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Mittwoch, 29. November 2023

Brüder Grimm: „Der Gevatter Tod“ - ein noch weitgehend unverstandenes Märchen

Inhaltlich haut einen das Märchen nicht gerade vom Hocker, man möchte die Handlung fast als etwas trivial bezeichnen und sich auch fragen: dieser Schluss, ist der ein Märchen wert, eines Märchens würdig?

Im Original findest Du das Märchen hier ( https://lmy.de/IHOo ) und zusammenfassen lässt sich der Inhalt so:

Verzweifelt rennt ein armer Mann auf die Straße und sucht für sein 13. Kind nach einem Gevatter (heute versteht man darunter einen Paten). Er begegnet Gott, doch als der sich als eben jener outet, lehnt er ihn als Gevatter ab, ebenso wie den Teufel, auf den er anschließend trifft. Über die Gründe der Ablehnung kann man gewiss streiten, sonderlich originell sind sie nicht.
Alle guten Dinge sind drei, er begegnet dem Tod, und dessen Begründung, dass er alle gleich mache, überzeugt den armen Familienvater, in jenem den richtigen Gevatter gefunden zu haben.
Für den Rest des Märchens verschwindet im Übrigen unser Armer von der Bildfläche; der Tod macht sich nämlich an dessen Kind heran, wohl liebt er, wie wir es von Mephistopheles in Goethes „Faust“ wissen, die vollen, frischen Wangen („für einen Leichnam bin ich nicht zu Haus“). Er verspricht dem jungen Erwachsenen, ihn zu einem berühmten Arzt zu machen, und das einzige ist, jener muss sich an seine Bedingungen halten.
Wie kaum anders zu erwarten: der Mann scheitert an den Bedingungen, u.a., weil er den Tod glaubt austricksen zu können. Letzterer ist sogar noch so großzügig und lässt ihn fürs erste leben, doch als der Sohn beim zweiten Mal die Bedingung übertritt, kassiert der Tod sein Leben.

Leider habe ich keine Interpretation zu diesem Märchen gefunden, leider auch nicht bei dem bekannten anthroposophischen Märchendeuter Rudolf Geiger, mich hätte doch zu sehr interessiert, wie aus diesem Märchen ein tiefer Sinn herauszuholen ist. Dass der Tod im Leben und über das Leben siegt: dafür ein Märchen zu schreiben lohnt sich doch wirklich nicht. Vielleicht mag etwas erstaunlich sein, dass der arme Mann Gott als Gevatter ablehnt, zumal seine Begründung doch etwas nebulös daherkommt. Aber in der Beziehung zwischen Gott und Mensch ist man Nebulöses gewohnt.

Märchen sind ja nicht vom Volk geschrieben, wie man immer zu sagen pflegt, in Wirklichkeit sind sie rosenkreuzerischen Ursprungs oder verfasst von Eingeweihten bzw. Seelen, die auf diesem Weg unterwegs waren. Manchmal ist jedes Wort in einem Märchen wichtig, und dass ein Volk diese Märchen zusammengebastelt habe und dennoch jedes Wort wichtig sein soll - wer’s glauben mag, soll’s glauben.
Ich weiß nicht, ob der Verfasser dieses Märchens meinem Verständnis zustimmen würde, aber im Rahmen meines Blickes auf dieses Märchen erkenne ich - entgegen dem ersten Augenschein - einen tiefen Sinn. Er ergibt sich aus der Tatsache, dass - öfter als wir ahnen, wenn von Gott die Rede ist - ungewollt nicht Gott das eigentliche Ziel der spirituellen Begierde ist, sondern Luzifer, die alttestamentarische Schlange (mehr zu Luzifer hier: https://lmy.de/JLEk )
Vergleichbares gilt für den Fall, dass Himmel und Hölle angesprochenn sind: dann bezieht sich der Himmel nicht auf Gott - der unerschaffene Gott kennt keinen Gegensatz -, sondern auf Luzifer.
Luzifer ist jene Wesenheit, die unter jenen, die Golgatha nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen, absahnt und sie ganz stolz in seinem Zug der Weisheit, seines Lichts - Luzifer bedeutet übersetzt „Lichtträger“ - das ohne Liebe ist, mitlaufen lässt; darunter gibt es viele esoterische oder auch spirituelle Menschen, die unglaublich geistvoll reden können; doch sie stehen einer bekannten Zahnpastamarke näher als Golgatha.
Gott wird oft also mit Luzifer verwechselt; es gibt allerdings hier noch einen weiteren Aspekt und ich teile die Ansicht Rudolf Steiners, dass viele Menschen, die Gott ansprechen, im Grunde mit ihrem Engel oder ihrer letzten Devachangestalt sprechen, jener Gestalt also, die sie sind, bevor sie ihre nächste Lebensreise antreten: in Letzterem Fall also würden sie im Grunde mit sich selbst sprechen.
Ein Paradebeispiel dafür ist Rainer Maria Rilke mit seinen Zeilen aus seinem „Buch vom mönchischen Leben“, wir lesen dort:

Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manchesmal
in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, -
so ists, weil ich dich selten atmen höre
und weiß: Du bist allein im Saal.

In Wahrheit spricht Rilke im Grunde mit sich selbst.
Jemand könnte denken, dass das doch besser sei, als auf Luzifer hereinzufallen; ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Selbsttäuschung nicht viel langanhaltender sein könnte.

Die Hölle und damit Ahriman - in der Geisteswissenschaft Steiners entspricht er dem Satan des Christentums - aber ist jene im Übrigen höchst intelligente Wesenheit, die den Menschen an die Erde bindet und dessen Bewusstsein im Materiellen und Physischen steckenbleiben lässt. Zur Zeit versuchen einige Menschen mit Hilfe künstlicher Intelligenz u.a, Leben zu verlängern, ja, dem Tod womöglich ein Schnippchen schlagen zu können. - Satan/Ahriman amüsiert das köstlich.
Soweit vorläufig zu dem angesprochenen Dualismus von Himmel und Hölle; später mehr dazu.

Sehr viel habe ich im Rahmen meines Studiums der ein oder anderen Schrift Rudolf Steiners gelernt von jener Episode, die jener in der GA 148, seinem so genannten Fünften Evangelium wiedergibt, als er schildert, dass Jesus beim Durchschreiten eines Stadttores einer Essäerstadt wahrnimmt, wie Ahriman und Luzifer, die er immer an dem Stadttor gesehen hat, nie aber in der Stadt, von den Stadtmauern fliehen und ihm wird bewusst, dass die Essäer, indem sie die beiden vertreiben, dies auf Kosten der anderen Menschen tun, die diesen beiden umso mehr ausgesetzt sind. Auf diese Weise wollen Essäer und manche Menschen heilig werden. Es sind die Säulenheiligen und Yogis, die ein Leben lang einen Meter über der Erde schweben und glauben, dem Himmelreich nahe zu sein, jene Esoteriker, für die immer alles gut ist, weil sie in Wirklichkeit der Realität des Gegenteils ausweichen.
Jesus erkannte damals, dass genau das, das Aussperren des sogenannten Bösen, nicht sein Weg ist. Menschen, die sich für das Göttliche qualifizieren, die zurück in die wahre Heimat wollen, erreichen eine für uns noch kaum vorstellbare Bewusstseinstiefe durch die Auseinandersetzung mit den Machenschaften Luzifers und Satans/Ahrimans, und indem sie letztendlich beide in sich erlösen.
Mich persönlich haben die Ausführungen Steiners überzeugt, und natürlich muss jeder für selbst entscheiden, ob er dessen Blicken in die Akasha-Chronik und seinen Vorstellungen von der eigentlichen Realität des Lebens zustimmen mag.
Jenen Weg jedenfalls zwischen Ahriman und Luzifer - in ständiger Auseinandersetzung mit beiden - erfasst die Steinersche Lehre als den Weg der Menschen, den Weg der Menschen der zehnten Hierarchie, einen Weg, den die vorausgegangenen neun Hierarchien ( https://lmy.de/FUvs ) vielleicht nicht kreiert haben - das obliegt, denke ich, der göttlichen Trinität -, den sie aber mittels einer irdischen Realität, wie sie so noch nie im All vorhanden war, umgesetzt haben und mit Hilfe des sogenannten Bösen, mit Hilfe von Krankheiten und Tod. Dieser Weg ist es, der zu einem Bewusstsein führt, das im Universum neuartig und und in dieser Dimensionalität noch nicht erreicht worden ist.
Selten wissen die Menschen, wie sehr das gesamte Universum, alle Multiversen, auf sie schauen, wie unfassbar viele Wesen an ihrem Weg beteiligt sind, durchaus auch als Gegenspieler, aber als solche im Rahmen dieses neuen Weges unverzichtbar für die Entwicklung des Menschen. Im „Faust“ weiß der Herr in seinem Gespräch mit Mephistopheles, warum:

Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,
Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.

