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Montag, 30. Dezember 2019

Nur mir, nur Gott gehört mein Leib. / Mir steht ein andrer Himmel offen ... - Richard Dehmels Romanze "Silvesternacht"


Silvesternacht. Viel’ Glocken läuten.
Fern graut die Großstadt her. Zwei Menschen sehn
den Dunst des Horizontes leuchten
und drüber die Millionen Sterne stehn.
Zwangvoll, um ein Weib nicht zu berühren,
lehnt ein Mann auf eisernem Balkone,
sagt mit trunknem, heiserm Ton,
während im Hause Gläser klirren:

Dort schläft im Dunst mein Eheweib,
und Du – besiehst mit mir die Sterne.
Und hinter uns trinkt Jemand Haut-Sauternes,
dem du gehörst mit deinem Leib,
mit deinem hoffnungsvollen Leib.
Himmel, Himmel, o könnt ich blind sein!
Lea! blind sein! noch einmal Kind sein!
Oh, du kennst wohl nicht dies Grauen:
klar und kalt wie Gott durchschauen:
nur aus Leid ist Glück zu bauen.
Alles Leid ist Einsamkeit,
alles Glück Gemeinsamkeit –

Er stockt. Die Glocken rings verstummen;
es ist, als ob die Sterne summen.
Die Stirn erhebend sagt ein schwangres Weib:

Nur mir, nur Gott gehört mein Leib.
Mir steht ein andrer Himmel offen,
als ihn die Leidenden ermessen.
Hast du dein eignes Wort vergessen:
Gott ist der Mensch, auf den wir hoffen?!
Uns ging kein Paradies verloren,
es wird erst von uns selbst geboren.
Schon reist in manchem Schoß auf Erden
ein neuer Menschensohn – der sagt:
so ihr das Himmelreich nicht in euch tragt,
könnt ihr nicht wie die Kindlein werden!

Es glitzern die Millionen Sterne;
zwei Menschen schauen in die Ferne.

Richard Dehmel hat in "Zwei Menschen", einem Roman in Romanzen, drei Umkreisen, bestehend aus jeweils 36 Gedichten/Romanzen zu jeweils 36 Versen, ein eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen, das, 1903 veröffentlicht, seinen Ruhm als Dichter und Repräsentant deutscher Lyrik begründete. Manchesmal ist der Ton manchem zu Recht zu exaltiert, insgesamt aber wissen immer wieder einzelne Romanzen zu beeindrucken, so auch obige Romanze Silvesternacht, die deutlich macht, dass zwischen aller Jubel-Trubel-Stimmung es auch menschlich Bewegendes und bewusst Menschliches gibt. 
Aus der Sammlung Erster Umkreis: Die Erkenntnis)

Samstag, 28. Dezember 2019

"Meine Oma ist ´ne alte Umweltsau!" - Haben manche Leute (der WDR) eigentlich alle Maßstäbe verloren?

Gewiss ist das folgende Video vom WDR gelöscht worden und die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt äußerte, dass man betroffen sei, dass es so aussehen könne, als ob man Kinder instrumentalisiert habe. Die Aktion habe eine Satire auf die „zuweilen hysterische Klimadiskussion“ sein sollen, so der Sender per Facebook.

Davon abgesehen, dass das Wort "Satire" immer dann herhalten muss, wenn offensichtlich ist, dass Leute  Maßstäbe verloren haben:
Bedrückend ist, dass erwachsene Menschen Kinder mit so viel Engagement ein Lied singen lassen, das, alte Menschen als Sau zu bezeichnen, die sie ja nunmal aufgrund ihres Verhaltens offensichtlich sind, in der Seele von Kindern verankert.
Und dass diesen Kindern zugleich soufliert wird, dass es einem Gag zuliebe okay ist, alle älteren Menschen in Bausch und Bogen über einen Leisten zu scheren. 

Das soll den erwachsenen Produzenten samt dem Dirigenten nicht aufgefallen sein, dass sie Kinder von Wertschätzung und Respekt wegerziehen?

Die Scheinheiligkeit mancher Erwachsener ist einfach erschreckend. 

Für einen vermeintlichen Gag und Einschaltquoten opfert man die Erziehung zu Werten, deren Verlust in unserer Gesellschaft schon lange beklagt wird. Aber dann bei passender Gelegenheit über diesen Verlust jammern . . .




Freitag, 27. Dezember 2019

"... still versanken im Strom des Schauens zwischen uns die Schranken" - Richard Dehmels "Liebe"

Liebe

Du sahst durch meine Seele in die Welt,
es war auch deine Seele: still versanken
im Strom des Schauens zwischen uns die Schranken,
es ruhten Welt und Du in Mir gesellt.

Dein Auge sah ich liebevoll erhellt:
Erleuchtung fluteten, Erleuchtung tranken
zusammenströmend unsre Zwiegedanken,
in Deiner Seele ruhte Meine Welt.

Und selig fühlten wir, die blind und kalt
die Welt entzwein durch Lüste und durch Hehle,
vereint als Lauterkeiten unsre Fehle

durch dieses Blickes tiefe Lichtgewalt.
Denn Liebe ist die Freiheit der Gestalt
vom Wahn der Welt, vom Bann der eignen Seele.

Richard Dehmel, Liebe
Aus der Sammlung Lebensblätter

Richard Dehmel (1863-1920) war in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhundersts ein deutschlandweit bekannter Autor, der heute nahezu in Vergessenheit geraten ist. Damals war er - man möchte fast sagen - eine literarische Instanz und es wird berichtet, dass er vor über tausend Menschen mit anderen Literaten zusammen seine sozialdemokratisch orientierten Gedichte vortrug, die vielfach vertont und also auch gesungen wurden, u.a. im berühmten Münchner Kabarett Die Elf Scharfrichter.
Überregional bekannt geworden war er 1896, weil er wegen Verletzung religiöser und sittlicher Gefühle im Rahmen seines Gedichtes »Venus Consolatrix« gerichtlich verurteilt worden war.
Zumeist werden, wenn überhaupt, seine Gedichte, die die Arbeiterbewegung unterstützten, in Anthologien abgedruckt. Doch schrieb er auch viele Gedichte, die sich mit der Liebe zwischen Mann und Weib - Dehmel spricht zuallermeist von der Frau als Weib -, aber auch Gedichte, die sich mit der Sinnhaftigkeit des Lebens beschäftigen und bisweilen einen durchaus spirituellen, um nicht zu sagen okkulten Tonfall aufweisen. Wiederholt zum Beispiel werden die Toten in die Gedankengänge der Lebenden mit einbezogen.
Er schrieb, der Stimmung der damaligen Zeit gemäß, auch deutsch-nationale Gedichte, und es kommt nicht von ungefähr, dass er sich - immerhin 51 Jahre alt - 1914 als Kriegsfreiwilliger meldete. Bis 1916 war er an der West- und der Vogesenfront im Einsatz.
1920 verstarb er an einer Thrombose, möglicherweise als Folge einer Kriegsverletzung

Mehr mehr von ihm lesen möchte > Die Deutsche Gedichtebibliothek

Dienstag, 24. Dezember 2019

"Heut zündet uns das Herz die Sterne an / und Stille legt sich über alle Meere" - Sternenstille. Ein Weihnachtsgedicht von Constanze.

Auch heute werden noch wunderschöne Gedichte geschrieben:

Heut zündet uns das Herz die Sterne an
und Stille legt sich über alle Meere,
es scheint, als ob die letzte Erdenschwere
zerstiebt im funkelnden Gestirneplan
und aufgeht nur in lichten Augenblicken,
im klaren Schauen mag die Einheit glücken,
Vergangenes und Hoffendes in eins
zu einem leuchtenden Gesicht erhoben,
es lächelt nah und fern und von ganz oben
und birgt die Stimme eines ganzen Seins,
die Schönheit ist und Liebe – nur dies eine
auf Gottes großer, heller Sternenbahn,
aufflammt, entfacht mit Feuer selbst das Kleine
und weist die Richtung jedem Lebenskahn –
du himmlisch Ausgestreuter gibst dir Ehre,
legst still dein Herz heut über alle Meere!

("Sternenstille". Von Constanze am 23.12. veröffentlicht auf ihrem Blog Das poetische Zimmer https://bit.ly/2MnPodb)

Montag, 23. Dezember 2019

Als Deutscher muss man sich für diese Bundesregierung, für Heiko Maas und Angela Merkel schämen. Sie kuschen vor Mördern!

Putin und Assad lassen in Syrien seit Tagen Zivilisten zusammenbomben. Möge der Himmel diese Grausamkeiten Ihnen bald vergelten. - China ist nicht minder beteiligt. - Erschreckend finde ich ebenfalls, dass die Welt zusieht und schweigt!



PS.  Wie mir eine liebe Freundin heute Abend mitteilte, hat sie auf Bayern 5 gehört, wie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Bedfort-Strohm die Zustände in Syrien angeprangert hat. Den genauen Wortlaut kenne ich nicht, aber immerhin hat wenigstens einer Flagge gezeigt. Schön wäre es vor allem dann, wenn er klar angesprochen hätte, dass zu viele heutige Regenten hundert- ja tausendfache Mörder sind.
Diese Tatsache muss als Bewusstsein in die Welt. Und sagen können es nur die, die nicht gleich umgebracht werden . . .

Samstag, 21. Dezember 2019

Wertvoller Panorama Beitrag: Selbst die Parteien, allen voran die christliche CDU und die ach so seriöse FDP - kaufen Likes.


