)
Ihr Medium ist der Künstler, auch gegebenenfalls der Künstler in uns.

In der Kunst sind Kräfte aktiv wie sonst nirgends. Es sind göttliche Kräfte. Sie haben nur ein Ziel: den Menschen mit dem Geistigen zu verbinden. Sie wollen uns fort und fort Anregungen geben. Aber auf Facebook allein oder Whats App oder Telegram finden sie sich selten, auch nicht im Rahmen der vielen kritischen Berichte über das, was alles so Fatales in unserer Gesellschaft und weltweit läuft (ohne guten Filter überleben dieses Trommelfeuer von Maya-Informationen nur wenige unbeschadet).

Es ist notwendig, dass wir uns aktiv der Kunst zuwenden, sei es der Plastik, der Architektonik, der Musik, der Poesie, der Malerei, des Töpferns und was es auch immer gibt:
(..) eigentlich kann ja die Kunst nichts anderes sein als die Wiedergabe desjenigen, was der Mensch im Zusammenhange mit dem Weltenall empfindet, daß vom Kunstwerke aus sich die Seele öffnen kann für die Geheimnisse des Weltenalls. (GA 229, S. 23)
Für den ein oder anderen mag sich die Frage stellen, wie es mit einer Auswahl der Kunstgegenstände bestellt ist, denn man wird ja immer wieder an Exponate gelangen, die den Geist wenig erheben (im Gegensatz zu vielen anderen sehe ich das bei einem Josef Beuys gegeben - ehrlich gesagt ertrage ich, wenn ich auf You Tube einen Beitrag über oder mit ihm sehe - seine Energie kaum über längere Zeit, das aber geht mir bei einem Robert Betz und anderen spirituellen Selbstdarstellern auch so - und will nichts heißen :-)  - man muss über die unterschiedlichen Wahrnehmungen nicht unbedingt streiten, sondern wissen, dass unterschiedliche Sichtweisen der Geistigen Welt durchaus willkommen sind.

Einerseits ist es ja so, dass das nur Schöne die Menschen einlullen würde und dass das ganz im Sinne Luzifers wäre; andererseits ist es so, dass unsere geistigen Sinne sich an unterschiedlichen Exponaten schärfen und unser astralisches Wahrnehmungsvermögen sich stimmt und dabei eben auch irrt, den Wirbel - um das Geigen- und Gitarrenbild nochmal aufzunehmen - in die falsche Richtung dreht oder überhaupt den falschen Wirbel betätigt und damit an der falschen Saite stimmt - das gehört dazu. Vergessen wir nicht:
In der Wirklichkeit haben wir, so wie mit einem Ineinanderspiel von Evolution und Devolution, es zu tun mit einem Ineinanderspielen, und zwar einem harten Kampfe der Schönheit gegen die Häßlichkeit. Und wollen wir Kunst wirklich fassen, so dürfen wir niemals vergessen, daß das letzte Künstlerische in der Welt das Ineinanderspielen, das Im-Kampfe-Zeigen des Schönen mit dem Häßlichen sein muß. Denn allein dadurch, daß wir hinblicken auf den Gleichgewichtszustand zwischen dem Schönen und dem Häßlichen, stehen wir in der Wirklichkeit darinnen, nicht einseitig in einer nicht zu uns gehörigen Wirklichkeit, die aber mit uns erstrebt wird in der luziferischen, in der ahrimanischen Wirklichkeit. (GA194, S.57).
Das Thema der Kunst im Erkenntnisprozess wird, wie ich glaube - denn ich habe es kaum einmal angesprochen gesehen; für Steiner ist ihre Bedeutung, so möchte ich fast sagen: überragend - unterschätzt bzw. zum Nachteil von uns auf dem Weg Befindlichen, vernachlässigt, denn Kunst führt uns ins Kosmische; dahin geht doch unser Weg.

Beschäftigung mit Kunst und erst recht künstlerisches Schaffen führt ins Kosmische.

Man kann es nicht oft genug sagen!

