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Freitag, 31. August 2018

Vom Herbst so Wichtiges lernen! - "Im Nebel ruhet noch die Welt ..." - Eduard Mörikes "Septembermorgen"



SeptemberMorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

23 Jahre war Mörike alt, als er dieses Gedicht schrieb, das, wie manches seiner Perlen, ein Kosmos im Kleinen ist. Ungewöhnlich, dass ein junger Mann so virtuos malen kann. Denn das Gedicht ist weniger ein Gedicht als vielmehr ein Gemälde. Jede Zeile zaubert ein neues Bild vor unser Auge. Unser? Ja, einer der Mittel, deren sich der jugendliche Dichter bedient, ist, dass er dich und mich anspricht. Dass das so wirken kann, wie es wirkt, ist, dass man spürt: Mörike spricht auch und vor allem Eduard selbst an. Eigentlich schreibt er das Gedicht für sich, malt es für sich, auch diesen verhaltenen Beginn. Man erkennt ihn daran, dass bis zur Hälfte nicht ein einziges Adjektiv auftaucht. Dadurch kann eine schlichte Alliteration wie in Wald und Wiesen, verstärkt noch durch das W in Welt, ihre Wirkung entfalten, und ein wieder aufgenommenes Noch bestimmt das Tempo, das sich mit dem Bald zu Beginn des dritten Verses schon zu steigern beginnt, eine Erwartung aufbauend, mit einer Konjunktion, dem wenn, die wie so oft changiert zwischen einem temporalen Sinn - ist mit ihr der Zeitpunkt angesprochen? - und einem konditionalen - ist das Fallen des Schleiers die Bedingung, dass die Bühne freigegeben wird?
Beides ist der Fall, wir leben unter den Bedingungen der Zeit, eigentlich auch das Thema dieses Gedichtes. 

Wer gibt die Bühne frei? 

Gern ist Mörike auch religiös, religiös im kirchenfreien Raum seines Geistes, auch, wenn er einige Jahre seines Lebens Pfarrer war, allerdings ungern. Hier ist er religiös, auch, weil es jeder Mensch ist. Denn das Gold des Schlussverses lässt uns die Gegenwart des Göttlichen erahnen; Gold ist nun einmal ein Symbol der Ganzheit, des Heil-Seins 

- ja, dieses Gedicht heilt. 

In den Tiefen unseres Wesens heilen Mörikes Verse, indem sie uns an den Zyklus des Lebens anschließen, vertrauensvoll anschließen. Dieses Vertrauen kommt, weil dieses Gedicht nicht schreit, wie so vieles in unserer Welt, da, wo sie mehr und mehr verkommt. Nein, Mörikes Welt ist gedämpft. Weil sie im Herbst so ist und darin besteht ihr Segen. Und damit kein Zweifel über des Goldes göttliche Herkunft besteht - denn das doch eigentlich göttliche Licht z.B. kann auch kalt sein und dann ist es das Licht Luzifers, ein Umstand für den die Esoterik-Szene, so sensibel sie tut, so gar kein Empfinden hat: Es ist warmes Gold.
Die Welt fließt in warmem Gold.

Warum spüren und erfühlen das so wenige? 

Weil zu wenige das Ruhen der Welt im Nebel wahrnehmen, vor allem jene Zeit, wenn die Sonne aufgeht, ohne dass wir sie sehen. Oft ist es auch in uns so. Manche resignieren vorzeitig und warten nicht auf ihren inneren Tag. 

Vom Herbst zu lernen, heißt, auf den Tag hoffnungsvoll warten zu lernen.

Nur wer es sich zugesteht, wer es sich gönnt, dieses Ruhen der Welt im Nebel fühlend wahrzunehmen, kann auch das Gold, das Leben sehen. Nicht von ungefähr ist das Deutsche eine - fast möchte ich sagen - göttliche Sprache: im und in Leben ist Nebel enthalten, nur muss man dies Wort auch bereit sein, rückwärts zu lesen.
Wenn wir auf der großen Schlange des Lebens, Ouroboros, rückwärts gehen, kommen wir uns irgendwann vorwärts entgegen. Dann findet Selbsterkenntnis statt.

Das Geheimnis der Zeit zu ergründen, vermögen Menschen meistens noch nicht einmal mit dem Verstand, geschweige denn mit dem Herzen (Momo konnte es, die Momo in uns kann es auch heute). Deshalb ist es wichtig, dass wir ihr, der Zeit, mit Mörike so vertrauensvoll begegnen - und damit auch unseren inneren Jahreszeiten, vor allem auch der Zeit des Wandels, dem Herbst, der mit dem Zauber mancher Septembermorgen beginnt:


SeptemberMorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
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Freitag, 24. August 2018

Ein Weniges zum Thema Reinkarnation von Goethe:

» …ich möchte mit Lorenzo von Medici sagen, daß alle diejenigen auch für dieses Leben tot sind, die kein anderes hoffen; allein solch unbegreifliche Dinge liegen zu fern, um ein Gegenstand täglicher Betrachtung und gedankenzerstörender Spekulation zu sein. Und ferner: wer eine Fortdauer glaubt, der sei glücklich im stillen, aber er hat nicht Ursache, sich darauf etwas einzubilden …
Die Beschäftigung mit Unsterblichkeitsideen«, fuhr Goethe fort, »ist für vornehme Stände und besonders für Frauenzimmer, die nichts zu tun haben. Ein tüchtiger Mensch aber, der schon hier etwas Ordentliches zu sein gedenkt und der daher täglich zu streben, zu kämpfen und zu wirken hat, läßt die künftige Welt auf sich beruhen und ist tätig und nützlich in dieser. Ferner sind Unsterblichkeitsgedanken für solche, die in Hinsicht auf Glück hier nicht zum besten weggekommen sind ...«

Johann Peter Eckermann «Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens», aus dem Gespräch vom 25. Februar 1824.

