* S E L B S T L I E B E *
Wie gewinne ich Zugang zu ihr?
Worin zeigt sie sich?
Wie gewinne ich Zugang zu ihr?
Worin zeigt sie sich?
Ich möchte zunächst sagen, mit was sie beginnt.
Sie beginnt mit einer Entlassung.
Einer Entlassung aus dem Gefängnis.
Aus dem Gefängnis der eigenen Bilder.
Das zweite der Zehn Gebote bezieht sich nicht nur auf Gott, wenn es heißt:
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen ...
denn es heißt ausdrücklich:
… weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem,
was im Wasser unter der Erde ist.
Auch nicht von dem, was auf der Erde ist! Es gilt eben, wie es im Vater unser schon heißt, vieles wie im Himmel so auf Erden.
Kein Bildnis!
Sich kein Bildnis machen, auch nicht von den Erdenbewohnern!
Max Frisch hat dazu in seinem Tagebuch 1946-1949 einen eingebungsvollen Text geschrieben, der sich darauf bezieht, wie sehr die Liebe zu einem anderen abhängig ist von dem Bild, das man sich von ihm > nicht < macht!
Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden: weil wir sie lieben; solang wir sie lieben. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfassbar ist der Mensch, den man liebt - Nur die Liebe erträgt ihn so.
Wenn ich im Unterricht begreifbar machen möchte, was Selbstliebe bedeutet, dann lasse ich obigen Text so schreiben, dass jeder ihn auf sich selbst bezieht, ihn also in Ich-Form neu fasst.
Jedes Mal auf´s Neue bin ich ergriffen, wenn ich ihn auf mich beziehe:
Es ist bemerkenswert, dass ich gerade von mir, dem Menschen, den ich liebe, am mindesten aussagen kann, wie ich bin. Ich liebe mich einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie mich in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, mir zu folgen in allen meinen möglichen Entfaltungen. Ich weiß, dass jeder Mensch, wenn ich ihn liebe, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch mir, dem also, der sich selbst liebt, sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sehe ich wie zum ersten Male. Die Liebe befreit mich aus jeglichem Bildnis.
Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass ich mit mir, dem Menschen, den ich liebe, nicht fertig werde: weil ich mich liebe; solang ich mich liebe. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfassbar bin ich für mich, für mich, den Menschen, den ich liebe - Meine Liebe trägt mich so.
Da ist kein >so bin ich eben<, kein >das ist halt typisch für dich< !
Die Liebe befreit aus jeglichem Bildnis.
Ich gebe mir die Freiheit, mich hinzuentwickeln, wohin ich will. Da gibt es keine Krusten, keine selbstinszenierten Blockaden, kein Selbstmitleid, das zäh an mir klebt und mich sagen lässt: Das schaffe ich nie.
* Liebe liebt selbst Liebe *
... selbst-verständlich ist das noch nicht ...
... man muss dazu sein Selbst verstehen ...
... man versteht es, wenn man selbst-verständlich zu sich steht, mit allem, wie und was man ist und Geduld mit sich hat und sich Zeit gibt.
Es darf und wird Jahre dauern. Gemessen an der Tatsache, dass manche sich ein Leben lang nicht wandeln, sind viele Jahre Geduld mit sich wert.
Die Toten, die Verstorbenen, sind sehr lebendig, wenn das viele auch nicht glauben wollen.
Es ist gut, wenn wir auch als Lebende wirklich lebendig sind, bereit, mit uns in alle Richtungen zu gehen.
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