  • Es lässt sich festhalten, dass u.a. unsere politischen Parteien bewusst Bürger irreführen . . . Aber dann in der nächsten Debatte wieder über Werteverfall jammern . . . was für Heuchler !!!
  • Es wird immer deutlicher, dass sich unsere Form der Parteiendemokratie überholt hat.
  • Politische Verbände, die zu solchen Mitteln greifen, haben im öffentlichen Raum nichts verloren!
  • Hier kannst Du den Beitrag anklicken/anschauen 






























Freitag, 20. Dezember 2019

"Christus wird in Armut und Niedrigkeit geboren!" - Søren Kierkegaard und warum die fette Gans und das Fest-Gedröhne nicht zu Weihnachten passen. -

Wenn es nach Søren Kierkegaard geht, könnte der Pfarrer zum 4. Advent oder in der Christ-Vesper eine Scheibe Brot hochhalten und sagen: "In diesem Moment müssen sich auf unserer Erde Menschen, wie wir hier, diese eine Scheibe Brot teilen. Jesus wurde von Beginn an für einen schmalen Weg geboren. Und ich predige über diesen schmalen Weg, der ich auf dem breiten mich befinde - wie die meisten von uns hier . . ."

Søren Kierkegaard in Zur Selbstprüfung der Gegenwart empfohlen
Christus ist der Weg. Das sind seine eigenen Worte, so muß es wohl die Wahrheit sein.
Und dieser Weg ist schmal. Das sind seine eigenen Worte, so muß es wohl Wahrheit sein. Ja, ob er es auch nicht gesagt hätte, es würde doch Wahrheit sein. Hier hast Du ein Beispiel davon, was »predigen« im höchsten Sinne ist. Denn ob Christus auch nie gesagt hätte: »die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führet«, – sieh ihn an, und Du siehst gleich: der Weg ist schmal. Und eine ganz anders stetige und ganz anders eindringliche Verkündigung dessen, daß der Weg schmal ist, ist ja dies, daß sein Leben jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick ausdrückt: der Weg ist schmal – als wenn sein Leben es nicht ausgedrückt, und er dann einige Male verkündigt hätte: der Weg ist schmal. Du siehst hier zugleich, daß es der größtmögliche Abstand von der wahren Christentums-Verkündigung ist, wenn ein Mann, dessen Leben täglich und stündlich und in jedem Augenblick das Gegenteil davon ausdrückt, etwa eine halbe Stunde lang das Christliche predigt. Eine solche Verkündigung verwandelt das Christliche in sein gerades Gegenteil. (. . .)  Es sind nicht zwei Wege da, ein leichter, gebahnter, auf dem der Verkündiger wandelt, während er verkündet, daß »der Weg« schmal sei, nämlich der wahre Weg, der Weg, auf dem er nicht wandelt, so daß seine Verkündigung die Menschen einladet, Christo auf dem schmalen Wege nachzufolgen, während sein Leben, was natürlich eine weit größere Macht ausübt, sie einlädt, dem Verkündiger aus dem leichten, gebahnten Wege nachzufolgen. Ist das Christentum? Nein, christlich sollen Leben und Verkündigung dasselbe ausdrücken, nämlich dieses: »der Weg« ist schmal.
Und dieser Weg, welcher Christus ist, dieser schmale Weg, ist schmal in seinem Anfange.
Christus wird in Armut und Niedrigkeit geboren! fast wird man versucht, zu denken, es sei nicht ein Mensch, der da geboren wird – er wird in einem Stalle geboren, in eine Krippe gelegt, und, wunderlich genug, wird ihm doch schon als Kind von den Machthabern nachgestellt, so daß die armen Eltern mit ihm flüchten müssen. Das ist in Wahrheit sogar ein merkwürdig schmaler Weg, denn wenn man in Hoheit geboren wird, z.B. als Thronerbe, ja, dann kann es wohl geschehen, daß man den Nachstellungen der Mächtigen ausgesetzt ist; aber in einem Stalle geboren werden – das ist Armut und Dürftigkeit, die drückend genug sein kann; dann pflegt man aber sonst auch von den Nachstellungen der Mächtigen befreit zu sein.
Aber wie er bei der Geburt nicht zur Hoheit bestimmt scheint, so bleibt es auch ungefähr wie es im Anfang war: er lebt in Armut und Niedrigkeit, hat nicht, da er sein Haupt hinlege.
Dies würde wohl schon genug sein, um, menschlich geredet, von einem Wege zu sagen, daß er schmal sei. Und doch ist dies noch das Leichteste auf dem schmalen Weg.
Ganz anders schmal ist der Weg, und gleich von Anfang an. Denn sein Leben ist gleich von Anfang an eine Versuchungsgeschichte; die Versuchungsgeschichte ist nicht bloß ein einzelner Abschnitt aus seinem Leben, vierzig Tage, nein sein ganzes Leben ist, wie es auch Leidensgeschichte ist, so Versuchungsgeschichte.


Mittwoch, 18. Dezember 2019

"Der Keim kann nur sichtbar werden, wenn er, zunächst eine Weile unsichtbar, unter der Erde wächst." – Geduld in Zeiten der Vorbereitung. Weise Worte einer Gertrud Kolmar.

Für all jene, die eine neue Aufgabe suchen und noch nicht um sie wissen, oder um sie wissen, aber keine Bewegung zu ihr hin sehen: Gertrud Kolmar (1894-1943) schrieb die folgenden Worte ihrer in die Schweiz emigirierten Schwester aus ihrem ihr zwangsverordneten Judenhaus in der Speyererstraße 10 - und es sei noch angemerkt, dass sie nicht nur für Dreißigjährige gelten, denn neue Aufgaben kommen in jedem Alter auf uns zu, solange jedenfalls, solange wir bereit zu neuen Aufgaben sind (und das kann auch mit neunzig noch sein):
"Ich kann es verstehen, dass Du gleichsam nach einer neuen Aufgabe hungerst. Ich weiß auch, wie sehr die eigene Leistung erfreut; aber ich sehe heute (was ich nicht immer sah), daß die Zeit der Vorbereitung auf diese Aufgabe, diese Leistung, die noch völlig im Dunkel stecken, ebenso wichtig und wertvoll ist. Der Keim kann nur sichtbar werden, wenn er, zunächst eine Weile unsichtbar, unter der Erde wächst. Das hat mir, als ich selbst jünger war, keiner gesagt; aber vielleicht ist es gut, daß ich es Dir heute sage. Vielleicht ist für Dich jetzt die Zeit der Vorbereitung gekommen, auch wenn Du selbst kaum darum weißt. Denn wenn ich jetzt Deine Briefe lese, habe ich manchmal ein Gefühl, das ich nie hatte, wenn Du früher hier mit mir sprachst; es scheint mir, daß du eine Wanderung angetreten hast, die ich den "Weg nach innen" nennen möchte. (Gibt es nicht ein Buch von Hermann Hesse mit mit dem gleichen oder einem ähnlichen Titel?) "Bereit sein ist alles." Ich halte das Bereitsein zur Leistung für mindestens ebenso wichtig wie die Leistung selbst und die Leistung ihrerseits für viel wichtiger als den Erfolg, den sie zeitigt. Ich denke dabei nicht bloß an den Erfolg im schlechten, sondern auch an den Erfolg im guten Sinne, und es mag Dich am Ende merkwürdig berühren, wenn ich gestehe: die Tatsache, daß mein Schaffen anderen Menschen etwas gibt, macht mir, so erfreulich sie ist, doch nicht solche Freude wie das Schaffen selbst. Es geht mir mit meinen kleinen Werken wie einer Mutter mit ihrem neugeborenen Kind; natürlich freut sie sich über die Begeisterung des Vaters, der Großeltern, die Glückwünsche der Verwandten, jedoch die Hauptsache bleibt, die größte Freude ist ihr, daß sie es zur Welt gebracht hat. So sind mir meine lieben Dichtungen die beiden letzten (und besten), die, weil noch unveröffentlicht, noch gar keinen Widerhall fanden. Ich spreche hier davon, weil ich eine Bitte an Dich habe: Ich möchte Dir je eine Abschrift von diesen beiden Werken (Verszyklus und Drama) übersenden. Du sollst sie gewissermaßen ins "Depot", in Verwahrung nehmen, da ich nicht weiß, was das Schicksal mit mir selbst vorhat, wohin es mich verschlagen wird."

PS Bei den angesprochenen Werken handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um ihren letzten großen Gedichtzyklus Welten und evtl. um Cecile Renault, ein Schauspiel aus der Zeit der Französischen Revolution. 
Viele Gedichte und Werke von Gertrud Kolmar sind nur erhalten, weil die Dichterin sie anderen Menschen zur Aufbewahrung gab. Sie selbst wurde im Rahmen der sogenannten Fabrikaktion der Nazis wie tausende anderer Juden vom Arbeitsplatz weg verhaftet und verstarb sehr wahrscheinlich auf dem Transport im offenen Viehwagen oder wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet; ihren schicksalhaften Tod hat sie in mehreren Bemerkungen, auch in Gedichtzeilen, wiederholt vorweggenommen).


Sonntag, 15. Dezember 2019

Wie der Staat/die Groko Bürger willfährig macht: Die Strangulierung von change.org. - Bei der Wahl dürfen Bürger ihre Stimme abgeben. Wehe, sie nutzen sie anders!

