Politik und Gesellschaft, Idee und Wirklichkeit, Ethik und Religion, Spiritualität und Mythologie, Literatur und Kunst: Das sind die Felder, die mich immer wieder zu Beiträgen bewegen.
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Dienstag, 25. März 2008
John Bradshaws "Wenn Scham krank macht"
Welche Auswirkungen hat es, wenn Gefühle an Scham gebunden werden?
Welche Folgen hat es, wenn z. B. ein Kind in seiner Ursprungsfamilie nicht zornig sein darf? Nicht seine Betroffenheit zeigen darf?
Nicht seine wahren Gefühle!Immer, wenn dieser Mensch im Verlauf seines Lebens zornig sein möchte, schämt er sich.
Alle möglichen Gefühle können an Scham gebunden sein; so werden sie nicht gefühlt, nicht gelebt.
"Man kann nur heilen, was man fühlt", schreibt Bradshaw.
Ein unglaublicher Satz, wie ich finde. Unglaublich wahr, weil er darauf verweist, dass wir nur wirklich gesund sein können, wenn wir fühlen. Und wie Menschen immer wieder schläfrig und tranig sein können und irgendwann zur personifizierten Schlafmütze werden, so kann auch jemand, der sich von Kindesbeinen an viel schämen muss, zur Schampersönlichkeit werden.
Irgendwann ist es dann auch mit der körperlichen Gesundheit aus.
Das Schlimme ist: Die Schlafmützenperson ist vielleicht eine Schlafmütze, weil sie sich schämt, topfit und hellwach zu sein. Ihre Eltern hatten diesen hellwachen Geisteszustand "vorlaut" genannt und ihr verboten, so zu sein. Irgendwann hat die Schlafmützenpersönlichkeit es aufgegeben, "vorlaut" (= hellwach) zu sein. Nun halten alle sie für eine Schlafmütze. Sie selbst sich auch; sie schämt sich, "vorlaut" zu sein.
Natürlich geht Bradshaw auf den sexuellen Missbrauch ein, auf den Zusammenhang zwischen religiösen Systemen und Scham, er geht auf das Schulsystem ein und vieles mehr. Es gibt Passagen in diesem Buch, die finde ich langatmig, und es gibt Passagen, die habe ich mehrfach gelesen und immer Neues, Wichtiges entdeckt. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob nicht auch die langatmigen Passagen, wenn ich mal wieder drin stöbere, mir wichtig werden. Man spürt, der Mann weiß, wovon er schreibt, man spürt, er kennt das Leben; nichts wirkt intellektualisiert; es wirkt alles wie selbsterfahren.
Echt empfehlenswert, dieses Buch: Scham ist im Leben jedes Menschen ein Thema!
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