Ich möchte dieses Thema, auf das ich aufmerksam machen wollte, abschließen mit einem Zitat aus der GA 77b:
Innig verwandt ist dasjenige, was der Geisteswissenschafter durchzumachen hat mit demjenigen, was der Künstler durchzumachen hat. Und was dem Künstler die Phantasie gestaltet, das gestaltet sich dem Geistesforscher in der übersinnlichen Anschauung (…) In die Regionen dringt der imaginativ Erkennende ein, in denen die Impulse liegen, die der Künstler zunächst nicht im Bewußtsein hat, die aber kraften und leben in seinem Inneren, die seine Bildgestaltung führen, die seine Hände führen, die ihn zum Bildner, zum Künstler machen, so daß er dasjenige, was er aus diesen Regionen als Anregungen empfängt, dem äußeren Material, dem äußeren Stoff einverleibt. Dasjenige, was der Künstler zunächst nicht zu wissen braucht, was er aber einverleibt aus seiner unbewußten Intuition heraus dem ihn von außen gegebenen Stoff, das tritt dem imaginativ Erkennenden vor das bewußte Seelenleben.
Über die Bedeutung der Musik habe ich ja an anderer Stelle sich White Eagle , wenn auch nur kurz, äußern lassen - und vielleicht werde ich noch, was er über Farben äußert, dort nachtragen - (https://bit.ly/3wVwGRE); hier möchte ich abschließend auf zwei poetische Beiträge aufmerksam machen, die mir sehr wichtig geworden sind; der eine beinhaltet Ausführungen Max Frischs zur Bildnisthematik; sie rücken die Bedeutung dieses Gebotes in ein besonders wertvolles Licht, das erhellt, warum, sich ein Bildnis zu machen und Liebe leben zu wollen einander ausschließen und warum wir letztendlich reisen, eben auch lebensreisen - um nämlich Bildnissen zu entfliehen (dazu der dramatische Beginn von Max Frischs Stiller-Roman -  https://bit.ly/3THvj2Q)

Deshalb Frischs so dringender Appell:
Du sollst Dir kein Bildnis machen

Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen kön­nen, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu fol­gen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig ­werden: weil wir sie lieben; solang wir sie lieben. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie grei­fen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfassbar ist der Mensch, den man liebt –

Nur die Liebe erträgt ihn so.

Warum reisen wir?

Auch dies, damit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, dass sie uns kennen ein für alle Mal; damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei –

Es ist ohnehin schon wenig genug.

Unsere Meinung, dass wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, jedes Mal […]

Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft, auf weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfassbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, dass unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei.

„Du bist nicht“, sagt der Enttäuschte oder die Enttäuschte: „wofür ich dich gehalten habe.“
Und wofür hat man sich denn gehalten?

Für ein Geheimnis, das der Mensch ja immerhin ist, ein erregendes Rätsel, das auszuhalten wir müde geworden sind. Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat […]

In gewissem Grad sind wir wirklich das Wesen, das die andern in uns hineinsehen, Freunde wie Feinde. Und umgekehrt! auch wir sind die Verfasser der andern; wir sind auf eine heimliche und unentrinnbare Weise verantwortlich für das Gesicht, das sie uns zeigen, verantwortlich nicht für ihre Anlage, aber für die Ausschöpfung dieser Anlage. Wir sind es, die dem Freunde, dessen Erstarrtsein uns bemüht, im Wege stehen, und zwar dadurch, dass unsere Meinung, er sei erstarrt, ein weiteres Glied in jener Kette ist, die ihn fesselt und langsam erwürgt. Wir wünschen ihm, dass er sich wandle, o ja, wir wünschen es ganzen Völkern! Aber darum sind wir noch lange nicht bereit, unsere Vorstellung von ihnen aufzugeben. Wir selber sind die letzten, die sie verwandeln […]


Zeugnis von einem Umgang miteinander, frei von Bildnissen, gibt ein, wie ich finde, wunderbares Lied von Klaus Hoffmann - jeder Satz mag uns Anregung sein (vertont hier ab Minute 3.10´ https://bit.ly/3KMivUv

weil du nicht bist wie alle andern
weil man dich niemals kaufen kann
weil mit dir tausend Sterne wandern
weil du auch Wölfin bist und Lamm

weil du noch Mut hast um zu träumen
weil in dir Schmetterlinge sind
und weil du Zeit hast dich an Bäumen
halbtot zu freuen wie ein Kind

weil du das große Abenteuer
wie ein Geheimnis mit dir führst
weil du nicht satt bist und das Feuer
so vieler Leben in dir spürst

weil du nicht bist wie alle andern
weil man dich niemals kaufen kann
weil mit dir tausend Sterne wandern
weil du auch Wölfin bist und Lamm