Das Finanzamt Berlin begründete den Entzug der Gemeinnützigkeit für Change.org, jener Plattform, in der Bürger Öffentlichkeit für Vorgänge herstellen können, die sie im Argen sehen, damit, dass es bei den über Change.org veröffentlichten Petitionen um „überwiegend politische oder gar Einzelinteressen“ gehe.
Die Senatsverwaltung für Finanzen in Berlin (SPD!) eierte im Übrigen um eine Stellungnahme herum und verwies auf das Steuergeheimnis und das damit verbundene Verbot, sich zu Einzelfällen zu äußern.

Wenn Bürger sich zu politschen Fragen äußern, dient das offensichtlich nicht mehr dem Gemeinwohl. Was
 für ein Schwachsinn! Das Gegenteil ist der Fall. Den Leuten geht es um das gemeine Wohl, das Wohl des gemeinen, also einfachen Mannes und der gemeinen Frau.

Seine Stimme abgeben bei der Wahl, das darf der Bürger, aber wenn er sie behält und sie dazu verwendet, sie gegen Dinge, die falsch laufen, zu erheben, dann ist das Privatinteresse ???

Liebe Politiker aller Parteien! Spart Euch in Zukunft Eure salbungsvollen und fadenscheinigen Worte, wie zum Beispiel, dass ihr Euch engagierte Bürger wünscht etcetc. Und noch etwas:

Liebe Politiker, wenn man jemandem den Status der Gemeinnützigkeit aberkennen sollte, dann Euch. Ihr opfert Euch auf im Kampf für das Wohl des Bürgers. Aber für annähernd 10 000 Euro im Monat - das Smartphone und die Wohung bekommt Ihr noch dazu bezahlt und diverse Aufwandsentschädigungen - hält sich doch Euer sogenanntes Opfer sehr in Grenzen, zumal Ihr später eine Rente bekommt, die weit über dem normalen Einkommen der meisten Bundesbürger liegt (von dessen Rente ganz zu schweigen - hallo Angela M., danke fürs jahrelange Nichtstun).

PETITION PRO CHANCE.ORG UNTERSCHREIBEN: hier

Interessant ist ein Artikel von Panorama :  https://www.tagesschau.de/inland/gemeinnuetzigkeit-101.html 




wahnsinnig un-gemeinnützig . . . Beispiele für Change.org-Petitionen

Samstag, 14. Dezember 2019

"Die heiligen Gesetze werden sichtbar". - Conrad Ferdinand Meyers "Unter den Sternen"


Wer in der Sonne kämpft, ein Sohn der Erde,
Und feurig geißelt das Gespann der Pferde,
Wer brünstig ringt nach eines Zieles Ferne,
Von Staub umwölkt - wie glaubte der die Sterne?

Doch das Gespann erlahmt, die Pfade dunkeln,
Die ewgen Lichter fangen an zu funkeln,
Die heiligen Gesetze werden sichtbar.
Das Kampfgeschrei verstummt. Der Tag ist richtbar.

Conrad Ferdinand Meyers "Unter den Sternen" macht in einfachen jambischen Zeilen, schlicht paargereimt, deutlich, dass der Sonnenkämpfer, der von allen beachtete Sohn der Erde, der mutige mit Staub bedeckte Kämpfer, der die Arenen dieser Welt kennt, mit der Urgewalt der Pferde umzugehen weiß und mit Inbrunst sich weitgesteckten Zielen zuwendet, womöglich nicht jener ist, der den Sternen glaubt, in der Lage also, den Blick nach oben und innen zu wenden.

Erst wenn die äußere Kraft erlahmt, der Tag, auch der Lebenstag sich dem Ende zuneigt, wenn der Sommer dem Herbst und Winter weicht, dann wird Entscheidendes sichtbar. Dann auch zeigt sich, was der Tag angerichtet hat; der Lebenstag ist richtbar. Das Getöse weicht der Einkehr, ein Vorgang, vor dem nicht wenige eine jämmerliche Angst haben. 
Gut, wenn man rechtzeitig solche Gedichte liest, die ver-dichten, um was es geht, sie versteht - und rechtzeitig das innere Lärmen abstellt.
Möglicherweise kann man dann noch Tage auf neue, bewusste Weise ausrichten.



Freitag, 13. Dezember 2019

"... und legte an alles den Maßstab der Ewigkeit"

"... am letzten Sonntag war ich so "durchgedreht", daß ich nachmittags, nach Zimmerreinigung und Strümpfewaschen, etwas tat, was ich mir schon lange nicht mehr erlaubte: nämlich gar nichts. Ich machte es wie in Finkenkrug so oft, setzte mich aufs Sofa und knipste das Licht aus. Und sann im Dunkel ... Und legte - wozu ich im Hellen viel seltener komme- an alle Dinge, alles Geschehen den Maßstab der Ewigkeit ... und vieles von dem, was uns wichtig dünkt, uns einzig beschäftigt, unsere eigenen werten Personen mit inbegriffen, das sank zusammen ..."

Finkenkrug war das Haus, das Gertrud Kolmars Vater als Jude 1938 zwangsverkaufen musste, um dann mit seiner Tochter in ein sogenanntes Judenhaus zu ziehen. Aus diesem heraus schrieb Gertrud Kolmar Briefe - obigen am 18. November 1942 -, die mit zum Bedenkenswertesten zählen, was unsere Kultur an brieflicher Überlieferung bietet. Sie nahm auf eine Weise ihr Schicksal an, wie das nur große Seelen können; sie sah voraus, was ihr Anfang März 1943 in Auschwitz widerfahren würde.
Was ich mich frage: Wieviele Menschen verstehen heute noch, was sie mit dem Maßstab der Ewigkeit meint . . . Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder Leid wird sein müssen, das zum Bewusstsein dieses Maßstabes führt ... manchmal kommt es mir so vor, als ob es auch diesmal keinen anderen Weg wird geben können ...
 .
 .

Dienstag, 10. Dezember 2019

"Bis Jerusalem ist es aber noch weit!"

Etwas Vergleichbares wie heute hatte ich vor vielleicht dreißig Jahren schon einmal erlebt. Damals wohnte ich noch in Gebersheim nahe Leonberg. Es war Weihnachtsabend und da ich allein war, war ich - es dämmerte gerade - in den Wald gegangen, um die Weihnachtsstimmung dort ein wenig aufzunehmen. Auf einem kleinen Waldweg, auf dem einem ansonsten eigentlich nie jemand begegnet, kam mir ein Mann entgegen, und als er kurz vor mir war, sagte er zu meiner Überraschung auf einmal unüberhörbar laut und zu mir gewandt:

„Der Heiland ist heut geboren. Gelobt sei Gott!“

Ich war so verblüfft, dass ich - so habe ich es in Erinnerung - ihm zulachte und spontan zustimmte.


Normalerweise kann ich solche Hallelujah-Onkel und -tanten nicht unbedingt leiden, aber der Mann wollte mir ganz offensichtlich Gutes tun und war irgendwie herzlich und voller Freude, die ich nicht als geheuchelt empfand.
Schnell entschwand er meinen Blicken und ließ mich doch ziemlich verdutzt zurück.


Irgendwo im ziemlich tiefen Wald so ein Weihnachtsgruß . . .


Heute hatte ich gerade den Kurpark Richtung Anstieg zur Therme verlassen. Ich wollte in einem Laden, der in ihrer Nähe lag, einkaufen und hatte gewiss mein Äußeres nicht im Sinn, den Rucksack also und meine Nordic-Stöcke und den Drei-Tage-Bart. 

Just in diesem Moment schien mir die schon etwas tiefer stehende Drei-Uhr-Sonne voll ins Gesicht. Ich war vollkommen geblendet und sah, dass mir jemand entgegenkam, konnte aber auch nicht die Spur eines Details erkennen, als eine Stimme zu mir sagte:
 "Nach Jerusalem ist es aber noch weit!“ - Ich erkannte die Umrisse eines Mannes.
„Bis dahin ist es ein Vollbart.“

Mittlerweile hatte ich erkannt, dass da ein alter Mann mit weißem Haar seinen Rollator durch die Gegend schob und mich halb lächelrnd, halb grinsend ansah.
Ich lachte zurück und sagte:

„Ich bin auch zum inneren Jerusalem unterwegs.“
„Na dann.“ 
Und schon in meinem Rücken hörte ich ihn noch rufen:
„Dann kommen Sie gut an!“

Ich weiß nicht, ob er mein „Danke“ - Pause - „gleichfalls“ noch gehört hat.

Mir ging es wie damals vor dreißig Jahren: Ich ging zwar weiter, aber ging doch immer wieder zu dieser Situation zurück . . .

Es sind auch schon viele Jahre her, dass mir bewusst wurde, dass das sogenannte Böse manchmal ganz harmlose Menschen dazu benutzt, dass sie etwas tun, was sich dann in seiner Wirkung herausstellt als etwas, was die von ihrem Tun Betroffenen gar nicht brauchen können. Da willst Du zu einem wichtigen Termin, der entscheidend für Dein weiteres Leben ist, und ausgerechnet da muss ein Fahrradfahrer so doof und ohne Handzeichen abbiegen, dass Du ihn zwar kaum mit Deinem Auto berührst, aber die Polizei wird trotzdem verständigt und der Termin ist hinüber. Oder Du rutschst auf der Treppe aus, die doch montags sonst nie nass geputzt ist . . .