Mittwoch, 22. August 2018

"Frontal 21": Amazon vernichtet massenhaft Retouren und neuwertige Produkte

Im ZDF gefunden, liegt zwar schon eine Weile zurück, aber man sollte es nicht übersehen  - Link: https://goo.gl/dzWttc

08.06.2018, 09:03 Uhr - Nachrichten/Aktuelles, Magazine/Interviews, Reportagen/Dokumentationen

Neuwertige Ware wird vernichtet. Nicht nur wegen des schändlichen Umgangs mit Rohstoffen, sondern auch, weil viele sich die vernichteten Kühlschränke und Fernseher etc. nicht leisten können, ein unglaubliches Geschehen


Ilka Brecht
Copyright: ZDF/Svea Pietschmann
Der Onlinehändler Amazon vernichtet massenhaft Retouren und neuwertige Produkte, berichten das ZDF-Magazin "Frontal 21" (Dienstag, 12. Juni 2018, 21.00 Uhr) und die "WirtschaftsWoche". Interne Produktlisten, Fotos und Aussagen von Mitarbeitern belegen, dass in großem Umfang Güter aller Art in den deutschen Logistiklagern entsorgt werden – beispielsweise Kühlschränke, Wasch- und Spülmaschinen, Handys, Tablets, Matratzen und Möbel. Eine Amazon-Mitarbeiterin berichtet, dass sie jeden Tag Waren im Wert von mehreren zehntausend Euro vernichtet habe. Mehrere Beschäftigte kritisieren übereinstimmend, Amazon entsorge nicht nur unbrauchbare Produkte, sondern zerstöre auch funktionstüchtige, teilweise sogar neue Produkte.
Amazon bestreitet die Vernichtung von Waren nicht, teilt aber mit, das Unternehmen arbeite jeden Tag an der Verbesserung von Prozessen, um "so wenig Produkte wie möglich entsorgen zu müssen". Weiter heißt es: "Wenn Produkte nicht verkauft, weiterverkauft oder gespendet werden können, arbeiten wir mit Aufkäufern von Restbeständen zusammen, die diese Waren weiterverwenden."
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, fordert Amazon auf, die Vorwürfe aufzuklären. "Das ist ein riesengroßer Skandal, denn wir verbrauchen auf diese Weise Ressourcen mit allen Problemen insgesamt auf der Welt. Ein solches Vorgehen passt einfach nicht in diese Zeit." Und weiter: "Ich bin überzeugt, dass viele Verbraucher von einem solchen Verhalten schockiert sind und es auch nicht akzeptieren werden", so Flasbarth. Der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer nennt die Praxis von Amazon "unverantwortlich". Die Umweltorganisation Greenpeace fordert Konsequenzen: "Wir brauchen ein gesetzliches Verschwendungs- und Vernichtungsverbot für neuwertige und gebrauchsfähige Ware", sagt Greenpeace-Expertin Kirsten Brodde.

PS: Für Amazon war übrigens auch Dunja Hayali, die ach so kritische ZDF-frei-schaffende-Mitarbeiterin tätig - und sie hat dieses sowie ihr Engagement für die Pharmaindustrie verteidigt - das nur nebenbei.

Samstag, 18. August 2018

Fragwürdiger Eugen Drewermann. - Sein Umgang mit seinen Mitmenschen ist menschenverachtend. - Ein schreckliches Interview.


Dieses Interview, das Sie am Ende diesese Beitrages sehen und hören können, ist, um das klarzustellen, nicht wegen der Interviewweise schrecklich - im Gegenteil hat Jens Lehrich, der Interviewer des Magazins Rubikon gegen Schluss dem Verzweiflungs-Hype Drewermanns gegenzusteuern versucht -, sondern aufgrund der Aussagen und der Vorgehensweise des so bekannten Psychotherapeuten und Theologen (hier der Wikipedia-Link zu seiner Person}.

Im Folgenden führe ich vier Punkte aus:

  1. Drewermann spricht fast ununterbrochen in der Wir-Form und insgesamt ist unfassbar, was er alles den Menschen unterstellt und wie sehr er sie im Grunde bevormundet. Leben hat für ihn offensichtlich keine Perspektive, auch wenn er hie und da anderes sagt; glaubwürdig ist es nicht. Auf keinen Fall sollte man ihn auf Jugendliche und junge Erwachsene loslassen. Er ist in der Lage, ihnen jeglichen Mut zur Veränderung zu rauben und sie zu lähmen, was umso fataler wäre, als wir eine Kanzlerin haben, die ganz Deutschland auf der politischen Ebene leider sehr effektiv lahmlegt.
  2. Auch wenn die Drewermann-Fan-Gemeinde groß ist und aufschreien wird: Leben und wirklichen Geist empfinde ich in seinen Aussagen nicht; da ist für mich nichts, was Wärme und Wachheit ausstrahlt und ins Innere dringt, auch wenn alles so wissend und aufgeklärt klingt. So kaputt ist die Welt nicht, wie er sie schildert. Im Gegenteil, sie entwickelt sich, auch, indem sie durch tiefe Täler geht. - Gerade weil sein Lieblingsthema das des Zusammenhangs von Denken und Fühlen ist: bei ihm fehlt genau dieser. So wird man den Verdacht nicht los, dass er eben deshalb so gern darüber redet (ich kenne allerdings kaum jemanden, der gefühl-loser spricht).
  3. Sein Menschenbild ist erschreckend unhistorisch. Da werden an den Menschen der vorchristlichen Zeit - er spricht von der Heroenzeit - dieselben Kriterien angelegt wie an den Menschen der Neuzeit und deshalb völlig unangemessene Schlussfolgerungen gezogen. - Desgleichen ist sein Naturverständnis nicht nachvollziehbar. Nicht einmal zwischen Natur und Mensch weiß er zu differenzieren.
  4. Man kommt nicht umhin, dass da jemand in seinem Inneren zutiefst verzagt ist und ein Kleingeist des Mutes. Er brilliert mit seinem Verstand und seiner Wortgewandtheit, aber seine Redeweise gleicht einem eintönigen Singsang und seine Inhalte gleichen einem Echoraum der Verzweiflung. - Mir ist, als ob dieser Mann in Wahrheit um Hilfe ruft.

"WIR töten, um nicht getötet zu werden" (11.40‘)

Zu 1.

Es fällt kaum auf, wie anmaßend, unterstellend und undifferenziert der zuletzt zitierte Satz ist, weil Drewermann von Beginn an zu diesem Verfahren - im Grunde ist es ein fragwürdiges rhetorisches Mittel - greift: Der Mann spricht von Beginn an in der Wir-Form. Das hat zur Folge, dass jedem, der zuhört, einiges zugemutet und unterstellt wird. Achten Sie einmal darauf, falls Sie das Video anschauen, wie oft Ihnen mit Hilfe des Wir unterstellt wird, was alles Sie gedacht und getan haben sollen. Drewermann steigert diesen rhetorischen Kniff sogar noch, indem er die Zuhörer persönlich anspricht (siehe der folgende Auszug). Problematisch ist das vor allen Dingen deshalb, weil die Aussagen, wenn man dieses Vorgehen nicht durchschaut, unkontrolliert ins Unbewusste eines jeden Zuhörers einziehen - wobei man einkalkulieren sollte, wie viele den guten Mann förmlich anhimmeln; man lese nur die Kommentare unter dem Video auf You Tube.

