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Freitag, 21. September 2012

„Ist dir mal aufgefallen, dass Idioten meistens viele Freunde haben?“ – Über "Hollunder-Freundschaften".


Erster Spruch stammt - woher natürlich: aus einem meiner Lieblings-Bücher, Der Joker. Da denkt Ed gerade über die erste Karte nach, die ihm irgendjemand hat zukommen lassen, mit drei Adressen drauf, die sein Leben verändern werden. Klar fragt er seine drei Freunde, ob sie von ihnen komme. Natürlich nicht. Marv gesteht Ed, dass er zu wenig Grips für sowas habe und Ritchie meint: Wenn er zu dämlich ist, bin ich zu faul. Und Audrey, seine heimliche riesengroße Liebe war es auch nicht.

Zurück noch einmal zu Marv. Er hat – Original–Ed–Gedanken – "einen ziemlich großen Bekanntenkreis, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen spielt er Football und er kennt eine Menge Leute. Zum anderen benimmt er sich pausenlos wie ein Idiot. Ist dir mal aufgefallen, dass Idioten meistens viele Freunde haben?
Nur mal so am Rande."

Ich gebe zu, ich musste total kichern, weil ich an die vielen Facebook-Freundschaften denken musste, auf die viele so viel Wert legen. Motto: Je mehr Freunde, desto begehrter, desto attraktiver.
Ed / Markus Zusak (der Autor) würden sagen: Idioten!

Und in den Sinn kommen mir Matthias Claudius´ Worte Von der Freundschaft, die falsche Freundschaften so gekonnt auf den Punkt bringen und zu Markus Zusaks Idioten so richtig passen:

Wenn Du Paul den Peter rühmen hörst; so wirst Du finden, rühmt Peter den Paul wieder, und das heißen sie denn Freunde. Und ist oft zwischen ihnen weiter nichts, als dass einer den anderen kratzt, damit er ihn wieder kratze und sie sich so einander wechselweise zu Narren halten; denn wie Du siehst, ist hier, wie in vielen anderen Fällen, ein jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des andern. Ich pflege solch Ding "Hollunder-Freundschaften" zu nennen. Wenn Du einen jungen Hollunderzweig ansiehst, so sieht er fein stämmig und wohl gegründet aus; schneidest Du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl und ist so ein trocken schwammig Wesen darin.

Was aber macht Freundschaft nun wirklich aus?

In Schillers Bürgschaft finden wir eine bemerkenswerte gestaltet; dort ist der Freund treu bis in den Tod. Dass es nicht dazu kommt, verdankt er der Größe der Freundschaft zu seinem Freund, die selbst das harte Herz eines Tyrannen erweicht und Leben mit sich bringt.
Und es gibt kaum Wertvolleres, als Leben unter und mit wirklichen Freunden.

Für mich bedeutet Freundschaft vor allem auch, dass ich mir sicher sein kann, von meinem Freund, von meiner Freundin die Wahrheit zu hören, und sei sie noch so bitter.

Von wem, wenn nicht von einem Freund, einer Freundin, kann ich sicher sein, dass sie ihr Bestes geben: ihre Wahrhaftigkeit, ihre Wahrheit!

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