Gegenkräfte wissen genau, wie und wann sie jemanden benutzen können, um etwas zu arrangieren, was ihrem Vorhaben zupass kommt (es muss ihnen nicht gelingen, aber es gelingt dennoch oft). - Die Menschen, die in ihrem Sinn etwas bewirken, sind in diesem Moment für den Impuls, der eine Situation kippt, empfänglich. - Das geschieht im Übrigen weltgeschichtlich im großen Maßstab genauso. Immer findet sich jemand, der etwas durchführt (ja, ich denke u.a. an die dämonische Besetzung eines Adolf Hitler, die in dem Buch "Stern des Abgrunds" recht detailliert beschrieben wird - Hitler war genau der, der gebraucht wurde - sonst wäre es ein anderer gewesen).


Genauso aber ist es mit Kräften, die Gutes tun wollen. Ob das vor dreißig Jahren damals im Wald und heute der Fall war, weiß ich natürlch nicht definitiv. Aber dass da ein alter Herr auf die Idee kommt, gegenüber einem Wildfremden von Jerusalem zu sprechen, ist für mich erstaunlich. Damals wie heute bewerte ich die Situation nicht. Ich merke nur, dass etwas in mir mehr als nur oberflächlich verwundert ist.



PS  Gerade, da ich den Post abschließe, fällt mir eine dritte Situation ein, die zu diesen beiden passt und die ich an anderer Stelle beschrieben habe. Dort heißt es:

Das Zimmer ist bezogen, wir sind in einer eher kleinen Stadt Apuliens und meine Freunde und ich bummeln durch die Gassen. Wiedermal sind wir auf einer Radtour, der Tag war anstrengend und wir genießen das langsame Spazierengehen. Wir Drei betreten eine Kirche und verlieren uns in ihr, der eine geht zum Altar, der andere zu den Bildern auf der Seite, ich stehe noch etwas unentschlossen, als zwei Mönche auf mich zukommen und einer auf italienisch zu mir sagt: Der Herr ruft dich!
In mir ist plötzlich ein Meer, auf dem viele Hölzer treiben, ich mittendrin, und ich suche das Schiff, das gerade noch da war … ein Bruchteil von Sekunden, ich greife ins Leere … Wie von fern höre ich mich auf Deutsch sagen:“Ich weiß nicht, was Sie meinen“, und sehe mich demonstrativ die Schultern heben …
Ich bin fassungslos, und nach einem kurzen Innehalten drehe ich mich um und eile auf meinen Freund Thomas zu. Nicht, dass ich ihm etwas erzählt hätte, aber ich war innerlich hilflos. Noch später war die Situation für mich vollkommen unerklärlich. Der Tourist war mir auf zwei Kilometer anzusehen gewesen, mein Aussehen – unrasiert und die Hose reichlich zerknittert – sicherlich nicht gerade dieser kleinen Kathedrale würdig. Noch heute empfinde ich diese Zielsicherheit, mit der die beiden Mönche auf mich zukommen. Für sie war offensichtlich, dass ich der Richtige bin, dass sie nur mich ansprechen wollten. – „Der Herr ruft Dich.“ – Welcher Herr ruft mich? Ihr Abt? Oder meinen sie jenen Anderen?  . . .
Nicht, dass ich solche Situationen oft erlebe, nein, eher trifft zu: sehr selten. Aber der ein oder andere wird vergleichbare kennen . . .

Montag, 9. Dezember 2019

... laß sanfter in mich deine Schönheit gleiten ... - SONNET VII der Louïze Labë. Übersetzt von Rainer Maria Rilke


Man sieht vergehen die belebten Dinge,
sowie die Seele nicht mehr bleiben mag.
Du bist das Feine, ich bin das Geringe,
ich bin der Leib: wo bist du, Seele sag?

Laß mich so lang nicht in der Ohnmacht Trage
Sorge für mich und rette nicht zu spät.
Was bringst du deinen Leib in diese Lage
und machst, daß ihm sein Köstlichstes enträt?

Doch wirke so, daß dieses Sich-Begegnen
in Fühlbarkeit und neuem Augenschein
gefahrlos sei: vollziehs nicht in verwegnen

und herrischen Erschütterungen: nein,
laß sanfter in mich deine Schönheit gleiten,
die gnädig ist, um länger nicht zu streiten.


PS: Die folgende Information (aus der Encyclopaedia Britannica) verdanke ich einer lieben in der Türkei lebenden Kollegin (danke Margareta):


Samstag, 7. Dezember 2019

. . . gewendet / Wie zum Polarstern halt das Eine fest, / Sein Wort, sein heilig Wort, und – Schach dem Rest! Annette von Droste-Hülshoff zum zweiten Advent:


Wo bleibst du, Wolke, die den Menschensohn
Soll tragen?
Seh' ich das Morgenrot im Osten schon
Nicht leise ragen?
Die Dunkel steigen, Zeit rollt matt und gleich;
Ich seh' es flimmern, aber bleich, ach bleich!
Das sind keine Worte, die zum 2. Advent passen wollen. Schon in ihrem Gedicht Am ersten Sonntage im Advent fiel auf, wie wenig vorweihnachtlich die Stimmung der Droste ist.
Ihre Gedichte, die sie für diese Zeit der Ankunft des Menschensohnes schreibt, thematisieren die Not ihrer Zeit und die der Menschen.
Das ist auch in ihren Gedanken zum zweiten Advent nicht anders.
Was aber besticht, ist die Tatsache, dass diese Frau nicht, wie so viele Menschen das gerne tun, jene Not auf äußere Umstände zurückführt, auf Einflüsse also von außen. Nein, sie gibt sich diesem Ablenkunsmanöver nicht hin:

Mein eignes Sinnen ist es, was da quillt
Entzündet,
Wie aus dem Teiche grün und schlammerfüllt
Sich wohl entbindet
Ein Flämmchen und von Schilfgestöhn umwankt
Unsicher in dem grauen Dunste schwankt.
Wir kennen diese Naturtopoi aus den Gedichten der Droste, die in ihrer westfälischen Heimat ganz verwurzelt ist. Aus der Natur schöpft sie die Bilder, die auch das Leben der Menschen und ihre seelische Befindlichkeit kennzeichnen.
So muß die allerkühnste Phantasie
Ermatten;
So in der Mondesscheibe sah ich nie
Des Berges Schatten
Gewiß, ob ein Koloß die Formen zog,
Ob eine Träne mich im Auge trog.
Doch all dem, was von außen und innen sich heranwälzt, Geburten auch ihres Verstandes, setzt sie unbeirrt etwas entegegen:
So ragt und wälzt sich in der Zukunft Reich
Ein Schemen!
Mein Sinnen sonder Kraft, Gedanke bleich:
Wer will mir nehmen
Das Hoffen, was ich in des Herzens Schrein
Gehegt als meiner Armut Edelstein?

Gib dich gefangen, törichter Verstand!
Steig nieder
Und zünde an des Glaubens reinem Brand
Dein Döchtlein wieder,
Die arme Lampe, deren matter Hauch
Verdumpft, erstickt in eignen Qualmes Rauch.
Dieser Verstand ist der armen irdischen Lampe gleich. Ihr Licht jedoch entspringt einer anderen Quelle:
Du seltsam rätselhaft Geschöpf aus Ton
Mit Kräften,
Die leben, wühlen, zischen wie zum Hohn
In allen Säften,
O bade deinen wüsten Fiebertraum
Im einz'gen Quell, der ohne Schlamm und Schaum,

Wehr ab, stoß fort, was gleich dem frechen Feind
Dir sendet
Die Macht, so wetterleuchtet und verneint,
Und starr gewendet
Wie zum Polarstern halt das Eine fest,
Sein Wort, sein heilig Wort, und - Schach dem Rest!

Dann wirst du auf der Wolke deinen Herrn
Erkennen;
Dann sind Jahrtausende nicht kalt und fern,
Und zitternd nennen
Darfst du der Worte Wort, des Lebens Mark,
Wenn dem Geheimnis deine Seele stark.

Und heute schon, es steht in Gottes Hand,
Erschauen
Magst du den Heiland in der Seele Brand,
Glühndem Vertrauen:
Zerfallen mögen Erd' und Himmels Höhn,
Doch seine Worte werden nicht vergehn.

Samstag, 30. November 2019

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt . . . Über eine Gesellschaft, die sich systematisch selbst entweihnachtet!


Am untersten Ast sah man entsetzt
Die alte Wendel hangen.
Hell schien der Mond ihr ins Gesicht,
Das festlich still verkläret;
Weil auf der Welt sie nichts besaß,
Hatt' sie sich selbst bescheret.

Einer Gesellschaft, die sich systematisch selbst entweihnachtet, hält Gottfried Keller (1819-1890), der Schweizer Lyriker und Romanautor mit seinem Gedicht "Weihnachtsmarkt" einen angemessenen Spiegel vor. Jahr für Jahr wird er angemessener. Jahr für Jahr zieht Weihnachten früher auf die Märkte und in die Kaufhäuser ein. Christstollen sind oft schon vor dem 1. Advent ausverkauft. Kinder haben von Weihnachten genug. Schon vor dem 1. Advent hängt es ihnen zu den Ohren raus. Mit Macht wird man beschallt. Aber die Töne kommen nicht mehr an. Sie schließen kein Herz mehr auf. Es ist wie auf vielen Feldern: Unsere Gesellschaft gräbt sich die eigenen Wurzeln ab und während wie - was durchaus auch wichtig ist - über Rechtsradikalismus, Klimanotstand, Windräder, Elektroautos und digitale Rückständigkeit Deutschlands diskutieren, verlieren wir unsere Wurzeln und alles, über was wir diskutieren, könnte irgendwann gar keine Rolle mehr spielen - wer keine Wurzeln hat, ist eh schon tot, oft, bevor er es merkt; da spielt eigentlich auch keine Rolle mehr, dass nicht wenige unter uns sich Weihnachten gar nicht leisten können . . .