Der Geselle ist Mephistopheles und Goethe, der bei aller Genialität noch nicht Satan/Ahriman und Luzifer unterschiedlichen Wirkweisen des sogenannten Bösen zuordnen konnte, hat beide in der Gestalt des Mephistopheles zur Darstellung gebracht

Für mich ganz entscheidend ist, das spirituelle Dilemma zu durchschauen, das der Dualismus mit sich bringt: immer stehen sich zwei Pole gegenüber und nie wird der Kampf zwischen beiden zu einem Frieden der Seele führen; das gilt selbst für Liebe versus Hass. Wer dieses Dilemma verstehen möchte, mag sich nur Golgatha vorstellen und dass dort zwei Kreuze stehen; nie hätte sich in der Folge etwas auf der Erde wirklich verändert. Nie wäre wirklich ein neues Bewusstsein auferstanden, nie hätte sich ein Weg der Erlösung aufgetan, in dessen Rahmen auch Ahriman und Luzifer erlöst werden wollen. Möglich allein wird dies durch das Rosenkreuz zwischen den beiden anderen.

Der Sohn des Alten, der sich im Märchen mit dem Tod arrangiert, sperrt entweder, wie die Esssäer, Satan und die Schlange bewusst aus und glaubt auf diese Weise sein Glück zu erreichen; oder - und diese Annahme ist wohl die wahrscheinlichere – er wusste nicht, was er tat, als er die Schlange ( = „Gott“) und den Satan von sich wies, glaubend, ein Leben ohne diese leben zu können (unabhängig also von seinen platten Begründungen). Auf dem Hintergrund dieses Bewusstseins kann er nur ein Opfer des Todes werden. Den Tod überwindet, „wenn er gleich stürbe“, wie es in der Bibel heißt, wer wie Parzival, d e r Mensch unserer Zeit, der sich zum Christushelden hinaufarbeitet, bereit ist, wie dieser zukünftige Gralskönig die Karfreitagsbotschaft, die jenem durch Trevrizent übermittelt wird, mit dem Herzen aufzunehmen. Wer den Karfreitagsweg nicht geht, wer glaubt, an Gethsemane außen vorbeigehen zu können und dennoch den Tod zu überwinden, der frage nach bei dem Sohn des Alten.

Es könnte die Absicht des Verfassers des Märchens gewesen sein, dass er Menschen, die auf dem Hintergrund des trivialen Endes nachdenklich werden, bewegen möchte, darüber nachzudenken, ob es nicht doch die Möglichkeit gibt, den Tod zu überwinden. Das könnte den ein oder anderen zu der Erkenntnis führen, dass Gott/Luzifer beziehungsweise den Teufel/Satan/Ahriman abzulehnen nicht der Weg von uns Menschen sein kann.
Momentan sehe ich dieses Bewusstsein noch wenig verbreitet. Der Osten stellt sich gegen den Westen, Juden gegen Palästinenser. Aber das Bewusstsein der Menschen ändert sich; die alten patriarchalischen Strukturen werden vielen Menschen immer fragwürdiger und das damit verbundene Wissen. Immer mehr Menschen lassen ihr Herz entscheiden und nicht mehr überkommene Strukturen.
Ich gehöre zu jenen, die eine heraufdämmernde Morgenröte in Bezug auf das Bewusstsein der Menschen zu erkennen glauben, weil sie Ja sagen zu den Herausforderungen Satans und Luzifers, aber nicht kuschen, sondern den Weg durchziehen bis zum Rosenkreuz, das ja eben kein Ende ist, sondern ein Tor zu viel mehr …

Donnerstag, 23. November 2023

Sprechen aus dem Ätherleib

Wer sich für spirituelle Themen wenig bis nicht interessiert, der möge zielstrebig weiterklicken und das Folgende sich nicht antun, zumal es eine sehr ungewöhnliche geisteswissenschaftliche Thematik betrifft.


In der Geisteswissenschaft bzw. Anthroposophie wird unterschieden zwischen einem Sprechen aus dem physischen Leib und einem Sprechen aus dem Ätherleib. Letzterer ist ein nur manchem sichtbares Wesensglied des Menschen; er ist die Lebensgrundlage des physischen Leibes (mehr hier: https://anthrowiki.at/Ätherleib).

Wir kennen die oben angesprochene Unterscheidung durch Zeilen, die Rudolf Steiner an Ita Wegman übermittelte. In den letzten Jahren seines Lebens pflegte er engen Kontakt zu dieser jungen Ärztin, die sich sehr zu ihm hingezogen fühlte und man darf sagen, dass beide eine große geistige Liebe verband. Sie war es, die sein Sterben begleitete.

Es gibt eine Fülle von Notizen und Hinweisen Steiners, die er ihr übersandte und die auch immer wieder Übungen und Meditationen enthielten. Dazu gehören auch jene Zeilen, die das Sprechen aus dem Ätherleib schulen können.

Um zu erläutern, um was es geht, sei beispielhaft verwiesen auf eine Rede, die kürzlich die Innenministerin Nancy Faeser anlässlich der Islam-Konferenz hielt und die der ein oder andere in Auszügen in den Nachrichten gesehen bzw. gehört haben mag. Ich habe selten eine Rede gehört, die so offensichtlich ohne Bewusstsein und oberflächlicher bzw. flacher vorgetragen wurde; sie war rein ein Ergebnis der Aktivität physischer Organe, seien es Kehlkopf, Zunge, Lippen. 

Wer aus dem Ätherleib spricht, spricht mit dem Herzen. Politiker tun das leider sehr selten, unser Bundespräsident eingeschlossen. Steinmeier gibt sich zwar regelmäßig alle Mühe, ernsthaft und einfühlsam zu wirken, aber wer sich mit obiger Thematik beschäftigt, spürt, dass der Ätherleib und damit sein Inneres in Wirklichkeit kaum einmal beteiligt sind - jedenfalls ist es das, was ich wahrnehme; man darf sich durch äußeren Anschein und bierernstes Mienenspiel nicht täuschen lassen. 

Die im Folgenden abgedruckten Zeilen entstammen dem vierten Band der Ita-Wegman-Biografie von J. Emanuel Zeylmans van Emmichoven, überschrieben „Die Erkraftung des Herzens“. Ausführungen und nähere Erläuterungen, die sich dort finden, habe ich auf meinem Blog „Wortbrunnen ( https://bit.ly/40S3vfX ) wiedergegeben. Sie geben Hinweise zum meditativen Charakter der aufgeführten Punkte und unter anderem auch den Hinweis, dass man sie am besten laut und auswendig gelernt sprechen möge.

Wer sich nicht angesprochen fühlt durch diese Zeilen, sollte Abstand von einem möglichen Üben nehmen. Gewiss werden einem Übenden sich erst mit der Zeit der ein oder andere Inhalt erschließen; manches ist doch sehr ungewöhnlich formuliert, ja kryptisch; wer in das Denken eines Steiner nicht eingearbeitet ist, mag sich schwertun und wird Abstand nehmen, was absolut nachvollziehbar ist. Der ein oder andere aber mag sich für ein notwendiges Vertrauen in die spirituelle Substanz der Inhalte entscheiden. 

