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Mittwoch, 15. August 2012

Hundertausende geben dem Leid der Massai eine, ihre Stimme

Safaris und Traumstrände zwischen Serengeti und Sansibar. So lautet ein Angebot eines Reiseveranstalters" oder:
Löwengebrüll statt Feuerwerk. Silvester im Herzen der Serengeti.

Was so harmlos klingt, rückte seit 2009 ins Licht der Öffentlichkeit, als der Observer einen Artikel veröffentlichte, dessen Überschrift die Sicht der Massai artikulierte:
Tourism is a curse to us
Tourismus ist ein Fluch für uns

Und mit welchen Schwierigkeiten die Eingeborenen, nicht nur die Massai, überall in Afrika sich auseinanderzusetzen haben, hat die Nachricht über die gebrochene Hüfte des spanischen Königs, die er sich bei einer extravaganten Elefantenjagd zuzog, deutlich werden lassen; der spanische Monarch aber ist Ehrenpräsident des WWF, des World Wilde Fund for Nature, der auf seiner HomePage einblendet: Mehr als 300 Elefanten regelrecht abgeschlachtet.
Wer solche Freunde und Ehrenpräsidenten hat, braucht keine Feinde.

Zu bedauern sind momentan die Massai. Und nicht nur zu bedauern.

Die haben solche Freunde – und Feinde noch dazu. Sogar in der eigenen Regierung?
Das wird sich in Kürze herausstellen
Was als Problem seit 2009 so dahinzuschlummern schien (siehe auch den Artikel in New Internationalist Magazine) , wird nun plötzlich brandaktuell. Gut, dass sich AVAAZ dieses Skandals angenommen hat und mit unglaublichem Einsatz für die Massai und die Serengeti kämpft:

Jeden Moment könnte ein bedeutender Großwildjagd-Anbieter einen Deal unterschreiben, der bis zu 48.000 Mitglieder von Afrikas bekanntem Massai-Stamm von ihrem Land vertreiben könnte, um für reiche arabische Könige und Prinzen Platz zu schaffen, die Jagd auf Löwen und Leoparden machen wollen. Experten gehen davon aus, dass die Zustimmung des tansanischen Präsidenten kurz bevor steht, doch wenn wir jetzt handeln, können wir diesen Ausverkauf der Serengeti aufhalten. 

Das letzte Mal, als derselbe Großwildjagd-Anbieter die Massai zugunsten reicher Jäger von ihrem Land vertrieb, wurden Mitglieder des Stammes von der Polizei verprügelt, ihre Häuser angezündet, und ihr Vieh verhungerte. Doch die darauf folgende Debatte in den Medien veranlasste Tansanias Präsident Kikwete, das Ruder herumzureißen und die Massai auf ihr Land zurückkehren zu lassen. Diesmal gibt es noch keine kritische Berichterstattung -- aber wir können dies ändern und Kikwete zwingen, den Deal aufzuhalten, wenn wir alle gemeinsam unsere Stimme erheben. 

Im Detail geht es um das, was TourismWatch im September 2010 bereits öffentlich machte (ein Auszug):

Tansania hat über 130 Jagd-Konzessionen für ein Gebiet von mehr als 250.000 Quadratkilometer vergeben. Doch das großzügig verpachtete Land wurde traditionell von Massai-Ureinwohnern und anderen indigenen Völkern genutzt. So wurden zum Beispiel Massai vertrieben, als vor 60 Jahren der Serengeti Nationalpark geschaffen wurde. Seit Jahrhunderten hatten dort die Massai im Einklang mit der Natur gelebt und nur so viele Tiere gejagt, wie sie zum Überleben benötigten. Für die traditionellen Eigentümer des Landes sollte es plötzlich keinen Platz mehr in den Nationalparks geben. Angeblich gefährden sie den Wildbestand.

Doch selbst außerhalb des Parks finden die Massai keine Ruhe. Denn in der Savannenlandschaft wird immer mehr Land von der Regierung an Großwildjäger verpachtet, obwohl es seit vielen Jahren von indigenen Völkern genutzt wird. So wurden im Sommer 2009 mehr als 3.000 Massai-Nomaden von Polizisten aus dem Loliondo-Jagdgebiet vertrieben, das an den Serengeti-Nationalpark angrenzt. Mehr als 200 Häuser wurden niedergebrannt, um eine Rückkehr der Massai zu erschweren. Erwirkt wurde die Vertreibung von der Firma Ortello Business Corporation (OBC) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seit 1992 besitzt OBC Jagdrechte in dem 4.000 Quadratkilometer großen Loliondo-Jagdrevier. Doch der Pachtvertrag sieht keinen Rechtsanspruch der OBC auf Landbesitz vor. Trotzdem hat das Unternehmen in Kooperation mit den örtlichen Behörden den Zugang der Massai-Nomaden zu Land und Wasser immer mehr beschränkt. Um ihre 50.000 Ziegen und Rinder zu versorgen, sind die Nomaden jedoch auf das Weideland angewiesen. Als "rücksichtslos und unmenschlich" kritisierte Edward Porokwa, Geschäftsführer des Verbands der Indigenen Nichtregierungsorganisationen der Nomaden (PINGOs Forum) in Tansania die Vertreibung der Massai.
Es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen.

Gut, dass AVAAZ mittels der machtvollen Überzeugung vieler Menschen, die sich für die Rechte anderer Menschen rechtschaffen einsetzen, den Firmen Paroli bietet, die glauben, für Geld alles tun zu können.

Helfen wir mit, dass das nicht geschieht.

Ob des geplanten Wahnsinns ist vielleicht auch das ein oder andere nicht gerade zimperliche Wort von AVAAZ verständlich, wenn ich auch auf Worte wie überfluten und Druck verzichten würde. 
Denn Tausende von Stimmen aus aller Welt brauchen KEINEN DRUCK erzeugen, weil sie von sich aus überzeugend genug sind. Und sie müssen nicht überfluten, weil sie stattdessen das Herzens-Anliegen so vieler Menschen wie in einer riesigen Arche auf den Ozeanen menschlichen Mitgefühls zum Präsidenten von Tansania TRAGEN.

Reiche Früchte trägt die Arbeit von AVAAZ schon; in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, haben unglaubliche 735 107 Menschen aus aller Welt - aus Spanien, Kolumbien, Polen, Schweden, Deutschland, Frankreich ... so lese ich eben - sich für die Massai und die Serengeti eingesetzt.

Und denken wir immer daran:

Auch wir werden froh sein, wenn Menschen für unser Anliegen mutig ihre Stimme abgeben.  Tun wir es für unsere afrikanischen Schwestern und Brüder. Bitte schützen auch Sie mit Ihrer Stimme das Volk der Massai und unterstützen Sie bitte dieses Engagement von AVAAZ für dieses Land, gemeinsam mit mehr als 700 000 Menschen aus aller Welt.


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