Welch lustiger Wald um das hohe Schloß
hat sich zusammengefunden,
Ein grünes bewegliches Nadelgehölz,
Von keiner Wurzel gebunden!

Anstatt der warmen Sonne scheint
Das Rauschgold durch die Wipfel;
Hier backt man Kuchen, dort brät man Wurst,
Das Räuchlein zieht um die Gipfel.

Es ist ein fröhliches Leben im Wald,
Das Volk erfüllet die Räume;
Die nie mit Tränen ein Reis gepflanzt,
Die fällen am frohsten die Bäume.

Der eine kauft ein bescheidnes Gewächs
Zu überreichen Geschenken,
Der andre einen gewaltigen Strauch,
Drei Nüsse daran zu henken.

Dort feilscht um ein winziges Kieferlein
Ein Weib mit scharfen Waffen;
Der dünne Silberling soll zugleich
Den Baum und die Früchte verschaffen.

Mit rosiger Nase schleppt der Lakai
Die schwere Tanne von hinnen;
Das Zöfchen trägt ein Leiterchen nach,
Zu ersteigen die grünen Zinnen.

Und kommt die Nacht, so singt der Wald
Und wiegt sich im Gaslichtscheine;
Bang führt die ärmste Mutter ihr Kind
Vorüber am Zauberhaine.

Einst sah ich einen Weihnachtsbaum:
Im düsteren Bergesbanne
Stand reifbezuckert auf dem Grat
die alte Wettertanne.

Und zwischen den Ästen waren schön
Die Sterne aufgegangen;
Am untersten Ast sah man entsetzt
Die alte Wendel hangen.

Hell schien der Mond ihr ins Gesicht,
Das festlich still verkläret;
Weil auf der Welt sie nichts besaß,
Hatt' sie sich selbst bescheret.

Dienstag, 26. November 2019

Wenn eine Tante und große Dichterin ihrer Nichte in Sachen Rechtschreibung zur Seite springt:

Gertrud Kolmar nannte ihre Nichte Sabine gern das ´kleine Ungeheuer´; im März 1941 schrieb sie an ihre Schwester, die in die Schweiz emigriert war, in Bezug auf deren Tochter:
"Ich finde das auch sehr unrecht von dem Papa, dass er die Rechtschreibung seiner Tochter bemängelt. 'Spiele' kann jeder schreiben, aber 'SBILE' nur das kleine Ungeheuer! Das ist doch mal was anderes! Und wenn man bedenkt, dass sie vielleicht noch siebzig, achtzig, neunzig Jahre lang 'Brief' mit dem 'e' schreiben wird, warum soll sie das Wort dann nicht während eines kurzen Jahres ohne 'e' malen? Hauptsache ist, dass dem Kind die Freude am Schreiben und Lesen erhalten und gekräftigt wird. Schularbeiten sollen überwacht und verbessert werden, ja; aber wenn das Kind einmal zu seinem Vergnügen den Bleistift in die Hand nimmt, dann soll man an seiner Schreiberei nicht herumnörgeln, sonst wird das Vergnügen auch nur zur Schularbeit, und das ist schade..."
Anderthalb Jahre später fragt Gertrud Kolmar in einem Brief ihre Schwester:
"Meinst Du, dass Deine Tochter minder fantasiebegabt ist als Du? Ihre Rechtschreibung spricht gegen diese Annahme. ‚Geburztag' - das finde ich herrlich, das schönste Wort vielleicht aus Eurem ganzen Briefe: wie sieht das neu und blank aus, und wie alt und abgegriffen erscheint dagegen 'Geburtstag'. Ich danke dem 'Ungeheuer' recht herzlich für seine Zeilen.”
Dem kleinen Ungeheuer selbst aber schreibt sie am 14.7.1940:
"Nun bleibe weiter gesund und brav und wenn Du mal ungezogen bist - ein Kind muss auch mal unartig sein, nicht wahr, damit der Mutti das ewige Artigsein nicht zu langweilig wird - also wenn Du schon mal ungezogen bist, dann bleibe es nicht zu lange."

PS:  Gertrud Kolmar war ja eine sehr belesene und gebildete Frau mit durchaus hohem Anspruch auch in formaler Hinsicht. Hier aber ging es ihr darum, nicht durch übertriebene und eine einer Situation völlig unangemessene Korrigiererei einem Kind, das ohnehin noch im Lernalter ist, die Freude am Schreiben zu nehmen. Eltern können ja durchaus manchmal zu verbissen sein; deshalb ruft sie ihrer Schwester zu: Mach Dich mal locker! In einem Jahr schreibt Dein Kind nicht mehr ´Brif´ oder ´Geburztag´ :-)

PPS
Auf der Ethik-Post mehr zu Gertrud Kolmar hier
auf meinem Methusalem-Blog hier

Samstag, 23. November 2019

"Schrittweis kehr ich heim und weine, / Und mir blieb mein müdes Herz / An der Grenze." - Vom Leben an der Grenze.

An der Grenze grüßt ein Haus.
Wandrers Zuflucht, stammgezimmert,
Schirmt’s vorm Strahl, der ficht und flimmert,
Wehrt dem Herbstwind, der’s umwimmert.
Oftmals späht ich von ihm aus
Nach der Grenze.

An die Grenze kroch der Schmerz,
Lag im Busch als bunte Steine;
Fand ich einen, ward’s der meine.
Schrittweis kehr ich heim und weine,
Und mir blieb mein müdes Herz
An der Grenze.

Auf die Grenze fällt bald Schnee,
Stäubt und schlägt: Ein Weg erblindet,
Der durch Tann sich aufwärts windet.
Ob zurück ins Tal er findet?
Eins nur weiß ich wohl: ich steh
An der Grenze.

Was ist das für eine Grenze, nach der ein Wanderer, unterwegs und in einem Haus Unterschlupf findend, späht und nicht hinüberkommt?
Eine Grenze, die noch dazu droht, im Schnee zu versinken; der Weg zu ihr kann erblinden (fast will es scheinen, der Weg zurück ins Tal, also weg von der Grenze, sei noch gangbarer).

In der Literatur ist diese Grenze auf vielfältige Art beschrieben worden. Sie ist in Kafkas Türhüterlegende der Zutritt zum Gesetz, der dem Mann vom Lande verwehrt ist (weil er ihn sich selbst verwehrt), sie ist in Goethes Märchen der Fluss zum Land der schönen Lilie, der Zutritt zum Reich der Mütter im Faust II, die Himmelsleiter, die Jakob sieht, die Frage Parzivals an den kranken Gralskönig, respektive an das eigene, überholte Bewusstsein, und der Zugang zum Bergesinneren, in dem sich die Blaue Blume findet.

Ein lyrisches Ich outet sich als einer der möglichen Wanderer.
Stein um Stein findet es an der Grenze, ein Stein, ein Schmerz, den sich das lyrische Ich zu eigen macht und mit ihm heimkehrt ins eigene müde Herz, das doch immer an der Grenze ist.
Aber nicht hinüberkommt.

Die Steine sind bunt, aber sehr grenzwertig.

Dem lyrischen Ich bleibt das Bewusstsein, an der Grenze zu stehn. - Damit endet das Gedicht.

Kennen wir diese bunten Steine, mit denen sich vielleicht nicht nur wir, sondern im Grunde alle Menschen beladen, die womöglich das Herz so müde machen, dass es nicht die Kraft findet, über die Grenze zu gelangen? - Sisyphus könnte ein Lied davon singen. Camus hat ihm ein Essay gewidmet und ihn als ewigen Rebellen glorifiziert . . . für mich eine philosophische Fata Morgana, ein Blankoscheck für den ewigen Aufenthalt im Haus vor der Grenze. - Steine können so schön bunt sein . . .

Gertrud Kolmar ist diese Grenzgängerin. Ihrer Schwester schrieb sie, sie sei immmer die Andere gewesen, nie die Eine. 

Sie hat Deutschland - auch ihrem Vater zuliebe, den sie nicht allein lassen wollte (er starb kurz vor ihr in Theresienstadt, sie 1943 49-jährig in Auschwitz) - nie verlassen, obwohl wir ihren Gedichten und ihren Aussagen, gerade auch in ihren Briefen entnehmen, dass sie ahnte, ja wusste, was auf sie zukommt. In einem ihrer Gedichte aus dem Zyklus Das Wort der Stummen, geschrieben am 30. September 1933 und überschrieben An die Gefangenen heißt es:

Das wird kommen, ja, das wird kommen; irret euch nicht!
Denn da dieses Blatt sie finden, werden sie mich ergreifen.

Ihre Grenze lag zwschen der Anderen und der Einen. Als Schriftstellerin überschritt sie die Grenze von der Stummen zur Schreibenden. Im Leben näherte sie sich immer mehr der Jüdin in sich. Und blieb es bis zum bitteren Ende.

Für uns stellt sich die Frage: Sind wir der oder die Andere - oder doch der oder die Eine?
Sind wir uns überhaupt dieser Grenze zwischen beiden bewusst?

