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Sonntag, 22. Januar 2012

"Pfoten weg von der Kabel." – Eine Hammergeschichte.

Es war einmal ein Mann, der fuhr mit seiner Frau zu Beginn des neuen Jahres immer für mehrere Wochen auf die Kanaren, der Sonne wegen. Sein rüstiges Rentnerdasein war ihm wichtig; im Sommer wusch er sein Auto hingebungsvoll mit freiem Oberkörper, deutlich sichtbar für die ganze Straße.
Leider musste er die leidvolle Erfahrung machen, dass seine Autobatterie sich im Winter während seiner Abwesenheit unerlaubt entlud, und weil er ungern die Hilfe anderer in Anspruch nahm, beispielsweise, um seinen Wagen wieder flott zu kriegen, kaufte er sich ein Batterieladegerät und installierte es für die Zeit seiner Abwesenheit.
Im zweiten Jahr der Existenz dieses Batterieladegerätes kam ihm der schreckliche Verdacht, jemand könne, während er nichtsahnend der Sonne frönte, im winterlichen Deutschland ihm den Stecker der Stromversorgung ziehen, denn der steckte frei zugänglich in seinem Waschmaschinenanschluss. Und da er in einem Haus mit sage und schreibe drei potentiellen Steckerziehern wohnte, war der Verdacht nur zu begründet. Zumal zwei dieser Personen aus seiner unmittelbaren Verwandtschaft stammten: Es waren seine Schwester und seine Enkelin.
Und so bemalte er hingebungsvoll eine Pappe:


Was er nicht wissen konnte: dass niemand mit den eigenen Händen berühren wollte, was er mit seinen Pfoten berührt hatte.


Halt, stimmt nicht. Jemand muss das Papp-Werk doch als zu peinlich oder zu hasserfüllt oder zu dümmlich empfunden haben. Jedenfalls lag es kurze Zeit später und unmittelbar nach dem Abflug besagten Mitbürgers Richtung Kanaren mit der Schrift nach unten auf der Waschmaschine. Nun kriegt diese den ganzen Hass, die ganze Dummheit ab. Mal sehen, ob sie das lange überlebt, wenn sie wieder Pfoten-Wäsche waschen muss.
Wir berichten darüber.

Und was er auch nicht wissen konnte, ist, wie sehr Paul Watzlawick in seiner Geschichte mit dem Hammer diese Dümmlichkeit vorausahnte. Sogar den Grammatikfehler des modernen Mitbürgers baute er ein. Um ein Haar hätte er womöglich sogar geschrieben:
Behalten Sie sich ihrer Kabel!

Und hier Paul Watzlawicks Hammergeschichte:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er »guten Tag« sagen kann, schreit ihn unser Mann an: »Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!«

Und ach, übrigens, dass ich´s nicht vergesse:
Am Treppenaufgang zur Dachgeschoss-Wohnung unseres Mitbürgers hängt ein Rahmen folgenden Inhalts - klicken Sie das Bild groß, es lohnt sich!
Der Rahmen muss deutsche Wertarbeit sein, sonst müsste es ihn, wenn er so viel Scheinheiligkeit beherbergen muss, zerreißen ...




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