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Dienstag, 17. Juni 2014

Am farbigen Abglanz haben wir das Leben!


Keine philosophische Abhandlung könnte mit vielen Worten ein zentrales Wesens-Merkmal menschlichen Lebens so präzise erfassen, wie es dieser vor annähernd 200 Jahren geschriebene Satz vermag. Zugleich vermittelt er uns, warum Politiker von einem Dilemma ins andere taumeln.

Obige Erkenntnis gilt allerdings nicht nur für Politiker, sondern für uns alle, wenn wir uns verhalten wie Faust; immerhin muss unser Hochgelehrter am Ende von Faust I auf vier tödlich verletzte Menschen verantwortlich zurückzublicken.

Da ist die Mutter Gretchens, die auf Fausts Insistieren einen von Mephistopheles zubereiteten Schlaftrunk erhält, der sich als Todestrunk erweist.
Da ist der Bruder Gretchens, der, echauffiert darüber, dass sein Schwesterchen sich auf einen Fremden eingelassen hat und nun als Metze verschrieen ist, sich mit Faust duelliert, nicht wissend, dass diesem Herrn der Ratten und der Mäuse, der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse, wie sich Mephistopheles selbst bezeichnet, den Degen führt mit dem Ergebnis, dass im Grunde beide Hand in Hand dem Bruderherzen den Todesstoß setzen.
Um das schwangere Gretchen kümmert sich Faust einen feuchten Kehricht; er treibt sich, als diese alleingelassen und in tiefster Verzweiflung angesichts des Kindes unter ihrem Herzen im Dom zum Himmel schreit, mit jungen Hexen walpurgisnächtlich auf dem Brocken herum. Als ihm dort in einer Vision das tote Gretchen erscheint, ist es zu spät: Gretchen hat ihr Kind ertränkt und als er sich mit Hilfe Mephistos Zugang zu ihrem Kerker verschafft, um sie vor ihrer Hinrichtung zu bewahren, gipfeln ihre Worte in Heinrich! Mir graut´s vor dir.

Mephistopheles, richtig verstanden, ist ein Teil von uns
(. . .)


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