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Montag, 12. November 2018

Spirituelle Bilder einer neuen Zeit: Seit vielen Jahren malt Sigrid Jupitz ergreifende Bilder!

Sigrid Jupitz kenne ich noch aus meiner Zeit, als ich an einem Leonberger Gymnasium unterrichtete. Immer wieder sind wir uns seitdem begegnet und auch wenn sie nun in Lindau wohnt und wir uns kaum mehr sehen, haben wir doch immer wieder Kontakt. So nehme ich teil an ihrem künstlerischen Schaffen; sie gestaltet ja nicht nur exzellente Scherenschnitte, sondern malt Bilder, die tief berühren und auf ihrem Blog zu finden sind (Link), in den nächsten Wochen zunehmend mehr; noch befindet er sich im Aufbau, aber mit der Zeit werden dort ihre Einhorn-Serie, ihre Löwenzahnbilder und jene zum Inneren Kind zu finden sein - und andere Bilder mehr.

Hier füge ich zwei ein, die mich besonders ansprechen. Das erste ist


Einhorn, das Christussymbol


© Sigrid Jupitz, Acryl mit Scherenschnitt und Bleistift


Die Überschrift des zweiten lautet

Kraftplatz des Einhorn 
.

© Sigrid Jupitz, Acryl mit Scherenschnitt


Zum Blog von Sigrid Jupitz  https://spirituellebilder.blogspot.com/

Donnerstag, 8. November 2018

Du bist mein Land, ich deine Flut ...

Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend mich ummeeret;
du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn Ende wiederkehret.

An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.

                                                                                Christian Morgenstern

Sonntag, 4. November 2018

Literaturkreis Bad Kissingen ✻ Perlen deutscher Kultur ✻

Am kommenden Dienstag um 19.30 Uhr startet > ein neuer Literaturkreis, < den ich unter dem Titel "Perlen deutscher Kultur" in Bad Kissingens Saal Fontane, also im Regentenbau, anbiete.

Ich finde, wir haben so viele wertvolle Schätze in unserer Kultur, dass es einfach schade ist, wenn ihnen nicht wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ein wenig möchte ich dazu beitragen, dass Wertvolles im öffentlichen Bewusstsein bleibt und deutlich wird, warum es sich lohnt, sich mit den angebotenen Themen zu beschäftigen; schließlich geben sie auch wertvolle Hinweise auf Möglichkeiten zu unserer seelischen Entwicklung.

Das erste Thema, dem ich mich widme, sind Volkslieder und der Veranstaltungshinweis lautet:

"Vom Wasser haben wir´s gelernt"
Die verborgene Weisheit der Volkslieder 

Ein wenig wenigstens möchte ich auf die tausendjährige Geschichte unserer Volkslieder eingehen, die mit der Sammlung der Carmina burana (= Beurer Lieder) als erster großer Sammlung begann, über das Lochamer Liederbuch und Des Knaben Wunderhorn weiter zum Liederbuch des Wandervogel, dem Zupfgeigenhansl bis zur Mundorgel geht, die nach dem Zweiten Weltlkrieg immerhin 10 Millionen mal verkauft worden ist. Ich hoffe, es bleibt Zeit zu erläutern, was es mit dieser phänomenalen Bewegung des Wandervogels auf sich hatte, und auch kurz auf die unselige Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten einzugehen.

Im Mittelpunkt aber soll natürlich stehen, was in den Volksliedern so positiv auf unsere Seele wirkt. Es wird um das Wandern in mehrfacher Hinsicht gehen, weshalb auch der Wassersymbolik eine so hohe Bedeutung zukommt, ein seelisches Wandern, das so wichtig ist und heute bei so vielen Menschen stagniert, über die Bedeutung der Heimat und der Arbeit, über die Bedeutung der Stille und eine mögliche Heilung unserers inneren Kindes - oder wer wird nicht fast wie von selbst ruhig, wenn er Nun ruhen alle Wälder und dessen zweite Strophe Breit aus die Flügel beide singt oder innerlich rezitiert. 

Wie weit ich inhaltlich komme, weiß ich nicht - es hängt auch davon ab, wie sehr sich die Anwesenden einbringen; womöglich ist die Zahl sehr überschaubar, denn der Veranstaltungskalender für November hängt einfach sehr kurz bisher nur aus. Mal sehen :-)

Weitere Themen werden die Heiligen Symbole unserer Kultur (Gral, Blaue Blume sowie Kreuz und Stein der Weisen) sein, Sehnsuchtsorte wie das Magische Theater oder Märchen und wie sie uns z.B. helfen können, mit dem Bösen und Dunklen in uns und in der Welt umzugehen sowie das Ewig-Weibliche, das immer mal wieder zitiert wird, vor allem, wenn jemand seine Kenntnis des Faust zeigen möchte, nur leider ist so wenig bekannt, was Wichtiges damit angesprochen ist.

Zum Nachlesen des an den jeweiligen Abenden Angesprochenen will ich im Blog Literaturkreis Bad Kissingen die wichtigsten Materialien einstellen.

Dessen Headerbild erinnert an sonnige Tage und vielleicht kann der Literaturkreis dazu beitragen, dass in der dunkler werdenden Jahreszeit in unserem Inneren sich das ein oder andere wertvolle Licht entzündet.


Literaturkreis Bad Kissingen ✻ Perlen deutscher Kultur ✻

Donnerstag, 1. November 2018

Trakls "Herbst des Einsamen": Ein reines Blau tritt aus verfallner Hülle . . .


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Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallner Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.

Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.

Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;
In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden,
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.

Wer ein wenig informiert ist über das Leben des Dichters obiger Zeilen, Georg Trakl, der weiß, dass er - man kann es im Grunde so sagen - Zeit seines Lebens drogenabhängig war. Dennoch - oder vielleicht deshalb, weil er es auf einer freieren Ebene nicht schaffen konnte, nach der er sich tief in seinem Inneren wohl immer gesehnt hat - hat er Zeilen geschrieben, die hoch spirituell und bewundernswert klar waren, ich denke an jenes Gedicht, das ich als sein Abendmahls-Gedicht bezeichnen möchte, Abendmahl, nicht in kirchlichem, sondern in tief empfundenem urchristlichen Sinne, in dem Brot und Wein zusammengehören wie Himmel und Erde.

Die Topoi, also jene Bilder, die in uns etwas auszulösen vermögen, finden sich auch in dem Herbst dieses einsamen Menschen: Es sind u.a. der Flug der Vögel, der früheren Kulturen heilig und immer bedeutsam war, das reine Blau, das manchen die heilige Farbe Marias, anderen einfach die des Himmels und geistiger Weite und Unbeschränktheit ist, und jene Stille, in die hinein wir zwar oft dunkle Fragen stellen mögen, die aber so gern für uns mit Milde antwortet. Selbst wenn auf einer äußeren Ebene das Rohr rauscht oder uns ein köchernes Grauen vor der Vergänglichkeit, das mit dem Herbst in dunklen Stunden einhergeht, anfällt, so sind es Engel, die aus den blauen Augen - eine Farbe, die sich bei Trakl wie bei vielen Dichtern des Expressionismus immer wieder findet - von Liebenden hervortreten.

Mit diesem Gedicht sagt Trakl - vielleicht aus der tiefen Not seiner leidenden Seele heraus - Ja zur Vergänglichkeit, der er sich irgendwann auch bewusst hingegeben hat, weil er das Leid dieser Welt nicht mehr aushalten konnte; wenn man um die Umstände seines Todes weiß, kann man das nur zu gut verstehen. 

An der Saale im Kurpark Bad Kissingens