Gleich zu Beginn des Interviews mit dem Magazin Rubikon spricht er von der Menge, die ruhig gestellt werde um den Preis, dass die vielen Einzelnen sich nicht mehr kennen würden. Sie würden von sich entfremdet, kaum, dass sie auf der Welt seien. Wörtlich heißt es:
"Ihre Gefühle werden diszipliniert, manipuliert, korrigiert und in jeder Weise kanalisiert ... Wir sind interessiert nicht an humaner Entwicklung von Menschen zu sich selber, wir sind interessiert an der Sicherung des Industriestandortes Deutschland im globalen Konkurrenzvergleich ... Wir sind ersetzbar durch Maschinen ... die Entfremdung ist total ... Sie wissen, dass Sie kontrolliert werden. Sie können sagen, es ist mir egal, ich tue auch nichts Schlimmes, aber Sie werden kontrolliert und also verhalten Sie sich anders, als Sie frei sich bewegen würden ... niemand ist er selber, also gibt´s eigentlich kein "wir", es gibt einen großen Haufen, den man von außen zusammenpasst."

Woher Drewermann z.B. sich berechtigt sieht, ganz selbstverständlich anzunehmen, dass jemand sich anders verhalte und jedenfalls nicht er selber sei: ein Rätsel, um dessen Lösung nur er weiß.

Ich könnte viele, viele Passagen zitieren, die in diesem Stil abgefasst sind und ständige Unterstellungen transportieren, die leicht als solche zu decouvrieren sind, denn: Mehr denn je z.B. weiß unsere Gesellschaft, dass Lehrer und Erzieherinnen in Kitas nicht durch Maschinen ersetzbar sind, genausowenig Krankenschwestern oder Redakteure von Rubikon, dem Focus oder der Tagesschau; ersetzbar sind desgleichen nicht KFZ-Mechaniker und Bauarbeiter, Ärzte, Computerexperten, Haus- oder Schwimmmeister.

Was Drewermann anspricht, sind einzelne Bereiche unserer Gesellschaft, die er auf alles und jeden umlegt. Unglaublich, dass ein intelligenter Mensch als Theologe und Psychotherapeut sich solch ein suggestives Bevormunden erlaubt; solch eine rhetorische Strategie kennt man aus Reden totalitärer Diktatoren.

Natürlich ist die Überwachung in London lückenlos, auch in den Metrostationen von Paris (wer schon bei Nacht z.B. durch einsame Gänge des Gare du Nord gegangen ist, ist im Übrigen höchst dankbar dafür), genauso in unseren großen S-Bahnhöfen oder Kaufhäusern, wobei dieser durchaus auch bedenklichen Überwachung gegenübersteht, dass gerade in letzter Zeit hässliche Verbrechen durch Kameras aufgeklärt werden konnten. Ehrlich gesagt stören sie mich persönlich nicht im öffentlichen Raum, gerade in diesen Zeiten; wenn wir sie wieder einmal werden abschaffen können, gehöre ich gewiss zu den Ersten, die dafür plädieren, denn natürlich darf diese Überwachung nicht in die falschen Hände kommen.

Was ich aber vor allem ganz schlimm finde, ist, dass Drewermann die vielen gesellschaftlichen Bewegungen totschweigt, die sich im Moment auftun, indem nicht nur in Deutschland, sondern z.B. in den USA Schüler der Schule, an der 17 von ihnen erschossen wurden, ihre Ferien opfern und im ganzen Land unterwegs sind, um Wege gegen dieses waffenstarrende Amerika zu finden. Überall auf der Welt gibt es diese Bewegungen, vielfach auch bei uns. Gerade junge Menschen sind dank ihres Bewusstseins zum Teil überhaupt nicht auf eine marktkonforme Linie zu bringen, die Drewermann allen unterstellt; die Menschen wenden sich von den Parteien ab, sie wenden sich von der ausufernden EU-Bürokratie, die alles regulieren will, ab, sie wenden sich gegen die pseudo-humane Flüchtlingspolitik Angela Merkels, protestieren gegen Altersarmut, den Pflegenotstand ... die Liste der zahlreichen gesellschaftlichen Engagements ist lang. Hier in Bad Kissingen kenne ich eine Frau, die sich um zwölf Flüchtlinge bwz. Flüchtlingsfamilien kümmert und für sie fast täglich unterwegs ist. Sie gehört keiner Partei oder Kirche an; sie macht es einfach so.

Es ist auf diesem Hintergrund schrecklich zu hören, was Drewermann ellenlang und wie aufgezogen erzählt. Er untergräbt dieses Engagement, dieses Sich-verantwortlich-Fühlen und Handeln in der Bevölkerung, das sich zunehmend beispielsweise abwendet von einer in dieser Form überholten Parteiendemokratie, die schon lange keine wirkliche Demokratie mehr ist.
Mit jeder Minute seines Redens spricht Drewermann zunehmend an der Realität vorbei, die gewiss für einige, vielleicht nicht wenige gilt, aber bei weitem nicht für alle. Das weiß er. Warum tut er es dann?

Wem stellt er sich mit diesem subversiven Verhalten zur Verfügung, schließlich untergräbt er das Tun der Menschen, die etwas tun?

Ihm zuzuhören macht depressiv statt handlungsfähig.

Er spricht von wir, meint allerdings nicht wir, weil er eigentlich von ihr sprechen müsste, denn er, der die ganzen Missstände wohl als Einziger erkannt hat  - wir blicken es ja offensichtlich nicht, weil wir seiner Meinung nach alles mit uns geschehen lassen - muss sich doch nicht einbeziehen, ja sollte es der Ehrlichkeit halber nicht. Nur: ihr zu sagen, das traut er sich nicht, denn das würde den ein oder anderen stutzig machen; also vereinnahmt er jeden einlullend mit wir und tut so, als beziehe er sich mit ein.

Ich muss sagen, dass ich als Lehrer nie in Deutsch und Ethik Kinder für den Industriestandort Deutschland ausgebildet habe, was er auch allen unterstellt, wenn ich auch gewiss nichts dagegen habe, das sie später durch von mir vermittelte Fertigkeiten in der Industrie tätig sind (warum auch nicht?). Im Gegenteil habe ich ihnen - zumindest in der Oberstufe - gesagt, dass unsere Bildung darauf hinausläuft, dass sie sich in das bestehende System nahtlos integrieren und dass ihnen das bewusst sein sollte. Allerdings habe ich nicht wenige Schüler gehabt, die viel zu helle waren, als dass sie das mit sich hätten geschehen lassen. Und ich muss sagen, dass die Gesellschaft mittlerweile zu versuchen beginnt, nicht alle Kinder über einen (Bildungs-)Kamm zu scheren und zunehmend erkennt, wie wertvoll Individualität ist, ja, dass sie ein wertvoller Treibsatz einer gemeinsam gestalteten Gesellschaft ist.

