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Freitag, 21. März 2008

Gib uns Barabbas! - Karfreitag













Der Präfekt Roms in der Provinz Judäa, Pilatus, durch seine Frau und deren Träume gewarnt, ließ das Volk dennoch entscheiden, wen es haben wolle, Barabbas - den Evangelien nach ein Bandit, Aufrührer, ja womöglich ein Mörder - oder Jesus.

Pilatus war sich im Klaren darüber, dass die Liebe, um zu überleben, seines Schutzes bedurft hätte, denn er wusste genau, wie das Volk sich entscheiden würde:

Gib uns Barabbas!
Die Antwort war eindeutig.

Bewegt hat mich schon immer die Frage, ob Jesu Tod notwendig gewesen sei.

Ein großes Miss-Verstehen gibt es im Hinblick darauf, ob Jesus durch seinen Tod für uns unsere Sünden trage, gleichsam übernehme, uns reinwasche, wie es mir in meiner Kindheit immer wieder erzählt wurde und wie es auch heute noch verbreitet wird.
Wenn Jesus das tat, warum verhalten sich die Menschen dann weiterhin gleich?
Warum hat sich so wenig im christlichen Abendland verändert?
Warum wird die Ferne des Menschen von seinem inneren Wesen, von der Liebe, eher monströser?

Ich mag dieses Wort Sünde nicht. Es ist mir zu moralisierend, zu verurteilend, zu ultimativ. Für mich ist Sünde Bewusstseinstrübung, im Extrem ist es im Bewusstsein finster. Es ist, als ob Menschen in einem finsteren Raum tappen, nicht wissen, wo sie sind.
Dem Verstand, dem Intellekt geben sie seit der Epoche der Aufklärung im 18. Jahrhundert die Rolle des Lichtes, aber es ist kein inneres, kein geistiges Licht. Vor allem ist dieses Licht kalt wie eine Neonröhre.

Dabei kann der Verstand durchaus hilfreich sein und in unserem Leben eine wichtige Funktion erfüllen.
Auf sich allein gestellt aber ist er eine Nebelkerze:Es raucht gewaltig und in Wahrheit sieht man nichts mehr.

Die Seele der Menschen ahnt, manchmal weiß sie auch sehr genau um ihre Bewusstseinstrübungen, deshalb haben so viele Angst vor dem Tod. Im Leben nach dem Leben gibt es keine Taschenlampen, keine Nebelkerzen, kein Spektakel, mit dem man sich ablenken und die Sinne betören kann.
Das goldene Kalb erweist sich als Fata Morgana.
Als Illusion.

Lateinisch illudere bedeutet verpotten.
Wer wurde verspottet? Wer wird verspottet?
Das wahre Wesen des Menschen, die Liebe.

Kann man mehr Hohn und Spott über die Liebe ausgießen, als dass man das Volk zwischen der personifzierten Liebe und einem Verbrecher wählen lässt?

Pilatus wusste, dass das Volk durch die Pharisäer manipuliert war.
Die Pharisäer stehen hier symbolisch für alle Intriganten, alle Vasallen der Lieblosigkeit, alle Nachfahren des Herodes.

In einem Fall möchte ich das Wort "Sünde" als angemessen erachten:
Wenn jemand wider besseres Wissen den Tanz des Goldenen Kalbes tanzt.
Der spottet der Liebe.

Ist es also das, was man als Sünde bezeichnen kann?
Wider besseres Wissen den Weg der Illusion zu gehen?

Aber tun das nicht viele Menschen?

Das Kreuz, das Jesus auf die Schädelstätte trug – er tut es immer wieder -, ist das Ego, das niedere Selbst des Menschen, dessen Hochmut, sein Neid, sein Verrat an der Liebe, seine Gier nach Macht in der Gesellschaft, Macht in der Liebe über den anderen, was man gemeinhin als Sex bezeichnet, sein Tanz um das goldene Kalb.

Deshalb Jesu´ Wort: Ich bin der Weg … Mein Weg ist die Wahrheit … Es ist auch Dein Weg ... Er bedeutet wahres Leben!

Wenn der Mensch bereit ist, obige Dinge zu Ende zu bringen, Hass, Neid, Machtgier und seine Feigheit, sich zur Liebe zu bekennen, wirklich zu kreuzigen, dann tut er, was Jesus damals für ihn Weg bahnend vorausging.
Doch der Mensch muss es selbst wollen, selbst tun!
Das falsche Bewusstsein muss sterben.
Dann steht die Liebe auf! Dann ist Ostern!
Nur:
Ohne dass Jesus diesen Weg gegangen wäre, würde es niemandem gelingen.

Wer denn wüsste um diesen Weg?

Dieser Weg lässt sich nicht beschönigen.
Jedem Ego wird sein Golgatha. - Wenn unser Selbst es will.

Nie wäre ohne Jesu Sterben der Vorhang im Tempel zerrissen.
Eine gewaltige Symbolik.

Trotz Laotse (6. Jh. v.Chr.), Konfuzius (551-479), Sokrates (469-399), trotz Buddha (ca. 450-ca.370), trotz Platon (427-347):
Der Verrat an der Liebe, der Verlust der Liebe auf der Erde war zu groß.

Sieht es so aus, dass die Reise der Menschheit ein gutes Ende nimmt?

Als die vollkommene Liebe auf die Erde kam, wusste sie, dass die Menschen sie opfern und ihr einen Verbrecher vorziehen würden.

Gib uns Barabbas!

Wäre es heute anders?

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