Gertrud Kolmars Zeilen, geschrieben um 1920, leisten das, was ihre Lyrik immer wieder tut und das dichterische Wort immer wieder auch zu leisten vermag: uns an jene Grenze zu erinnern, auf die wir womöglich gerne Schnee fallen lassen.

Mehr zu Gertrud Kolmar hier
Und hier

Dienstag, 19. November 2019

Julian Assange wird gefoltert - und niemand interessiert es. Auch nach einem Monat interessiert sich die Bundesregierung nicht für den UN-Bericht.

Auf einer Pressekonferenz am 15. Oktober im Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York berichtete der UN-Sonderberichterstatter über Folter, der Schweizer Diplomat Nils Melzer, über seinen Besuch – begleitet von zwei medizinischen Experten – bei dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh und erklärte öffentlich:
Wir kamen zu dem Ergebnis, dass er [Assange] über einen langen Zeitraum psychologischer Folter ausgesetzt war. Das ist ein medizinisches Urteil. Wir haben alle involvierten Staaten gebeten, in dem Fall zu ermitteln und den auf Assange ausgeübten Druck zu mildern und insbesondere seine juristischen Rechte zu respektieren, die aus meiner Sicht systematisch verletzt wurden. Kein betroffenes Land hat zugestimmt, eine Untersuchung einzuleiten, obwohl sie gemäß der UN-Antifolterkonvention dazu verpflichtet wären.







Brief an den englischen Botschafter in Berlin (mit der Möglichkeit, dieses oder ein vergleichbares Schreiben an die Botschaft bzw. einen die Menschenrechte ignorierenden Außenminister zu richten

An
Herrn Sebastian Wood
Britischer Botschafter in der BRD
Wilhelmstraße 70/71
10117 Berlin
.
Von
Thomas Ramdas Voegeli
Jl. Gunung Payung II
80363 Sawangan
Indonesia
kristall@gmx.ch
.
Guten Tag, Herr Wood.
Ich richte mein Schreiben an Sie in der Gewissheit, dass Sie ein rechtschaffener Mensch sind, dem das Wohl der Bürger Englands und aller Länder der Erde ehrliches Anliegen ist.
Am 21.10.2019 hat im Westminster Magistrates Court eine Verhandlung, die Auslieferung Julian Assanges betreffend, stattgefunden.
Ich habe den Augenzeugenbericht Ihres Landsmannes, Herrn Craig Murray gelesen. Er ist hier nachzulesen:
https://fassadenkratzer.wordpress.com/2019/11/08/ex-botschafter-assange-wird-zu-tode-gefoltert/
Ich habe keinen Grund zur Annahme, dass Herr Murray’s Bericht in irgendeiner Richtung tendenziös sei. Ich gehe davon aus, dass Herr Murray exakt beschrieben hat, was bei der fraglichen Verhandlung zu sehen, zu hören und festzustellen war.
Herr Wood, auch Sie dürften strikte ablehnen, wie Julian Assange behandelt wird. Sehe ich das richtig?
Und wäre Herr Assange vermutlicher Massenmörder, wäre er gar vermutlicher Kindesfolterer…es würde keinen Menschen berechtigen, ihn zu malträtieren so, wie es ganz offenkundig getan wird, und es würde keinen Richter berechtigen, Assanges Verteidigung konsequent und widerrechtlich ins Leere laufen zu lassen, so, wie das Frau Richterin Vanessa Baraitser tat.
Mein Gewissen verpflichtet mich, Ihnen zu schreiben. Mein Gewissen verpflichtet mich, auch deutschen Behördenmitgliedern zu schreiben.
Ich appelliere.
Bitte, Herr Wood, setzen Sie alle Hebel in Bewegung, dass mit Julian Assange so verfahren wird, wie es ganz normaler menschlicher Anstand, menschlicher Respekt und menschliche Ethik erfordert. Bitte setzen Sie ihren gesamten Einfluss und Ihre gesamte Autorität ein, dass unter selbstversändlich humanen Umständen Gerechtigkeit geübt wird.
In der Hoffnung, bei Ihnen Gehör gefunden zu haben grüsse ich Sie, von Mensch zu Mensch, herzlich.
Thomas Ramdas Voegeli
http://bumibahagia.com


Hier zunächst die Adresse der britischen Botschaft in Berlin.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Britische Botschaft in der BRD
Wilhelmstraße 70/71
10117 Berlin
Deutschland
Telefon: 0049 30 204 570
email für nichtkonsularisches Anliegen:
ukingermany@fco.gov.uk
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Postanschrift Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
11015 Berlin
Mohrenstraße 37
10117 Berlin
Telefon +49 (0) 30 18 580 – 0
Fax +49 (0) 30 18 580 – 9525
emaill poststelle@bmjv.bund.de
De-Mail poststelle@bmjv.de-mail.de
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

  • Mail an Herrn Heiko Maas: hier

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Before writing to Julian Assange, write at least 1 letter to a politican or leader or take some other action to help #ProtectJulian. (Click here for examples). Please write short personal notes only and let Julian know of an action you've taken to help defend him. Do not include sensitive information in your letter.

You must include his prisoner number (#A9379AY) or his DOB on the envelope. He still recieves letters with just his name + DOB without any problems. Envelopes without his prisoner # or DOB will not be delivered. To avoid confusion we have changed our instructions to say include the prisoner #.

You MUST include your full name AND address on the back of the envelope or else the letter will not be delivered.

If you wish for him to reply, include a blank piece of paper with a self-addressed envelope. It must be pre-stamped (UK Stamps only). Do not send loose stamps as they will be rejected. Include 2 UK first class stamps for international. Click here to buy UK stamps.

Letters sent to and from the prison are checked by prison staff. Do not send letters containing sensitive material, instead please contact mr. Assange's lawyers for any sensitive matters.

You may send paper items only, such as letters, photos & drawings. Please do not attempt to send other items. Postcards are not allowed.

If you receive a reply, you may share it with #WriteJulian unless he has marked the letter private. Please DO NOT publish any letters that he has marked private.

´s ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster: /Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus. - Mephistopheles outet seine Methode, aber niemand hört hin!

Manchmal mag man es nicht glauben, welche Wahrheiten in so viel gelesenen Sätzen stecken, ohne dass groß darüber geschrieben wurde oder es jemand weiters interessiert.

Doch obiger Satz sagt unglaublich viel aus.
Denn er betrifft die Mehrheit der Menschen (behaupte ich einfach mal)!

Tatsächlich hat es etwas teuflisch Gespenstisches, was da Mephistopheles, der sich als Pudel bei Faust eingeschlichen hat und jetzt als Junker gekleidet jenen wieder verlassen möchte, als Wahrheit von sich gibt.
In dier Bredouille ist er, weil er als Pudel beim Hereinspringen übersehen hatte, dass das Pentagramm, das auf die Türschwelle gezeichnet war (was damals neben gebündeltem Johanniskraut und anderen Abwehrstoffen durchaus üblich war, um böse Geister abzuwehren), verkantet gezeichnet war; die Spitzen mussten jedoch sauber gezogen sein, klar nach außen und innen gerichtet. Wenn sie in irgendeiner Form schräg gezeichnet waren, war dem Geist der Abgang versperrt. Rein konnte er, raus nicht. So ging es Mephistophleles. Er hätte der Hilfe des Faust und dessen Zeichenkünsten bedurft.
Warum aber die Aussage des Mephistopheles so interessant und wichtig ist: Es hat etwas Teuflisches, wenn Menschen immer durch dieselbe Tür raus- und reingehen. Es ist immer dasselbe. Wir gehen raus, wo wir reingekommen sind. Oft kommen wir uns womöglich sogar großartig vor. Aber es hat sich nichts verändert. Wer sich verändert hat, nimmt nicht dasselbe Loch, zu dem er reinkam.
Gut wäre es, wenn wir tatsächlich einen anderen Ausgang nähmen, wenn während des Aufenthalts so viel geschehen ist, dass wir den Sinn wenden, eine Vokabel, die aus dem Griechischen (metánoia - μετάνοια) Luther mit Buße übersetzt, eine Übersetzung, die ungefähr so zutreffend ist, als wenn man ein Mixed im Tennis als Herreneinzel mit Damenbehinderung bezeichnet.


Wer Metanoia betreibt, wendet den Sinn (wie es wörtlich heißt), er geht in eine neue Richtung, der Sinn wendet sich, das Wesen Mensch (es liegt also weit mehr als Buße vor!)
Das genau aber machen Teufel und Gespenster nicht, ihr Sinn bleibt gleich, immer geht es durch denselben Ein- und Aussgang.

Da bewegt sich nichts und die Formulierung des Paktes zwischen Faust und Mephistopheles, der beim nächsten Treffen erfolgt, dass Faust also die Wette verliert, wenn er zum Augenblicke sagt: Verweile doch, Du bist so schön, das ist genau die grundsätzliche Strategie alles Mephistophelischen, alles Satanischen, alles dessen, was den Menschen an Altes bindet: Alles bleibt gleich, nichts ändert sich. Schön verpackt heißt das dann: Verweile doch, du bist so schön.

Wir kennen die Menschen, die - man möchte fast manchmal sagen - seit Jahrtausenden immer diesselbe Auffassung vertreten, bei denen sich nichts im Inneren rührt. Bloß nicht zu einer Tür raus, die man nicht kennt!
Und oft darf man dankbar sein, dass sie diejenigen, die den Sinn wenden, nicht verhöhnen, oder - wie weiland beispielsweise Giordano Bruno - verbrennen oder neu Denkende mit dem Tod bedrohen, wie Galileo Galiliei (der Überlieferung nach soll es jedenfalls so gewesen sein). - Platon hat in seinem Höhlengelichnis das Verhalten dieser mephistophelisch Gesteuerten bestens beschrieben und wie schwer sie es denen machen, die sich dem Licht, einer anderen Tür zuwenden.