Warum also erzählt Drewermann so destruktiv Falsches?
In wessen Dienst, wenn nicht gewollt, dann ungewollt, tut er das?

Es gibt schwarzen Humor, es gibt Schwarzmalerei. Drewermann praktiziert schwarzes Denken und Sprechen. Ob die Gefühle, auf die er so Wert legt, viel heller sind?

Er nimmt den Menschen den Mut, suggeriert ihnen Abhängigkeit und Zukunftslosigkeit (wer will so leben, wie er es schildert?). Gewiss gibt es Passagen, in denen er konstruktiv wirkt - ich denke z.B. an jene (ab 5.40'), als er davon spricht, dass wir  Räume bräuchten, wo der Einzelne selbst spürt, dass er selbst wahrgenommen wird, wo er wachsen und reifen darf; wenn er von einem Erlebnisraum spricht, den der Mensch brauche, und eine Passage findet sich am Schluss - ich habe sie, damit dieser Beitrag nicht zu unübersichtlich wird, ausgelagert (sie ist hier zu finden) -, als er von einer Ermutigung zu sich selber, die wachsen kann, spricht. An keiner Stelle allerdings sagt er konstruktiv, wie z.B. der Mensch zu diesem Erlebnisraum, der vielen fehlt, findet oder sich ihn schaffen kann oder wie jene Ermutigung, die zu wachsen vermag, entstehen kann. Nirgendwo wird er konkret; Zeit genug hätte er gehabt, er hätte nur die Hälfte seines destruktiven Redens weglassen müssen.

Selbst, wo ihn gegen Ende des Interviews der Interviewende um Signale der Hoffnung fast eindringlich gebeten hat, wirken seine Schluss-Sätze so, wie auf mich das Interview insgesamt, sie lauten:
Offen gestanden sehe ich finster, weil ich nicht ernsthaft das Bemühen sehe, in den fundamentalen Strukturen des Zusammenlebens wirklich eine Veränderung herbeizuführen. Wir machen buchstäblich so weiter, so lange wir können. Es ist, wie wenn sie Heuschrecken mit Bulldozzern ausstatten.
Mit diesen Worten schließt der als Friedensaktivist angekündigte Psychotherapeut das "Friedensgespräch" ab.

Gewiss gehört zu den Höhepunkten der Drewermannschen inneren Entmachtung der Menschen auch die Aussage: "Dass jeder sich selber helfen könnte, glaube ich nie und nimmer." (Video bei 30.50') - Es ist die unverblümte Entmachtung des Menschen, die, so sehr der Psychotherapeut Drewermann gegen die Kirche wetterte und dies noch immer tut, genau dasselbe tut wie jene, als sie vorgab, dass nur mit ihrer Hilfe der Mensch Erlösung finden könne.

Die Hilfe des Menschen findet sich in seinem Inneren, in ihm selbst; in gewisser Weise kann er sich in der Tat nur selbst helfen; er muss nur aus diesem Echoraum der Drewermannschen Trostlosigkeit. Jener sagt: "Wirklich verändern kann man nur etwas in den Menschen selber", eben aber nicht ohne Psychotherapie oder die Drewermannsche Theologie, die letztendlich auch Psychotherapie ist - oder wen oder was er  unter "man" versteht. Letztendlich bleibt der Mensch nach Drewermann immer an der Nabelschnur.
 
Ich finde tatsächlich, ein Mann wie Drewermann sollte nicht mehr öffentlich sprechen, vor allem nicht vor Jugendlichen und jungen Erwachsenen. - Wir brauchen Menschen, die Mut für Zukunft schaffen und die Gegenwart lebendig gestalten helfen!


Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt (Goethe im "Faust")

Ein jeder spricht, was er im Herzen trägt, Herr Drewermann!


zu 2.

Noch leben wir in einer Zeit, in der es wenig auffällt, dass in jemandes Sprechen das Herz fehlt (herzlos darf man sein, nur nicht kopflos). Uns imponiert die rhetorische und intellektuelle Brillanz eines Richard David Precht, auch wenn er das Verhältnis von Tieren und Menschen nicht wirklich verstanden hat. 
Jahrhundertelang fuhren die Menschen auf einen Philosophen namens Kant ab, der so gelehrt schrieb und doch kaum zu verstehen war und ist und ihnen weismachte und vielen noch weismacht, an das Ursprüngliche, an das Wesen der Dinge - Kant nennt es Ding an sich - komme der Mensch nicht heran (und das, obwohl er einen Gottesbeweis durchführt in Bezug auf einen Gott, dessen Sohn genau das Gegenteil lehrte). 
Viele Kardinäle, die ich in Rom zu bestimmten Anlässen im Fernsehen sehe, blicken genauso trost- und leblos wie Drewermann, obwohl die Botschaft ihrer und seiner Theologie, auf die er sich auch im Interview bezieht, eine frohe ist, voller Geist, funkensprühend von Liebe, wenn wir an die Worte eines Paulus denken oder an das Hohelied Salomos.
Drewermann strahlt die Wärme und Lebendigkeit eines Rednerpultes aus, nicht in allen Interviews, die ich von ihm gesehen habe so gravierend; in diesem aber empfinde ich ihn so.

"Es ist alles  umsonst, was WIR von Platon bis Schopenhauer je gelernt haben" (14.02)

 

Drewermann weiß das wieder für alle sehr genau. Offensichtlich hätten WIR uns Platon bis Schopenhauer sparen können. - Als ich zum ersten Mal Platons Höhlengleichnis gelesen habe, ahnte ich anhand dessen, was in mir vorging, was wertvolle Philosophie in einem Menschen auslösen kann und Platons Welt der Ideen hat mir vor allem mit Hilfe von Goethes Verständnis vermittelt, warum es gilt, hinter allem die zugrundeliegende Idee zu suchen, das Leben sozusagen mit deren Hilfe zu durchgeisten. - Ich bin sicher, so wie mir mag es noch einigen anderen gegangen sein, die sich auch beruflich mit dieser Materie beschäftigen durften. - Jedenfalls finde ich, dass Drewermann auch mit obiger Aussage sich höchst unsensibel ein Urteil erlaubt, das ihm absolut nicht zusteht. - Wie grob dieser Mann, der so zerbrechlich erscheint, mit anderen Menschen und ihren unterschiedlichen Lebensweisen umgeht!