Hier nun die durch Steiner an Ita Wegman übermittelten Zeilen:

Was ich spreche von meinem physischen Leib aus ist Schein. Ich muss sprechen von meinem Aetherleib aus, zu dringen in die wahre Wirklichkeit: 
1. Ihr Geister unter der Erde, drücket auf meine Fußsohlen.
Ich schreite über euch hinweg. 
2. Ihr Geister der Feuchtigkeit, streichelt meine Haut.
Ich drücke euch nach allen Seiten. 
3. Ihr Geister der Luft, füllet mein Inneres an.
Ich verbinde mich mit euch. 
4. Ihr Geister der Wärme, beseelt mein Inneres.
Ich lebe in euch. 
5. Ihr Geister des Lichtes, durchgeistet mein Inneres.
Ich denke mit euch. 
6. Ihr Geister der (chemischen) Kräfte, lähmet meine Kräfte.
Ich will euch überwinden. 
7. Ihr Geister des Lebens, tötet mein Leben.
Ich erwarte euch im Tode. 
So bin ich, dies sagend, im Aetherleibe.
Und ihr könnt kommen: Farben, Töne, Worte
der ätherischen Welt. 
Für Ita Wegman, Oktober 1923

In den auf „Wortbrunnen“ ausführlicher wiedergegebenen Erläuterungen heißt es unter anderem:
Der Text dieser Übung ist zum Sprechen gegeben, nicht zum Meditieren.
Es ist sicher sehr hilfreich, den Wortlaut auswendig zu lernen, dabei entstehen auch meditative Momente.
Aus mehreren Wendungen geht hervor, dass die Übung erklingen soll. Die Geister, welche hier angesprochen werden, wollen das Wort auch hören! Diese Geister leben selbst in der wahren Wirklichkeit, sie sind real - dass wir sie nicht sehen und hören, zeigt, dass wir es sind, die wir uns mit unserem Sprechen in Scheinwelten bewegen!

Sonntag, 19. November 2023

Geef mij je angst - Gib mir Deine Angst !


Ein Lied, so recht zum Thema Herzensbildung
🌺❤🌺

Du sagst "ich bin frei", aber du meinst
"ich bin so einsam",
du fühlst dich großartig, sagst du,
aber ich träume doch nicht,
denn diese Blicke in deinen Augen
sagen mir alles,
mir geht es genauso wie dir,
du kannst also ehrlich sein.
Dir geht es sehr gut, sagst du, und deine Lippen beginnen zu zittern,
ich weiß, dass ich dir helfen kann, aber du musst es selber wollen.
Sich jetzt gegenseitig einen Gefallen tun, das ist alles, wonach ich frage,
weg mit der Angst,
ich wusste es schon,
heute ist mein Tag!
Gib mir deine Angst,
ich gebe dir die Hoffnung dafür zurück,
gib mir jetzt die Nacht,
ich gebe dir einen Morgen zurück,
solang ich dich nicht verliere,
finde ich schon meinen Weg mit dir.
Schau mich jetzt mal an,
nein, sag nichts, am besten schweigst du einfach,
es fällt jetzt noch schwer,
aber ich weiß, dass ich dich kriegen kann.
Das braucht nie mehr zu passieren,
wenn du heute Nacht bei mir bleibst,
denn dann wirst du sehen,
wenn du wach wirst, dass du wieder lachst.
Gib mir das Gefühl,
dass ich von nun an wieder dazugehöre,
ich gehe mit dir mit,
und ich lasse dich jetzt nie mehr gehen.
Gib mir deine Angst,
ich gebe dir die Hoffnung dafür zurück,
gib mir jetzt die Nacht,
ich gebe dir einen Morgen zurück,
solang ich dich nicht verliere,
finde ich schon meinen Weg mit dir.
Gib mir das Gefühl,
dass ich von nun an wieder dazugehöre,
ich gehe mit dir mit,
und ich lasse dich jetzt nie mehr gehen.
Gib mir deine Angst,
ich gebe dir die Hoffnung dafür zurück,
gib mir jetzt die Nacht,
ich gebe dir einen Morgen zurück,
solang ich dich nicht verliere,
finde ich schon meinen Weg mit dir.
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Je zegt, ik ben vrij, maar jij bedoelt,
ik ben zo eenzaam.
Je voelt je te gek,zeg jij,
maar ik zit niet te dromen.
Want die blikken in je ogen,
zeggen alles tegen mij.
Ik voel me precies als jij, dus jij kan eerlijk zijn.
Je voelt je heel goed, zeg jij, je mond, begint te trillen.
Ik weet dat ik jou kan helpen, maar je moet zelf willen.
Elkaar nu een dienst bewijzen, dat is alles wat ik vraag.
Zet weg nu die angst,
ik wist het al,
dit is m'n dag vandaag.
Geef mij nu je angst,
ik geef je er hoop voor terug.
Geef mij nu de nacht,
ik geef je een morgen terug.
Zolang ik je niet verlies,
vind ik heus wel m'n weg met jou.
Kijk mij nu eens aan,
nee zeg maar niets, je mag best zwijgen.
Het valt nu nog zwaar,
maar ik weet dat ik jou kan krijgen.
Dit hoeft nooit meer te gebeuren,
als je bij me blijft vannacht.
Want dan zul je zien,
als jij straks wakker wordt, dat jij weer lacht.
Geef mij het gevoel,
dat ik er weer bij hoor voortaan.
Ik ga met je mee,
en ik laat je nu nooit meer gaan.
Geef mij nu je angst,
ik geef je er hoop voor terug.
Geef mij nu de nacht,
ik geef je een morgen terug.
Zolang ik je niet, verlies,
vind ik heus wel m'n weg met jou.
Geef mij het gevoel,
dat ik er weer bij hoor voortaan.
Ik ga met je mee,
want ik laat je nu nooit meer gaan.
Geef mij nu je angst,
ik geef je er hoop voor terug.
Geef mij nu de nacht,
ik geef je de morgen terug.
Zolang ik je niet, verlies,
vind ik heus wel m'n weg met jou.

Freitag, 17. November 2023

Das arme Sneewittchen dachte an nichts ... (noch sind wir im Reich der 7 Zwerge ...)

Ja, die Zeiten sind vorbei, wo wir Schneewittchen - ursprünglich hieß es Sneewittchen - spielen können und meinen, wir müssten nichts denken. Im Märchen heißt es:

„Das arme Sneewittchen dachte an nichts und ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte …“

Gerade in diesen Zeiten ist es notwendig, dass wir erkennen, welche Gefahren auf uns lauern, damit wir nicht auf Schnürriemen, Kamm oder Apfel hereinfallen. Wir sind in der Lage, uns auf die unterschiedlichste Weise die Luft zum Atmen zu nehmen und uns zu vergiften.
Wir kommen nicht umhin, uns der digitalen Welt auszusetzen, nur ist die Frage, ob sie uns in Beschlag nimmt oder ob wir sie angemessen verwenden. Wir können uns mit den Nachrichten des Tages vergiften und das, was weltweit geschieht, unsere Seele in Besitz nehmen lassen; oder wir können erkennen, dass es geistige Kräfte sind, die Kriege anzetteln und Menschen herausfordern, sich zu entzweien. Es ist unsere Aufgabe, diesen geistigen Kräften jene entgegenzusetzen, die durch Golgatha auferstehen konnten.

Das Schneewittchen-Märchen ist ja unterteilt in drei Regionen, drei Gebiete, und die erste finden wir als Reich der bösen Königin, aus der Schneewittchen entweichen muss und nur überlebt, weil ein Jäger mit Herz nicht fertigbringt, das Mädchen zu töten. Es flieht und gelangt über die Berge in das Reich der 7 Zwerge. 

Menschen, die in diesem ersten Reich bleiben und sich dort einnisten, sind für geistige Inhalte verloren. In ihrem Leben nach diesem Leben haben sie wieder Gelegenheit, Kraft und Erkenntnis zu sammeln, für einen neuen Versuch, in einem neuen Leben auf der Erde in das Reich der 7 Zwerge zu gelangen.

