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Donnerstag, 30. Januar 2014

Es gibt keine "moderne" Welt!


Mein Volk, 
es gibt keine "moderne" Welt. 
Es gibt auch keine "weiße" Welt.
Es gibt nur die EINE WELT des GROSSEN GEISTES
und der MUTTER ERDE.

Mein Volk, 
auch in der großen Stadt vernehme ich die Stimme der Schöpfung.

Der Regen spricht.

Auch die feinen Risse im Zement,
die wie Bäume im Winter aussehen, 
sagen es,
die Regenbögen in den Ölpfützen auf der Straße 
sagen es.

Gayle High Pine
aus Auf dem Pfad des Regenbogens

Sonnenblumen im Winter sagen es:
Es gibt nur die EINE WELT
des GROSSEN GEISTES
und der 
MUTTER ERDE

Mittwoch, 22. Januar 2014

Über den Blumenschmuck der großen Himmelsauen. – Andreas Gryphius´ Sternenliebe.


Er kann sich nicht satt an ihnen sehen, an seinen Sternen. 
Wenn man sein Sonett, typischerweise aus zwei vierzeiligen und zwei dreizeiligen Strophen bestehend, liest, mag man sich auch nicht vorstellen, dass Andreas Gryphius die Liebe seiner Sterne jemals vergisst, Sterne, die seinem Herzen und Geist Feuer geben. 
Er nennt sie Lichter, Fackeln, Blumen, Wächter, Bürgen seiner Lust, Regierer unserer Zeit.
Seine Sprache erfasst nur in Metaphern, in Bildern aus anderen Bildbereichen, was sie ihm bedeuten; über diesen Weg kann er vermitteln, wie viel sie ihm wert sind.

Und wie er sich freut, ganz am Schluss, dass er sie einst von oben sehen wird. 


Gryphius ist ein Kind seiner, der Barock-Zeit. Seine Lebenszeit, 1616 geboren, 1664 gestorben, ist von frühester Jugend an durch den dreißigjährigen Krieg geprägt, der 1618 beginnt, durch randalierende Katholiken- und Protestantenheere, durch die Pest, durch unvorstellbares Leid. Da versteht man die Losung des Barock: memento mori - gedenke, dass wir sterben müssen.

Und dennoch lebt die Freude. Und wenn sie von irgendwoher kommen darf, dann kommt sie einer Seele wie Gryphius von oben. Andere, vor allem die Fürstenhöfe, gaben sich auch der Sinnenlust hin, wollten den Tag genießen: carpe diem war die andere Losung dieser Zeit.

Menschen wie Gryphius fassten Mut für den Tag durch die Nacht, durch ihre Lichtboten, die Sterne.
Sie vermitteln uns, so weiß er, Weisheit, die wir bis heute nicht wirklich verstehen. Und doch ist sie da. Auch am Tag.
Vor allem nachts.

Sein Gedicht geht mir nah.
Wer erlaubt sich heute noch, so inbrünstig zu sein.

Würden doch die Sterne wirklich unsere Zeit regieren!

Ich hab den Text etwas lesbarer gestaltet.
Das Original kann man bei wikisource finden.


An die Sternen.

Ihr Lichter / die ich nicht auf Erden satt kann schauen / 

Ihr Fackeln / die ihr stets das weite Firmament
Mit euren Flammen ziert / und ohn Aufhören brennt;
Ihr Blumen / die ihr schmückt des großen Himmels Auen:

Ihr Wächter / die als Gott die Welt auf wollte bauen; 
Sein Wort die Weisheit selbst mit rechtem Namen nennt 
Die Gott allein recht misst / die Gott allein recht kennt
(Wir blinden Sterblichen! Was wollen wir uns trauen!) 

Ihr Bürgen meiner Lust / wie manche schöne Nacht
Hab ich / indem ich euch betrachtete gewacht?
Regierer unser Zeit / wenn wird es doch geschehen /

Dass ich / der euer nicht allhier vergessen kann / 
Euch / deren Liebe mir steckt Herz und Geister an
Von andern Sorgen frei werd unter mir bestehen?


Samstag, 11. Januar 2014

Are you an Elefriend?


Liebe Leserin, lieber Leser,

schau Dir das Video und damit die Wirklichkeit von Zirkuselefanten an - ich hoffe, es ist in dem ein oder anderen Zirkus nicht so, aber dass Tiger zum Beispiel nur gezwungenermaßen durch brennende Reifen springen, das glaube ich auch:



Freitag, 10. Januar 2014

Ein ganz liebes Liebesgedicht von Theodor Storm



Ich bin mir meiner Seele

In deiner nur bewusst,

Mein Herz kann nimmer ruhen

Als nur an deiner Brust!