weil du noch in dir suchst und zweifelst
auch wenn du dich dabei verlierst
und deine Grenzen überschreitest
und weil du recht hast wenn du irrst

weil du Verbote einfach auslässt
weil du Gesetze hasst wie ich
weil du dich täglich etwas loslässt
weil du die Schatten kennst vom Licht

weil du ein Herz hast wie ein Bahnhof
aus dem ein Zug auf Reisen geht
und meine Stimme sagt ´fahr nicht los´
wenn du für immer von mir gehst

weil du nicht bist wie alle andern
auch wenn du ausgehst wie das Licht
und mit dir tausend Sterne wandern
weil es dich gibt liebe ich dich

Donnerstag, 8. September 2022

WARUM KEINE MASKEN IN FLUGZEUGEN?

Eigentlich klar: Politiker fliegen gern. Und die tragen nun mal ungern Masken.

Masken sind zudem von Beginn an vor allem für das einfache Volk. Damit es nicht so viel reden kann, zumindest aber schwerer verständlich ist. 

Das Volk hält eh besser den Mund. 

Das ist seit langem deutsche Tradition. 

Montag, 5. September 2022

Warum unser Menschsein so einzigartig ist.

Die Hineinragungen der Geistigen Welt in unser Leben sind immer weniger als Naturgabe vorhanden. Es gibt gewiss noch Menschen, die sie haben - manchmal arbeiten sie beispielsweise als Trancemedium -, aber auch sie werden sie in zukünftigen Leben verlieren müssen.

Früher haben wir gewartet, dass uns die Götter das ein oder andere bringen - in den alten Mythen ist vielfach noch die Rede davon.

Heute gilt es zu handeln, als ob die Götter in uns seien. Dann schließen sie sich und jene, die in der Geistigen Welt in ihrem Sinne arbeiten - also viele der Verstorbenen, die auf ein neues Leben zuarbeiten - uns ganz selbstverständlich an.

Es wird die Zeit kommen, wo wir mit den Göttinnen und Göttern, von denen viele glauben, dass sie nur in der Phantasie existieren, bewusst zusammenarbeiten; Gleiches gilt für das Miteinander mit den sogenannten Verstorbenen, die in Wahrheit viel lebendiger sind als wir.

Statt der früheren Naturgabe schaffen wir unsere geistige Wirklichkeit. Sie ist interstellar.
Wer sich nicht in diesem Sinne entwickelt, verliert die Fähigkeit, in der Geistigen Welt nach dem Tode lebendig zu sein; sie wird ihm zum Gefängnis.

Handeln, denken und fühlen in dem eben angesprochenen Sinne geschieht durch eine bewusste Zuwendung zum Geistigen hin; das geschieht nicht nur durch Meditation, sondern immer dann, wenn wir uns gedanklich mit der geistigen Welt verbinden, das heißt, kosmisch sind.

Möglich ist das zum Beispiel, wenn wir am Schreibtisch sitzen und um uns herum jene Verstorbenen wahrnehmen, die sich, wenn wir arbeiten, gern flüsternd über uns beugen und uns dann auf einmal unvermutet etwas einfällt (zukünftig können wir dann auch mal "danke" sagen).

Das bedeutet es ja, ein kosmisches Wesen zu sein: nicht mehr zu leben wie von dem Kosmos, der Geistigen Welt getrennt wie weiland, als Ost und West noch durch den Eisernen Vorhang getrennt waren - in Goethes berühmtem "Märchen" ist diese Grenze der Fluss -, sondern flutend diese Grenze, die es in Wahrheit nur durch uns gab, zu passieren.

Viele Menschen leben mit diesem Eisernen Vorhang in ihrem Inneren. Manchmal sind sie tiefreligiös; in Wirklichkeit haben sie einen tiefen Graben oder eben einen Eisernen Vorhang in sich. Sie überwinden diese Grenze betend. Aber diese Grenze möchte eigentlich überhaupt nicht da sein. 

Einstmals war sie notwendig. 

Ihr verdanken wir nun einen Grad an Bewusstheit, den es bisher im Kosmos noch nie gab ...
Das ist das Neue, das Einzigartige an unserem Menschsein ...

PS Hier gibt es einen Link zu Goethes Märchen : https://bit.ly/3QgxIyw