Wer das hier liest, ist in das Reich der 7 Zwerge gelangt; aber dieses Reich ist nicht ungefährlich, man kann es unterschätzen, denn nur nachts ist Schneewittchen, ist unsere Seele sicher, wenn die Zwerge anwesend sind und in gewisser Weise über uns wachen; tagsüber wenn diese auf der Arbeit sind, ist Schneewittchen, sind wir allein, das heißt, müssen uns um unseren Schutz kümmern. Unsere Seele ist nachts bewacht, vor allem dann, wenn wir uns tagsüber auch mit geistigen Dingen beschäftigt haben. Das muss nicht über lange Zeit geschehen, es mag ein bewusstes Vater Unser sein oder ein Sich-Zurückziehen über 10 Minuten, in denen wir uns auf Wesentliches besinnen. Hier legen wir die Voraussetzung dafür, dass nachts Erzengel mit diesen geistigen Inhalten arbeiten können und damit mit uns und unserem Herzen. Haben wir tagsüber nichts Geistiges getan, dann haben sie keinen Ansatzpunkt zur Hilfe. Man kann aus diesem Reich der Zwerge zurückfallen in das Reich der bösen Königin. Man kann genauso – und dazu ist unser Wille notwendig – in das dritte Reich gelangen.

Zwar haben die Zwerge Schneewittchen gewarnt vor den Gefahren, die auf es zukommen könnten, aber offensichtlich ist das Mädchen, das für die Seele der Menschen, für unsere Seele steht, zu naiv; dreimal fällt sie auf die Versuchung der bösen Königin herein, die man früher auch Frau Welt genannt hat, und beim dritten Mal muss sie zumindest aus der Sicht der Zwerge tatsächlich sterben.
Irgendwann muss diese Welt tatsächlich in uns sterben, damit unsere Seele aufgebahrt wird und sich wiederfindet in einem gläsernen Sarg auf einem Berg. Nur so kann der Königssohn uns finden, Christus. Diese Zeit in der wir leben, ist die Zeit der Annäherung des Christus auf der ätherischen Ebene. Dort will er uns erscheinen, will uns finden. Damit dies geschehen kann, müssen auch wir uns auf ihn zu bewegen; wir tun es auf unterschiedliche Weisen, wenn wir es bewusst tun; deshalb wird diese Zeit die Zeit der Bewusstseinsseele genannt; bewusst lernen wir, unseren Nächsten zu lieben, bewusst erkennen wir uns und lernen, alles in uns anzunehmen, zu lieben - oder eben nicht, es ist unsere Entscheidung.
Es ist aber das Entscheidende dieser unserer Zeit: tatsächlich haben wir die Möglichkeit uns zu entscheiden; in der Geschichte der Menschheit war dies nicht immer so.
Nun ist es so: Auf diesem Parzivalweg sterben wir an uns, stirbt Frau Welt in uns. Goethe hat dies erkannt und in seinem Gedicht „Selige Sehnsucht“ formuliert:
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Die zweite Region ist also das Gebiet des Reich der Zwerge; die dritte finden wir in dem Hinweis des Königssohnes, der kommt, um Schneewittchen zu sich zu holen: er verweist auf das Reich seines Vaters, in das er Schneewittchen, unsere Seele bringen möchte. Es ist das Reich des Vater Unser.
Niemand sollte glauben, dass es das Reich der Mutter nicht gäbe; wenn er dies annimmt, dann mag er noch nicht erkannt haben, dass das Mutterreich das Reich der menschlichen Seele ist, das Reich ewiger Weiblichkeit.
Noch haben die Menschen nicht verstanden, warum einfallsreiche Götter, die geistigen Hierarchien, die Polarität von Männlichem und Weiblichem, von Mann und Frau kreiert haben; viele glauben noch, dass der Sinn in der menschlichen Sexualität liege. Gewiss mag sie, wenn sie mit Liebe geschieht, ein köstliches Geschenk sein. Doch ihr eigentlicher Sinn liegt im Geistigen, im ewigen Vater und im Weiblichen, das sich als ewig erkennen will.
Hier der Link zum Grimm-Märchen

Dienstag, 14. November 2023

Nur Herzensbildung bewirkt ein Klima, in dem wir Menschen überleben (Teil II)

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum-
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
So beginnt Goethes "Faust" - genauer gesagt: die Fausthandlung - und mancher mag sich fragen, warum man überhaupt Kinder womöglich aufs Gymnasium schickt, wenn sie doch zu der Erkenntnis des Faust kommen könnten. Zumal der im Gespräch mit seinem Famulus Wagner noch äußert:

Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt
Und mit urkräftigem Behagen
Die Herzen aller Hörer zwingt.
Sitzt ihr nur immer! leimt zusammen,
Braut ein Ragout von andrer Schmaus
Und blast die kümmerlichen Flammen
Aus eurem Aschenhäuschen 'raus!
Bewundrung von Kindern und Affen,
Wenn euch darnach der Gaumen steht-
Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
Wenn es euch nicht von Herzen geht.
(…)
Erquickung hast du nicht gewonnen,
Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt.

Ohne Gefühl, ohne Seele geht doch Faust/Goethe zufolge offensichtlich gar nichts, schon gar nicht ohne Herz.
Wird Faust dem Anspruch selbst gerecht?
Ziemlich am Ende von "Faust II" müssen immerhin Philemon und Baucis, das alte sympathische Pärchen, sterben, weil Faust nicht glaubt, ohne die Parzelle, auf der sie leben, verzichten zu können und Mephisto mitsamt dessen Schergen losschickt mit den bekannten Folgen, dem Tod der beiden Alten.

Dessen ungeachtet:
Wird unsere Bildung den Aussagen des Faust gerecht, was Gefühl, Herz und Bedeutung der Seele als Quelle betrifft?
Ich bin kein Freund von Ironie, weil jene, die sich nicht trauen, die Wahrheit offen zu sagen, mit ihrer Hilfe ihre Unfähigkeit oder fehlende Bereitschaft zu Klarheit und Eindeutigkeit hinter ihr verstecken, hier sei sie mir aber gestattet:

Gut, dass in unserer Schule immer seltener der "Faust" gelesen wird, wo heute doch wichtiger ist, dass Schüler einen Computer oder ein Tablet bedienen sowie mit diversen scheinbar lebenswichtigen Programmen umgehen können. Immer weniger kommen Bildungspolitiker in eine Bredouille, was die Forderung, der Bedeutung von Gefühlen gerecht zu werden, betrifft; nach wie vor steht Wirtschaftswachstum an erster Stelle, und wenn Menschlichkeit und Herz eine Rolle spielen, dann höchstens, wenn sie für das ständige Wachstum notwendig sind, beispielsweise, weil sie, auf die Fahne zu schreiben, verkaufsfördernd ist.

ÜBER DAS VERHÄLTNIS VON TRADITIONELLER BILDUNG ZU HERZENSBILDUNG

Ist es also noch zeitgemäß, Goethe ernst zu nehmen? Sollte man den "Faust" nicht am besten aus dem Bildungskanon entfernen (damit niemand mehr auf dumme Gedanken kommt)? – Wobei man den "Faust" ja lesen kann, um eben gebildet zu sein - das kann doch genügen. Man kann ihn ja zu Kopf, aber nicht zu Herzen nehmen ….

Vor mir liegen zwei Bücher, der Verfasser des einen ist Dietrich Schwanitz und der Titel lautet „Bildung. Alles, was man wissen muß.“ Das klingt etwas zwanghaft und wenn einer sich das ausführliche Inhaltsverzeichnis anschaut – ich habe es auf Wortbrunnen eingescannt > https://bit.ly/49wZfXg < – dann mag in der Tat der ein oder andere Alpträume bekommen – aufgrund seiner ungeheueren Bildungslosigkeit.
Aber ist es nicht zugleich doch durchaus angebracht, das ein oder andere zu wissen, um zu verstehen, wie Menschen früher gelebt haben, warum die griechische Philosophie, unter anderem Platon und Aristoteles, einen so großen Einfluss auf unser Denken und unser Erkennen hatten, warum unsere heutigen Fähigkeiten durchaus eng mit Leonardo da Vincis Wirken zusammenhängen und dem von Galileo Galilei, Kopernikus und Einstein? Ist unser heutiges seelisches Befinden vorstellbar ohne die Werke der bildenden Kunst und der Musik, dem Schaffen Freuds oder auch C.G. Jungs? Reden wir nicht heute wie selbstverständlich mit Jung von dem Schatten und von introvertiert und extrovertiert und ist es nicht gut, dass wir gelernt haben, diesbezüglich zu differenzieren?
Wären wir nicht erheblich anders, wenn es nicht das Wissen darum und die Entwicklung des daraus folgenden Bewusstsein gegeben hätte?

