Wem die Begrifflichkeiten nicht so vertraut sind, kann den vorausgegangenen Post dieses Tages besser verstehen, wenn er Folgendes berücksichtigt:
Das Eltern-Ich, ein Teil unserer Ich-Persönlichkeit, ist in vieler Menschen Leben sehr oft jener Finger, den Lehrer Lämpel immer nach oben streckt:
Kerzengerade und unbeugsam weist er in die Unerbittlichkeit.
Gnadenlos sagt er (wie einst oft die Eltern, die Lehrer):
Du hast keine Wahl! - DU MUSST!
Dabei ist dieses Muss so herzlos unnahbar wie Lehrer Lämpels mimisches Styling.
Du sollst ...!
Du musst ...!
Du darfst nicht ...!
Wie sich dieses Müssen auswirkt, habe ich einmal drastisch erlebt, als ein Kollege in meine Klasse kam und mit ihr besprach, welche Aufgaben die Kinder im Rahmen einer Aufführung wahrzunehmen hatten.
Immer wieder verwendete er das Wörtchen "müssen":
Ihr müsst um 14 Uhr da sein,
ihr müsst still sein,
ihr müsst eure Zettel mitbringen.
Besorgt blickte ich auf meine Klasse. Dieses ständige Müssen waren sie nicht gewohnt. Seitdem mich meine liebe Freundin HeideMarie R. Ehrke darauf aufmerksam gemacht hatte, wofür dieses Muss steht, hatte ich es mir peu à peu abgewöhnt. Als erfahrene Trainerin und Coach für ihr HerzManagement sieht sie hinter die Kulissen und erkennt die Folgen und Auswirkungen solcher Verhaltensweisen.
Die Frage, die ein Kind schließlich stellte, war nur logisch und abzusehen:
"Muss ich kommen?"
Wer dieses Müssen verwendet, handelt aus einem Eltern-Ich heraus, das ihm meist nicht bewusst ist.
Es ist oft verbunden mit Zwang, normativem Verhalten und Entzug von Lebensfreude.
Nicht immer lässt sich das Modalverb müssen vermeiden. Manchmal sind ein Vater, eine Mutter, ein Lehrer auch so erschöpft, dass sie aus Not zu dem müssen greifen.
Aber es ist gut, wenn es mehr und mehr uns innerlich überflüssig wird - dann werden wir ein Stück weit freier von Kindheitszwang und Kindheitsdruck.
Zumeist, wenn wir im Übrigen aus Not zu dem müssen greifen, liegt vorher Energiedeformation vor. Nicht selten hat hier schon unser Eltern-Ich vorgearbeitet.
Das Eltern-Ich geht zurück auf unsere Kindheit und ist gebildet aus den Erlebnissen und Erfahrungen mit unseren Eltern. In bestimmten Situationen, z.B., wenn wir mit unseren Kindern nicht klar kommen oder wenn wir uns Menschen gegenübersehen, denen wir uns unterlegen fühlen, greifen wir, oft unbewusst, auf dieses Eltern-Ich in uns zurück. Wir fühlen uns dann oder möchten uns so fühlen, wie wir oft unsere Eltern erlebten: nicht zu überwinden, unnahbar, Unterwerfung erzwingend.
Das Eltern-Ich kann aber auch durchaus positive Ausprägungen haben; unsere Eltern haben uns ja durchaus auch Geborgenheit vermittelt ...
Wenn wir uns spontan drei Dinge aufschreiben, die wir an unseren Eltern schätz(t)en und drei, die wir ablehn(t), oder wenn wir uns fragen, wie hätten unsere Eltern in einer bestimmten Situation reagiert und ihre Reaktion mit unserer eigenen vergleichen, dann kommen wir dem Eltern-Ich auf die Spur.