Zu 3.

Ab 14.40' weist Drewermann darauf hin, dass im heroischen Zeitalter, von dem Homer berichtet, man sich Unsterblickeit durch Sieg auf dem sogenannten Schlachtfeld schaffte. Jedes Jahr im Sommer fanden räuberische Kriege zwischen den Stadtstaaten Griechenlands statt. Es galt Sklaven einzufangen, Frauen zu erbeuten, materielle Werte sich anzueignen; das fand man nicht unmoralisch, es war normal. Und um da mitzumachen, musste man so sein, dass es funktionieren konnte. Es galt für Heldentum, es so zu machen. Und in der Bronzezeit sehen wir, dass kein Mann beerdigt wird mit einigem Rang und Ruhm ohne Dolch und Schwert; das sind die Abzeichen von Würde, Ehre und  Selbstidentität, all das weiß Drewermann zu berichten. Die Menschheit ist groß geworden im Schlachthof, so unser Theologe wörtlich, und umso schwieriger ist es da herauszukommen. Und im Hinblick auf die Neuzeit meint er: Soldaten wollten sich nicht opfern, sie wollten töten, damit sie selbst nicht getötet werden; das hat man ihnen beigebracht.

Sie wollten töten? Mir ist da auch ganz anderes bekannt. Warum Drewermann grundsätzlich nicht differenziert, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Absolut verantwortungslos, wie er mit denen umgeht, die eh genug unter ihrem erzwungenen Soldatsein litten, vor allem im Dritten Reich.

Jedenfalls kann man Geschichte wie er darstellen, ganz ohne die Sternenweisheiten Babylons, die Verbundenheit mit dem Nil und dem Euphrat und Tigris, die Ägypten und Sumer in ihrer Naturverbundenheit so prägten, ganz ohne Zarathustra, Buddha, Christus, Gutenberg oder Luther, ohne Hinweis auf die offensichtlichen Fortschritte der Menschheit, ohne das offensichtlich notwendige Wechselspiel von Zerstörung und Weiterentwicklung, ohne Polarität und Steigerung, von der ein Goethe spricht.
"Wir rüsten in einerner Weise hoch, dass die Mechanismen des heroischen Zeitalters in den totalen Wahnsinn führen" (23.12) - Man kann das so sehen, wenn man begrifflich überhaupt nicht differenziert. 

Ich kenne einige ältere Menschen, die so sprechen wie Drewermann, weil sie alt sind und keine Rücksicht nehmen auf die Gefühle derer, die noch ihr Leben vor sich haben, obwohl sie keine fünf Minuten vorher noch betont haben, wie wichtig Gefühle sind. Es lässt sich eben gut über den Zusammenhang von Denken und Fühlen sprechen. Wie man aber fühlt, wenn es  um den Nächsten geht und nicht um einen selbst, ist eine ganz andere Sache. Nach mir die Sintflut, denkt Drewermann, der totale Wahnsinn kommt gewiss. Er weiß das. Nietzsche warf den Menschen vor, Gott getötet zu haben. - Gott ist Leben. Ich würde gerne hören, was Nietzsche diesem Theologen sagen würde, in Bezug auf seinen Umgang mit Leben und der Zukunft unserer Kinder.
 

"Wir sind inmitten einer Natur, die selber unmenschlich ist ... der Natur sind wir überflüssig."

 

Das sagt ein christlicher Theologe, der wissen müsste, dass es Natur ohne den Menschen nicht gibt, den Menschen nicht ohne Natur und dass es die Aufgabe der Menschheit ist, an ihrem Verhältnis zur Natur zu wachsen, was sie auch m. E. gegen allen Anschein tut - wir hoffen, nicht zu spät. Dass damit unterschiedliche Sichtweisen in Bezug auf die Natur einhergehen, sollte für einen Psychologen selbstverständlich sein.

Die Natur, die in der Christlichen Theologie eine Existenzform des Göttlichen ist, als unmenschlich zu bezeichnen, also noch dazu die Kriterien des Menschseins auf sie anzuwenden, ist für mich mit Verlaub schlicht hirnrissig. - Warum tut Drewermann das? Um seine geistig leblosen und flachen, ja zum Teil falschen Inhalte problemlos transportieren zu können?  Ich meine in der Tat: Ihm ist fast jedes Mittel recht.

zu 4.

Man kommt nicht umhin, dass da jemand tief in seinem Inneren vollkommen verzagt ist und ein Kleingeist des Mutes. Er brilliert mit seinem Verstand und seiner Wortgewandtheit, aber seine Sprache ist ohne Leben und auch in seinem Inhalt hallt immer wieder Verzweiflung wieder. - Mir ist, als ob dieser Mann in Wahrheit um Hilfe ruft.

Dem, was ich bereits oben zusammenfassend geschrieben hatte, habe ich nichts hinzuzufügen, aber auf einer persönlichen Ebene möchte ich noch anmerken:

Natürlich ist ein Eugen Drewermann aus bestimmten Gründen so geworden, aus bestimmten Gründen spricht er so monoton, wie eine Platte, die etwas abspult. Und natürlich raubt er aus bestimmten Gründen den Menschen ihren Mut, sieht so vieles defätistisch und es zeugt für mich im Grunde nichts von einer Glut im Herzen, obwohl er so wortgewandt über solch eine Glut sprechen könnte.

Ich wünschte, dass ein Drewermann auch offen lachen könnte und sich nicht nur ein leise angedeutetes Lächeln gönnt, wie es einmal im Video sich kurz andeutet. Möglich, dass er Dinge erlebt hat, die ihn haben so werden lassen, aus meiner Sicht maskenhaft starr. Möglich, dass er einen geistigen Weg geht, der ihn in diese äußerlich so wirkende Trostlosigkeit geführt hat; möglich, dass er sie für genau richtig hält. - Vielleicht ist sie es auch; auch meine Sicht ist relativ und subjektiv.

Als Mensch wünsche ich ihm, dass er einen Weg aus dieser Situation finden möge (falls er nicht wirklich der fast Heilige ist, als den ihn nicht wenige seiner Anhänger sehen).