Das Buch von Schwanitz umfasst übrigens 700 Seiten und das von Ernst Peter Fischer mit dem Titel „Die andere Bildung“ immerhin doch auch 450 Seiten. Unsere Welt lässt sich, so Fischer nicht ohne wissenschaftliche Kenntnisse mehr begreifen, wobei allerdings in Deutschland Naturwissenschaft und Bildung seiner Ansicht nach nicht unbedingt zusammengehören. Und im Klappentext heißt es: „Ernst Peter Fischer geht auf originelle, unverkrampfte und überaus unterhaltsamer Weise gegen diese Bildungslücke vor.“
Tatsächlich weisen seine Kapitelüberschriften – unter anderem „Die Aktualität der Alchemie und die Hartnäckigkeit der Astrologie“ (Kap. 4), „Der Kosmos und seine Grenzen“ (Kap. 5), „Eine verschränkte Welt – Die Lektion der Atome“ (Kap. 6) – auf eine bemerkenswerte und durchaus originelle Herangehensweise an den Sinn von Wissen und dessen Aneignung hin.
Zweifelsohne ist man ein ganzes Stück weiter in Sachen Bildung, wenn man eines der beiden Bücher liest, aber die meisten überleben doch ohne ihre Lektüre – und fühlen sich nicht unbedingt ungebildet.
Niemand bestreitet, dass ein gewisses Maß an Bildung sinnvoll ist und der ein oder andere wird ein recht bildungsbürgerliches Buch gelesen haben, das er nicht missen möchte, sei es ein Buch über die faszinierende Malerei der Renaissance, über Tut ench Amun, über das Schaffen eines Beethoven oder was es mit der Quantenphysik auf sich hat.
Nun vertritt allerdings der ein oder andere Forscher die Auffassung, dass sich das Wissen, das es auf unserer Erde gibt, mittlerweile innerhalb von 5 - 7 Jahren verdoppelt, in der Vergangenheit nicht so schnell, aber in den letzten zwei, drei Jahrzehnten doch zunehmend schneller. Ist es dennoch sinnvoll, sich auf die bisher gängige Weise bilden zu wollen? Wenn doch alles heute eh per Computer beziehungsweise Smartphone nachschlagbar ist?
Ist es nicht sind sinnvoller, sich weniger zu bilden, stattdessen zu lernen, Wissen zu verwalten und mit diversen Wissensspeichern umzugehen?

MACHT BILDUNG GLÜCKLICH?

Bildung hat ja, wie wir im ersten Teil zum Thema Herzensbildung entnehmen konnten, nicht unbedingt zu mehr Menschlichkeit geführt. So mag letztendlich jeder selbst entscheiden, welchen Stellenwert er der traditionellen Bildung und dem traditionellen Bildungskanon zumisst.
Die Frage, die hinter allem steht, ist doch schon immer und heute besonders: Macht Bildung glücklich? Bringt sie uns unserem Lebensziel näher? Hat überhaupt, sich Gedanken über sein Lebensziel zu machen, bisher gar nicht zu unserem Bildungskanon gehört? Oder ob es wichtig ist zu wissen, warum wir unter unseren Zeitverhältnis leben? Ist es wichtig zu wissen, ob es Ewigkeit gibt?
Viele werden mit mir der Auffassung sein, dass obige Fragen nur jeder für sich beantworten kann. Die meisten mögen mit mir der Auffassung sein, dass, ein gutes Buch zu lesen, sinnvoller ist, als vor dem Fernseher zu hocken, dass eine Veranstaltung zu besuchen, in der es um naturwissenschaftliche oder geisteswissenschaftliche Themen geht, lohnenswert ist, weil solch ein Besuch Fragen in uns beantworten kann oder neue wichtige aufwirft. Ich persönlich habe es immer für erweiternd empfunden, wenn ich ein Buch, sei es ein naturwissenschaftliches oder ein geisteswissenschaftliches gelesen habe. Diverse Bücher haben mein Leben sehr geprägt und ich möchte sie nicht missen, auch wenn sie einer traditionellen Bildungsrichtung entsprachen.
Aus meiner Sicht ist es zudem unabdingbar, dass wir unseren Geist schulen, unsere Fähigkeit, logisch zu denken, weiterentwickeln, damit wir in der Lage sind, einen Fake von der Wahrheit zu unterscheiden, erkennen können, inwieweit Informationen korrekt sein mögen, jemand ehrlich und aufrichtig spricht.
Es mag jemanden, dessen innere Persönlichkeit stärker auf den Gefühlsbereich ausgerichtet ist, recht schwerfallen, doch gerade für ihn ist es wichtig, auch in letzterem Bereich gewisse Fähigkeiten zu haben bzw. zu entwickeln und zu schulen. Natürlich gilt umgekehrt auch für jemanden, dessen innere Persönlichkeit stärker auf die mentale Ebene ausgerichtet ist, sich um seinen Gefühlsbereich zu kümmern.
Gerade für ihn, aber generell für alle ist es unabdingbar, an den eigenen Gefühlen zu arbeiten, seine Fähigkeiten für Empathie und Mitgefühl weiterzuentwickeln, sich selbst zu erkennen, um auch die Welt und den anderen besser zu erkennen.

ALLE DINGE ENTSTEHEN IM GEIST

Ich halte (traditionelle) Bildung für wichtig. Ich halte es für wichtig zu wissen, was es mit einer materiellen und mit einer geistigen Auffassung von Wirklichkeit auf sich hat und welche Folgen Einseitigkeiten haben. Zugleich halte ich es für unabdingbar, sich darum zu bemühen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, was das Dhammapada, die gesammelten Buddhaworte also, anspricht, wenn es dort heißt:

Alle Dinge entstehen im Geist,
Sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung.
(hier dazu mehr: https://bit.ly/3MGY1Pj)

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Gibt es mehrere Inkarnationen?
Warum gibt es einen unbewussten Teil der Seele und einen bewussten?
Warum sind Menschen so unterschiedlich?
Ist Bildung, die den Raum der Seele erfasst und sich um ihn kümmert, wichtig und warum legt unsere Schulbildung so wenig Wert darauf?

Die meisten Menschen in meinem Umfeld beantworten diese Frage mit ja und ich muss gestehen, dass mir Mitbürger, denen die seelisch geistigen Hintergründe ihres eigenen Seins und des Geschehens auf der Erde wichtig sind, immer wichtiger wurden.

Menschen, die sich für den Raum der Seele nicht interessieren, sind gewiss von ihrer menschlichen Existenz her gesehen genauso wertvoll wie andere, die sich um jenen kümmern, doch ist der Weg der Ersteren nicht mehr der meine, weil für das Überleben der Erde jene notwendig sind, die durch ihr inneres seelisches Engagement und den Willen, erkennen zu wollen, was, wie es Faust sagt, die Welt im Innersten zusammenhält, meines Erachtens die Entwicklung der Erde vorwärts treiben und dafür sorgen dass sie nicht im Morast des Werteverfalls und zwanghaft ständigen Wirtschaftswachstums untergeht.

WARUM DREI KREUZE AUF GOLGATHA STEHEN

Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse war, als mir klar wurde, dass es im Rahmen des Lebens, in dem sich die üblichen Dualismen befehden, sei es der Westen versus dem Osten, sei es gut versus böse oder - um es mit Odysseus/Homer zu sagen - Skylla versus Charybde, nie Frieden gibt.
Es wird keinen Frieden geben, so sehr sich auch Politiker um diverse Friedensprogramme bemühen; sie werden in der Welt der Dualität zum Scheitern verurteilt sein. Es ist die Welt der Zwei. Frieden allein gibt es für mich in der Welt der Drei, der Trinität. In ihr geht, um es auf unsere Erdenwelt zu übertragen, um einen Weg des Friedens zwischen dem einen und dem anderen Pol. Es ist der Weg des Mitgefühls für sich und den anderen, es ist der Weg der Freude, der Sanftmut, der Hilfsbereitschaft und Liebe, der Geduld und Güte. Der Grund, warum auf Golgatha drei Kreuze standen und nicht nur eines, besteht genau darin dass das mittlere Kreuz zwischen den beiden anderen steht, die ohne dass Kreuz Christi nie Frieden finden und Auferstehung eines Bewusstseins, das die Welt verändert.