Bis Faust lernt zu lernen, obwohl er sich doch für so klug hält, ja für einen Gott: Das dauert seine Zeit. Erst müssen vier Tote seinen Weg pflastern, bevor er lernt, mit dem Teufel umzugehen, bis er lernt, dass er  seiner bedarf, jedoch eben gleichzeitig lernen muss, richtig mit ihm umzugehen (nur Mephistopheles kann ihm im Faust II den Schlüssel ins Reich der Mütter, ins Ur-Reich des Seins überreichen!), bis er also im Grunde die Bedeutung der Schlange, die ja auch für uns Menschen so wichtig ist, auch wenn die Kirche sie erfolgreich verteufelt hat versteht (ohne die Schlange wäre es der Kirche gar nicht möglich, so gottlos sein zu können, wie sie ist, das heißt beispielsweise, Hunderte von Millarden allein in Deutschland zu horten und das Vermögen noch zu vermehren, während die Not auf der Erde riesengroß ist . . .).
Wir wissen, Fausts Besuch im Reich der Mütter endet nicht gerade glücklich, aber für diesen Weg des Faust zum Ewig-Weiblichen bedarf es auch großer Ausdauer, erst recht, wenn auch noch das Ewig-Männliche seinen Part übernehmen soll, den zu erwähnen Goethe noch nicht vermochte.

Ohne die Schlange wären wir nicht in der Lage, Gott abzulehnen, um ihn ggf. aus freien Stücken als bedeutsam für unsere innere Entwicklung zu erkennen (eine Entwicklung, für die die Schlange allerdings auch kein Garant ist, wie man mit Blick auf die Menschheit unschwer sieht).

Jedenfalls mag man in Zukunft den Menschen, die stets immer derselben Auffassung sind und sich nicht verändern, dazu gratulieren, dass sie so gekonnt dieses für die geistige Unterwelt so bedeutsame Gesetz der Geister und Teufel befolgen. Vielleicht wird ihnen anlässlich dieser Gratulation etwas bewusst; aber auch das ist nicht sicher. - Umso mehr können uns selbst solche Sätze wie obiger zu denken geben.

Samstag, 16. November 2019

Mein Herz sei Gottes Herd!




Wo GOtt ein Fewer ist / so ist mein Hertz der Herd /
Auf welchem Er das Holtz der Eittelkeit verzehrt.

                                                                                          Angelus Silesius (1624-1677)

Dienstag, 12. November 2019

Ach, laß nicht zu, daß Zeit zwei Seelen trennt, / die Liebe eint. - Mein Shakespeare-Lieblings-Sonett:


Ach, laß nicht zu, daß Zeit zwei Seelen trennt,
die Liebe eint. Die Lieb ist nicht verliebt,
die Änderung, sich ändernd, anerkennt,
und allem Neuen neuerlich sich gibt.

O nein! Sie ist für alle Zeit und Not
ein stetiges und unvergänglich Licht,
ein Stern für jedes sturmverirrte Boot,
wovon, wenn er es rettet, keiner spricht.

Die Liebe geht nicht mit der Zeit. Ihr Mund
ist rosig noch, wenn sie ihn blasser mag.
Die Liebe ändert sich zu keiner Stund,
hat noch Beständigkeit am Jüngsten Tag.

Doch falls daraus ein Irrtum sich ergibt,
hat nie ein Mensch auf dieser Welt geliebt.

(Übersetzung: Karl Bernhard)

William Shakespeare (1564 - 1616)

Let me not to the marriage of true minds
Admit impediments. Love is not love
Which alters when it alteration finds,
Or bends with the remover to remove.

O, no! It is an ever-fixed mark,
That looks on tempests and is never shaken;
It is the star to every wand'ring bark,
Whose worth's unknown, although his height be taken.

Love's not Time's fool, though rosy lips and cheeks
Within his bending sickle's compass come;
Love alters not with his brief hours and weeks,
But bears it out even to the edge of doom.

If this be error, and upon me prov'd,
I never writ, nor no man ever lov'd.

Mittwoch, 6. November 2019

27 Likes für ein Goebbels-Zitat. Den entsprechenden Kommentar aber löscht Axel Burkart seit 4 Tagen nicht.

Wer meine Posts zu Axel Burkart kennt, weiß, dass er nicht nur meine, sondern auch Kommentare Anderer vielfach gelöscht hat, auch wenn sie durchaus im Ton höflich gehalten waren (die Aktivität des Löschens ist ihm also bestens vertraut). Seinen anthroposophisch ausgerichteten You-Tube-Kanal verglich er in entsprechenden Kommentierungen mit seinem Wohnzimmer und dort ist nur erwünscht, was sich im Rahmen der von ihm gesteckten Toleranzgrenzen bewegt.
Das so zu handhaben, ist Axel Burkarts Recht; jeder kann das machen, wie er möchte, und wer sein Verhalten nicht akzeptiert, kann fernbleiben.

Nun allerdings ist etwas eingetreten, was private Grenzen überschreitet: 

Dazu muss man wissen, dass Axel Burkart in einem Video zum Thema Lügen eine Grünen-Bundestagsabgeordnete an den Pranger stellt, die im ZDF, ohne als solche kenntlich zu sein, einen AfD-Kreisvorsitzender, der zugleich Hersteller von Bio-Produkten ist, negativ bewertete, indem sie gut fand, dass, weil er eben AfD-Mitglied ist, sein Hirse-Bio-Produkt aus der Produkt-Palette eines Bio-Versandhandels ausgelistet wurde,.

Ob man gewillt ist, die Schlussfolgerung Axel Burkarts zu teilen, dass es Rückwirkungen und auf Dauer ein Desaster geben muss für Grünenpolitiker, weil deren Verhalten die Geistige Welt nicht zulässt, ist eine andere Frage.

In der Vergangenheit hat sich bekanntlich Axel Burkart wiederholt für die AfD in die Bresche geworfen und noch kein einziges Mal die Fragwürdigkeiten von deren Spitzenpolitikern, insbesondere eines Björn Höcke thematisiert, dessen rechter AfD-Flügel erst kürzlich vom Verfassungsschutzpräsidenten als immer extremistischer eingestuft wurde.
(Meine persönliche Ansicht ist übrigens, dass ich obige Auslistung und die Begründung des Versandhandels, obwohl ich wahrlich kein Freund der AfD bin, indiskutabel finde).

Unter diesem Video findet sich nun - Stand heute - seit vier Tagen ein Kommentar:

"Je größer die Lüge desto mehr laufen hinterher".
Joseph Goebbels

Dass Axel Burkart diesen Kommentar im Gegensatz zu vielen anderen nicht löschte, ist das eine.

Das andere ist, dass er 27 Likes - Stand heute - erhielt.

27 Likes. Wenn man die Anzehl der Likes ansonsten anschaut, erkennt man, dass sich ausgerechnet bei diesem Zitat ungewöhnlich viele Leser in ihrer Gesinnung outeten.

Axel Burkart scheint diese Klientel nicht zu stören.
Seit 4 Tagen zeigt er keine Reaktion.

Vor allem aber zeigt sich, dass er mit seinem politischen Engagement Geister wachruft, die Anhänger der Anthroposophie erschüttern und zu einer eindeutigen Stellungnahme herausfordern müssten.




Hinweisen möchte ich darauf, dass es einen akualisierten Post zum Thema  Axel Burkart: Andersdenkende rigide zensierend, politisch manipulierend, Worthülsen produzierend und bar überzeugender Geistigkeit gibt.

Freitag, 1. November 2019

"In meinem Zimmer bin ich ganz verloren. / Die Dinge sagen, daß sie mich nicht kennen" - Wenn Gegenstände lebendig sind!


In meinem Zimmer bin ich ganz verloren.
Die Dinge sagen, daß sie mich nicht kennen.
Die Heizung mit getünchten Schlangenrohren
Zuckt unter meiner Hand und will sie brennen.

Der Stuhl schiebt peinlich scheu den Mantel nieder.
Im Glasschrank klirren flüsternd kleine Tassen.
Aus schmaler Vase schaut mich blauer Flieder
So duldend an, als hieße ich ihn blassen.

Ich ahnte nicht, daß dieses ist: Gewissen.
Der Sachen tote Feindschaft, die ich greife,
Mit hart brokatnem Blick das Sofakissen,
Der hohe Sessel mit gewollter Steife.

Wie lernt ein Tisch, was Menschen nie gebilligt
Und nie gescholten - und auch nie erfahren,
Verneint der Spiegel, da ich eingewilligt,
Und lügt im Haß den Glanz aus meinen Haaren ?

Mein großes Wollknäul sprang vom Fensterbrette,
Im Angstgehüpf wie eine lila Ratte;
Ich meinte wohl, daß ich's verworfen hätte,
Und wußte, daß es mich verworfen hatte.

("Die Verworfene", aus Gertrud Kolmar: "Weibliches Bildnis; 2. Raum"

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Wenn das Leben aus dem eigenen Bett ein Gleisbett macht . . .

Ich bin im Dunkel und allein.