Mein Herz kann nimmer schlagen

Als nur für dich allein.

Ich bin so ganz dein eigen,

So ganz auf immer dein.


Montag, 6. Januar 2014

Träume, unsere Himmelsleiter zwischen Unbewusstem und Bewusstsein, oben und unten, Himmel und Erde.

Gestern morgen, auf der Autobahn Richtung Würzburg unterwegs, hörte ich "zufällig" Bayern 1 als die Evangelische Morgenfeier kam, mit dem Titel, der mich sofort faszinierte:

Träume - die zweite Sprache Gottes.

Seit ich vor vielen Jahren ein Traumtagebuch geführt habe und unglaubliche Erfahrungen in Sachen Träumen machte - z.B. nahm ich mit der Zeit wahr, dass ich manchmal mehrere Träume zeitgleich träumte, oder dass ich etwas träumte, was Jahre später genau so eintrat, dass ich in einem Traum wie in der Hölle war, in einem anderen im Himmel, davon an anderer Stelle und später mehr - bin ich von Träumen wirklich fasziniert.
Und den Titel der Sendung fand ich einfach genial.

Weniger genial finde ich, dass Pfarrer Andreas Ebert seine Sendung auf einem angeblichen Goethe-Zitat, nämlich dass Träume Schäume seien, aufbaut. Ich habe es nicht als Goethe-Zitat gefunden und kann es mir auch nicht vorstellen, dass es der weise Alte aus Weimar gesagt oder geschrieben haben soll. Das war gewiss nicht seine Auffassung von Träumen.
Vielleicht verwechselt Herr Ebert es mit einer Stelle aus dem Heinrich von Ofterdingen von Novalis, jenes Büchlein, in dessen Mittelpunkt die blaue Blume steht. Dort sagt nämlich der Vater zu Heinrich, dem jugendlichen Protagonisten der Handlung, als dieser mal wieder geträumt hat, dass Träume Schäume seien, wobei wohl fast jeder weiß, dass Novalis gewusst hat, dass er hier den Vater nur ein Sprichwort wiedergeben lässt, denn Novalis selbst, wie im Grunde allen Romantikern, war kaum etwas heiliger als Träume.
In der ansonsten, wie ich finde, guten und inspirierenden Morgenfeier finden wir natürlich Hinweise zu den Josephsträumen, als also jener die schwangere Maria verlassen will, was im Übrigen echt lieb von ihm war, weil er nicht sie der öffentlichen Schande preisgegeben sehen wollte - schließlich konnte sie ja nur von einem Fremden schwanger sein, sondern ihr zuliebe selbst gehen wollte, dann aber ein Engel erscheint, der ihn darauf hinweist, dass Maria vom Heiligen Geist schwanger ist - was auch immer das bedeuten und wie es sich vollzogen haben mag; oder als Joseph die Information im Traum erhält, dass er nach Ägypten fliehen müsse, um Maria und seine Kind zu retten.
Bewundernswert, welchen Stellenwert für Joseph Träume gehabt haben müssen, dass er ihnen solch ein Vertrauen entgegenbringt.


Träume retten Leben

Träume, so sagte Andreas Ebert, seien in der Weihnachtsgeschichte Gottes Mittel und Weg, Leben zu retten. Echt schön gesagt.

Einer meiner absoluten Lieblingsträume ist der Jakobs, als er auf der Flucht vor seinem Bruder Esau erschöpft einschläft, im Traum eine Himmelsleiter sieht, auf der Engel auf und niedersteigen, am oberen Ende er aber Gott wahrnehmen darf, worauf er diese Stätte Beth-El nennt, und vom Haus Gottes spricht und dieses zugleich Pforte des Himmels nennt.
So wichtig ist mir dieser Traum, weil ich mich damals im Zusammenhang mit dem Heiligen Gral mit heiligen Steinen beschäftigt hatte; Jakob aber hatte, bevor er einschlief - seltsam, dass das die Bibel erwähnt, wo es doch scheinbar eine Nebensächlichkeit ist -, einen Stein des Ortes genommen, den er zu seinen Häupten legte.
Dieser Traum Jakobs, so sagte Andreas Ebert, ist gleichsam ein Traum übers Träumen:

Unsere Träume verbinden wie die Himmelsleiter oben und unten, Himmel und Erde. Sie überraschen uns. Sie rütteln uns auf, wenn wir dabei sind, ins Verderben zu laufen. Mit anderen Worten: Auch wenn wir uns innerlich verirren, Gott kennt noch einen Weg zu uns, zu unserer Seele. Jakob muss fliehen, weil er seinen Bruder betrogen hat. Da begegnet ihm im Traum Gott als einer, der ihn dennoch segnet und der ihm verspricht, ihn auch in die Fremde zu begleiten.