Herzensbildung bedeutet, dass es eine Bildung geben muss, die danach schaut, ob das Herz gefördert wird durch sie, ob es nicht eben nur ein wirtschaftliches Wachstum gibt, sondern ein seelisch geistiges. Politiker, die auf Letzteres nicht achten, haben meines Erachtens nicht verstanden, um was es wirklich geht und was unsere Erde vor dem Verfall rettet. Es ist der Parzival-Weg, den die Menschheit geht, tut sie es nicht, geht sie an sich selbst zu Grunde.
Es tut Not dass mehr und mehr Menschen Bildungspolitiker und Politiker überhaupt fragen, ob sie denn wissen, was mit dieser Art von Herzensbildung gemeint ist. Wissen sie es nicht, sind sie fehl am Platz und sollten einen Einkaufsmarkt oder eine Bankfiliale leiten, nicht aber für Menschen, für ein Volk zuständig sein, vor allem nicht für Kinder.

HERZENSBILDUNG UND MÄRCHEN

Herzensbildung fragt aber dem Wort nach auch danach, wie sich in einzelnen Menschen ein lebensvolles Herz bildet.
Da spielen in der frühen Kindheit Märchen eine überaus wichtige Rolle; manche versuchen sie ja in Misskredit zu bringen, indem sie darauf hinweisen, wie brutal manche Märchen sind. Davon abgesehen, dass die Seele des Kindes oft die Geistessprache der Märchen intuitiv versteht, ist doch, was Erwachsene heute Kinderseelen zumuten, zumeist viel brutaler. Ich habe einmal gelesen, wieviel Tote ein Kind in den Medien gesehen hat, bis es zwölf Jahre alt ist; ich weiß die genaue Zahl nicht mehr (es waren mehrere tausend): jedenfalls war ich total erschüttert.
Wichtig, gerade auch für Jungen, sind Heldensagen, denn sie stärken das Männliche im Heranwachsenden, und diese Männlichkeit bedarf der Vorbilder (vor allem, wenn kein Vater da ist und sei es auch, dass er da ist, aber in Wirklichkeit nicht, weil er nicht wirklich ein Mann ist). Nicht von ungefähr war es ja früher so, dass Jugendliche Karl May verschlungen haben oder die Geschichten um den Häuptling Tecumseh und andere mehr.
Am allerwichtigsten sind natürlich Erwachsene, vor allem Eltern, in denen ein liebevolles Herz schlägt; Kinder suchen sich ja in dieser Hinsicht gegebenenfalls Ersatz-Eltern aus und manche Lehrer, manche Lehrerin erfüllen diese Funktion, manche Oma oder Opa, der Trainer im Sportverein, die Pfarrerin einer Kirchengemeinde. Im Grunde aber kann kein Mensch das lebensvolle Herz eines Vaters oder meiner Mutter ersetzen, und Menschen, die diese missen müssen, haben sich oft selbst die Seelenaufgabe gestellt zu erkennen, dass ihnen diese Liebe fehlt – und damit auch oft Vertrauen ins Leben – und dass sie diese Liebe in ihrem Leben auf ihre Weise finden müssen.

HERZENSTIEFE ENTSTEHT IM VERLAUFE VIELER LEBEN

In seinen vielen Leben wird jeder Mensch mit einer solchen Lebenskonstellation in Sachen Liebe mindestens einmal konfrontiert, meistens mehrfach.
Ein liebevoller Herz entwickelt sich nicht in einem einzigen Leben. Wir nehmen Erfahrungen aus einem früheren Leben in ein nächstes mit und daher können wir auch Menschen kennen, denen wir eine solche Herzenstiefe anspüren, wie sie kaum in einem einzigen Leben gewachsen sein kann. Andererseits gibt es so genannte junge Seelen, die ihr Herz noch nicht so weit entwickelt haben können und denen man das durchaus nachsehen mag: Donald Trump beispielsweise ist meines Erachtens eine solche junge Seele.

EIN HERZ, SO GROß WIE DIE WELT SELBST

Die meisten von uns wissen aus eigener Erfahrung, wie sehr Leid Menschen verändern, ein Herz weich werden lassen kann und zu einem Fühlen und Erfahren führt, was aus großen Schmerzen heraus gewachsen ist.
Herzensbildung ist gewachsen aus und in Mitgefühl und hier gibt es kein Ende der Entwicklung, denn ein mitfühlendes Herz ist so groß wie unsere Welt selbst.
In einem dritten Beitrag möchte ich noch darauf eingehen, welche Bedeutung dem Mut zukommt. Menschen mit wirklichem Herzen sind mutige Menschen; noch gibt es zu wenige auf unserer Erde davon.
Und vergessen wir nicht: Ohne Mut ist wahre Demut nicht möglich. Sie folgt in ihrer Entwicklung dem Mut.
Ohne Demut aber gibt es kein Verständnis des Erhabenen, wahrer Größe und des Ewigen.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass es gewisse Signale gibt, die Hinweise auf eine sich im Leben zunehmend bemerkbar machende Herzensbildung sind. Der ein oder andere mag seine persönlichen Erfahrungen haben. Eine ist jene, die den ein oder anderen spüren lässt, dass das bisherige Zentrum, der Kopf, sich Richtung Herz bewegt, dass Kopfwissen Herzwissen werden will (was auf keinen Fall bedeutet, dass dem logischen und klaren Denken weniger Bedeutung zukommt, im Gegenteil). In der geisteswissenschaftlichen Lehre eines Rudolf Steiner verbindet sich diese Entwicklung mit dem Wirken des ehemaligen Erzerzengel und nunmehrigen Archai Michael. Diesem feurigen Gedankenfürsten des Weltalls, wie ihn Steiner bezeichnet, kommt die Aufgabe zu, das Herz des Menschen zu ermächtigen. Er ist nach Steiner der Fürst der kosmischen Intelligenz, der allein in der Lage ist, den für viele so faszinierenden Intellekt, der in Wirklichkeit tot und geistlos ist, als ein Ergebnis des Wirkens von Ahriman/Satan aufzuzeigen. Beide Wesenheiten sind, gerade was den Intellekt betrifft, größtmögliche Gegenspieler. Dies zu wissen kann ein großes Plus auf dem Weg zum eigenen Herzen sein.
Dazu ein andermal mehr

Sonntag, 5. November 2023

Herzensbildung: ihre Entstehung, ihre Erscheinungsformen, ihr unendliches Potential (Teil I)

Gewiss wäre es schön, wenn hier viele zusammentragen, was sie unter Herzensbildung verstehen. Mit meiner Ansicht über sie kann ich hier natürlich nur einige Aspekte wiedergeben, die zudem sehr subjektiv sind und meinen Erfahrungen entstammen - das bitte ich zu berücksichtigen.

Heinrich, der Wagen bricht!