Und neben mir lehnt doch die Tür.
Wenn ich sie klinke, steh' ich ganz im Licht.
Da sind ein Vater, Mutter und die Schwestern,
Ein Hund, der stumm und freundlich spricht.

Wie darf ich lügen, und wie kann ich sagen,
Daß ich ins Finstre hingestoßen ward?
Ich hab' mich selbst aus allem fortgetragen.

Vor meinen Augen blühte Schnee.
Ich sah, daß er die Rispen zu mir neigte,
Zu meinen Jahren, und es tat mir weh.

Ich hatte nichts, dem Alter zu versöhnen
Mein Herz, das jung und rot wie Frucht erklang,
Es an die bleiche Kühle zu gewöhnen.

Da weint' ich sehr und ging
Und fand den Mann an einer Wegegabel,
War still und liebte und empfing.

Es sang in mir auf einer Geige
So süß, so leicht, im Anbeginn.
Nun singt es nicht mehr, wenn ich schweige.

Die Angst mit ihren Fleckenhänden kam,
Saß bei mir nieder, meinen Leib betastend,
Belud ein Grinsen: »Fühlst du keine Scham?«

»Wo blieb der Frauenring für deinen Finger ?
Du fürchtest Diebe, hältst ihn brav versteckt.«
Ist meine nackte Rechte denn geringer ?

So arm, so nackend wird es sich
Auch meinem Schoße bald entwinden.
Und wenn ich's denken muß, umkrampft es mich.

Es krallt sich ein und läßt mich zittern,
Wie Sturm den Baum im Winterfeld
Befreit von seinen letzten rost'gen Flittern.

So fegt es mir hinweg, was dünn und schal,
Die kleine Sorge, listiges Vergnügen,
Und bricht die Knospe auf der großen Qual.

Der großen Freude. O, ich will dich werfen
So wie ein Tier und glücklich sein! -
Ich finde Klauen, die ein Messer schärfen …

Es ist doch Nacht. Und ist ein Ding, das Schande heißt.
Ich darf dich nicht gebären.
Ich weiß den Schnellzug, der den Wald zerreißt.

Dem geh' ich zu an seinen blanken Gleisen
Und werde müd' und leg' mich froh zu Bett
Quer auf zwei flache Stäbe Eisen.

........................Gertrud Kolmar, "Die Gesegnete", in: "Weibliches Bildnis, zweiter Raum"

Wieder findet sich das Thema der Gertrud Kolmar, ihr Kind, das sie nicht gebären durfte. Aber auch die schonungslos aufgezeigte Situation in ihrer Familie, aus der sie sich selbst fortgetragen hat, wie sie, sich selbst als außerhalb ihrer sich befindend und gewiss nicht in sich ruhend formuliert.
Wie sie zu der Überschrift des Gedichtes gelangt, ist nur zu vermuten. - Ein weiblicher Hiob. So schwer fassbar diese Geschichte des Alten Testmants auch ist. Hiob mag wissen, dass all sein Leid sein Segen wurde.
Zu vermuten ist, dass diese Frau ohne die Worte, die sie in ihren Gedichten für ihr Leid und Elend fand, nicht hätte überleben können - bis zu jenem Tag in Auschwitz . . .
.
PS Auf diesem Blog finden sich weitere Gedichte der Gertrud Kolmar sowie einige, die ich aus dem lyrischen Werk der Gertrud Kolmar auswählte, weil sie mich persönlich sehr ansprachen: hier (Blog Methusalem)

Montag, 28. Oktober 2019

Nachts, / Wenn der orangene Mond sich ganz silbern gewandelt, / Kommen auch andere heimlich und bringen Gold . . . Bildnis eines Räubermädchens


Das Räubermädchen

Nachts,
Wenn der orangene Mond sich ganz silbern gewandelt,
Kommen auch andere heimlich und bringen Gold,
Hänger, klirrendes Springzeug, das um meinen Nacken tollt,
Blühende Steine, die man in dunklen Schächtelchen handelt,
In pfauenblauen und mohnroten Atlas rollt.
 

Alle nehme ich nicht: ich verachte die dummen Türkise;
Demanten sind glitzernd scharf, zu wirklich, ich liebe sie nicht.
Ich halte die graue Perle, ihr sinnendes Licht,
Und das Rätsel Opal - war so im Abend die Wiese ? -
Und den Zitrontopas, der Unheil zerbricht.
 

O grüne Schlangenaugen, heißt ihr smaragden ?
So sind Augen, die sich mit mir gefüllt,
Bis ich sagte »Genug« und mein Mund sie umhüllt,
Wenn Er vertauschte mit mir die Lust seiner Jagden
Und die geströmte Felldecke niederschlug, plump und zerknüllt.
 

Was ist gut ? Ich weiß nicht. Wird Gott mich strafen ?
Was ist böse ? Mich hat keiner Bosheit gelehrt.
Fraun tragen Ketten und Kinder; der Mann trägt ein Schwert,
Und es ist süß, an einer Brust zu schlafen,
Die anders als unsere, hart und zottig bewehrt.
 

Bald,
Wenn wieder große Waffen silbern sich kreuzend blitzen,
Kaufmanns Gewand in gelbe und schwarze Blumen zerfliegt,
Such' ich ein altes Lied zusammen, das schläfert und wiegt;
Aber den Natternzaubrer in Mauerritzen
Hat schon des Kindes grünliches Blinzeln besiegt.


(aus G. Kolmar, Weibliches Bildnis in vier Räumen)

Man muss in der Lyrik eines Georg Heym, eines Hölderlin, eines Rilke der Duineser Elegien, einer Gertrud Kolmar nicht alles verstanden haben. Man nähert sich den Bildern eines schreibenden Gegenüber, seinen Farben, seinen Tieren, seinem Personal. Es gibt kaum etwas Wertvolleres, als mit den Bildern und Worten anderer anders und auf neuen Wegen denken zu lernen. Man befreit sich selbst, sein eigenes Denken und macht es reicher, umfassender, tiefer.

Sonntag, 27. Oktober 2019

Wuchs nicht der ersten Menschen Schatten hinter uns hcch / da wir beieinander standen.


Am erweiterten Strande des Meeres
blieb ich zurück
klagend über die Flut
die das Meer mir brachte
und unerbittlich wieder zurücknahm.

Aber vielleicht ist es nur dies
dass ein Leben nicht ausreicht
abzuwarten
bis sie zurückkommt.
             (aus Paula Ludwig, Dem dunklen Gott II)


Mittwoch, 23. Oktober 2019

Einst zog ich Gott mit meinen Kleidern ab . . . - Wem schreibt Gott schon einen Herbstmondbrief?

Einst zog ich Gott mit meinen Kleidern ab.                   
Ich warf ihn hin. Er hing vom Stuhl herab,
Wo schmaler Florstrumpf um die Lehne rankte.
Wie lang schon, daß ich nicht mit ihm mehr zankte!

Den Wänden ward mein Antlitz zugekehrt.
In lockre Träume stieg ich unbeschwert;
Aus meinen Hüften brachen blaue Falter,
Mit nackter Sohle trat ich Staub und Alter.

Und als sich Wiesenlandschaft wirr verschob,
Ein Nachtmeer schauernd mich in Morgen hob,
Da griff ich Hemd und Kittel, Gurt und Kragen,
Fand nicht mehr Gott und dachte nicht an Fragen. -

Ich war allein und schluchzte, rief und rief
Und schrie. Doch Gott schrieb einen Herbstmondbrief,
Gott rollte Sterne aus dem Wunderknäuel.
Und mir am Bette kniet' ein blödes Scheuel.

Ich streute Lampenwärme, gelben Sand,
Es zuzudecken. Wühlte Tuch und Band,
Gott nachzuspähn. Bin müd in mich verkrochen. -
Gott lag sehr fest um meinen Stirnenknochen.

Er war mir angewachsen als die Haut,
Von Glut geschwächt, in Frösten aufgerauht,
Ganz fahl und wund gebeizt von bittren Laugen.
Und fiel als Lid auf jedes meiner Augen.

Wie so viele Menschen ist auch Gertrud Kolmar von Gott enttäuscht.
Der schreibt Herbstmondbriefe und rollt Sterne, aber wenn man ihn braucht, ist er nicht da.

In "Die Leugnerin" thematisiert sie die Erfahrung unseres Menschseins in einer Zeit, wo Gott und die Götter hinweggedämmert sind, so dass manche einfach zu der Lösung greifen, dass sie Gott zum Teufel wünschen und einen auf Atheist machen oder aber brutal fest glauben und alle Zweifel weggecleant und -gestaubsaugt werden, damit auch ja nichts anderes gedacht werden mag . . . oder Gedichte schreiben und Gott über die Stuhllehne werfen zusammen mit den Kleidern.

Es ist diese bestechende Schonungslosigkeit und Ehrlichkeit, die so an dieser Frau fasziniert. Aus nichts macht sie ein Hehl, nicht aus ihrer Weiblichkeit, die sie nicht so ausleben darf wie sie möchte, nicht aus ihrem Mauerblümchendasein, wenn sie sich als Kröte sieht und doch um einen Edelstein weiß, den sie in sich trägt.
Für mich hat er viele Kinder - und es sind ihre Gedichte.

In Bezug auf Gott scheint im Übrigen das letzte Wort noch nicht gesprochen. Da gibt es noch Klärungsbedarf. So einfach lässt er sich via Kleider nicht über die Stuhllehne entsorgen. Sogar auf den eigenen Lidern spürt sie ihn.