Ich persönlich bedaure, dass er in der Öffentlichkeit steht. Viele mustern ihn über Stunden sehr genau, verehren ihn, hören ihm intensiv zu, und er erreicht tausende und dieser Geist, den er hier so offen verbreitet, weht natürlich auch aus seinen Veröffentlichungen, wenn auch verdeckt. Sein Sprechen und Schreiben erinnert mich an die psychologische Abstraktheit eines C.G. Jung, vor dem man vielleicht, wie ich vor einigen Jahren noch voller Ehrfurcht förmlich stillesteht, bis man spannt, dass sein Archetypus des Heilands leblos, kalt und analytisch ist, wie vieles, was er schreibt. Bei allem Verdienst, der Jung zukommt.

So sehr ich den Menschen Drewermann als Menschen schätze (er ist auf vielen Gebieten engagiert und hält mit seiner kritischen Meinung nicht hinter den Berg - dafür hat er im Leben ja viel einstecken müssen); den Rattenfänger der Trostlosigkeit und der intellektuellen Geisteskälte halte ich für eine große Gefahr. Diese Mentalität entspricht noch dem Intellektualismus unserer Zeit, wobei er selten so schwarz daherkommt, ohne dergestalt wahrgenommen zu werden.

Ich hoffe, dass sich mehr und mehr Menschen finden, die diese Gestaltung des Denkens kraft ihrer Persönlichkeit, ihrer inneren Wärme überwinden. In der Politik fehlen sie uns ja weitestgehend auch.


Mittwoch, 15. August 2018

Die EU will nur noch LED-Leuchtmittel zulassen. Sie gefährden aber unsere Gesundheit. Bitte Petition unterzeichnen.

Die EU will in Kürze die Anforderungen an die Energieeffizienz von Leuchtmitteln weiter verschärfen – übrig bleibt dann nur noch die LED. LEDs weisen jedoch erhebliche gesundheitliche Risiken auf und sind nachweislich schädlich für das Auge. Kinder sind dabei besonders betroffen.
Das darf nicht sein! Wir fordern für alle europäischen Bürger die Freiheit, auch in Zukunft gesunde Leuchtmittel kaufen zu können.

Viele Menschen klagen über Sehprobleme, Kopfschmerzen, Ermüdung und andere gesundheit-liche Beeinträchtigungen als Folgen moderner LED-Beleuchtung zuhause und am Arbeitsplatz.

Während Halogen- und Glühlampenlicht das ganze Farbenspektrum abdecken und dem Sonnenlicht verwandt sind, ist das Licht von LEDs mit seinem hohen Blau- und niedrigen Rotanteil ganz anders zusammengesetzt. Wissenschaftlich nachgewiesen sind Schädigungen der Netzhaut und Schlafrhythmusstörungen als Folge des hohen Blaulichtanteils in LEDs. Die Langzeitfolgen von zu viel Blaulicht für die Augen sind noch gar nicht untersucht worden. Für kleinere Kinder ist das Risiko noch größer: schon 2011 zieht eine Studie des französischen Gesundheitsministeriums www.anses.fr/en/content/lighting-systems-using-light-emitting-diodes-leds-health-issues-be-considered das Fazit, dass LED-Licht in Räumen, wo sich kleine Kinder aufhalten, zu vermeiden ist. Solchen Risiken wollen wir unsere Kinder nicht aussetzen!

Führende Mediziner https://vimeo.com/270946568 und Ergonomen www.fvlr.de/downloads/Lichtergo1.pdf warnen schon lange vor dem unreflektierten Gebrauch von LED-Leuchtmitteln. Bei vielen Menschen führen LEDs zu Sehbeeinträchtigungen durch Flimmern und Blendung, und es gibt immer mehr lichtsensible Menschen, die das Flimmern von LEDs überhaupt nicht aushalten können. Sie werden durch die zunehmende LED-Beleuchtung in ihrer Umgebung vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen www.lightaware.org.

LINK ZUR PETITION am Ende des verlinkten Artikels: https://goo.gl/uvjT1r 

Sonntag, 12. August 2018

... als ob auch eine Straße eine Seele hätte ...

Eine Straße hat mehr Ähnlichkeit mit einem Menschen, als man glauben möchte. Wie die meisten von uns hat sie eine Schokoladenseite, die sie gern vorzeigt. Noch nicht einmal fertiggestellt - erst der erste Teilabschnitt der Erhardstraße ist freigegeben - rollt über sie schon ein Festzug hinweg (eigentlich - finde ich - hätten die Bauarbeiter mit einem Festwagen den Zug eröffnen müssen), wie kürzlich anlässlich des Ragoczky-Festes in Bad Kissingen. Das erste Bild zeigt gleich den Fürsten, ein ursprünglich durchaus rebellischer Ungar, der allerdings nie in Bad Kissingen weilte, aber doch zum Namenspatron einer Quelle wurde:


Manchem SchwerVerletzten geht´s in so einem Festzug trotz allem ganz gut:


Und manche Dame kann sich zwischen Pandur und Ragoczky kaum entscheiden:


Es war am letzten Juli-Wochenende brütend heiß, und wenn der Zug zum Stehen kam, wurde von den Seiten eifrig Wasser gereicht oder mitgeführtes getrunken, da durfte so ein Spielzug schon mal die Formation verlieren:


 bzw. der ein oder andere musste die Pause nutzen, um ein hitzegeschwächtes Tenorhorn wiederzubeleben:


zur Not unter fachkundiger Beratung


(Für Mitglieder der Kissinger FB-Gruppe: am Schluss hab ich noch ein paar Bilder vom Umzug eingestellt. Wer im Übrigen in diesem Beitrag betroffen, aber nicht gezeigt werden möchte: bitte einfach kurz informieren: j-k[@]freenet.de )

Für all das, für all dieses Treiben auf ihr, hat eine Straße viel Verständnis, und sie hält ganz still, vor allem, was selten vorkommt, wenn sie mit solcher Art von Blech wie oben in Kontakt kommt, kommen darf.

Aber es ist, wie bei einem Menschen: Unter der Haut , unterm Asphalt (nicht jede Haut sieht glücklicherweise wie Asphalt aus), mehr oder weniger tief im Inneren, verbergen sich ganz ungeahnte Dinge und manchmal trifft zu, was Schiller schon in seinem Taucher geschrieben hat: Da drunten aber ist´s fürchterlich ...