In einem Kommentar unter diesen Beitrag auf Facebook habe ich darauf hingewiesen, dass das Erlangen von Herzensbildung mit innerem Kampf und Leid verbunden ist. Das hängt damit zusammen, dass vor allem Leid die Verkrustungen und Verengungen unseres Herzens zu sprengen vermag, worüber auf geniale Weise das Grimm-Märchen „Der Froschkönig“ Auskunft gibt - übrigens eine wahre Medizin für Herzen auf dem Weg zu ihrer Bildung (Link und Auszug s. Schluss). Beeindruckend, dass dem Kutscher des Königssohnes das Leid seines Herrn so nahe geht, er so mitfühlt, dass es ihm zum eigenen Leid wird. Wenn es am Ende des Märchens gehen darf, wird es sein Herz weiter sein lassen als zuvor. Mitleiden, mitfühlen weitet unser Herz und diese Weite kennt keine Grenzen.
Gewiss kann Leid - wir sehen das gerade bei älteren Menschen - auch zu zunehmender Verhärtung führen, aber die meisten werden Beispiele aus ihrem persönlichen Bereich kennen, die ihnen vermitteln konnten, wie sehr Leid in einem positiven Sinne Menschen zu verändern vermag und auf sie selbst zuführen kann, zum inneren Kern ihres eigenen Wesens.
Nie bewegt sich in den normalen, alltäglichen Phasen unseres Lebens unser Herz so sehr wie in jenen, in denen es sich zwangsläufig bewegen muss, weil es sich mit Leidvollem auseinanderzusetzen hat. Das gilt auch für Erfahrungen von Leid, mit dem wir in unserem unmittelbaren Umfeld konfrontiert werden. Wer beispielsweise mit der Suchtabhängigkeit eines nahen Verwandten oder Bekannten konfrontiert worden ist, weiß, wovon ich spreche. Solche Erfahrungen führen zu einer existenziellen Eigenschaft, ohne die wahre Herzensbildung nicht möglich ist:
Der Mensch hört zunehmend auf zu werten.
Leid führt zu der Erkenntnis, dass es in Bezug auf menschliche Seelen keinen Unterschied macht und vor dem Leid, dessen man in der Seele eines anderen ansichtig wird - auch eines Menschen, den man nicht näher kennt -, jedes Richten und Urteilen schweigt.

wie wir vergeben unsern Schuldigern

Ein Mensch auf dem Weg der Herzensbildung wird sich auch der Tatsache bewusst, dass jemand, der sich seelisch grausam verhält und mitleidlos, vielleicht aber dennoch gar momentan reich ist und glücklich erscheint, dem Leid nicht entgehen kann. Manche Seele mag angesichts der verbrecherischen Taten von Gewaltherrschern und Despoten, wie sie auf der Erde sich zu jeder Zeit in Hülle und Fülle zeigen – auch im Moment -, schweigen, weil sie sieht, welches unendliche Leid womöglich über viele Leben Despoten und Gewaltherrschern bevorsteht. Gewiss hilft das deren Opfern wenig, wobei wir in karmische Zusammenhänge, in die fast jedes Opfer involviert ist, zumeist nicht hineinsehen. Was mich – auch wenn es hier nicht zum Thema gehört, sei es dennoch gesagt – tröstet in dieser Zeit, ist meine Erkenntnis, dass sich solche karmischen Zusammenhänge – und dies betrifft ja auch uns selbst – recht schnell auflösen können, weil Zeit momentan zunehmend beschleunigt und die Bitte des >Vater unser< – „vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern“ – stärker und stärker Realität werden kann, weil mehr und mehr Menschen auf Vergeltung verzichten und immer wieder oder gar täglich um die Vergebung der Schuld anderer bitten - gerade auch jener, unter der sie selbst zu leiden hatten - , oft im Rahmen ihres bewusst täglich gebeteten >Vater Unser<.

 „Ba-Ba-Banküberfall, das Böse ist immer und überall“ (Erste Allgemeine Verunsicherung)

Erfahrungen, die wir machen, führen uns zu der Erkenntnis dass es ohnehin so viele Geschehnisse gibt, die wir nicht kennen, dass sie sich einer Beurteilung von unserer Seite entziehen; wir können im Bereich des Bösen und des Guten nicht alles kennen, was sich zuträgt. Diese Erkenntnis, dieses Bewusstsein hat zur Folge, dass wir ein Urteilen und Richten über andere beenden; wir überlassen es einer höheren Macht.
Vielen wird zudem bewusst, dass, wenn sie früher über Böses und Böse ein Urteil fällten, sie zumeist über ihre eigene Vergangenheit ein Urteil sprachen. Einblicke in frühere Leben können uns mit der Tatsache konfrontieren, dass wir unter Umständen sehr spirituell unterwegs waren, beispielsweise als Medizinmann, als weise Hexe oder im Bereich der Kirche, aber dass wir auch richtig große Schurken waren. Gerade letzter Tatbestand führt ja in unserem Leben dazu, dass wir sehr oft die Tiefe des Bösen in den Seelen der anderen wahrnehmen, bisweilen auch, ohne dass sie sich real gezeigt hat, weil wir sie bestens kennen.

 ein jeder sieht, was er am Herzen trägt

Goethes Worte zu Beginn des > Faust I < - „ein jeder sieht, was er am Herzen trägt“ - verweist darauf, wie sehr Menschen ihre unterschiedlichen Erfahrungen gewichten und welchem Herzensbereich sie die Oberhand zugestehen. Es ist ja nicht so, dass Menschen, die immer nur die ganze Zeit über Negatives auf der Welt sprechen, früher nur negative Erfahrungen gemacht hätten. Aber das Negative zieht eben mehr nach unten, hat ein schwereres Gewicht und das erfordert weniger Aufwand, um es zu aktualisieren, ist es doch zu unseren Füßen. Erfahrungen aus seelisch geistig wertvolleren und höheren Bereichen verlangen die Überwindung der Schwerkraft, die ja nicht nur eine Schwerkraft im Äußeren ist, sondern auch eine Schwerkraft der Seele. Ein Zeichen dafür, dass ein Mensch sich seelisch entscheidend verändert, ist, dass er Situationen und Worte vermeidet oder in seinem Umfeld unterbindet, die Negatives verstärken. Zunehmend verspürt er jene schwere Kraft, die die Seele nach unten drückt. Das lässt beispielsweise den ein oder anderen manches Fernsehprogramm, das er gerade einschaltet, gleich wieder ausmachen.

Wer sich davon befreit, nimmt wahr, dass das Herz freier schlagen kann und dass es beginnt, sich ausdehnen zu wollen. Es kann durchaus sein, dass Herzschmerzen einem Menschen signalisieren wollen, dass das Herz sich ausdehnen will und dass es nur ein bewusstes JA für diesen Prozess benötigt.

Wer sich innerlich bilden möchte und Geschehen, das bisher in seinem Kopf beheimatet war, deshalb aus dem Kopf ins Herz verlagert, der bedarf natürlich eines zunehmend weiteren Herzens - und keine Sorge: ein sich ausweitendes Herz kennt keine Grenzen.

 eine Etappe auf dem Weg der Herzensbildung: Karfreitag
Wenn ich oben von Kampf gesprochen habe, dann deshalb, weil die Überwindung von eigenen Schwächen, Süchten und Gewohnheiten die Bereitschaft erfordert, für deren Überwindung zu kämpfen. Oft ist es so, dass der Mensch eine lange Zeit kämpfen muss, bis in ihm die Bereitschaft und die Erkenntnis wächst, dass die Lösung darin liegt, aus dem Kampf herauszugehen. Lange Zeit allerdings hat Parzival darum gekämpft, die Gralsburg wiederzufinden. Es war dann an einem Karfreitag, dass er aus diesem Kampf herausgehen konnte, weil er einem Menschen - im „Parzival“ Wolfram von Eschenbachs heißt er Trevrizent - treffen durfte, der ihm vermittelte, dass er all sein Leid unter jenes Kreuz legen darf, das er selbst trägt und erfolgreich tragen darf, weil es für ihn zuvorderst ein Anderer trug.

Herzensbildung kommt zu irgendeinem Zeitpunkt nicht ohne dieses Karfreitagserlebnis aus und niemand möge es in einem Topf werfen mit dem, was sich auf unserer Erde als christliche Religion ausgibt. Das Karfreitagsgeschehen ist überreligiös, es ist ein Bewusstsein, das sich in uns bildet, und es bildet sich in einem muslimischen oder hinduistischen Herzen genauso wie in dem eines sogenannten Atheisten oder bisher normativen Christen.

Mit dem Kampf und dem Aus-dem-Kampf-gehen-Dürfen verhält es sich übrigens so wie mit der Wohnungssuche: Seltenst ist es der Fall, dass eine neue Wohnung einem einfach so zufällt. Meistens ist es doch so, dass man viel Zeit und Energie investieren muss, um die richtige zu finden. Es gehört zu meiner Erfahrung, dass ich den Eindruck hatte, es ist dieses Sich-Bemühen notwendig, damit die richtige auf mich zukommt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Parzival-Kampf: Wer glaubt, im Sessel sitzen zu können und einfach auf den Karfreitag zu warten, der mag ihn kalendarisch erreichen, nicht aber seelisch.