Und auch die folgende Passage fand ich klasse:

Auch scheinbar banale Träume sind sinnvoll. Sie helfen uns, die unverdauten Reste des Tagesgeschehens 
zu verarbeiten. Nachts, wenn wir träumen, geschieht in unserer Seele ein Heilungs- und Klärungsprozess, selbst wenn wir uns an den konkreten Traum nicht erinnern können.
Solche Träume könnte man mit einem Photonegativ vergleichen. All das, was tagsüber hell und klar ist und im Vordergrund steht, dunkelt sich ab und tritt in den Hintergrund. Alles, was wir übersehen oder verdrängen, all das, was tagsüber sozusagen im Schatten steht, wird beleuchtet. Das trägt dazu bei, dass unser Inneres heiler und geeinter werden kann und wir uns keine Illusionen machen über uns selbst.


Zum Abschluss zitierte der Pfarrer noch den Wüstenmönnch Evagrius aus dem 4. Jahrhundert nach Christus, der ein großer Seelenkenner gewesen sein muss:

Ob unsere Leidenschaften, unser Zorn, unser Neid, unsere Furcht, unser Stolz, unsere Trägheit wirklich geheilt sind, das zeigen uns unsere Träume. So lange uns beim Träumen all diese Begierden überfallen, ist unsere Heilung und Versöhnung noch nicht in der Tiefe abgeschlossen - und wir können Gott bitten, uns noch tiefer zu befreien und zu reinigen.

Diese Sendung animiert mich, in der Folge ab und an etwas aus meinem Traumtagebuch zu erzählen, von Träumen, in denen ich einem Tiger begegnete, in Stuttgart von einem Polizisten erschossen wurde oder Schüler schlug. Davon allerdings habe ich an anderer Stelle schon erzählt und wer mag, mag schon mal lesen: Wenn ein Lehrer Kinder schlägt - innere Kinder in unseren Träumen.

Es ist nicht so schlimm, wie es klingt :-))

Mittwoch, 1. Januar 2014

"Am Neujahrstage": Herz und Leben sind zerbrechlich und so kostbar!


"Fahr wohl, du altes Jahr, mit Freud und Leiden!
Der Himmel schenkt ein neues, wenn er will."
So neigt der Mensch sein Haupt an Gottes Güte,
Die alte fällt, es keimt die neue Blüte
Aus Eis und Schnee, die Pflanze Gottes, still.
 

Wir denken zu Beginn des neuen Jahres an das alte zurück, an Glücksmomente und an das Leid, dessen wir gewahr werden mussten, an große Fluten weltweit auf der Erde, auch in Deutschland, auch an den Unfall Michael Schuhmachers, an dem weltweit so Anteil genommen wurde. Ich wünsche ihm alles Gute!
Woran ich dabei aber auch denken muss, ist, dass die Frau eines Freundes von mir ein ähnliches Schicksal erlitt, als ihr anlässlich einer Herzoperation, als Sauerstoff in ihr Gehirn eindrang, ein Teil der Gehirnschale operativ entfernt werden musste, damit sie überleben konnte. In dieser Zeit, auch der langen Zeit der Rekonvaleszenz, hat mein Freund mit seinen zwei Kindern unvorstellbar viel mitgemacht; er stand nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit; nur wenige Bekannte und Freunde haben an seinem Schicksal Anteil genommen. Ich bewundere ihn noch immer dafür, wie er, eigentlich am Boden zerstört, weiterkämpfte.
Heute ist er arbeitslos, hat mehrere Stents in der Brust. Die Krankenkasse hat ihm das Krankentagegeld gestrichen; er prozessiert, aber wartet wegen Überlastung des Gerichts seit über 14 Monaten auf einen Urteilsspruch; er lebt von der Rente seiner Frau und von Erspartem.
Ich weiß nicht, ob er Sinn für weitere Strophen der Annette von Droste-Hülshoff, überschrieben Am Neujahrstage hat:


"Willkommen junger Tag mit deinen Brüdern!
Wo bist du denn, du liebes neues Jahr?" -
Da steht es in des Morgenlichtes Prangen,
Es hat die ganze Erde rings umfangen
Und schaut ihm in die Augen ernst und klar.
"Gegrüßt du Menschenherz mit deinen Schwächen,
Du Herz voll Kraft und Reue und Gebrechen,
Ich bringe neue Prüfungszeit vom Herrn!" -
"Gegrüßt du neues Jahr mit deinen Freuden,
Das Leben ist so süß, und wären's Leiden,
Ach, alles nimmt man mit dem Leben gern."