So war es ja auch bezüglich der Erhardstraße: Der alte Bergab-Abwasserkanal war mehrfach eingebrochen - manche Delle in der Fahrbahn deutete einen inneren Zusammenbruch an - und mit einem Durchmesser von um die 20 Zentimeter für heutige Verhältnisse unvorstellbar klein (nun umfasst der Innen-Durchmesser 140 Zentimeter) und die alten Leitungen, die rechts und links aus den Häusern kamen, die Wasser- und Telekom-Leitungen, die von Kabel Deutschland, Gas und Strom waren zum Teil dringend erneuerungsbedürftig.
Kaum vortstellbar, was sich so alles im Erdboden verbirgt - der ein oder andere wird sich an einen Post erinnern, in dem ich einige Bilder gezeigt habe - zur Erinnerung zwei:


bis zu sieben Meter geht es da runter:


Wie so oft gibt es überraschende Zusammenhänge zwischen äußerem Geschehen und Entwicklungen im Inneren des Menschen. Der ein oder andere mag wissen, dass es noch gar nicht so lange Kanalisationen gibt. Gewiss gab es schon vor 5000 Jahren - also ca. 3000 v. Chr. bei den Sumerern - Entwässerungskanäle und auch in Rom gab es bereits zu vorchristlichen Zeiten einige, die berühmteste ist die Cloaca Maxima. In neuerer Zeit war wohl Wien um 1740 die erste vollständig kanalisierte Stadt; in der Mitte des 19. Jahrhunderts zog London nach und ab 1856 Hamburg und auch Berlin; die anderen Großstädte folgten peu à peu.

Da mag nicht uninteressant sein, dass es noch nicht so furchbar lange her ist - Sigmund Freud (1856-1939) lässt grüßen -, dass der moderne Mensch sich dessen bewusst wurde, dass es tief in seiner Seele ein Unbewusstes gibt, um das zu kümmern manches Mal durchaus heilsam sein kann, wenn da allerdings sich auch manches verbirgt, was besser nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen sollte, was schließlich auch für manches aus der Kanalisation gilt. Übrigens kannte man durchaus auch in vorchristlicher Zeit das Unbewusste, wenn es auch Platon anders benannte und Mythen ihre Helden in die Unterwelt absteigen bzw. Theseus ins berühmte kretische Labyrinth eindringen ließen, um dem Minotaurus den Garaus zu machen. Dem Otto Normalverbraucher - auch der damaligen Zeit - war kaum bekannt, dass das alles die Tiefen seines Inneren betraf.

Nur ist es eben kein Zufall, dass der Mensch den Kosmos Milliarden von Jahre zurück erforscht, die Tiefen des Meeres und zugleich die der eigenen Seele, die - in Erinnerung hat es zuletzt vor allem der IS mit seinen sadistischen Grausamkeiten gerufen - Untiefen aufweist, die niemand für möglich hält. Aber Schiller hatte schon recht: In die menschliche Seele geht es bergetief hinab und diese Tiefe, möchte man glauben, mag bei manchen Menschen kein Halten kennen (wir denken auch an Kreaturen, die auf eigene Landsleute Nagelbomben werfen lassen, sie vergiften und anderes mehr).

Jedenfalls hat auch solch eine Straße viele Ebenen, die man nicht für möglich hält, und es ist gut, dass sich eine Stadtverwaltung um diese Ebenen kümmert (leider wird ja den Bürgern unserer Republik mehr und mehr bewusst, dass die Infrastruktur Deutschlands schon eine ganze Weile und in zunehmendem Maße verlottert, ohne dass die verantwortlich Regierenden wirklich etwas tun).

In meinem letzten Beitrag habe ich bereits darauf hingewiesen, welchen Respekt ich vor denen habe, deren Arbeit ich über Monate vor meinem Fenster beobachten konnte, im Winter, wenn es bitter kalt war, oder, wenn die Sonne knallte. Die Männer - übrigens könnten durchaus auch Frauen Bagger bedienen - stehen stellvertretend für die Kräfte - in den Märchen sind es Zwerge wie die bekannten sieben - die auch in uns Arbeit zu leisten haben, damit das Innere des Menschen nicht verkommt. Leider gibt es für mich eine eindeutige Tendenz, dass unsere Gesellschaft zunehmend auf den schönen Schein abfährt und auch moralisch mehr und mehr verkommt.

Stellvertretend für die Kräfte, die auch in uns ihre Arbeit tun sollten, im Folgenden noch ein paar Bilder, die zeigen, dass innere und äußere Arbeit kein Honigschlecken ist. Am meisten Respekt hatte ich vor den Männern, die Begrenzungssteine des Bürgersteigs setzten (die meisten von uns würden solch einen Stein nicht einmal anheben können, von denen sie viele Dutzend an einem Tag einsetzen):
 

Auch die Steine des Straßenrandes - alle einzeln gesetzt -, die wir kaum beachten, sind eine Arbeit, die kaum überbezahlt werden kann (ich wünschte, die Herren von Toll Collect, die Hunderte Millionen verschleuderten, würden mal ein Jahr diese Arbeit machen - übrigens habe ich null Verständnis dafür, dass unser Bundesverkehrtminister namens Scheuer sie und ihr Geldverschleudern auch noch in Schutz nimmt):


Wir gehen über Bürgersteige, wie selbstverständlich, aber sie wollen geteert und sauber bearbeitet sein:


Und man sieht den Bildern nicht an, welche Hitze schon im Mai herrschte und das Arbeiten mit dem dampfenden Asphalt für die zukünftige Fahrbahndecke zu einer Herausforderung macht:









Auf was aber noch einmal hingewiesen sein will, ist, dass jedes Haus seine eigenen Anschlüsse hat, die neu gerichtet und gesichert sein müssen - Haus für Haus. Dafür müssen die Leitungen in der Straße neu verlegt sein:


Wir dürfen durchaus dankbarer dafür sein, dass wir Tag für Tag den Wasserhahn aufdrehen, das Licht anknipsen oder den Gasherd anmachen können. Hinter all dem steckt ein immenser Aufwand. Und es kommt hinzu, dass die Arbeiter immer dafür sorgten, dass die Anwohner möglichst gut mit ihren Autos in die unterirdische Garage oder auf ihren Hof kamen, soweit das möglich war.

Einen großen Unterschied aber gibt es nun einmal zwischen Straße und Mensch: Eine Straße zu bauen oder zu sanieren können wir Menschen in Auftrag geben. Den Menschen aber kann niemand in Auftrag geben. Ihn sozusagen zu bauen, ist uns Menschen unmöglich; wir würden nicht einmal die einzelnen Systeme, ob Nerven- oder Hormonsystem, Blutzirkulation oder den Muskelapparat hinbekommen, schon gar nicht so genial. Wir haben leider verlernt, diese Schöpfung zu würdigen. Wobei hier nur das Äußere, Sichtbare angesprochen ist; die Seele in ihren Abstufungen, Tiefen und Höhen, in ihren unterschiedlichen Ausprägungen von Mensch zu Mensch wird uns sicherlich noch lange weitgehend verschlossen bleiben. Solange, bis der Mensch wieder ernst zu nehmen beginnt, dass hinter allem materiellen Geschehen sich ein geistiges verbirgt.