Ich beende hier diesen Teil, wiewohl ich weit weniger als ich eigentlich wollte, ansprechen konnte; ich melde mich wieder -)

Worauf ich oben hinwies, war jenes wunderbare Märchen vom Froschkönig ( https://bit.ly/46Vjo7y ), in dem zu guter Letzt sich jene Stelle findet, um die alle wissen, die auf dem Weg der Herzensbildung sind, denn sie kennen, was geschieht, wenn das Herz sich ausdehnen möchte - nach all den Erlebnissen tut es dort auf einmal laute Schläge und es findet sich der Wortwechsel zwischen dem Ex-Frosch und Königssohn sowie seinem Kutscher:

Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn, daß es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:

"Heinrich, der Wagen bricht!“
"Nein, Herr, der Wagen nicht,
Es ist ein Band von meinem Herzen,
Das da lag in großen Schmerzen,
Als Ihr in dem Brunnen saßt,
Als Ihr eine Fretsche (Frosch) wast (wart).“

Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche, und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war. 

Mögen viele Bande vieler Menschen in dieser unserer Zeit zerreißen!

Freitag, 3. November 2023

> Herzensbildung < - Am 31.10. 2023 wurde dieses Wort im Deutschen Fernsehen genannt! - ein einmaliges Versehen ?

Am Abend vor Allerheiligen saß eine traute Runde bei Markus Lanz zusammen: Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn, die gerade vom Medium-Magazin zur Politik-Journalistin des Jahres gekürte Iran-Expertin Gilda Sahebi und der FDP-Vize Johannes Gogel.
Im weitesten Sinne ging es um den Antisemitismus in Deutschland sowie u.a. um die Rolle der Palästinenser und Muslime in Deutschland und ihr Verhältnis zur Hamas.

In 41.45´ fielen folgende Sätze, geäußert von Michael Wolffsohn (https://bit.ly/3FLyz7A):
Ich hab´ nichts gegen Bildung, können Sie sich ja vorstellen, mein Beruf als Hochschullehrer, aber ob Bildung wirklich den Menschen in Bezug auf sein menschliches Verhalten verbessert, ich bin da sehr skeptisch.
Nehmen Sie nur mal das deutsche Beispiel: März 1933, die halbfreien Wahlen im Dritten Reich: 44 Prozent knapp für die Nationalsozialisten; die ersten, die umgefallen sind, waren die deutschen Hochschullehrer!
Waren die gebildet?
Natürlich waren sie gebildet.
Hatten sie Herzensbildung?
Die meisten eben nicht, das heißt also mit Bildung, gegen die ich verständlicherweise nichts habe, werden wir als Allheilmittel nicht weiterkommen.
(…)
Lanz: Wie dann?

Wolffsohn: Ich bin in Bezug auf die normative Kraft der Bildung sehr skeptisch.
Ich will ein ganz banales Beispiel nehmen: Im Straßenverkehr ist es jedermann klar, bei uns ist Rechtsverkehr, in Großbritannien immer noch Linksverkehr. Wer diese Regel bricht, ob bei uns oder in Großbritannien, der muss mit einer Verwarnung, Strafe oder was auch immer rechnen, Der Regelkonsens muss a) da sein und er muss b) durchgesetzt werden, wenn sie dann noch die Bildungsarbeit leisten, bravo, hab ich nichts dagegen, sind meine Kollegen und ich auch beschäftigt, aber in erster Linie kommt es darauf an, die Regeln durchzusetzen, und das ist nicht nur eine Aufgabe der Politik, sondern das ist auch die Aufgabe von Erziehern in Schulen, in Universitäten und nicht zuletzt der Medien, von allen!
In seiner folgenden Wortmeldung nimmt Johannes Gogel das Wort „Bildung“ zwar noch einmal in den Mund - ich zitiere die Passage noch abschließend , aber vermutlich ist ihm auch nicht ansatzweise bewusst, dass ein himmelweiter Unterschied zwischen Herzensbildung und Bildung besteht. Letztere kann trotz ihres Bildungsauftrags problemlos menschliche Monster und moralische Hasenfüße produzieren.

Erschütternd für mich vor allem ist, dass M. Wolffsohn von Herzensbildung spricht, dann aber glaubt, mit Hilfe von Regeln die Probleme des menschlichen Miteinander lösen zu können - eigentlich unfassbar, wie er unmittelbar darauf auf diese Ebene alles reduziert.
Auch Markus Lanz hat im Folgenden nicht erkannt, dass eine Sternstunde seiner Sendung hätte anstehen können, wenn angesprochen worden wäre, wie sehr Herzensbildung ein Schlüssel zu einem menschlichen Miteinander sein kann.

Was ist Herzensbildung?
Woran erkennt man Menschen mit Herzensbildung?
Lässt sich für sie ein Curriculum, ein Lehrplan schreiben?

Auf die Fragen und Antworten rund um dieses Thema möchte ich in einem folgenden Beitrag eingehen; es ist ja zentral für die Zukunft unseres Landes und der Erde.

Hier zum Abschluss noch die sich unmittelbar anschließende Wortmeldung von Johannes Gogel:
So und damit sind wir doch vielleicht an dem Punkt, wo ich glaube, wo wir in diesem Land hinmüssen in der Debatte, zu begreifen, dass das Problem so groß ist (Israel-Hass und Antisemitismus), dass es nicht den einen Hebel gibt, der es löst, dass wir Dinge kombinieren müssen. Ich glaube, dass Bildung ein Faktor ist, weil mein Eindruck ist, dass es helfen würde, dass Leute nicht mehr verhetzt werden und bullshit erzählen und dann für Hass empfänglich sind, wenn sie in Deutschland genauso wie sie nicht ohne Grundkenntnis von Lesen., Schreiben, Rechnen die Schule verlassen, zumindest ein paar Grundkenntnisse über den Nah-Ost-Konflikt haben, weil der ist zum Katalysator geworden, Israel-Hass zu propagieren und darüber Antisemitismus zu propagieren. 
Wie sehr Menschen wie ein Johannes Gogel auf die übliche Weise an zentralen Punkten vorbeireden und dennoch glauben, dass sie Lösungen kreieren können - als ob durch Information (natürlich macht sie in gewissem Rahmen Sinn) seit Jahrhunderten vorhandener Hass und fehlendes Verstehen auch nur ansatzweise behoben werden könnten.



PS: 

In der Folgesendung des kommenden Tages findet sich ein Statement der jüdischen Autorin Deborah Feldman, beginnend bei Minute 13.01 auf https://bit.ly/3StBDfY das ich sehr bemerkenswert finde auch für meinen Folgebeitrag über Herzensbildung. Vielleicht ist unsere Zeit reif für ihre gedankliche Position, die sehr viel in der Tat mit Herzensbildung zu tun hat. Letztere schiebt eben keine Pluspunkte mehr in das eine oder andere Feld, um irgendeine Position zu verstärken, verstärkt eben keine dualistischen Positionen mehr, sondern versucht den Weg des Friedens, den, wie es der Anthroposoph Rudolf Steiner sehen würde, dritten Weg zu gehen, den Weg zwischen pro Juden versus pro Palästinenser.
Herzensbildung kann auf Bildung nicht verzichten, kann nicht verzichten auf das Wissen um politische Logik und die politische Realität und wie Moral einvernommen wird von jeder der dualistischen Seiten, als ob es beispielsweise Werte gäbe, die der Westen für sich reklamieren könnte (das Gerede von westlichen Werten ist Dualismus im Quadrat). Manche mögen glauben, wer Herzensbildung in sich bildet, schläft hinein unter die große Friedensglocke und alles wird gut. Nein, es wird sich zeigen, dass Herzensbildung mit viel innerem Kampf und Leid verbunden ist; wer den Kampf zwischen Menschen per Herzensbildung überwinden will, gerät ein Stückweit auch in die Hölle, in die eigene zu überholender Positionen und jene, die ständig im Außen produziert wird, weil für viele Kräfte eben die Hölle himmlisch ist.