Ich bewundere Menschen, wie sie ihr Leben meistern und nicht verzagen und wünschte, dass ihre Realität auch unseren Politikern nicht ganz egal ist, dass sie mehr tun, als nur den Alltag und ihr Konto zu verwalten, dass sie dafür Sorge tragen, dass es den Bedürftigen unter uns besser gehen kann, dass viele unserer Schulen nicht mehr so grausam heruntergekommen aussehen oder dass wir z.B. Pflegepersonal so zahlen, dass sich mehr Menschen dafür bereit sind zu qualifizieren.
Klar lässt sich an all dem sparen. Frau Merkel ist das kein Problem. 
Ich frage mich schon, warum wir einen Riesen-EU-Apparat finanzieren müssen, ein viel zu großes EU-Parlament, das uns einen Haufen Geld kostet, weswegen wir nicht in der Lage sind, unsere Gerichte oder auch die Polizei oder unsere Soldaten in Afghanistan angemessen auszustatten
Ich frage mich auch, warum unsere Politiker nicht in der Lage sind, wenn es schon eine Große Koalition gibt, notwendige Neuordnungen vorzunehmen, die längst anfällig sind: die Neuordnung der Bundesländer beispielsweise oder eine Neuordnung des Steuerrechts. Wann, wenn nicht im Rahmen einer Großen Koaltion, wäre das denn besser machbar, wann beispielsweise wäre auch eine Verkleinerung eines überblähten Bundestages machbar?
Wir brauchen dieses Geld für Menschen unter uns, wie meinen Freund und seine Familie, die das Schicksal gebeutelt hat, wir brauchen es für die Ausstattung der Gerichte, der Polizei, unserer Soldaten.
Wann, wenn nicht jetzt, hätte Frau Merkel die Chance gehabt, Wegweisendes, Sinnvolles zu leisten?
Sie tut es nicht.
Übrigens sind die Herren Steinmeier und Seehofer genauso in der Verantwortung.
In einem Kommentar zu meinem letzten Post auf der Freien Welt habe ich geschrieben, dass ich nicht bereit bin, auf Erwartungen zu verzichten, Erwartungen, die ich an unsere Politiker habe, an meine Mitmenschen, an mich.
ich finde, wir sollten auch im neuen Jahr eindringlich immer wieder unsere Stimme erheben, unsere Stimme erheben auch für Menschen, die keine Stimme haben - außer der auf dem Wahlzettel, die ihnen so gut wie nichts nützt.
Was ich allerdings finde, was wir nicht vergessen sollten:
All diese Menschen, Michael Schuhmacher und seine Angehörigen, mein Freund und seine Familie und unsere Politiker sind ein Teil auch von uns. Unsere Politiker repräsentieren auch uns, in gewisser Weise sind sie unser Spiegelbild.
Wenn wir über sie schimpfen, schimpfen wir auch über uns.
Wir haben niemand anderes als sie. 
Wir haben niemand anderes als uns.
Ich finde, wir sollten nicht zurückstehen in unseren Erwartungen und Forderungen.
Und dennoch sollten wir auch die Hand reichen.
Letztendlich reichen wir sie auch uns.
Nur wenn wir versöhnt sind mit uns, könnten wir auch mit dem Leben versöhnt sein, so schwer es auch ist.
Annette von Droste-Hülshoff hat das menschliche Herz, unser Herz, in den Mittelpunkt ihres Neujahrsgedichtes gestellt:
Ihre letzten zwei Strophen gelangen zu einer Versöhnung an einem Ort des Friedens und der Liebe, allerdings nur, indem sie zuvor die Realität unseres Herzens wahrnimmt:

"Du hast den Frieden freventlich vertrieben!
Doch Gottes Gnad' ist grundlos wie sein Lieben:
O kehre heim in dein verödet Haus!
Kehr' heim in deine dunkle wüste Zelle,
Und wasche sie mit deinen Tränen helle,
Und lüfte sie mit deinen Seufzern aus!"
"Und willst du treu die Blicke aufwärts wenden,
So wird der Herr sein heilig Bild dir senden,
Daß du es hegst in Glauben und Vertraun.
Dann darf ich einst an deinem Kranze winden,
Und sollte dich das neue Jahr noch finden,
So mög' es in ein Gotteshäuslein schaun!"


Veröffentlicht auch auf FreieWelt.net
Das ganze Gedicht ist hier nachzulesen