Im Folgenden nun noch einige Bilder vom Festzug, die ich Anfang der kommenden Woche noch um einige ergänze.

Noch einmal möchte ich darauf verweisen, dass, wer nicht gezeigt sein will, mich bitte informiert: j-g[@]freenet.de

Und nun noch viel Spaß beim Betrachten:





























Donnerstag, 9. August 2018

Die Institution Kirche ist längst satanisch unterwandert. - Ihre Existenz beruht ohnehin auf einem Missverständnis.

Vorausschicken möche ich, dass ich die Begründung der Katholischen Kirche für ihre Existenz als falsch erachte. Sie leitet diese Existenz ja von dem Jesu-Wort ab: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.
Dass Jesus hier von einer zukünftigen Institution gesprochen haben soll, halte ich für mehr als fragwürdig. Für mich ist jede Institutionalisierung dem Wesen von Christus fremd.

Gemeint hat Jesus vielmehr, dass die Erkenntnis des Petrus, die obiger Aussage von ihm nämlich vorausging - Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes - Fundament und unzerstörbare Grundlage, ein Fels also denen ist die ihm geistig nachfolgen, gerade auch in jener Zeit, in der er nicht mehr physisch unter den Menschen sein wird. Denn Petrus erkannte, was noch heute vielen nicht wirklich bewusst ist, dass der Mensch Jesus den Sohn Gottes seit dessen Taufe durch Johannes den Täufer im Jordan in sich trägt.
Um dieses Wissen ging es Jesus, nicht um eine zukünftige Institution. Noch heute ist vielen Christen nicht klar, was es mit Jesus und was es mit Christus auf sich hat - die Kirche hat, soweit ich das sehen kann, nie dazu beitragen, dass Christen diese entscheidende Tatsache verstehen; auf ihr beruht schließlich die Möglichkeit eines jeden Menschen, Christ, Christus zu sein bzw. am siebten Schöpfungstag sein zu können.

Dessen ungeachtet sehe ich, dass die Missionierung Europas, ja der ganzen Welt, nicht nur viele Kriege, sondern auch sehr, sehr viel Gutes mit sich gebracht hat; eine Institution kann gegebenenfalls also durchaus sinnvoll sein (nur sollte man nicht so tun, dass sie als Idee von Christus stammt). Das heutige Europa wäre ohne die Existenz der Katholischen Kirche und das Wirken hunderttausender von Mönchen beider Konfessionen nicht möglich gewesen. Wir verdanken ihnen unendlich viel, auch wenn ihr real existierendes Sein leider auch unendlich viel Leid für Kinder - und nicht nur für Kinder - mit sich gebracht hat, man denke an die Inquisition und beipielsweise den innereuropäischen Kreuzzug gegen die Katharer. Man sollte letztere Übeltaten nicht in einen Topf mit denen werfen, die hingebungsvoll und selbstlos gewirkt haben und das im Übrigen auch noch heute tun - im Gegensatz zu manchen ihrer eitlen Führungschargen.

Was ich aber den Kirchen wirklich ankreiden möchte, ist, dass sie entgegen möglichen Erkennens dieser Fehlentwicklung nach wie vor auch auf einer weiteren beharren: 

Im Verlauf der nachchristlichen Jahrhunderte hat die Kirche zunehmend sehr absichtsvoll die Verantwortung für ihr Seelenheil den Menschen aus der Hand genommen -  und sie tat dabei so, als ob das möglich wäre, als ob sie das Seelenheil von auch nur einem Menschen managen könne, was nicht der Fall ist (!) - und sich um das Heil der Seelen ihrer Schäfchen gekümmert, unter anderem durch das Ablassunwesen, das es perverserweise heute noch in der Katholischen Kirche gibt -, anstatt sich um das Wohl der Menschen zu kümmern. Dass dabei seelisches und leibliches Wohl Hand in Hand hätten gehen können, steht für mich außer Frage. Nur tun die Kirchen Letzteres in Wirklichkeit schon lange kaum mehr (man sehe sich nur an, was das Spitzenpersonal von Brot für die Welt und Caritas verdienen). 

Kirchliche Krankenhäuser und Kindergärten sind steuerzahlerfinanziert, selbst ihre Bischöfe lassen die Kirchen vom Steuerzahler finanzieren (sie haben zum Teil ein Grundgehalt von 12000 Euro) inclusive der Pfarrer, die Religionsunterricht geben, deren Leistung sie, finanziell gesehen, einsacken (wobei ich es als einen Skandal empfinde, wie sehr Pfarrer hier ausgenommen werden: ihr schulischer Unterrichtsumfang beträgt ja zum Teil eine halbe Lehrerstelle und sie haben noch ihre ganze Gemeindearbeit zu leisten; das ist einfach unglaublich, wie verantwortungslos die Kirche hier mit der Gesundheit ihres Personal umgeht, es bis zum Geht-nicht-mehr ausbeutet).

Aber nicht nur, dass die Kirchen sich hier mit falschen Federn schmücken, weil viele Bürger wirklich denken, dass Krankenhäuser und Kindergärten durch die Kirchen finanziert sind: Sie - die Evangelische und die Katholische Kirche - horten ein riesiges Vermögen von geschätzt 435 Milliarden Euro - allein in Deutschland; und ihr Vermögen nimmt trotz der Kirchenaustritte zu.

Es gibt kaum etwas Unchristlicheres, Unsozialeres und damit Unsittlicheres als die Kirchen - ich spreche auch von der Evangelischen, die kein Haar besser als die Katholische ist. In einer Zeit, in der weltweit annähernd 70 Millionen Menschen auf der Flucht sind, auch Christen, und das Ausmaß der Armut in Deutschland, gerade auch unter Rentnern, immer offenbarer wird - von der Kinderarmut ganz zu schweigen -, füllen sie ihren Säckel und füllen und füllen und füllen. Und manche Menschen, mancher Rentner, der kaum  Geld für den eigenen Lebensunterhalt hat, gibt noch sonntags seine Kollekte diesem prall gefüllten Dukaten-Esel, der vor allem sich selbst auszahlt.

So sehr ich Respekt habe vor einzelnen Leistungen und vielfältigem Engagement von Pfarrern und Pfarrerinnen: die Institution Kirche ist längst satanisch unterwandert, ja ausgehöhlt. Sie lässt mit ihrem Geiz und ihrer Gier Jesus immer wieder sterben:


Kreuzweg Bad Kissingen: Jesus fällt zum zweiten Mal